Mässig gruselige Achterbahnfahrt durch Horror-Klischees.

Capcom bringt den blassen Helden aus Resi 7 zurück und verlegt die Handlung nach Transylvanien. Was darf dort natürlich nicht fehlen? Vampire & Werwölfe!

von Armageddon2021 am: 19.05.2021

Mässiger Grusel zwischen Genre-Klischees

War Resident Evil VII eher an Backwoods Horror a la Texas Chainsaw Massacre orientiert, so bedient sich Resident Evil VIII Village nun dem transylvanischen Horror aus Hammer Filmen. Das ganze gleicht einem Besuch in Madam Tussaud's Waxfigurenkabinett, vom Werwolf, über Vampire bis hin zur Mörderpuppe bis hin zu Killer-Maschinen ist hier alles wild zusammengeworfen. Gruselig ist hier lediglich der stolze Preis von 80 Euro!

Laut Capcom war Resident Evil VII zu schockierend und gruselig. Meine lieben Freunde von Capcom: unbesiegbare Gegner, die man nur an bestimmten Stellen töten kann und die einem durch die Levels verfolgen sind nicht gruselig sondern einfach nur billig und nervtötend! Trotzdem hält Capcom an diesem Prinzip fest: auch in Resident Evil VIII wird man gnadenlos gejagt, kann seine Verfolger aber (vorerst) nicht  töten.

Komischerweise haben die Antagonisten auch (in der englischen Originalversion) alle amerikanische Akzente - ich dachte wir sind in Transylvanien?

 

Ein schrecklich blasser Protagonist - langweilige Bosse und Nebenfiguren

Ethan Winters ist zurück! Leider. War die Figur schon im Vorgänger blass und eher peinlich, macht das Wiedersehen in Teil VIII keine Freude. Die Figur bleibt das ganze Spiel über genauso undenkwürdig und uninteressant wie in Teil VII.

Für viel Furore sorgte die Riesen-Vampirin, aber auch sie - stellt sich lediglich als Reskin von Mr. X / Nemesis aus Resident Evil 2 & 3 (Remake) heraus. Grusel? Weit verfehlt! Sie verfolgte mich eine Weile, wollte aber einen Raum partout nicht betreten, was wohl ein Bug war oder ein Zielfindungsfehler. Oder einfach nur ein Design-Fehler? Ein weiteres Beispiel, ich muss einen Fluss überqueren indem ich über Holzplanken renne wärend ein Seeungeheuer (?) mich jagt. Allerdings kann es mir nur schaden wenn ich auf den rot markierten Planken stehe, da auch dieser Event geskriptet ist (so wie die meisten Boss-Begegnungen). Das ist "moderner Horror".

Extrem nervig: der dauerfurzende Duke, ein miserabler Abklatsch aus dem Händler in Resident Evil IV.

 

Puzzles für den Kindergarten

Die "Puzzles" in Resident Evil VIII sind ein schlechter Witz: sie sind derart simpel gestrickt als hätte man sie für Kindergartenkinder entwickelt. Meistens befindet sich die Lösung sogar direkt in demselben Raum wie das Puzzle, einmal wird man sogar direkt darauf hingewiesen ("schau aus dem Fenster!"). Das sind keine Puzzles mehr! Um die Lösung zu einer Zahlenkombination nicht zu finden muss man schon blind sein.  Das ist leider nur noch ein Armutszeugnis.

 

Immersion???

Die oben schon erwähnten Mängel machen jeglich Immersion in diesem Spiel zunichte. Dead Space hat 2008 bereits besser gezeigt wie echter Horror geht! Resi 8 hingegen bedient sich lediglich an Genre-Klischees, und anstatt sich auf eines zu beschränken und das möglichst stimmig umzusetzen, schmeisst man einfach soviel wei möglich in den Topf. Was dabei herauskam ist eine Achterbahnfahrt durch's Wachsfigurenkabinett, dass zu keiner Zeit Spannung erzeugen kann, deren Hauptfigur mir bis zum Ende egal bleibt und deren Gegner nicht in Erinnerung bleiben werden.

Das titelgebende Dorf ist zwar schön umgesetzt mit dem Schnee und den Holzhütten, es wäre ein hervorragendes Setting für ein weitaus besseres Spiel. Resi 8 mangelt es leider an Atmosphäre und Horror.

 

Grafik & Shooting top...

Technisch gesehen ist Resident Evil VIII ein kleines Meisterwerk (sieht man mal von den Bugs ab). Das Dorf sieht gut aus, die Gesichter und Animationen, sowie Licht- und Schatteneffekte sind hervorragend. Hier wurde wirklich alles aus der hervorragenden RE Engine herausgekitzelt.

Das Shooting ist ebenfalls super. Die Waffen wirken echt, und mein Favorit, die Schrotflinte ist einfach eine Wucht! Für Crafting-Fans (zu denen ich nicht zähle) gibt es zahlreiche Waffenmodifikationen die man käuflich erwerben kann um die Feuerkraft zu verbessern. Allerdings sollte man keinen Taktikshooter erwarten: draufhalten und ballern ist hier das höchste der Gefühle.

Das war's aber auch schon an den positiven Aspekten.

 

...Story flop

die Story ist an den Haaren herbeigezogen und wirr mit zahlreichen Widersprüchen. Hinzu kommt dass es keine Figuren im Spiel gibt die auch nur halbwegs interessant sind und die Dialoge sind billigstes 80er B-Movie-Niveau.  Der dauer-furzende Händler ging mir derart auf die Nerven, dass ich kurzerhand eine Granate nach ihm warf - was keinerlei Konsequenzen hatte, trotz all dem Gas...

Die Story weiss auch nicht wohin sie will: was als klischeebeladener Werwolf und Vampirhorror beginnt artet dann schon zum Sci-Fi Horror mit Cyborg/Roboterfabrik und Panzern aus, dann kommen Hexen hinzu und eine Horrorpuppe... das ganze klingt wie ein erster Romanversuch eines 5-jährigen, der einfach alles was er schonmal gesehen hat miteinbringen will.

 

Fazit

Mässig gruseliger Baller-Horror nach Schema F. Capcom muss langsam etwas Innovation in die Sache bringen ansonsten läuft die Resi-Serie gefahr zur Assassin's Creed Langweiler-Serie zu verkommen. Die beste Grafik nützt nichts wenn keine Atmosphäre oder Motivation zu Stande kommt. Echten Horror sucht man ebenfalls vergeblich: lediglich geskriptete Verfolgungsszenen mit (noch) unbesiegbaren Gegnern, die man bereits aus den Vorgängerspielen kennt: Die Vampir-Lady kommt mir jedenfalls wie ein billiger Reskin von Mr. X / Nemesis vor. Und das ganze soll dann 80 Euro kosten??


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik atemberaubend
  • Animationen und Charaktermodelle lebensnah
  • Shooting ist hervorragend
  • Haupt- und Nebenfiguren schwach
  • Story ist unterirdisch, voller Widersprüche und unlogisch
  • Zu viele Klischees vermischt
  • Puzzles auf Kindergarten-Niveau
  • Verkommt am Schluss zur reinen Ballerorgie
  • Unverschämt hoher Preis

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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