Kein Castlevania aber ein guter God of War Klone

Mit Castlevania Lords of Shadows (CLoS) versucht sich die Traditionsserie mal wieder in 3D und diesmal sogar, wenn auch mit Verspätung, auf dem PC. Ist das...

von TGfkaTRichter am: 09.09.2013

Mit Castlevania Lords of Shadows (CLoS) versucht sich die Traditionsserie mal wieder in 3D und diesmal sogar, wenn auch mit Verspätung, auf dem PC. Ist das gelungen? Im Großen und Ganzen schon, wenn auch noch immer mit kleineren Macken.

 

Das ist ein Castlevania?

 

CLoS ist ein Reboot, ähnlich wie Tomb Raider oder DMC. Während diese Titel aber vielen Traditionen ihrer Serie folgten, ändert CLoS extrem viel und ist eigentlich nicht mehr als Castlevania erkennbar. Es folgt weder dem klassischen Jump and Run Ansatz der älteren Titel noch dem Metovaniakonzept, das seit Symphony of the Night die Serie geprägt hat. Stattdessen spielt es sich wie ein God of War mit einigen Sprung- und Rätseleinlagen. Ich hab vor CLoS zwölf Spiele der Castlevaniareihe durchgespielt und wenn es nicht auf der Packung gestanden und der Held Belmont geheißen hätte, hätte ich es nie für ein Castlevania gehalten.

 

LSE: Leider schlecht erzählt

 

Die Handlung von CLoS ist eher uninteressant. Der Hauptcharakter, der auf den Namen Gabriel Belmont hört (die spielinterne Erklärung, wo der Name Belmont herkommen soll, würde selbst üble Fanfiction-Autoren vor Scham im Erdboden versinken lassen), will die Welt retten und dabei seine geliebte Frau aus dem Totenreich zurückbringen. Da wir dummerweise nie wirklich Zeuge davon werden, wie innig das Band zwischen Gabriel und seiner Angetrauten wirklich ist, lässt uns das recht kalt. Dazu trägt auch die schwache Erzählung des Spiels bei. Vor jedem neuen Level liest uns das Spiel in Person von Patrick Steward [insert random Captain Picard joke here] einen Text vor, der fast immer schlecht geschrieben ist und häufig einfach nichts Neues zu erzählen hat. Wenn Gabriel sich in einem kurzen Level durch die Kanalisation eines Schlosses kämpft, um dann in die Küche dort einzudringen, gibt es zwischen der Kloake und der Küche einfach nicht viel zu erzählen und das merkt man dem Spiel dummerweise auch an.

 

Während der Level wird die Handlung über (abbrechbare) Zwischensequenzen vorangetrieben. Die sind deutlich besser gelungen, als die Textpassagen zwischen den Leveln, haben in Choreografie und Tempo aber immer noch Luft nach oben. Also einfach gesagt, CLoS ist kein Spiel, das man wegen der Handlung spielt.

 

Spaßige Kämpfe…

 

Einen großen Teil des Spiels verbringt man kämpfend gegen ein breites Angebot größtenteils bekannter Monster. Werwölfe, Trolle, Riesenspinnen, Vampire, schwertschwingende Geister und Skelette, die üblichen Verdächtigen haben sich alle versammelt, um sich von Gabriel Kampfkreuz, das sich eigentlich wie eine coole Peitsche benimmt, in Stücke hauen zu lassen und den Spieler dabei prächtig zu unterhalten. Die Kämpfe sind klar die Stärke des Spiels. Obwohl das Waffenangebot nicht so variabel wie bei DMC ist, bietet das Spiel genug Kombos und Variationen, das die Kämpfe auch im späteren Spielverlauf nicht langweilig werden. Besonders interessant sind hierbei Gabriels Licht- und Schattenkräfte, die er früh im Spiel erhält und die jederzeit aktiviert werden können, sofern genug Energie vorhanden ist. Die Lichtkräfte laden Gabriels Lebensenergie wieder auf, während die Schattenkraft die Härte seiner Schläge erhöht. Beide besitzen außerdem eigene Kombos, die über Erfahrungspunkte freigeschaltet werden müssen.

 

Netterweise bietet CLoS keine „Nervgegner“, gegen die ein großer Teil des Arsenals nutzlos ist und die daher mit wenigen Aktionen langsam niedergeprügelt werden müssen, wie es bei DMC der Fall war.

 

Das Spiel schickt Gabriel auch immer wieder in Auseinandersetzung mit teilweise riesigen Bossen. Die meisten davon sind überaus gelungen und machen richtig Spaß. Nur die Kämpfe gegen die Titanen können dabei aufgrund von etwas zu ausgeprägtem Trial and Error nerven. Apropos Trial and Error. CLoS besitzt, vor allem in den Bosskämpfen, zahlreiche Quicktime-Sequenzen, die jedoch meistens fair sind und den Spieler nicht wie in anderen Spielen vollkommen überrumpeln.

 

… nette Rätsel …

 

Immer wieder lockert das Spiel sein Geschehen durch kleinere oder größere Rätseleinlagen auf. Die meisten davon sind gut gelungen und lassen sich mit ein wenig Nachdenken lösen. Wem das zu doof ist, der guckt entweder bei google oder benutzt die Lösungshilfe, die das Spiel bei jedem Rätsel anbietet, wodurch jedoch die Belohnung in Erfahrungspunkten, die für die Lösung des Rätsels vergeben wird, komplett verschwindet.

 

… schwache Sprungsequenzen

 

CLoS benutzt eine feste Kamera. Das ist bei so Spielen nicht unüblich und in den Kämpfen auch meistens kein Problem, bei den Sprungsequenzen hingegen schon. Da gezielte Sprünge so schwer bis unmöglich sind, greift das Spiel fast ausschließlich auf automatisches Klettern, das schlicht und ergreifend langweilig ist. So werden die Sprungsequenzen zu oft lästigen Fleißaufgaben, die das Spiel unterbrechen und nicht aufwerten. Das macht ein DMC deutlich besser.

 

Die DLCs.

 

Alles, was ich oben geschrieben habe, gilt für das Hauptspiel. Bei der PC-Version sind jedoch auch die beiden DLCs der Konsolenversion enthalten und die „verdienen“ eine eigene Beschreibung. Im Gegensatz zu Dark Souls, das auf dem PC ebenfalls gleich mit DLC kam, fügen sich die DLCs hier nicht perfekt ins Spielgeschehen ein und erreichen nicht einmal ansatzweise die Qualität des Hauptspiels. Zwar schließen sie eine Handlungslücke zwischen dem letzten Kampf des Hauptspiels und der Endsequenz, tun dies aber mehr schlecht als recht und sind dabei noch mieser als das Hauptspiel erzählt. Dafür erinnern sie mich immerhin an Castlevania, genauer gesagt an The Castlevania Adventure auf dem guten alten Game Boy, denn wie dieses Spiels verfügen auch die DLCs über mitleidlose Trial and Error Sequenzen, die dank der fixen Kamera eine Extranote Frustration enthalten. Auch die QTEs kommen bei den DLCs gerne mal aus dem Nichts und sind viel schwieriger als im Hauptspiel. Mit Ausnahme des letzten, extrem unangenehmen Bosses, bieten die DLCs auch keine neuen Gegnertypen und sind so insgesamt Wasser auf die Mühlen der zahlreichen DLC-Gegner.

 

Technisch okay

 

Als Port eines älteren Konsolenspiels reißt CLoS technisch keine Bäume aus und das kann man auch nicht erwarten. Allerdings ist das Spiel auch niemals hässlich und bietet oft wunderschöne Panoramen und liebevoll designte Schauplätze. Die Animationen der Charaktere und Monster ist großartig und lässt die Kämpfe angenehm spektakulär erscheinen.

 

Serientypisch ist der Soundtrack gut bis sehr gut, wobei er eine starke Schwäche aufweist: Die Stücke wiederholen sich immer wieder und es gibt nur ein Level, das einen ganz eigenen Soundtrack hat. In anderen Castlevaniaspielen trägt die Musik massiv zum Charakter eines Levels oder Spielabschnitts bei, das ist bei CLoS leider nicht mehr der Fall.

 

Fazit:

 

CLoS ist ein guter und überraschend umfangreicher God of War Klon, der aufgrund mangelnder Konkurrenz auf dem PC definitiv einen Blick wert ist. Die Kamera nervt gelegentlich, die Sprungsequenzen sind nicht so pralle, aber die tollen Kämpfe machen das locker wieder wett. Nur die DLCs fallen in der Qualität klar ab. Für diese letzten beiden Kapitel des Spiels können von der unten angegebenen Wertung 15 Punkte abgezogen werden. Dennoch lohnt sich der Kauf, vor allem da CLoS unter 30 Euro kostet.


Wertung
Pro und Kontra
  • Spaßige Kämpfe
  • Interessante Gegner
  • Bombastische Bossfights
  • Viele Kombos
  • Faire QTEs
  • Sinnvolle Upgrades
  • Mit Gamepad gute Steuerung
  • Meistens gut gemachte Rätsel
  • Viele, teilweise atemberaubende Schauplätze
  • Tolle Animationen
  • Guter Soundtrack
  • Gute englische Sprecher
  • Beachtlicher Umfang
  • Schwierigkeitsgrad jederzeit änderbar
  • DLC deutlich schwächer
  • Handlung eher uninteressant
  • Sprungsequenzen langweilig
  • Keine eigene Levelmusik
  • Mit Tastatur nicht wirklich spielbar
  • Kameraprobleme

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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