Ist Sherlock noch der Gute?

Wer ist der berühmteste Detektiv der Literaturgeschichte? Diese Frage bei Wer wird Millionär dürfte kaum mehr als 500,- € wert sein und beim...

von marioworld2013 am: 05.10.2014

Wer ist der berühmteste Detektiv der Literaturgeschichte? Diese Frage bei "Wer wird Millionär" dürfte kaum mehr als 500,- € wert sein und beim Publikumsjoker einen Wert von etwa 98% bekommen. Die fiktive Figur, der Sir Arthur Conan Doyle in zig Kurzgeschichten und einigen Romanen zum Leben verholfen hat, hat inzwischen auch schon einige Computerspielversoftungen hinter sich. Zuletzt erschien der neue Teil "Crimes and punishment", doch auch der Vorgänger ist es wert, gespielt zu werden. Völlig überrascht stellte ich fest, dass die Gamestar diesem wirklich gelungenen Krimiadventure aus dem Jahr 2012 offenbar nicht mal einen Test gewidmet hat.

Die Softwareschmiede Frogwares hat bereits einige Holmes-Titel in den letzten Jahren veröffentlicht. Während der erste Versuch noch kläglich scheiterte, entwickelte sich die Reihe mehr und mehr hin zu einer ernstzunehmenden Adventurereihe.

Im hier getesteten Teil steuer wir zumeist den Meisterdetektiv, mitunter schlüpfen wir aber auch in die Rolle seines Partners Dr. Watson und in einem Abschnitt schnüfffeln wir im wahrsten Sinne des Wortes als Suchhund herum.

Gesteuert wird das Spiel enweder aus der Egoperspektive oder aus einer 3rd-Person-Perspektive. Beides funktioniert recht gut, wenn auch mitunter etwas träge und hakelig, vor allem in engen Räumen. Objekte, mit denen wir interagieren können, werden mit Hilfe von Symbolen hervorgehoben, so dass man bei gewissenhaftem Abgehen der Räume und Gebiete kaum etwas übersehen kann. Mitunter kommt es dabei vor, dass wir einen Gegenstand zunächst nur ansehen und erst später, wenn wir wissen, dass wir ihn brauchen, auch mitnehmen können. Das hält sich aber zum Glück in Grenzen und ist, wenn, dann recht schnell einleuchtend.

Generell befinden sich die Gegenstände, die wir benötigen, in der Regel nicht allzuweit weg von aktuellen Rätsel, was deren Lösung nicht allzu schwer macht. Die Rätsel bestehen dabei teilweise aus klassischen (zumeist recht leichten) Adventurerätseln, teils aber auch aus Minispielchen wie etwa Verschieberätseln. Wer mit derlei Spielchen nicht zurecht kommt oder sich daran die Zähne ausbeißt, kann einige davon aber auch mit einem Klick auf den Button "Überspringen" lösen. Wer sich nicht ganz so plump helfen lassen möchte, kann auch Holmes' sechsten Sinn zuschalten, der mitunter auf ein noch nicht gefundenes Detail oder den richtigen Lösungsansatz hinweist. Diese Erleichterungen gibt es zumindest im normalen Schwierigkeitsgrad. Es gibt auch noch einen schweren, den ich nicht ausprobiert habe. Ich denke aber, dass diese Hilfefunktionen dort ausgeschaltet sein dürften.

Worum aber geht es in Testament of Sherlock Holmes? Zu Beginn lösen wir einen kleinen Fall von etwa 5-10 Minuten Länge, der in erster Linie dazu dient, sicht mit der Steuerung vertraut zu machen. Danach beginnt das eigentlichen Spiel. Als Holmes und Watson einen Bischof nach dessen Anruf besuchen wollen, finden sie ihn tot vor, böse verstümmelt und offensichtlich vergiftet. Wir beginnen natürlich sofort zu ermitteln. Nett: Teilweise müssen wir die ermittelten Tatsachen auf einem eigenen Bildschirm miteinander verknüpfen, Fragen beantworten, bis am Ende geklärt ist, was wirklich vorgefallen ist. Entscheidet man sich bei der einen oder anderen Frage falsch, ist das nicht weiter schlimm. Das Spiel geht erst weiter, wenn alles richtig beantwortet und verknüpft ist, im Zweifel hilft auch mal Probieren. Allzu schwer ist das aber auch wieder nicht.

Während der Ermittlungen haben wir es mit einem kompromisslosen Holmes zu tun, der sich zumeist am Rand des Gesetzes bewegt, eine Beteiligung der Polizeit so weit wie möglich ausschließen möchte...für die Presse ist er sogar der Hauptverdächtige in diesem und weiteren Mordfällen, die nach und nach zu einer wesentlich größeren Geschichte führen. Selbst sein Partner Watson vertraut Holmes irgendwann nicht mehr...ist er möglicherweise wirklich ein Mörder??

Eine der vielen Fragen, die wir klären müssen in dieser wirklich spannenden und kurzweiligen Geschichte mit überraschenden Turning Points. Angenehm: Sterben können wir in diesem Adventure nicht, wir können also relativ enstapnnt ermitteln und das ganze für rund 10-12 Stunden lang.

Die Grafik ist dabei kein Meisterwerk, aber wirklich gut und stimmig gelungen. Dabei erleben wir abwechslungsreiche Schauplätze, darunter unter anderem Whitechapel (wo auch Jack the Ripper einst sein Unwesen trieb), ein Gefängnis, ein Krankenhaus, ein Jahrmarkt  und die Kanalisation) Die deutsche Sprachausgabe fällt zumindest nicht negativ auf, kann also als ordentlich bis gut bezeichnet werden.

Fazit: The Testament of Sherlock Holmes ist ein gutes und spannendes Detektivadventure geworden, für mich vorbehaltlich des neuen Teils Crimes and Punishment, den ich noch nicht gespielt habe, bisher das beste Frogwares Adventure aus dieser Reihe. Die Geschichte treibt mich stets weiter, da stört es mich auch nicht sehr, dass die Rätsel mitunter keine allzu große Herausforderung darstellen, schließlich will ich wissen, wie es weitergeht.

Wer Krimiadventures mag und der 3D-Steuerung dabei nicht allzu skeptisch gegenübersteht, kann bedenkenlos zugreifen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Spannende Geschichte mit Wendungen
  • Stimmige Grafik
  • Ordentliche Steuerung
  • Guter Flow
  • Rätseldesign nicht jedermanns Sache
  • Steuerung mitunter etwas haklig
  • Wenige nötige Gegenstände nicht gleich aufnehmbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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