In die Jahre gekommenes, aber gutes Rennspiel

„Schnall dich immer an und halte dich an die Straßenverkehrsordnung“. Werde ich machen, wenn ich einen Führerschein habe! Aber hier geht es um Need for Speed...

von - Gast - am: 11.07.2009

„Schnall dich immer an und halte dich an die Straßenverkehrsordnung“. Werde ich machen, wenn ich einen Führerschein habe! Aber hier geht es um Need for Speed Underground 2, welches 2004 von Electronic Arts auf den Markt gebracht wurde. Und hier geht es um illegale Actionrasereien, da kann man schon mal die Straßenverkehrsordnung vergessen.

Comic und Karte

Mit der Underground-Serie sind rudimentäre Story-Elemente in die Need for Speed-Reihe eingefügt worden. Schon am Anfang wird mit Hilfe einer Comic-Zwischensequenz an das Ende des ersten Underground-Teils angeknüpft. Ihr Wagen, mit dem Sie höchst erfolgreich im ersten Underground waren, wird von einem zwielichtigen Typen zu Schrott gefahren, sodass Sie nach Bayview reisen um dort von neuem anzufangen. Vom weiteren Verlauf der Story sollten Sie sich jedoch keine Hoffnungen machen, denn Need for Speed ist immer noch ein Rennspiel und keine Märchenstunde.
In Bayview angekommen nimmt Rachel Sie unter die Fittiche und leiht Ihnen zunächst ihr Auto. Damit können Sie sich schon mit der ersten Neuerung von Underground 2 vertraut machen, nämlich der frei befahrbaren Stadt. Dies ist vor allem ein atmosphärisches Plus, da die Stadt durchaus realistisch gestaltet ist und Sie sich die Gegend in Ruhe ansehen können. Schluss mit dem Gefühl, dass neben den Strecken die Karte einfach abbricht.

Kleine Garage und große Weite

Mit Rachels Auto dürfen Sie auch die ersten Rennen fahren. Blöd ist, dass Sie immer zu dem Punkt, der auf der Karte angezeigt wird, hinfahren müssen. Da einige Teile weit außerhalb auf der Karte liegen, müssen Sie teilweise minutenlang zu dem Startpunkt des Rennens fahren. Am Anfang ist jedoch nur das Stadtzentrum mit dem Flughafen freigeschaltet, erst später in der Kampagne dürfen Sie nach Beacon Hill (einem Geschäftsviertel), in die Jackson Heights (ein Reichenwohngebiet) und nach Coal Harbor (einem Industriegebiet).
Wenn Sie zum Wagenhändler fahren (ihrem ersten Ziel), müssen Sie ihr geliehenes Auto gegen einen ungetunten Untersatz tauschen. Am Anfang stehen Ihnen drei Autos zur Auswahl mit unterschiedlichen Werten bei Handling, Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung. Außerdem erfahren wir, wo sich Rachels Garage befindet, in der wir bis auf weiteres auch unser Auto abstellen dürfen und Tuningteile in unser Auto einbauen dürfen sofern wir diese bereits in einem Shop erworben haben.

Tuning und noch mehr Tuning

Shop ist ein gutes Stichwort. Neben dem Autohändler und einem Leistungstuningshop gibt es noch weitere Läden, die sich mit dem Aussehen Ihres Boliden beschäftigen. Im Karosserieladen erhalten Sie neue Stoßstangen, Motorhauben und Außenspiegel, während in der Lackiererei neue Lacke sowie Vinylaufkleber und Decals (Werbeaufkleber) angeboten werden. Last, but not least gibt es noch den Spezialteileshop, in dem Sie unter anderem Unterbodenbeleuchtung und farbige Folien für die Scheiben erwerben können.
Die meisten der Läden müssen Sie übrigens selbst in der Spielwelt finden, sodass es sich durchaus lohnt in den Stadtteilen nur so rumzufahren. Aber keine Sorge: Alle Läden haben spezielle Beleuchtung, sodass man sie doch recht leicht erkennen kann.
Das Tuning ist ein elementarer Bestandteil von Underground 2. Wenn Sie gegen Ihre Kontrahenten konkurrenzfähig bleiben wollen, müssen Sie schon recht früh mit dem Leistungstuning anfangen. Auch das optische Tuning ist notwendig um bestimmte Aufträge zu erhalten und auf DVD-Cover zu kommen. Außerdem ist es tatsächlich eine Belohnung für den Spieler und man ist motiviert, weiterzumachen, bis man das letzte Teil auch noch freigeschaltet hat. Vorbildlich: Alle Tuningteile und Wagen sind lizenziert und das bei hunderten verschiedenen Bauteilen und dutzenden Wagen.

Abwechslung und Stimmungsschankungen

Jetzt reden wir über ein Rennspiel und haben noch nicht die Rennen selber besprochen. Dazu muss man erwähnen, dass es viele verschiedene Modi gibt: Rundkurse und Sprints (normale Rennen im Kreis oder von A nach B), Dragrennen (Beschleunigungsrennen mit manueller Schaltung), Driftrennen (auf Punktebasis; je länger ein Drift ohne Bandenkontakt, desto mehr Punkte), Downhill Drift (ähnlich wie normale Driftrennen, nur in den Jackson Heights und nicht in einer abgesperrten Arena), Street X (kurze Rundkurse auf abgesperrten Strecken) und spezielle Rennen für Jeeps stehen Ihnen zur Auswahl. Dazu kommen noch Outruns, in denen Sie in der offenen Welt einen einzigen anderen Fahrer um 300 m abzuhängen und die Sie spontan auswählen können, wenn Sie hinter dem Gegner herfahren.
Die richtige Balance ist dabei schwierig und da zeigt Underground 2 eine kleinere Schwäche. In Rundkurs-, vielen Dragrennen, Downhill Drifts und Sprints, sowie im Outrun-Modus, wird auch der normale Straßenverkehr weiter simuliert. Das bedeutet, dass an sich unbeteiligte Autos an strategischen Stellen stehen (z.B. im Scheitelpunkt einer Kurve), sodass die Rennen einen etwas zufälligen Charakter bekommen.
Dragrennen sind generell eher schwierig auf Grund der Koordination von Schalten und Ausweichen, während die Driftrennen eher zu einfach sind, da die Gegner oft nur recht geringe Punktzahlen erreichen.

Not und Elend

In einem Rennspiel ist aber auch das Fahrverhalten mit bestimmend und hier kann Underground 2 nur teilweise überzeugen. Generell ist es sehr arcadelastig, sodass es z.B. kein Schadensmodell gibt. Andere Sachen sind jedoch ärgerlich: Bandenkontakte kosten nur relativ wenig Zeit (zu heftige Abpraller sollten dennoch vermieden werden), das Aufprallverhalten gegen andere Autos ist teilweise merkwürdig und die Autos untersteuern mal mehr, mal weniger. So hat der Geländewagen Cadillac Escalade anscheinend einen Wendekreis von etwa 25-30 m. Zu viel für enge Kurven.
Auch die KI ist teilweise ärgerlich. Zwar soll die KI Fehler machen, die wirken aber selten nachvollziehbar. Wenn etwa in einem Street X-Rennen ein Gegner zwei Mal hintereinander gegen die Innenkante einer Kurve fährt, wirkt es ungefähr ähnlich dumm, wie wenn ein Fahrer auf einer Gerade nicht Vollgas gibt, sondern uns erstmal passieren lässt. Gleichzeitig ist sie aber auch schön aggressiv, schreckt nicht zurück vor Rammmanövern. Außerdem wird die KI durch den normalen Straßenverkehr ausgeglichen, sodass die Rennen meist doch nicht zu einfach werden.

Licht und Schatten

Langweiliges Streckendesign kann jedes Rennspiel kaputt machen. Hier kann Underground 2 jedoch überzeugen, denn die Strecken führen durch alle Teile der Stadt und beinhalten in der Regel auch schwierige Passagen. Jedoch haben die Entwickler es versäumt ernsthaft verschiedene Bodenbeläge zu benutzen. Nur an wenigen Stellen ist Kiesboden, auf dem man natürlich schneller rutscht als auf Asphalt. Auch Regen wirkt sich nur im geringem Maße aus und manche Strecken werden recycelt. Dennoch sind viele Strecken mehr als zufrieden stellend designt.
Die Stadt selbst sieht übrigens durch tolle Lichteffekte sehr gut aus, im Gegensatz zu vielen anderen Teilen im Spiel. Wenn man mal nicht so schnell unterwegs ist, dann sieht man matschige Texturen an allen Ecken und Enden, aufploppende Gegenstände und Clipping-Fehler. Die Rennautos hingegen sind sehr detailgenau gestaltet.
Bedienungstechnisch kann Underground 2 ebenfalls nicht überzeugen, da die Tastatursteuerung sehr träge ist, sodass die Starts bei Dragrennen zur Qual werden, wo es auf ein exaktes Timing ankommt. Des Weiteren ist die Maussteuerung in den etwas verschachtelten Menüs ziemlich daneben gegangen. Man merkt, dass das Spiel in der Hauptsache für die Konsolen entwickelt wurde.

Kampagne und Karambolage

In was für einem Wagen Sie auch unterwegs sind, es hört sich immer toll an, da die Motorensounds durchweg gut gelungen sind. Daneben gibt es noch jede Menge Soundeffekte, die sehr realistisch wirken, z.B. wenn Sie mit hohem Tempo an einem anderen Auto vorbeifahren. Zusätzlich dazu gibt es einen coolen Soundtrack mit HipHop- und Rocksongs, dessen einziger Nachteil es ist, dass sich die Lieder recht schnell wiederholen.
Wiederholen ist schon das nächste Stichwort: In der Kampagne ist etwas schade, dass sich die Aufgaben wiederholen. Es geht nur darum die Sponsorenaufträge zu erfüllen, indem Sie ein Pensum an Rennen meistern (es zählen nur Siege) und auf den bereits genannten DVD-Covern zu landen. Durch die verschiedenen Rennklassen und die Entscheidungsfreiheit, welches Rennen Sie als nächstes machen wollen, stört dieses kleine Manko aber kaum.

Fazit

Subjektiv betrachtet ist Underground 2 ein fantastisches Rennspiel auf Grund der offenen Welt und der vorher selten da gewesenen Freiheit in einem Rennspiel. Objektiv betrachtet gibt es aber jede Menge kleinere Sachen, an denen man etwas zu kritisieren hat. Die KI ist genauso wenig ideal wie das Fahrverhalten und die Steuerung. Außerdem ist das Spiel typischerweise seit 2004 in Sachen Grafik deutlich in die Jahre gekommen. Trotzdem ist das Spiel auch heute noch für unterhaltsame Stunden sehr gut geeignet.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: detaillierte Autos, tolle Lichteffekte
  • Sound: starke Motorensounds, guter Soundtrack...
  • Balance: immer schaffbar, gute Lernkurve
  • Atmosphäre: glaubwürdige, offene Stadt, Freiheitsgefühl
  • Bedienung: standardmäßige Autosteuerung
  • Umfang: jede Menge Rennen, viele Renntypen
  • Fahrverhalten: einfaches Arcadefahrverhalten
  • KI: aggressiv, macht Fehler
  • Tuning: jede Menge Tuningteile, alle lizenziert
  • Streckendesign: führt durch alle Stadtteile, schwierige Bereiche
  • Grafik: pixelige Texturen, Aufploppen, Clipping-Fehler
  • Sound: ...der sich schnell wiederholt
  • Balance: Schwankungen je nach Renntyp
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: träge, mangelhafte Maussteuerung, unkomfortabel
  • Umfang: -
  • Fahrverhalten: kein Schadensmodell, Untersteuern, Abpraller
  • KI: wirkt nicht immer nachvollziehbar
  • Tuning: -
  • Streckendesign: Wiederholungen, fast nur Asphalt

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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