Open-World-Action in Hongkong

1. Einleitung Sleeping Dogs (kurz: SD) ist ein Actionspiel mit offener Welt, die wie GTA oder Saints Row neben den Hauptmissionen diverse Nebenaktivitäten...

von UlricGunvald am: 21.11.2012

1. Einleitung

Sleeping Dogs (kurz: SD) ist ein Actionspiel mit offener Welt, die wie GTA oder Saints Row neben den Hauptmissionen diverse Nebenaktivitäten bietet und zum Erkunden einlädt.

Die Geschichte ist dabei eher ernst, was aber nicht bedeutet, dass SD nicht mit Action aufzuwarten weiß.

 

2. Story

Die eigene Spielfigur ist der Polizist Wei Shen, der sich bei den Triaden einschleusen soll, um diese praktisch von Innen heraus zu schädigen.

Wei, der nach mehrjährigem Aufenthalt in den USA nun in seine Heimat Hongkong, und zu Teils alten Bekannten, zurückkehrt, ist in der Folge immer wieder zwischen Job und seinen Freunden und damit Verpflichtungen bei den Triaden hin und her gerissen; zudem hat er auch noch eine persönliche Rechnung zu begleichen.

In der Folge arbeiten wir uns in einem Arm der dortigen Triaden, den Sun-On-Yee, hoch und steigen nach und nach in der Hierarchie auf. Dabei lernen wir nicht nur weitere mächtige Personen kennen (und bekommen schicke neue Wohnungen), sondern machen uns einige davon auch zu Feinden. - Und dann ist da ja noch die Sache mit Mission, wegen der wir überhaupt als undercover Polzist hier sind...

 

So zumindest die Theorie, doch leider krankt SD leider gerade bei der Story ein wenig.

Bei der Handlung wird viel Potential verschenkt, die Episoden, die man erlebt reichen nicht aus, um die Geschichte schlüssig voranzubringen; viel zu schnell kommen Wendepunkte, der Fortschritt als Teil der Triaden ist einfach zu schnell.

Zudem bleiben einige Charaktere reichlich blass: Wenn man sich bei der Nachricht „Es tut mir leid, aber Person X hat es erwischt.“ erst einmal fragt, wer jetzt eigentlich nochmal diese Person überhaupt war, wird deutlich, dass hier etwas fehlt.

Einige Charaktere tauchen auch nur in Nebenmissionen (Gefälligkeiten oder Dates) auf, und kommen danach nie mehr zu Sprache.

Auch der innere Konflikt Weis hätte noch deutlich stärker ausgebaut werden können.

Hier wurde Story-technisch einiges verschenkt, was dem Spiel – abgesehen von der reinen Spieldauer – auch mehr Tiefe und Nachvollziehbarkeit verliehen hätte.

 

3. Die Welt von Sleeping Dogs

Die Welt gliedert sich in vier Stadtteile, die sich jeweils auch architektonisch unterscheiden. Sehr positiv fällt auf, dass sowohl Straßen als auch Fußwege gut belebt sind, und die Städte so nicht steril oder leblos wirken.

Neben den Hauptmissionen gibt es noch sogenannte „Fälle“, von der Polizei, bei denen wir uns um illegale Straßenrennen oder Frauenraub kümmern sowie unterschiedliche weitere Aktivitäten, die im Folgenden kurz aufgezählt werden sollen.

 

Da wären zum einen die Verfolgung von Drogendealern, wozu wir zuerst ein paar Gauner von deren Treffpunkt verjagen, anschließend die dortige Kamera hacken und anschließend von unserm Apartement aus die Orte beobachten und unsere Kollegen von der Polizei auf die bald auftauchenden Dealer ansetzen.

In diesem Zusammenhang seien noch kurz die kleinen Minispiele auf dem Handy erwähnt, wenn wir Kameras hacken, Wanzen anbringen oder ein Handy orten wollen.

Zwar fehlen zum Teile nähere Erläuterungen (ganz besonders bei der Handy-Ortung), aber nachdem man den Dreh raus hat, lassen sich diese gut lösen.

Dann wären da noch die Gefälligkeiten, bei denen wir auf der Straße von einer Person um Hilfe gebeten werden und diesem auf die ein oder andere Weise zu Hilfe kommen müssen.

Dates tauchen auch im Spiel auf, enttäuschen aber, da es in keinem der Fälle zu einer richtigen Beziehung kommt, sondern nach etwa zwei Treffen die Person schon wieder vollständig (!) aus dem Spiel verschwindet.

Dazu kommen Events wie Hahnenkämpfe, Autorennen, Kampfsport-Wettkämpfe, Kartenspiel, Karaoke-Singen sowie Missionen, mit denen wir unser Konto ein wenig ausbessern können (Autodiebstahl und Geldeintreiben).

Und oben drauf gibt es noch zig Geldkoffer, Jadestatuen, (zu hackende) Kameras und Schreine zu finden, die ebenfalls Boni bringen – alle fünf Schreine erhöht sich beispielsweise unsere Lebensenergie.

 

Die Missionen sind meist angenehm abwechslunsgreich, und so besteht längst nicht jede Mission aus: „Fahre dorthin, töte Person X“ o.ä.. Stattdessen gibt es Eskortmissionen, Rennen, Verfolgungsjagden (zu Fuß und mit dem Auto) oder auch bloße Spaziergänge. In gute Dialoge oder witzige Geschichten eingebettet ist die Questvielfalt definitiv ein großes Plus von SD.

 

Neben all dem bietet das Spiel noch diverse Radiosender, Kleidungsläden, Getränke- und Fastfoodstände, die uns jeweils bestimmte Boni (schnellere Lebens-Regeneration, mehr Nahkampfschaden etc.) bringen.

 

4. Kämpfe und Verfolgungsjagden

Sleeping Dogs setzt im Gegensatz zu den o.g. Open-World-Spielen stark auf Nahkampf und verlässt diese Bahn erst etwa im letzten Drittel des Spiels, wo vermehrt Schusswechsel das Geschehen bestimmen.

Zwar ist die Steuerung durchaus eingängig (Schlagen mit Links, Blocken mit Rechts) und es gibt diverse Kombos (Sprungkick mit Leertaste, Gegner-Greifen mit „F“ sowie einiges mehr) aber das Spiel reagiert nicht immer zu 100% auf die Eingabe, sodass man trotz gedrücktet Block-Taste einen Treffer kassiert.

Ingesamt geht es, nach ein wenig Eingewöhnugszeit aber gut von der Hand, und auch größere Gegnergruppen sind kein Problem mehr, sofern man nicht kopflos auf die Angriffs-Taste haut, sondern ausweicht und blockt.

Ein immer wieder erwähntes „Feature“, sind die Umgebungskills, bei denen wir gepackte Gegner in Telefonzellen, Lüftungsschächte, Stromkästen oder gar Brennöfen werfen können.

 

Auch die Fahrzeugsteuerung geht gut von der Hand, und der rege Verkehr in Hongkong (sowie der ungewohnte Linksverkehr) stellen durchaus eine Herausforderung dar.

Da ist es nur gut, dass das eigene Fahrzeug verhältnismäßig viel aushält, wir uns also nicht schon nach ein paar Unfällen ein neues Auto suchen müssen.

Sehr spannend sind dabei die Verfolgungsjagden, egal ob Jäger oder Gejagter, bei denen wir meist noch mit einer Schusswaffe ausgerüstet auf die Reifen unserer Gegner schießen und diese in Slow-Mo in die Leitplanke krachen oder sich überschlagen.

 

Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein paar Worte zum Schwierigkeitsgrad:

Dieser ist durchaus fordernd, aber eigentlich nie unfair, insbesondere durch die gut gesetzten Speicherpunkte. Die Kämpfe sind teils tatsächlich hart, wenn man blind drauflos rennt. Sicherer ist da die schon aus Assassins Creed bekannte Methode: Abwarten und Kontern.

Lediglich manchmal wird es etwas nervig, wenn beispielsweise Gegner (vor allem später im Spiel mit Schusswaffen) direkt im Rücken spawnen oder ein sehr knappes Limit bei einer Verfolgen-und-Zerstören-Mission dazu führt, dass man mehrmals von vorn beginnen muss, nur weil einer der vier LKWs einen Meter zu weit aus der eigenen Reichweite gefahren ist.

Auch die Polizisten, die zum Teil kurz vor dem Verlassen des Alarmsbereiches direkt hinter einem auf die Straße gesetzt werden, sind oft reichlich ärgerlich, aber nichtsdestotrotz keine Sache, die sich nicht lösen lässt.

 

5. Technik

Sleeping Dogs sieht durchaus zeitgemäß aus, insbesondere Charaktere und Autos sind sehr detailliert gestaltet. Mit dem (kostenlosen) HD-Texture-Pack wird es sogar noch ein wenig hübscher.

Trotzdem sehen manche Teile der Stadt gelegentlich etwas trist und grau aus; bei Nacht (und vor allem, wenn es dann noch regnet) sieht SD allerdings fantastisch aus und trotz dieser Mängel (und gelegentlichem Textur-Matsch) wirkt die Grafik in sich stimmig und hat keinesfalls einen negativen Effekt auf das Spielerlebnis.

 

Der Sound geht ebenfalls in Ordnung, lediglich die Waffensounds erscheinen etwas schwach.

Die Sprecher (das Spiel hat lediglich englische Sprachausgabe) machen dabei einen sehr guten Job und tragen erheblich zur Atmosphäre des Spiels bei.

 

6. Fazit

Leider, leider krankt es ausgerechnet bei der Story - so viel Potential verschenkt.

Trotzdem hat mir Sleeping Dogs sehr viel Spaß gemacht, da das Spiel motiviert, die Missionen abwechslungsreich und das Setting gut umgesetzt und zudem unverbraucht ist.

Mittlerweile hab ich ca. 25h im Spiel verbracht und dabei so ziemlich alles gemacht was ging – nur die paar dutzend Geldkoffer, die hab ich nicht alle eingesammelt.

Für Fans von Open-World-Action-Spielen eine klare Kaufempfehlung.

 

 

 

1. Anmerkung: Auch wenn SD grundsätzlich gut läuft, tritt bei einigen Spielern das Problem auf, dass das Spiel mit der Meldung, dass die .exe-Datei nicht mehr funktioniert, abstürzt.

Für diesen Fehler gibt es im Internet eine Menge Lösungsmöglichkeiten, bei mir hat leider keine davon funktioniert.

Ich hab stattdessen die Spielstände von meinem PC auf den Laptop gepackt, dort ein Stück weitergespielt und dann diese neuen Spielstände wieder auf den PC geladen. (insg. 2 mal)

Der Bug ist reichlich ärgerlich, betrifft aber nur einen Teil der Spieler.

 

2. Anmerkung: Für SD sind mittlerweile einige DLCs erschienen. Neben den obligatorischen Kleidungs-DLCs sollen nun auch noch Story-Erweiterungen kommen. Die Erste – sowas mit Zombies(!) - ist schon erschienen, Nummer Zwei – wohl ein Kampfsport-Turnier - soll noch erscheinen.

Der Test wird dazu gegebenenfalls noch ergänzt.


Wertung
Pro und Kontra
  • gut gefüllte offene Welt
  • abwechslungsreiche Missionen
  • grundsätzlich gut inszenierte Geschichte
  • spannende Verfolgungsjagden und Kämpfe
  • viele Nebenaktivitäten und sammelbare Boni
  • Story-Potential nicht ausgeschöpft
  • ungeschickt spawnende Gegner
  • Tasteneingabe im Kampf wird gelegentlich nicht umgesetzt

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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