Jump and run and noch viel mehr

Teil 1 der Serie habe ich nicht gespielt, bin also direkt bei Assassins Creed 2 eingestiegen und habe bei Brotherhood weitergemacht, daher kann ich keine...

von Flori der Fux am: 30.09.2012

Teil 1 der Serie habe ich nicht gespielt, bin also direkt bei Assassins Creed 2 eingestiegen und habe bei Brotherhood weitergemacht, daher kann ich keine Vergleiche zum Vorgänger anstellen. Dennoch möchte ich meine Impressionen zu diesem Spiel hier zusammenfassen.

 

Worum geht es?

Nun, über die Story möchte ich nicht zuviel verraten, nur soviel. Unser (noch nicht) Held heißt Desmond und lebt tatsächlich in der heutigen Gegenwart. Allerdings wird er in einer Forschungsanlage gefangen gehalten, weil er blutsverwandt mit einem (tatsächlichen) Helden des 15.Jahrhunderts ist, namentlich Ezio Auditore da Firenze aus Italien. Bedingt durch diese Blutsverwandschaft schleppen wir in unseren Genen nicht nur bisweilen versteckte geistige und körperliche Fähigkeiten, sondern auch zahlreiche Erinnerungen mit uns herum. Gerade deretwegen sitzen wir in dieser Forschungseinrichtung fest, denn diese wird von mächtigen Nachfahren der Tempelritter kontrolliert. Die Templer wiederum sind auf der Jagt nach allmächtigen Artefakten, über deren Verbleib die Erinnerungen Ezios Aufschluss geben sollen. Die Erinnerungen sind aber dummerweise nicht auf Kommando abrufbar, sondern Desmond muß in eine Art Erinnerungs-Matrix eintauchen und zahlreiche Situationen aus Ezios Leben rekonstruieren und nachspielen, um das Puzzle allmählich zu vervollständigen.

Das Instrument zur Herstellung der Synchronität zwischen Desmonds Verstand und Ezios Erinnerungen nennt sich Animus. Dieses Gerät erlaubt es außensteheden Operatoren, Kontakt zu Desmond aufzunehmen, ihm Anweisungen zu geben und, was den modernen Templern besonders wichtig ist, Informationen abzurufen.

Doch eine kleine Gruppe von Widerstandskämpfern hat von den Allmachtsplänen der Templer Wind bekommen, und setzt alles daran, denen die Suppe zu versalzen. Daher wird unser Desmond von einer charmanten jungen Dame kurzerhand aus dem Forschungskomplex entführt und an einen geheimen Ort gebracht. Auch die Rebellen besitzen einen sogenannten Animus, und es dürfte klar sein, was sie von Desmond wollen: Er soll in Ezios Erinnerungen schwelgen, das Versteck der Artefakte wiederfinden und dann dafür sorgen, dass diese niemals in die falschen Hände gelangen.

Allzu viel Überredungskunst ist nicht nötig, denn Desmond erkennt rasch den noblen Zweck dieser Operation. Und so läßt er sich an den Animus anschließen und taucht ein in die Welt von Ezios Erinnerungen.

Und hier kommen wir endlich so richtig ins Spiel. Desmond wird Ezio, Desmond muß so werden wie Ezio, so denken, so fühlen, so handeln. Nur auf diese Weise können all die vielen Passagen aus Ezios Leben wieder abgerufen werden, die letzen Endes ans Ziel führen sollen. Wenn wir es verpatzen, sprich, wenn Ezio durch unser Ungeschick stirbt oder andere relevante Aktionen scheitern, bricht die Synchronität ab, und der Animus schickt uns zurück an den letzten Speicherpunkt.

Der Weg, der uns zu den göttlichen Artefakten führt, ist lang und steinig. Damit Desmonds Verstand begreifen kann, um was es eigentlich geht, müssen wir bereits im späten Teenageralter von Ezio Auditore mit dem Graben in dessen Erinnerungen anfangen. Diese Phase dient Anfangs noch als Tutorial. 

Die Auditores sind eine reiche und angesehene Familie und wohnhaft im Florenz des 15. Jahrhunderts. Der praktische Teil des Spiels beginnt damit, daß unsere Eltern uns auf Botengänge quer durch die Stadt schicken. Dabei lernen wir auch gleich einen weiteren wichtigen Protagonisten kennen, nämlich den Erfinder Leonardo da Vinci. Weil diese Besorgungstouren für kräftige und abenteuerlustige Jugendliche zu langweilig sind, liefern wir uns Prügeleien mit anderen Teenagern, sowie Wettrennen über die Dächer von Florenz. 

Und darin liegt bereits der spielerisch wesentliche Aspekt von Assassins Creed. Mit fast übermenschlicher Akrobatik klettern wir an den Fassaden der höchsten Türme hoch und rennen und springen zielsicher von Dach zu Dach.

Bald erfahren wir, daß unser Vater für einen Geheimbund, die Assassinen, arbeitet, dem daran gelegen ist, die bösen Templer an ihrem Ziel, der Weltherrschaft, zu hindern. Doch durch einen Verrat von falschen Freunden müssen wir entsetzt mit ansehen, wie unser Vater und unsere beiden Brüder, einer noch ein Kind, wegen angeblichen Hochverrats an der Obrigkeit öffentlich hingerichtet werden. Unser Ezio, dessen Mutter und Schwester hatten Glück, zum Zeitpunkt der Verhaftung nicht zu Hause gewesen zu sein, doch nun sind die Schergen auch hinter uns her, und wir müssen fliehen.

Wir reisen also nach Monteriggioni, einer kleinen Stadt in der Toskana, die unserem Onkel Mario untersteht. Mario, genau wie unser Vater, ist ein Assassine. Er klärt uns darüber auf, was es mit den Assassinen und den Templern auf sich hat, und bildet uns im Kampf aus. Schließlich treten wir in die Fußstapfen unseres Vaters, schwören Rache an den Verrätern unserer Familie, und werden selbst zum Assassinen.

 

Das Spiel


Die machthungrigen Templer verstehen sich blendend mit der machthungrigen Obrigkeit, während der Widerstand nur aus einer kleinen Schar von aufgeklärten Rebellen besteht. Die einen haben Armeen, die anderen sind gezwungen, im Schatten zu operieren. Ein ungleicher Kampf. Da die Assassinen nicht gegen stehende Heere antreten können, müssen sie stattdessen die Anführer ihrer Feinde meucheln. Genau das ist unser Handwerk, welches Ezio im Verlauf der Handlung nach und nach perfektioniert. Wir schleichen, rennen, klettern, hangeln, springen, reiten und schwimmen durch verschiedene italienische Städte, nähern uns unseren Opfern möglichst unentdeckt an und schlagen blitzschnell zu. Auch nach unserer Flucht aus Florenz steht uns unser treuer Freund Leonardo da Vinci stets zur Verfügung, wenn es darum geht, altes Assassinenmordwerkzeug anhand verschlüsselter Blaupausen und Schemata zu rekonstruieren, um unsere Effizienz weiter zu steigern.

Während wir von einem Mordauftrag zum nächsten hechten, entdecken wir immer wieder Hinweise, die uns den uralten, mächtigen Artefakten näher bringen. 

Es wäre zu weit gegriffen, Assassins Creed II als "open world" Actionspiel zu bezeichnen, aber in den sehr weitläufigen Stadtgebieten und Landstrichen jenseits der Stadtmauern können wir uns weitestgehend frei bewegen. Über Wegpunkte ist es überdies oftmals möglich, nach Belieben von einer Stadt in die andere zu reisen, falls es dort noch etwas zu erledigen gibt. Und es gibt immer etwas zu erledigen. Auch ohne konkrete Aufgabe lohnt es sich, die Straßen und Dächer der Städte zu erkunden, sind doch überall Schatzkisten versteckt, oder digitale Signaturen, die von  unseren neuzeitlichen Kollegen am Computer ausgewertet werden können und uns mit Informationen über die Artefakte versorgen. Bei Händlern kaufen,verkaufen oder reparieren wir Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Manche bieten auch Schatzkarten feil. Außerdem greifen wir unserem Onkel bei der Verwaltung seines Monteriggioni unter die Arme, modernisieren die Betriebe seiner Stadt und investieren unser sauer verdientes Geld in Gemälde zur Verschönerung seiner Villa.

Unseren  Helden Ezio sehen wir in der 3rd Person Perspektive, die Kamera ist dabei zumeist rotierbar, so wie wir es gerade brauchen. Aber leider nicht immer. Gerade bei den immer mal wieder vorkommenden Kletteraufgaben á la Tombraider werden wir oftmals mir einer statischen Kamera gestraft, die sowohl Steuerung als auch Orientierung stark einschränken. Dies sorgt für Fehlsprünge und Frust. Der durchschnittliche Schwierigkeitsgerad von Assassins Creed II ist eher zu leicht als zu schwer, und selbst der Endkampf stellt uns vor keine allzu großen Herausforderungen. So flutscht die Story recht progressiv über unseren Bildschirm, und wenn es irgendwo hakt, hat dies meist mit der Steuerung zu tun.

Ja, die Steuerung ist ein zweischneidiges Schwert. Das Klettern und Springen geschieht mit geradezu anmutiger Leichtigkeit. Die höchsten Türme stellen kein Problem für uns dar, und schon die Fortbewegung über die Dächer macht unheimlichen Spaß. Kämpfe gegen leichte Gegner gehen sehr gut von der Hand, doch wenn wir auf Blocken und Ausweichen und Kontern angewiesen sind, kann es mit der Tastatursteuerung recht krampfig werden. Auch gerade in Situationen, die bei hohem Lauftempo zielsicheres Springen, Klettern und Hangeln im fliegenden Wechsel erfordern, kommt man mit der Steuerung leicht ins Schleudern. Dann krallt sich Ezio an Balken fest, an denen wir eigentlich vorbei laufen wollten, oder springt, wo wir nicht springen wollten. Fies insbesondere in Missionen, bei denen überdies ein Zeitlimit läuft und wir sehr schnell sein müssen. Da treffen dann Hass und Liebe für dieses Spiel krass aufeinander. Bei einem Zeitrennen in Venedig zum Beispiel habe ich mir regelmäßig die Wut aus der Seele gebrüllt, angereichert mit allerlei deftigen Schimpfwörtern und donnernden Faustschlägen auf meinen unschuldigen Schreibtisch. Ja, in derlei Situationen habe ich Ezio und Assassins Creed leidenschaftlich gehasst. Doch der weitere Verlauf der Geschichte, gepaart mit der für meinen Geschmack technisch inzwischen etwas überholten, aber wirklich wunderschönen Grafik, haben mich für diese Eskapaden immer wieder entschädigt. Allein die Weitsicht von den Türmen der Toskana ist beeindruckend. Auch die Lichteinwirkung der verschiedenen Tageszeiten hat es mir angetan. Ebenfalls sehr gut gelungen sind die sehr schön gemachten Zwischensequenzen, die die Story weiter erzählen. Die Städte wie Florenz und Venedig sind mit viel Liebe zum Detail in das Spiel übertragen worden, alle wichtigen, historischen Bauwerke finden sich hier wieder. Zudem sind die Städte voller Menschen, die ihrem Tagwerk nachgehen. Sie wirken somit sehr lebendig und glaubhaft. Werfen wir eine Leiche vom Dach eines Hauses herab, fangen die Leute auf der Straße (insbesondere die Frauen) an, zu schreien, und die Stadtwache rückt an. Allerdings kennt die Gegner-KI ihre Grenzen. Wachen laufen in der Regel recht stur ihre Touren ab und lassen sich leicht übertölpeln. Sind sie paarweise auf Patrouille, stört es den einen wenig, wenn wir seinen Begleiter aus dem Hinterhalt meucheln, und dieser plötzlich nicht mehr da ist.

Fazit:


Trotz der genannten Schwächen und Wutausbrüche hat mir Assassins Creed II sehr viel Spaß gemacht, und ohne Umschweife habe ich mir im Anschluß den nächsten Teil der Serie, Assassins Creed : Brotherhood, angetan, der die Story da fortsetzt, wo II aufhört. Wer auf modernes Jump and Run in 3D mit spannender Geschichte und viel Action steht, sollte sich dieses Spiel auf jeden Fall einmal angucken.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • + klasse Story
  • + erfreulich große Spieldauer
  • + Sehr großes Areal
  • + schöne Grafik und Animationen
  • - oft hakelige Steuerung
  • - z.T. keine freie Kamera
  • - magere KI

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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