Grandioser Abschluss der Serie

Wir wie alle wissen, ist die Entwicklung von PC- und Konsolenspielen kaum noch zu trennen und so ist es auch auf einer PC-Website durchaus angemessen vom Ende...

von TGfkaTRichter am: 25.02.2013

Wir wie alle wissen, ist die Entwicklung von PC- und Konsolenspielen kaum noch zu trennen und so ist es auch auf einer PC-Website durchaus angemessen vom Ende einer Generation zu sprechen. Es wird langsam Zeit, zurückzublicken auf die Spiele, die dieser Generation sowohl spielerisch als auch technisch geprägt haben. Wir denken in diesem Rahmen auch an die Serien, die in dieser Generation entstanden sind und deren Namen wir immer mit dem Zeitraum zwischen ca. 2005 bis wahrscheinlich so ungefähr Anfang 2014 in Verbindung bringen werden. Eine dieser Serien ist Crysis und passend zum Ende dieser langen Generation hat Crytek nun den besten Teil seiner Shooterserie präsentiert. Tatsächlich ist Crysis 3 nicht nur das bis jetzt beste Crysis, sondern einer der besten Shooter dieser Generation, dessen Technik bereits einen kleinen Blick in die Zukunft wirft.

 

Prophet zum Abschluss

 

Nachdem man in Teil 1 einen Elitesoldaten namens Nomad und in Teil 2 einen Marine mit der Bezeichnung Alcatraz gespielt hat, darf man in Crysis 3 endlich in die Rolle von Prophet schlüpfen, der einzigen Figur, die in beiden Vorgängern einen Auftritt hatte. Die insgesamt wirre Story der Serie bis dahin erhält durch diesen Protagonistenwandel aber auch im Nachhinein wenig Sinn. Noch immer bleibt das Ende von Teil 2 kryptisch, der extreme äußerliche Wandel der Aliens zwischen Teil 1 und 2 verwunderlich und das Ganze an sich auch nicht besonders interessant. Crysis 3 bietet übrigens ein Video, in dem die Story bis jetzt zusammengefasst wird und man sich außerdem darum bemüht, einige der Logiklücken zu stopfen. Das gelingt zwar nicht mal im Ansatz, aber ein paar der Erklärungen sind so lächerlich, dass sie zumindest unterhaltsam sind. Menschen, die die Vorgänger nicht kennen, müssen sich aber keine Sorgen machen. Man kann Crysis 3 problemlos spielen, ohne zu wissen was in Teil 1 und 2 geschah. Vielleicht ist es sogar besser.

 

In Teil 3 stapfen wir als Prophet die meiste Zeit durch eine überwucherte Schutzzone in den Ruinen von New York. Oft werden wir dabei von Psycho, einer Figur aus Crysis 1 und dem spielbaren Charakter des Addons Warhead begleitet. Zu Beginn kämpfen wir mit ihm zusammen gegen die Soldaten der aus Teil 2 bekannten Cell Cooperation, ehe in der zweiten Spielhälfte die unvermeidlichen Aliens ihren Auftritt haben. Obwohl die Handlung insgesamt belanglos bleibt und nur wenige Höhepunkte bietet, ist zumindest Psycho hervorragend gelungen. Seine Dialoge sind gut geschrieben, seine Motivation glaubhaft und sein (englischer) Sprecher leistet hervorragende Arbeit. Insgesamt reißt die Story also nicht vom Hocker, sie genügt aber, um die Missionen zu verknüpfen und das Spiel voranzutreiben. Dennoch kann man, vor allem dank Psycho, von der besten Crysisstory bis jetzt sprechen. Ein Titel, der nur nicht allzu viel wert ist.

 

Supersoldier

 

Natürlich schlüpfen wir auch in Crysis 3 wieder in die Nano Suit, die das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der Serie darstellt. Crytek hat der Superrüstung dabei keine neuen Fähigkeiten spendiert und es bei der schlanken Bedienung des zweiten Teils belassen. So wechseln wir über Tastendruck bequem zwischen Panzer- und Tarnmodus, während der Kraft- und Geschwindigkeitsmodus bei Bedarf automatisch aktiviert werden. So weit so zugänglich. Wie im 2. Teil kann der Anzug auch in Crysis 3 aufgewertet werden, jedoch nicht länger mithilfe getöteter Gegner, sondern mit Upgradeeinheiten, die in den teils sehr weitläufigen Leveln versteckt sind. Das gefällt mir persönlich besser, weil man so zum Erkunden animiert wird und es nicht mehr nötig ist, schnell zu den Leichen der Gegner zu rennen, um Upgradeeinheiten aufzunehmen.

 

Durch die Upgrades schalten wir keine komplett neuen Eigenschaften frei, sondern verstärken nur die natürlichen Fähigkeiten des Anzuges. Dabei können wir immer nur 4 Upgrades gleichzeitig nutzen, diese jedoch recht frei kombinieren und die beliebtesten Kombinationen sogar speichern, um in einem komfortablen Menü schnell auf sie zugreifen zu können. Bei den Upgrades handelt es sich um Dinge wie stärkere Panzerung, verlängerte Tarnung, eine reduzierten Rückstoß oder verlängerte Sprintdauer. Für jeden Spielertyp ist also was dabei.

 

Bombastische Level

 

Einer der Hauptkritikpunkte an Crysis 2 waren seine im Verhältnis zu Teil 1 sehr überschaubaren Level. Auch Crysis 3 erreicht nicht die Weitläufigkeit der riesigen Levels aus Teil 1, die Level sind aber dennoch deutlich größer als im direkten Vorgänger und bieten genug Raum für verschiedene Vorgehensweise. Noch immer kann man mithilfe des Tarnmodus behutsam vorgehen und einen Feind nach dem anderen unbemerkt ausschalten, wobei der neue Bogen besonders effektiv ist. Alternativ kann man auch den Panzermodus aktivieren und sich in klassischer Shootermanier durch die Level ballern. Beides macht Spaß, beides funktioniert und auch eine Mischung ist jederzeit möglich.

 

Die Vorgehensweisen werden auch durch ein erweitertes und gut gelungenes Waffenarsenal unterstützt. Neben den üblichen Pistolen, Schrottflinten und Maschinengewehren gibt es zahlreiche Spezialwaffen mit besonderen Eigenschaften und außerdem eine Reihe von Alienwaffen, die wir parallel zum eigentlichen Arsenal für einen begrenzten Zeitraum benutzen können. Ganz besonders gut gelungen ist der neue Bogen, der mit vier verschiedenen Pfeilen bestückt werden kann und einige neue taktische Möglichkeiten eröffnet. Er ist auch die einzige Waffe, auf die wir eigentlich immer zurückgreifen können.

 

Crytek hat es diesmal auch geschafft, sehr abwechslungsreiche Level zu programmieren. Wir kämpfen uns über einen riesigen Staudamm, schleichen durch alte Abwasserkanäle, durchqueren weite Gebiete mit hohen Gras, in dem schnelle Aliens auf uns Jagd machen, bewältigen ab und an eine Fahrzeugsequenz oder schleichen uns durch die halb in einem Sumpf versunkenen Ruinen von China Town. Völlig egal, durch welches Szenario das Spiel uns auch immer führt, die Atmosphäre ist überall top und jede Gegend sorgt aufs Neue für aufstehende Münder.

 

Next Gen ist, wenn wir es sagen

 

Der Spruch hätte eigentlich von Crytek kommen müssen, denn Crysis 3 fühlt sich an vielen Stellen nicht mehr wie ein Spiel an, das auch auf der PS3 und Xbox 360 erschienen ist. Die Grafik ist einfach nur überwältigend und klettert wenig überraschend auf den technischen Referenzthron. Was jedoch überrascht ist die gute Skalierung der Engine, die auch Besitzern von Mid-End PCs in den Genuss von wirklich toller Optik kommen lässt und dass Crytek diesmal ein ganz tolles Design gelungen ist. Die Beleuchtung spielt auf einem Level mit dem Witcher 2, die Ruinen von New York strotzen nur so von atemberaubenden Details, die Übergänge zwischen der Wildnis und den zerstörten Gebäuden wirken absolut natürlich und auch das Design der Aliens hat einen Sprung nach vorne gemacht. Dazu kommt ein ordentlicher Soundtrack, gute Soundeffekte und tolle (englische) Sprecher. Technisch haben die Jungs bei Crytek ihre Hausaufgaben also wirklich ordentlich gemacht.

 

Fordernde KI (mit dummen Aussetzern)

 

Ich habe das Spiel gleich auf dem Schwierigkeitsgrad Veteran begonnen und dort macht die KI bereits mächtig Alarm. Sie setzt den Spieler konstant unter Druck, verfügt über die für Crytek typische hervorragende Wegfindung und arbeitet oft gut im Team zusammen. Darüber hinaus steht die KI dem Tarnmodus des Nanoanzuges nicht mehr so hilflos gegenüber. Wir können uns nicht länger einen Zentimeter vor den Feinden entlangschleichen und die KI sucht uns auch viel aggressiver als in den beiden Vorgängertiteln. Leider trüben teilweise heftige Aussetzer das gute Gesamtbild. Immer wieder kommt es vor, dass Gegner uns komplett ignorieren oder stupide vor eine Wand laufen. Hoffentlich fixt Crytek dieses Problem mit einem Patch. Dennoch bietet Crysis 3 auf dem Veteranschwierigkeitsgrad eine beachtliche Herausforderung, die einen geübten Spieler zwischen 6 bis 8 Stunden grandios unterhalten kann.

 

Schon jetzt ein GotY Kandidat

 

Ich weiß, wir haben erst Februar, aber für mich ist Crysis 3 schon jetzt ein extrem ernster Anwärter auf den Titel als bestes Actionspiel des Jahres, wenn nicht sogar Spiel des Jahres 2013. Das Spiel weiß spielerisch und technisch voll zu überzeugen, die meisten der Schwächen der Vorgänger wurden eliminiert, die Stärken hingegen ausgebaut. Nur die noch immer recht schwache Handlung, die gelegentlichen KI-Aussetzer und die recht kurze Spielzeit trüben den Gesamteindruck etwas, können aber nichts daran ändern, dass Crysis 3 grandios geworden ist und einen Pflichtkauf für praktisch jeden Shooterfan darstellt.


Wertung
Pro und Kontra
  • - Fantastische Grafik
  • - Passender Soundtrack
  • - Gute englische Sprecher
  • - Saubere Steuerung
  • - Hervorragendes Leveldesign
  • - Verschiedene Vorgehensweisen
  • - Viel Abwechslung
  • - Gut integriertes Upgradesystem
  • - Interessante Waffen
  • - Aggressive KI
  • - Ordentlicher Wiederspielwert
  • - KI mit seltenen aber heftigen Aussetzern
  • - Eher schwache Story
  • - kryptisches Ende
  • - Eher kurz

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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