Perfekte Unterhaltung, besser als jeder Kinofilm.

GTA IV erschien 2008 mit großen Rummel. Das Spiel spaltete die Kundschaft im Sinne des Wortes: Unabhängig vom Spiel an sich gab es massive technische Probleme...

von Moldmaker am: 30.09.2010

GTA IV erschien 2008 mit großen Rummel. Das Spiel spaltete die Kundschaft im Sinne des Wortes: Unabhängig vom Spiel an sich gab es massive technische Probleme mit dem PC-Release, die die eigentlichen Qualitäten des Spieles in den Hintergrund drängten. Viele Gamer mit ATI-Grafikkarten konnten entweder gar nicht oder nur mit massiven Einschränkungen spielen; Probleme, die Gamer mit Nvidia-Karten zwar nicht hatten, denen der Spielspaß jedoch durch die immensen Hardwareanforderungen von GTA IV geschmälert wurde. Mittlerweile sind schon sieben Patches für GTA IV erschienen (und zwei Add-Ons), und das Produkt kann als recht ausgereift betrachtet werden. Auf dieser Grundlage verfasse ich auch diesen Kurztest.

Niko Bellic ist die Haupt- und Spielfigur, der aus Osteuropa per Schiff im Hafen von Liberty City, einer wirklich gelungenen Kopie von New York, ankommt und dort von seinem großspurigen Cousin Roman in Empfang genommen wird. Als erstes lernt man nach dem kinoreifen Vorspann, wie man in GTA IV autofährt – und das will erst einmal gelernt sein, denn die Karren fahren sich im ersten Moment eher gewöhnungsbedürftig. Niko kriegt seine erste Unterkunft und sieht sich ein bißchen in der Stadt um. Die ersten Missionen sind sehr einfach, denn der Spieler wird langsam an die Spielmechanik herangeführt.

GTA IV ist Open World im besten Sinne: Man kann in Liberty City tun und lassen, was man will, und wenn einem danach ist, kann man Haupt- oder Nebenmissionen annehmen, die auf der Minikarte mit den Initialen des Auftraggebers gekennzeichnet werden. Am Anfang ist das nur Roman, aber es werden schnell mehr – viel mehr. Die Stadt, die aus mehreren Inseln besteht, die über Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind, wird nach und nach freigeschaltet.

Die Steuerung kann sowohl mit Tastatur und Maus als auch mit Gamepad erfolgen. Ich persönlich habe nach langem Ausprobieren nur noch das (X-Box-360-) Gamepad verwendet, weil sich damit die Autos, speziell aber auch die Helikopter feinfühliger steuern lassen; den Hauptnachteil der Gamepads, das ungenaue und langsame Zielen, wird durch eine Zielerfassungsautomatik gut ausgeglichen. Wem das zu konsolenlastig ist, der kann wie gesagt ohne Probleme zu Maus und Tastatur greifen.

Die Missionen werden im Verlauf des Spieles schwieriger und komplexer. Der Schwierigkeitsgrad läßt sich jedoch nicht ändern – entweder man schafft eine Mission oder eben nicht. Es gibt in vielen Fällen mehrere Wege, wie man zum Ziel kommt – und das ist fast immer das Umlegen von irgendwelchen Typen. GTA IV ist nichts für Menschenfreunde. Das Waffenarsenal, das Niko mit sich herumschleppen kann, wird im Laufe des Spieles auch immer umfangreicher, man fragt sich nur, wie er das alles transportieren kann, vor allem die Panzerfaust...

Wird Niko verletzt, heilen die Verletzungen nicht automatisch – Niko muß was essen oder trinken oder sich schlafen legen. Man kann sogar auf offener Straße angefahren werden und dadurch wertvolle Lebensenergie verlieren. Für die wilden Feuergefechte empfiehlt es sich, vorher eine schußsichere Weste anzulegen, die allerdings auch nicht ewig hält. In vielen Missionen findet man, teilweise etwas versteckt, solche Westen oder auch eine Verbandskasten, der Niko wieder fit macht für das Geballer.

Es wird aber nicht nur geballert, sondern GTA IV erzählt eine – wenn auch rudimentäre - Geschichte. Niko sucht jemanden in Liberty City, und er findet ihn auch. Darüberhinaus geht die Geschichte noch weiter; es gibt zwei Enden, die sich in einigen Details unterscheiden. An einigen Stellen des Spieles muß man nämlich Entscheidungen treffen, die den weiteren Verlauf der Handlung beeinflussen.

Das Speichersystem ist alles in allem in Ordnung, in den verschiedenen Buden, die Niko im Laufe des Spiels bezieht, kann man speichern, allerdings nicht während der Missionen. Nach erfolgreichem Abschluß einer Mission setzt das Spiel automatisch einen Speicherpunkt. In einigen sehr langen Missionen und den Finalmissionen passiert das auch, aber in den meisten nicht – wenn man scheitert, hat man wieder die teilweise elendig lange Fahrerei durch die Stadt vor sich.

Liberty City ist superdetailliert, die Straßen sind belebt, der Autoverkehr einigermaßen dicht (das läßt sich in den Optionen einstellen), und die Passanten verhalten sich mehr oder weniger realistisch bis hin zu Schlägereien auf offener Straße, weil der eine dem anderen ins Auto gefahren ist – inklusive folgender Verhaftung durch einen zufällig patrouillierenden Cop. Manchmal ist es einfach unterhaltsam, sich an eine belebte Straßenecke an Star Junction (das Äquivalent zum Times Square) zu stellen und dem Treiben zuzusehen. Aber das tut man am besten, wenn man gerade keine Fahndung am Hals hat. Denn die KI der Polizisten ist nicht schlecht. Mit dem niedrigsten Fahndungslevel entkommt man ihnen noch recht schnell, bei steigendem Fahndungsdruck wird es aber schon schwieriger. Die Balance ist alles in allem gut, wenn auch der Frust bei manchen nur fast geschafften und kurz vor dem Ziel oder auf der Flucht gescheiterten Missionen schon mal groß sein kann.

Es gibt ein umfangreiches Freundschafts-System. Die irren Typen, die man im Verlauf des Spieles trifft, kann man sich bei Laune halten, indem man mit ihnen was unternimmt, etwa Pool oder Darts spielen, Bowling, essen gehen und so weiter. Wenn der Sympathiewert des Betreffenden einen Schwellenwert übersteigt, ist er bereit, Niko bestimmte Gefallen zu tun: Der eine verkauft einem Wummen zu günstigen Konditionen, der andere versorgt einen mit Autobomben – was man halt so im Alltag braucht. Außerdem kann Niko über das im Spiel enthaltene Internet (allein da kann man Stunden verbringen, ebenso wie beim fernsehen!) Frauenbekanntschaften machen, die dann regelmäßig im Bett der betreffenden Dame landen, wenn Niko alles richtig macht. Hier bleibt die Kamera allerdings vor dem Gebäude stehen, in dem die (meistens völlig gestörte) Bekanntschaft von Niko wohnt.
Zu den Nebenmissionen gehören auch Autorennen, Gelegenheitsdiebstähle von Autos (schließlich heißt das Spiel „Grand Theft Auto“), Geldeintreiben, Taxifahrten und so weiter. Das Abschießen der 200 in der Stadt verteilten Tauben ist allerdings ein eher nerviger Zusatz, der einen immerhin in Ecken der Stadt führt, an denen man zuvor noch nicht war.

GTA IV erinnert am ehesten an einen Hollywood-Gangsterfilm von Sam Peckinpah, der vor Sarkasmus und Satire nur so trieft. Die Werbung, die Radiosender (für mich am witzigsten: Lazlow auf Integrity 2.0 und in den Add-Ons Martin Serious, unglaublich), die Firmennamen (Bier heißt „Pißwasser“, der Bulettenbrater „Burger-Shot“) schieben dem Spielerlebnis eine unterschwellige Gesellschaftskritik an den modernen USA unter, die man nicht ganz ignorieren kann. Wirklich gut gemacht. Man kann sogar seine eigene MP3-Sammlung als Radioprogramm in das Spiel aufnehmen. Der mitgelieferte Soundtrack ist aber schon sehr gut gewählt.

Die Grafik ist auf sehr hohem Niveau, bietet aber leider kein Antialiasing. Wahrscheinlich würde die Framerate dann noch tiefer absinken. Insgesamt stellt sich Liberty City wunderschön dar, vor allem die wechselnden Lichtstimmungen wurden ausgezeichnet eingefangen. Die Hardware-Anforderungen sind hoch, es sollte mindestens ein Dual-Core-Prozessor im Rechner stecken, und eine schnelle Grafikkarte hilft ebenfalls. Auf meinem System kann ich meistens mit um die 35 fps flüssig spielen (bei 1680x1050), der Benchmark liefert etwa 51 fps.

Mein Fazit: Das Referenzspiel für alle Open World-Titel, perfekte Unterhaltung, besser als jeder Kinofilm.

Mm.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(4)
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