Gute Lizenzaction mit kleinen Macken

Nachdem wir in „Enter The Matrix“ lediglich Nebenfiguren spielen durften, schlüpfen wir nun endlich in die Rolle des Auserwählen. Ob es sich bei Shinys zweitem...

von - Gast - am: 20.08.2008

Nachdem wir in „Enter The Matrix“ lediglich Nebenfiguren spielen durften, schlüpfen wir nun endlich in die Rolle des Auserwählen. Ob es sich bei Shinys zweitem Matrix-Spiel um ein großartiges Action-Spektakel oder ein enttäuschendes Lizenzdebakel handelt, verrät unser Test.

Die Erwartungen - Erfüllt oder nicht?

Wenn man bei einem installierten Spiel manuell den Schreibschutz der Konfigurationsdatei entfernen muss, da sonst die Spieloptionen nicht gespeichert werden können und diese Datei dazu noch MatrixConfig.ini heißt, erwartet der erfahrene PC-Spieler wahrscheinlich eine unfertige und schlechte Filmversoftung.

Wir packen jedoch erst einmal alle Vorurteile und Vermutungen beiseite und nehmen Path of Neo genauestens unter die Lupe...

Die Story – Bekannt, neu und anders!

Anstatt wie in Enter The Matrix die Rollen einiger Nebenfiguren einzunehmen, steuern wir nun endlich die Hauptfigur der Matrix-Filme. Als Neo erleben wir zahlreiche bekannte Film-Momente erneut und treffen auf bekannte Gesichter. Hierbei hielt sich Shiny aber nicht immer genaustens an die Filmvorlage, sondern ließ sich Raum für Veränderungen, welche der Verlängerung der Spielzeit dienen.
Während Neo zu beginn des ersten Films von den Agenten auf seiner Arbeitsstelle festgenommen und verhört wird, entkommen wir im Spiel über das Dach des Firmengebäudes und entgehen der Gefangennahme. Sogar ein alternatives Ende haben sich die Wachowski-Brüder speziell für das Spiel ausgedacht, um die Story besser in ein Videospiel umsetzen zu können.

Zusätzlich zum Filmgeschehen zeigt uns Path of Neo allerdings auch einige neue Handlungsstränge und Charaktere. So füllt das Spiel die Lücke zwischen The Matrix und The Matrix Reloaded und macht es uns zur Aufgabe, einigen „Potenziellen“ den Weg aus der Matrix zu zeigen – so wie Neo es am Ende des ersten Films ankündigt.

Leider wird die Story stark bruchstückhaft erzählt und macht stellenweise große Sprünge. Lediglich teils wild zusammengeschnittene Szenen aus den Filmen sollen ein zusammenhängendes Bild erzeugen, taugen aber bestenfalls als Gedächtnisstütze für Kenner der Trilogie.

Das Gameplay – Den Löffel gibt es nicht.

In Sachen Spielmechanik ist Path of Neo zwar nicht sehr abwechslungsreich, dafür aber umso komplexer. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Kämpfen. Zwar bietet das Spiel unter anderem auch eine Shooter-Sequenz aus einem Helikopter, Stealth-Einlagen und sogar kleine Rätsel, jedoch wird hauptsächlich geprügelt. Gut, dass das Kampfssystem abwechslungsreich und motivierend genug ist um auch über mehrere Stunden nicht langweilig zu werden.

Neben zahlreichen waffenlosen Angriffstechniken und Kombos, können wir auf ein großes Arsenal an Hieb-, Stich- und Schusswaffen zurückgreifen. Diese lassen sich auf vielfältige Art und Weise erlangen. Beispielsweise können wir uns der Waffen erledigter Gegner bemächtigen, dekorativ aufgehängte Schwerter von den Wänden nehmen, oder auch Stangen, Fackeln etc. aus der Umgebung nutzen. Am coolsten ist es allerdings, wenn wir einem lebenden Feind seine Waffe entreißen und damit sowohl ihn, als auch einen seiner Mitstreiter, ausschalten.

Trotz der großen Vielfalt an Pistolen, Maschinengewehren, Schwertern und Schlagstöcken ist Neos stärkste Waffe eine nicht direkt sichtbare – Der Fokus. Mit diesem versetzen wir den Auserwählten in einen Bullet-Time-Modus, in welchem er sich schneller bewegt, deutlich stärkere Angriffe zustande bringt, höher springt und sogar an den Wänden entlang laufen kann.

Getreu den Filmen ist Neo jedoch nicht von Anfang an so übermächtig, wie er hier erscheint. Zu Beginn können wir unsere Feinde lediglich wegstoßen und haben vor allem den Wächtern der Matrix, den Agenten, nichts entgegenzusetzen. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis wir unsere Gegner auseinander nehmen und es mit hunderten von Agenten aufnehmen können, da Neo mit zunehmendem Fortschritt im Spiel auch immer stärker wird.

Die Grafik – Ein zweischneidiges Schwert

Was die Optik angeht, kann Path of Neo sowohl begeistern als auch enttäuschen. Während die meisten Level auch im Jahre 2008 noch nett anzusehen sind, enttäuschen die Gesichtsanimationen teils ungemein. Vor allem Neo hat den ein oder anderen dämlichen Blick drauf und wirkt stellenweise arg steif. Glücklicherweise sieht der Großteil der Modelle jedoch ordentlich aus und die Protagonisten ähneln ihren menschlichen Vorbildern sehr.

Zu den Stärken der Grafikengine gehören zweifellos Spiegellungen, Partikel- und Lichteffekte. So staunen wir über spiegelnde Böden, tolle Schatten und Lichtstrahlen, welche aus Splinter Cell stammen könnten. Des weiteren verwöhnen hochauflösende Texturen, Bump-Mapping und geschmeidige Animationen das Spielerauge.

Der fade Beigeschmack der ansonsten guten Optik präsentiert sich in Form von Clippingfehlern, fehlerhafter Beleuchtung der Models und nicht vorhandenem Anti-Aliasing. Hinzu kommt ein teils übertriebener Blur-Effekt.

Der Sound – Atmosphäre pur!

In Sachen Vertonung trumpft Path of Neo allerdings voll auf und bietet – im wahrsten Sinne des Wortes - ganz großes Kino. Der Matrix-typische Soundtrack passt sich an das Spielgeschehen an und untermalt, zusammen mit den guten Soundeffekten, die spektakulären Kämpfe passend.

Auf ebenso hohem Niveau wie die Musik befindet sich auch die englische Sprachausgabe. Mit Ausnahme von Morpheus werden die Charaktere zwar nicht von den Original-Darstellern vertont, doch machen die Sprecher allesamt einen hervorragenden Job. Obwohl auch die deutsche Sprachausgabe keineswegs schlecht ist, sollte man – sofern man sie versteht - die englischsprachige Version vorziehen, da diese lippensynchron ist, motivierter und somit atmosphärischer wirkt.

Die Steuerung – Totale Kontrolle?

Ähnlich solide wie die Grafik, präsentiert sich auch die Steuerung. Diese erfolgt wahlweise per Maus und Tastatur oder konsolentypisch mit dem Gamepad. Ähnlich wie in Tomb Raider – Legend bewegen wir Neo mit den WASD-Tasten und schwenken die Kamera per Maus. Obwohl diese Art der Steuerung bereits gut funktioniert, spielt es sich mit einem Gamepad noch einen Tick besser.

Leider lässt sich die Tastenbelegung von Gamepads nicht verändern, was dazu führt dass einige Buttons schwachsinnig belegt sind und somit unbrauchbar werden. Besitzer des XBOX360-Controllers schauen beispielsweise in die Röhre. Bei dem im Test hauptsächlich verwendeten Logitech Cordless RumblePad 2 gab es nur ein kleines Problem. Dort musste die Q-Taste per Logitech-Profiler auf dem Gamepad emuliert werden, da keine Taste mit „Entwaffnen“ belegt war. Wenn man sie denn nutzen kann, geht die Gamepad-Steuerung letztendlich aber locker und gut von der Hand.

Die Motivation – Boni, jede Menge Boni.

Wenn man nach etwa zehn Stunden den Abspann gesehen hat, haben Fans wahrscheinlich ohnehin schon Lust auf ein erneutes Durchspielen. Und wenn nicht, dann sind vielleicht die vielen freispielbaren Boni ein Grund dafür, noch eine Weile in der Matrix zu bleiben. Neben Making-ofs, Special-Moves, Cheats und einem Outtakes-Video, gibt es außerdem Artworks und Level-Konzepte als Belohnung. Durch drei Schwierigkeitsgrade bleibt das Ganze auch für erfahrene Spieler interessant.

Persönliche Meinung

Mir als Matrix-Fan hat Path of Neo sehr gefallen. Zwar beginnt das Spiel ein wenig schleppend und unspektakulär, dafür entschädigt es den Spieler aber später mit viel Action und Kampfszenen, die man so noch nicht erlebt hat. Die solide Grafik erzeugt zusammen mit dem überragenden Sound eine tolle Matrixatmosphäre. Frust kam bei mir nur sehr selten auf – und das, obwohl nur zu Levelende gespeichert wird. Enttäuscht bin ich lediglich von den größtenteils schlechten Zwischensequenzen. Da hilft es auch nicht, dass diese von den Wachowski-Brüdern persönlich geschnitten wurden.

Fazit

Das Spiel rund um den Auserwählten präsentiert sich von zwei Seiten. Auf der einen stehen der tolle Soundtrack, actionreiche Kämpfe, gute Spielbarkeit und eine ordentliche Präsentation. Die andere jedoch enttäuscht durch miese Cut-Scenes, mangelhaften Gamepad-Support und den teils fehlerhafte Grafik. Obwohl das Ganze etwas unfertig wirkt, ist Path of Neo für Fans der Matrix-Trilogie ein ziemlich gutes Action-Spiel. Wer mit der Matrix-Thematik absolut nichts anfangen kann, greift aber lieber zu Max Payne.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: hübsche Effekte, tolle Animationen, 16:10-Support
  • Sound: hervorragende Sprecher, genialer Soundtrack
  • Balance: drei Schwierigkeitsgrade, Checkpoints in Leveln
  • Atmosphäre: einzigartiges Matrixflair, coole Helden und Gegner
  • Bedienung: gute Steuerung per Gamepad und Tastatur/Maus
  • Umfang: reichlich Boni, viele bekannte Charaktere
  • Leveldesign: abwechslungsreiche und zerstörbare Umgebungen
  • KI / Teamwork: Fällt nicht besonders negativ auf...
  • Waffe: Große Anzahl an Waffen und Martial-Arts-Moves
  • Handlung / Multiplayer-Modi: Füllt einige Handlungslücken der Filme, Alt. Ende
  • Grafik: Clipping-Fehler, teils polygonarme Gesichter
  • Sound: Lautstärke in Videos und Spiel stark unterschiedl.
  • Balance: speichert nur am Levelende, teils zu leicht
  • Atmosphäre: Hätte zweitweise viel spannender werden können
  • Bedienung: Gamepad-Tastenbelegung nicht änderbar
  • Umfang: relativ wenige Gegnertypen, etwas kurz
  • Leveldesign: spielerisch kaum Abwechslung
  • KI / Teamwork: ...aber auch nicht sonderlich positiv
  • Waffe: Fähigkeitenentwicklung ziemlich linear
  • Handlung / Multiplayer-Modi: Erzählung größtenteils miserabel und lückenhaft

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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