Jericho - Undying 2.0 oder lahmer Aufguss?

Jericho, so heißt im Spiel die anfangs sieben-, später sechsköpfige Heldengruppe, die vom Department für okkulte Kriegsführung zu einer Ruinenstadt mitten in...

von - Gast - am: 08.07.2011

Jericho, so heißt im Spiel die anfangs sieben-, später sechsköpfige Heldengruppe, die vom Department für okkulte Kriegsführung zu einer Ruinenstadt mitten in einer Wüste geschickt wird. Irgendwo in der verlassenen Stadt scheint sich ein Tor zur Unterwelt geöffnet zu haben, durch das zahlreiche schreckliche Kreaturen austreten und die Gegend unsicher machen. Kaum in der Wüste angekommen, bekommt es die Jericho-Truppe dann auch sofort mit den ersten Feinden zu tun, die allesamt wie ein Abbild des Bösen aussehen und ihren Zweck als Teufelsgestalten erfüllen.

Leider bleibt das Storyverständnis des Spieles mehr als ungenügend. Selbst wer sich anstrengt, wird durch die wenigen Dialoge oder die kurzen Missionstexte während der häufigen Ladepausen kaum herausbekommen, um was es in der Wüstenstadt wirklich geht. Nur selten dreht die Geschichte für einige Minuten mal auf und erzeugt so etwas wie einen Spannungsbogen. Doch warum das Jericho-Team dann plötzlich Seite an Seite mit deutschen Weltkriegssoldaten oder mit den Templern kämpft, klärt das Spiel nicht hinreichend auf.

Wiederholung? Aber klar!

Immerhin lockern die Zeitsprünge zurück in die Geschichte das ansonsten arg monotone Leveldesign etwas auf. Fast durchgehend lauft ihr mit euren Helden über eng abgesteckte Wege oder durch schmale Gänge. Mitunter hat man den Eindruck, dass man einfach nur in großen Umwegen und vielen Schleifen durch das Missionsgebiet geschickt wird, ohne die Möglichkeit, Alternativrouten zu wählen oder mal abseits der Wege etwas Platz zu haben. Besonders die Einsätze unter freiem Himmel spielen sich so auf Dauer arg monoton, zumal auch die Angriffsmuster der Feinde stets dieselben sind. Alle paar Meter werdet ihr von einer Horde Gegner angegriffen, die für einige Zeit ständig respawnen. Nach mehreren auf Dauer langweiligen Kampfminuten dürft ihr ein Stück weiter durch die Levelschläuche wandern, bis sich das Schauspiel von vorne wiederholt.

Da fast alle Feindattacken vorhersehbar sind, kommt echte Gruselstimmung selbst in den dunklen Gängen verlassener Gebäude nicht auf, auch Schockmomente konnten wir nicht feststellen. Stattdessen steht die Shooter-Action klar im Vordergrund, daneben müsst ihr gelegentlich ein paar fiese QuickTimeEvents überstehen.

2=Alle?

Stirbt einer der Jericho-Mitglieder im Kugelhagel der einigermaßen cleveren Feinde, könnt ihr ihn auf Tastendruck mit jedem anderen Charakter wiederbeleben, obwohl laut Handbuch diese Fähigkeit lediglich zwei der Helden beherrschen sollen. Erst wenn das komplette Jericho-Team ausgeschaltet ist, bedeutet dies das Game Over. Vor allem Gelegenheitsspieler dürften das Game Over nach ihrem Geschmack zu oft sehen. Einige Stellen im Spiel sind nämlich fast abartig schwer und nur mit der richtigen Taktik zu gewinnen. Leider bietet euch 'Jericho' keine freie Speichermöglichkeit, immerhin sind die Checkpoints in aller Regel fair platziert, doch einige Schlachten werdet ihr sicherlich mehrmals spielen müssen.

Zuweilen ist das Spiel auch schon etwas unfair. Etwa wenn euch ohne Vorankündigung der Feind in den Rücken fällt. Solche Attacken könnt ihr zwar mit einfachen 'Stellung halten'-Befehlen an eure Kameraden entschärfen, doch beim ersten Mal lauft ihr hoffnungslos in die Falle. Außerdem ist der vorhandene Platz in den engen Levelschläuchen für die große Kampftruppe samt einiger Begleiter einfach oft zu klein, ihr steht euch quasi auf den Füssen oder lauft in die Schussbahnen eurer Kollegen.

Hässliche Hölle

Grafisch ist 'Jericho' ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sehen die Spezialeffekte und die Charaktere selbst klasse aus, auch das Design der Gegner weiß zu überzeugen, auch wenn man sich hier etwas mehr Abwechslung gewünscht hätte. Enttäuschend sind aber leider viele der Boden- und Wandtexturen, die oft nur aus öden grobflächigen braunen oder grauen Tapeten bestehen. Nur sehr selten bekommt ihr mal kleine Abschnitte vorgesetzt, die etwas organischer aussehen. Erst mit dem Eintritt in das Tempelritterzeitalter dreht die Umgebungsgrafik ein wenig auf, bleibt aber insgesamt hinter den aktuellen Shooterhighlights zurück.

Deutlich besser als die Optik hat uns der Sound gefallen. Die einzelnen Mitglieder der Jericho-Kampftruppe sprechen in ordentlicher deutscher Sprache und rufen auch schon mal mitten im Kampf ein paar aufmunternde Worte. Die Soundeffekte werden der gebotenen Action ebenso gerecht, doch einzigartig ist besonders der Score, der mit einigen gesungenen Songs und orchestralen Stücken eine ganz eigene Stimmung schafft, die das Spiel sonst leider viel zu selten aufzubauen vermag. Der Wiederspielwert hält sich übrigens aufgrund der starren Levelgrenzen sehr im Rahmen und auf einen Mehrspielermodus haben die Entwickler komplett verzichtet.

Fazit

Auf der Packungsrückseite ist die Rede von atemberaubendem Horror und einer packenden Story, beides konnte ich beim Spielen von 'Jericho' leider nicht antreffen. Die Geschichte rund um die Teufelswelt verliert sich in den unverständlichen Zeitsprüngen und gegruselt habe ich mich über die gesamte Spielzeit nicht, da Schockmomente anders als bei 'Undying' komplett ausblieben. Was bleibt ist ein ordentlicher Teamshooter mit viel Action und Unmengen von Kämpfen, die auf Dauer aber langweilig werden. Hauptgrund dafür ist das extrem schwache Leveldesign mit seinen engen Levelbegrenzungen und der kaum vorhandenen Abwechslung. Zudem wirkt die Steuerung unnötig kompliziert und von den übernatürlichen Superkräften der Helden wird zu selten gebrauch gemacht. Somit verschenkt der Titel viel Potential und muss sich in diesem heißen Shooterherbst mit einer überraschend niedrigen Wertung zufrieden geben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Hübsches Design
  • Sound: Guter, Atmosphärischer Sound
  • Balance: Jeder kann Wiederbeleben
  • Atmosphäre: gutes Gesamtbild...
  • Bedienung: gute Tastenzuweisung
  • Umfang: freischaltbare Infos
  • Leveldesign: --
  • KI: KI setzt selbstständig Spezialattacken ein
  • Waffen/Extras: Spaßige Spezialattacken
  • Handlung: am Anfang spannend...
  • Grafik: Matschtexturen
  • Sound: -
  • Balance: Extrem wankender Schwierigkeitsgrad
  • Atmosphäre: allerdings will trotzdem kein Gruselflair auftrete
  • Bedienung: fummeliger Heldenwechsel
  • Umfang: kein Wiederspielwert
  • Leveldesign: Total Linear
  • KI: Ist aber auch oft überfordert
  • Waffen/Extras: Nichts innovatives
  • Handlung: am Ende enttäuschend

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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