genialer, aber kurzer Rätselspaß

Antichamber ist eines dieser Spiele, die aus dem Nichts kommen und schnell diesen gewissen Reiz versprühen.

Besonders merkt man das daran, dass urplötzlich zig Youtuber ein Video dazu machen. Sei es ein LetsPlay, ein Kurz-Gameplay oder schlicht ein Review.

Egal welches Video man sich jedoch ansieht, es läuft immer darauf hinaus, dass die Person hellauf begeistert ist und sich zudem irgendwie dumm anstellt. Gibt einem das Spiel also wirklich faktisch keine Hinweise, ist aber dennoch schlicht weg genial?

Diese Fragen klären wir nach den Fakten.

Fakten:

Erscheinungsjahr: 2013

Altersfreigabe: ab 0

Publisher: Indi-Titel

Entwickler: Demruth

Metascore (Stand 10.07.2013): 82

Grafik:

Die Grafik ist, wie bei den meisten Indi-Titeln, eher Geschmacksache. Überwiegend wird die er Zustand weiß verwendet und ab und an gibt es Farbtupfer. Die einzigen Farben, die häufig verwendet werden, sind Blau, Gelb, Grün und Rot sowie der Zustand schwarz.

Das hat den Vorteil, dass man jederzeit erkennen kann, was hier zu tun ist. Die Farbe der Klötzchen, die man findet, sagt einem sofort, welche Funktion der vier Kanonen man verwenden muss.

Dadurch wird alleine über die Grafik das gesamte Gameplay erklärt. Sehr clever.

Ansonsten lässt sich nicht viel über die Qualität der Grafik sagen, da es wie gesagt nicht wirklich Grafikeffekte usw gibt.

Das braucht das Spiel aber auch gar nicht, denn jedes Gefühl und jede Emotion sowie alle Informationen, die man braucht, werden vermittelt. Toll.

Gameplay:

Insgesamt wird nicht viel Gameplay geboten. Hier geht es rein um das Rätseln. Selbst fiese Timinggeschichten werden ausgespart. Mit Hilfe der Information, die einem die Farbe der Klötzchen und die Umgebung liefern, löst man die gestellten Kopfnüsse.

Wobei Kopfnuss eigentlich der falsche Ausdruck ist. Hat man sich erst mal an die Denkweise des Spiels gewöhnt (das dauert rund 20 Minuten), löst man nahezu jedes Rätsel auf Anhieb. Selbst die Bonusräume findet man beinahe komplett im ersten Durchlauf. Mir haben nach dem Abspann, welchen ich in 2,5 h erreicht hatte, laut einer Karte aus dem Internet noch 3 Räume komplett gefehlt und einer war nicht ganz gelöst.

Bevor jetzt irgendwer aufschreit, ob der kurzen Spielzeit: Solltet ihr auch nur im Entferntesten etwas für Rätselspiele übrig haben, ist dieses Spiel mit seinen rund 20 Euro ein absoluter Pflichtkauf.

Story und Atmosphäre:

Ohne auch nur ein einziges gesprochenes Wort und nur durch das Finden von Texttafeln samt Bild, wird hier mehr „Handlung“ und Emotionen vermittelt, als ich es selbst in Storyschwergewichten erlebt habe.

Der Trick hierbei ist, dass wir instinktiv mit gewissen Farben und Zuständen sowie Tönen und Geräuschen ein bestimmtes Gefühl vermittelt bekommen.

Kommt man also in einen absolut schwarzen Raum, in dem keinerlei Geräusche sind, nachdem wir in einem weißen Raum waren, der mit Meeresrauschen hinterlegt war, so fühlen wir uns schnell verlassen und einsam.

Löst man dann diesen Raum und findet die Texttafel, dann bekommt man die Bestätigung, dass man gerade „richtig“ gefühlt hat.

Generell wird Atmosphäre groß geschrieben. Man taucht völlig in die Welt ein und wird vom Ende, mit seinem komplett anderen Gameplay, gerade zu erschlagen.

Davon abgesehen, wird Einem jedoch keinerlei Handlung geboten. Das würde jedoch auch einfach aufgesetzt wirken.

Fazit:

In diesen 2,5 h habe ich mehr erlebt, als in manchem Vollpreistitel mit 10 Stunden Spielzeit. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich dieses Spiel zu holen. Selbst wenn ihr eher wenig auf Rätselspiele steht, werdet ihr euren Spaß haben.

Ich hoffe nun ernsthaft auf einen zweiten Teil, der den einzigen Kritikpunkt, die Spielzeit, behebt. Bis dahin bleibt eine klare 90 als Ehrung.

erschienen auf maggus-desire.de