Meine persönliche Überraschung

Wo fange ich an? Wo höre ich auf? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich den Abspann bei “Remnant – From The Ashes” gelesen habe, denn das Spiel hat...

von kazzig am: 15.12.2020

Es war der 20. August 2020, ich kann mich noch gut erinnern, als ich den Reminder für das Spiel vom Epic Games Store bekommen habe. Das habe ich schon etliche Male gemacht, dann nehme ich das Game halt mal in die Bibliothek – wird wahrscheinlich sowieso nie gespielt und landet in der Pile of Shame. So viel zur Vergangenheit.

Einleitung

Das Spiel kommt von der Spieleschmiede Gunfire Games und wurde am 20. August 2019 von Perfect World Entertainment veröffentlicht. Als Genre nennt der Entwickler ein Action Rollenspiel aus der Third-Person Sicht. Das Spiel hat sehr viele Elemente aus den Souls Spielen geerbt, aber statt nur ein Nahkampf System zu setzen, bietet Remnant From the Ashes dem Spieler die Möglichkeit zwei Fernkampfwaffen zu tragen. Wir müssen nicht alleine die Welt erkunden, sondern können mit bis zu drei Mitspielern auf Monsterjagd gehen. Die Schwierigkeit skaliert gleichzeitig mit der Spielerzahl und ein wirklich nettes Feature: Jeder Loot im Multiplayer wird gleichzeitig an alle anderen Mitspieler verteilt.

Story

Wir wachen in einem Krankenbett auf. Station 13, der letzte Stützpunkt der Überlebenden. In den Schriftstücken und Gesprächen wird uns beigebracht, dass die Menschheit kurz vor dem Untergang steht. Ein verunglücktes Experiment in den 60er Jahren hat ein Portal in eine Parallelwelt geöffnet und durch Dieses kommt die so genannte Saat in unsere Welt – mit dem Ziel, Chaos und Zerstörung über alle Lebensformen regnen zu lassen.

Zugegeben, die Story ist keine richtige Sensation und erfindet auch das Rad nicht neu, aber Sie ist stimmig und passt in die Welt von Remnant From the Ashes. In meinem Durchgang habe ich die Story als einen Rahmen um das große Ganze gesehen, für mich persönlich war Sie jedoch im Verlauf nicht das wichtigste Merkmal im Spiel.

Grafik & Sound

Ich muss mir an dieser Stelle einen kleinen Seitenhieb Richtung Cyberpunk 2077 erlauben, was ich aktuell auch sehr intensiv und sehr sehr gerne spiele: Remnant sieht insgesamt fantastisch in WQHD auf maximalen Details aus und läuft mit meinem System stabil durchgehend bei 60+ FPS. Natürlich kann ich den Maßstab hier nicht auf ein Open World Spiel wie Cyberpunk anwenden, aber zumindest kann ich die reine Optik im Verhältnis zum Leistungshunger bewerten und hier hat mich Remnant wirklich sehr überrascht.

Station 13 – Blick auf den Flur, Wanddetails und Beleuchtung

Die Welt vom Remnant ist düster, schaurig, unangenehm, aber wirkt wie ein Gemälde von einem Maler. Die Welt, der Charakter, die Rüstungen, die Waffen: Alles sieht sehr detailliert aus und es gibt praktisch keine Grafikfehler, die die Immersion zerstören. Ich habe in einigen Reviews gelesen, dass ein grauer Schleier wie ein Vorhang über dem Spiel hängt und das stimmt auch in einigen Passagen wahrscheinlich, aber das wird der Grafik insgesamt nicht gerecht. Im Laufe des Spiels bewegen wir uns in sehr verschiedenen Welten mit anderer Vegetation, anderen Gegnern und fordernden Dungeons, um unser Equipment zu verbessern, Upgrades zu erlangen und der Saat Widerstand zu leisten.

Zum Sound kann ich nicht sehr viel sagen. Unser Charakter kommentiert hin und wieder mit sich (leider) wiederholenden Sprüchen das Kampfgeschehen. Die Weltsounds sind stimmig und ich hatte während dem gesamten Verlauf keine Soundbugs oder Sonstiges.

Gameplay

Ich möchte Bezug zu meinen einleitenden Worten mit dem Pile of Shame nehmen. Am 03. November 2020 habe ich mal wieder meine Spielelauncher nach einem neuen Spiel durchschaut und unter anderem den Epic Launcher gestartet. Ich bin schon sehr oft mit der Maus über Remnant: From the Ashes drübergefahren, aber es hat nie zur Installation gereicht. An diesem Tag aber schon und am Ende habe ich 36 Stunden Spaß erlebt.

Doch was macht dieses Spiel so positiv erlebbar? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Spiel fast nach einer dreiviertel Stunde zur Seite gelegt hätte. Ich bin in die ersten beiden Dungeons rein und dachte: Copy & Pasta, oh je oh je. Nach dem ersten Anspielen habe ich mir dann ein spoilerfreies Review von einer PC Games Website durchgelesen und eine Passage von einer “Vielfalt an Welten und Dungeons” gelesen. Hätte ich den Artikel nicht entdeckt und wäre ins Grübeln gekommen, hätte ich das Spiel mit großer Wahrscheinlichkeit deinstalliert – zum Glück habe ich diese erste Probe überstanden.

Was machen wir in diesem Spiel? Im Kern laufen wir durch die Welt, schlachten Monster ab, plündern unterschiedliche Dungeons und verbessern unseren Charakter. Klingt repetitiv und langweilig? Überhaupt nicht. Ich bin ein absoluter Dark Souls Fan und habe in allen Teilen zusammen bestimmt weit über 500 Stunden investiert. Ich kenne die Winkel, Monster und Bosse in und auswendig und liebe das Kampfsystem und den knackig hohen Schwierigkeitsgrad. Dadurch, dass ich mich vorab rein gar nicht mit Remnant beschäftigt habe, wusste ich Anfangs tatsächlich gar nichts über das Spiel: keine Tests, Videos, Let’s Plays oder Sonstwas.

Nach der ersten Stunde kam bei mir persönlich der richtige Kick! Das Kämpfen macht Spaß, das Looten macht Spaß, die Dungeons machen Spaß, der Coop-Modus ist richtig gut umgesetzt, die Bosse sind herausfordernd. Herz was willst du mehr? Tatsächlich relativ wenig.

Fangen wir mit den Kämpfen an. Hier können wir uns aussuchen, ob wir im Nahkampf berserkern oder aus sicherer Entfernung aus dem Arsenal an unterschiedlichsten Waffen die Gegner ausschalten möchten. Das Spiel bietet im Verlauf sehr viele Waffen an, die sich komplett variabel spielen lassen und dem Spieler Raum für den eigenen Spielstil bieten. Außerdem erscheinen in der Welt durch ein Zufallsprinzip diverse Dungeon- oder Weltbosse. Alleine diese überraschenden Momente verleihen der Spielewelt von Remnant diesen positiven Kick der Unsicherheit.

Neben Basis-Traits könnt ihr im Spiel teils durch Zufall neue Traits entdecken.

Das Skillsystem ist denkbar einfach, wie super integriert. Am Anfang starten wir mit einer Basis an Traits und erlangen im weitern Fortlauf durch mehr oder weniger zufälligen Entdeckungen weitere Traits. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht viel Spoilern, aber gewisse Traits werden z.B. durch bestimmte Trigger-Events ausgelöst und erscheinen dann in Eurer Trait-Übersicht. In mir persönlich hat es diesen Jäger-Instinkt ausgelöst und als ich dieses Entdeckungsfeature herausgefunden habe, war ich sehr neugierig und hab mich wie ein kleines Kind an Weihnachten gefreut, wenn plötzlich Mitten im Spiel ein neuer Trait auf meinem Bildschirm aufgepoppt ist.

Ihr merkt, ich schweife in diesem Kapitel deutlich aus, aber das soll hier meine positive Begeisterung zum Ausdruck bringen, weil mir, bis auf winzige Kleinigkeiten, so viel an diesem Spiel Spaß gemacht hat.

Zum Abschluss möchte ich noch ganz kurz ein Wörtchen zum extrem unkomplizierten Koop-Modus aussprechen. Ihr kommt Abends von der Arbeit oder Schule nach Hause und habt nicht direkt Lust auf Euren Progress und wollt bisschen Monster schnetzeln und Materialien sammeln? Kein Problem: Ab ins Menü und nach Online-Lobbies gesucht, gejoined und innerhalb weniger Sekunden könnt ihr bis zu drei Spieler losziehen und die Welt unsicher machen. Hierbei schreitet Euer persönlicher Fortschritt im Spiel nicht voran, ihr unterstützt den Host-Spieler, bekommt aber jeglichen gesammelten Loot und könnt Diesen auch nach Verlassen der Lobby behalten. Es macht unglaublich viel Spaß mit einer guten Dreier-Truppe loszuziehen, jeder mit einer sehr individuellen Skillung und favorisierten Waffen. Kein Charakter gleicht dem anderen und in meinen Koop-Sessions hatte ich praktisch immer unterschiedliche Spielertypen dabei – grandios umgesetzt.

Fazit

Gibt es eine bestimmte Spielergruppe, die Remnant: From the Ashes bedienen soll? Ich würde ein klares “Nein” dahinter setzen. Das Spiel ist teils sehr fordernd, aber bleibt im Vergleich zu einem Dark Souls oder Sekiro stets in einem fairen Rahmen. Es ist in diesem Spiel eher unwahrscheinlich, den Boss erst im 52. Versuch (Grüße gehen an meinen Bro dem “Namenlosen König” in Dark Souls 3 raus – hab dich lieb Bruder!) tot vor Euren Füßen liegt.

Es ist ein sehr unkomplizierter Action Souls-like Titel mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Welt, da sie sich für Euren Spieldurchlauf dynamisch erstellt. Ich würde an dieser Stelle dringend empfehlen die erste Stunde des Spiels durchzuhalten und die Grundlagen zu lernen – was danach kommt, sprengt die Dimension was Inhalt und Spielspaß im Vergleich zu ersten Stunde steht um Galaxien.

Die Suche nach besserer Ausrüstung und neuen Waffen entwickelt eine eigene Dynamik und zieht Euch immer mehr in den Bann. Die Dungeons versprühen (bei mir auf Schwierigkeit “hard”) eine ordentliche Portion Bedrohung und man geht immer mit einem etwas mulmigen Gefühl durch die Gänge.

Motivationskurve

Die Motivationskurve spiegelt fast den von mir oben verfassten Text wieder. Ich möchte hier an zwei markante Merkmale genauer eingehen. Ich habe ausnahmsweise hier bewusst die 0. und 1. Stunde mit aufgenommen, da hier einfach etwas passiert. Bei mir persönlich zu Spielbeginn in der ersten Stunde die Motivation deutlich in den Keller auf unter 70 Punkte gefallen. Ich bin in drei Dungeons rein und die sahen ziemlich gleich aus. Daraus habe ich geschlossen, dass alles im späteren Verlauf so ähnlich aussehen wird oder erstellt sein muss, was sich als ein falsches Vorurteil erwiesen hat.

Das zweite Augenmerk sollten wir danach auf die Stabilisierung der Kurve auf einen Mitt-80er Bereich legen. Wir bleiben über die gesamten verbliebenen 35 Stunden auf einem konstant hohen Level. Das Spiel macht diese Bewertung für mich als Spieler als sehr einfach, da es in seinem Kernelement praktisch alles richtig macht. Einzig die etwas zurückbleibende und austauschbare Story hätte dem Spiel auf eine 90er Wertung verhelfen können.

Am Ende bleibt mit Remnant: From the Ashes für mich vielleicht die Überraschung in einer Epic Games Bibliothek aus dem Jahr 2019 und ich kann nur eine Empfehlung für Spieler aussprechen, die gerne mal die Begeisterung der Souls-Spieler nachvollziehen möchten - hier könnt ihr es zumindest ganz ohne Risiko und in einem moderaten Schwierigkeitsgrad selbst am eigenen Leib spüren!

 

Gratz zur 83.


Wertung
Pro und Kontra
  • knackiger, aber stets fairer Schwierigkeitsgrad
  • unkomplizierter und sehr spaßiger Koop-Modus
  • stimmige und bedrohliche Welt mit unterschiedlichen Events
  • stabiles Gameplay praktisch ohne Bugs
  • motivierendes Trait-System
  • etwas lineare und austauschbare Story
  • das Spiel braucht etwa eine Stunde und nimmt dann Fahrt auf

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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