Schöne Piratengeschichte, fader Beigeschmack

Was für eine Aussicht! Hoch oben auf dem Balkon, am Büro unseres neuen Arbeitgebers, genießen wir die Aussicht. Vor uns das Panorama einer...

von L_ONE am: 20.10.2014

Was für eine Aussicht!

Hoch oben auf dem Balkon, am Büro unseres neuen Arbeitgebers, genießen wir die Aussicht. Vor uns das Panorama einer modernen, sauberen Stadt. Aber wir sind hier um zum Arbeiten, nicht zum genießen. Also zurück mit dem Fahrstuhl runter an unseren Arbeitsplatz. Die DNA-Datenbank durchsucht sich sicher nicht von alleine nach diesem Observatorium.

Wie in jedem Assassins Creed bietet auch Teil 4 wieder eine Rahmenhandlung in der Gegenwart.

Worum geht’s?

Die Rahmenhandlung in der Gegenwart macht auch in Assassins Creed 4 wieder einen grundlegenden Teil der Story aus.

Bis zum dritten Teil der Serie spielten wir noch Desmond Miles, der sich Stück für Stück in einer immer komplexeren Geschichte rund um Weltuntergang, mysteriösen Kräften und Krieg wiederfand. Nun dürfen wir als frischer Mitarbeiter von Abstergo Entertainment, einer Film und Videospiel Firma, mit einem neuen Animus in die Welt von fremden Erinnerungen abtauchen, um neues Material für künftige Entertainment Produkte zu sammeln. Wir erinnern uns: Mit dem Animus können wir auf Erinnerungen zurückgreifen, die in der DNA vergraben sind. Als Neuzugang der Spielefirma heften wir nun unsere Fersen an die Geschichte des Piraten Edward Kenway - meiner Meinung nach der bisher coolste Charakter der Spieleserie.

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Edward ist nämlich kein Assassine, kein Held und hat auch keine Weltenrettende Aufgabe in die Wiege gelegt bekommen. Ihm geht es nur um Ruhm, Rum und Reichtum. Früh verlässt er seine Frau, um sich den Freibeutern anzuschließen. In kurzen Rückblicken erfährt man mehr über seine frühere Beziehung, die allerdings nicht so dramatisch ausgeschmückt wird, wie ich zunächst gedacht hätte.

In kurzen Rückblicken wird Edward etwas mehr Tiefe zu seiner Beziehung und Motivation gegeben.

 

 

In kurzen Rückblicken wird uns die Beziehung zu Edwards Frau und somit auch ein Teil seiner Motivation näher gebracht.

 

 

 

 

 

Ansonsten ist Edward ziemlich kaltblütig, gierig und versoffen. Eine sehr interessante Ausgangslage für einen Assassin´s Creed Helden. Vor allem, weil sich seine Lebenseinstellung im Laufe der Handlung immer weiter verändert.

 

 

Neuer "Held": Edward Kenway.

 

 

 

 

 

 

 

Natürlich kommt der Spieler gleich zu Spielbeginn in den Kontakt mit einem der namensgebenden Meuchelmörder.  Edward stolpert ausversehen über einen abtrünnigen Assassinen, sorgt kurzerhand für sein Ableben und nimmt seine Assassinen Kutte, sowie kurz dessen Platz ein, um den verräterischen Auftrag für eine satte Entlohnung fortzusetzen. Zack, schon ist die Verbindung zu den Assassinen gegeben und Edward hat so gar keine Ahnung, wo er sich grade eingemischt hat. Fortan verfranzt der Pirat sich mehr und mehr im Konflikt zwischen Templer und Assassinen, sowie der obligatorischen Jagt nach einem Uralten Artefakt. Die Geschichte hält nicht zuletzt durch diese eher ungewöhnliche Ausgangslage die ganze Zeit bei der Stange, verliert nur gegen Ende ein klein wenig Reiz. Spielerisch ist sie schön abwechslungsreich und auch die Zwischensequenzen sind cineastisch gestaltet. Sehr gut: Spieler, denen es bei Charakteren und Orten etwas an Tiefe und Hintergrund fehlt, bekommen eine Umfangreiche Datenbank im Animus spendiert, wo es viel nachzulesen gibt.

Für Fans der Spielereihe sind der Name Kenway und seine Verbindung zu seinen Vor- bzw. Nachfahren, sowie der Ausflug in die Gegenwart die einzig wirklich greifbaren Bezugspunkte zu den Vorgängern. Nur hier werden die Geschehnisse der Vorgänger wieder aufgegriffen. Wir könnten die Büro Ausflüge schnell durchlaufen und quasi links liegen lassen, wir könnten hier aber auch sehr viele interessante Informationen durch das Sammeln von Notizen und das Hacken anderer Rechner zusammen sammeln. Videos, Audiologs und geheime Chatverläufe wollen gefunden werden. Viel Futter also für alle, denen die Rahmhandlung gefällt.

Ansonsten muss man Black Flag nichtmal als „richtiges“ Assassinen Spiel sehen, sondern vielleicht eher als Piratenspiel mit einem ungewöhnlich agilen, kletterfreudigen und geschickten Piraten…

Unser Arbeitsplatz. So sieht der neue Animus aus.

 

 

Unser Arbeitsplatz: Der neue Animus.

 

 

 

 

 

 

Gewohntes Gameplay, große Welt

Assassin´s Creed 4 bietet die derzeit größte Spielwelt der Reihe. Was ist hier also zu tun?

Mit dem eigenen Schiff, der Jagdaw, sind wir fast hauptsächlich zu Wasser von Insel zu Insel unterwegs (Die Schnellreisefunktion mal ausgeschlossen). Drei große Städte liegen dabei im Fokus. Die sind etwas kleiner als in den Vorgängern, es gibt jedoch trotzdem viel zu sammeln und zu erledigen. Nur hier, wenn wir von Dach zu Dach springen und durch enge Gassen hechten, kommt das klassische Assassin´s Creed Gefühl so richtig auf. Das sehr nervige Bekanntheitsgrad System ist zum Glück verschwunden. Desweiteren bekommen wir im Laufe der Handlung neben der Jagdaw einen eigenen Unterschlupf. Hier können wir ordentlich Geld für Ausbauten investieren, was uns wiederum spielerische Vorteile bringt. Bauen wir zum Beispiel ein Bordell auf, so kosten uns die „Tänzerinnen“ für die Ablenkung von Wachen in den Städten nichts mehr. Ansonsten können wir für Geld natürlich Edward mit neuen Schwertern, Pistolen oder Piratenkutten ausstatten, oder die Jagdaw in Feuerkraft oder Lagerkapazität aufrüsten, sowie kosmetisch beispielsweise mit neuen Segeln aufhübschen. Wer keine Lust auf Jagen hat, der kann sich Felle und Häute auch einfach kaufen. Denn ein kleines Craft-System für bessere Werte, wie etwa mehr Gesundheit oder mehr Pistolen für den Kampf, ist wieder mit dabei.

Hier Rüsten wir für spielerische Vorteile unseren Unterschlupf auf.

 

 

Wir bauen unseren Unterschlupf aus, um Vorteile zu ergattern.

 

 

 

 

 

Wie aber verdienen wir nun so viel Geld?

Neben der Story, die nach den Missionen immer ein paar Groschen in den Beutel spült, gehen wir an Land den typischen Meuchel-Aufträgen der Assassinen nach. Nach dem Motto: Gehe hier hin, töte diesen und jenen und flieh. Ansonsten erledigen wir auf dem Meer Aufträge für die Marine, plündern unzählige Truhen, die überall auf der Karte verteilt sind, graben Schätze aus, die wir mit Schatzkarten, die wir vorher finden müssen, aufspüren, verkaufen gesammelte Rohstoffe bei Händlern in den Städten oder kapern kurzerhand andere Schiffe.

Gewohntes Bild: Kurz vor dem Attentat

 

Hier verüben wir gleich ein typisches Attentat.

 

 

 

 

 

Kreuzfahrt im Kugelhagel

Letzteres ist komplett neu, unverbraucht und macht riesen Spaß. Wie schießen ein Schiff Sturmreif, setzen zum Entern an, schwingen uns rüber und müssen je nach Schiffsgröße mal mehr, mal weniger Besatzungsmitglieder von Bord werfen. Die Seeschlachten sind je nach Größe des Feindschiffes oder der Feindschiffe wuchtig inszeniert. Nebel bildet sich bei hitzigen Gefechten um das Schiff, ein hollywoodmäßiger, treibender Piratensoundtrack setzt ein, die Besatzung brüllt bei jedem Treffer und uns fliegen die Kanonenkugeln regelrecht um die Ohren, während wir das Schiff effektiv manövrieren um die volle Breitseite zu landen. Wenn dann auch noch ein fieser Sturm, samt Riesenwellen, dichtem Regen und Seerosen aufzieht, dann ist die Epic´ness perfekt.

Hier brennt das Feindschiff bereits. Auf zum Entern!

 

 

Das Feindschiff brennt. Auf zum Entern!

 

 

 

 

 

 

Das Entern bringt uns neben dem Geld auch Rohstoffe zum Verkauf oder zum Aufrüsten.

Handelskonvois fahren besonders viel Geld herum, sind aber auch vergleichsweise schwer zu versenken. Und für den erfahrenen Segler warten vier „Boss“ Schlachtschiffe jeweils in den Ecken der Weltkarte. Wedelt eine feindliche Mannschaft erstmal mit der weißen Flagge, so können wir uns entscheiden ob wir die Jagdaw reparieren, unseren Bekanntheitsgrad verringern oder das Feindschiff in die eigene Flotte übernehmen wollen. Unsere Flotte verwalten wir in einer kleinen, einfachen Handelssimulation, die auch wiederum Geld einbringt. Hier schicken wir, ähnlich wie in Assassin´s Creed Brotherhood, unsere Schiffe durch die Welt. Den Bekanntheitsgrad sollten wir wiederum verringern wenn wir keine Lust darauf haben, ständig von Piratenjägern verfolgt zu werden. Und dann gibt es da noch die Forts an allen Ecken der Karte. Die schießen wir ähnlich wie die Schiffe erstmal Sturmreif und springen dann an Land, um die Führungspositionen des Forts zu erledigen. Ist die Eroberung geglückt, so deckt es den jeweiligen Teil und somit alles Erkundbares auf der Karte auf.

Nach dem Entern entscheiden wir was wir mit dem Schiff anstellen möchten.

 

Nach dem Entern können wir entscheiden was wir mit dem Feindschiff anstellen.

 

 

 

 

Sammelparadies

Doch es gibt noch mehr zu tun. Wir lösen Maya Rätsel, um eine Maya Rüstung freizuschalten, wir erledigen 4 (überraschend abwechslungsreiche) Templerjagten, um eine Templerrüstung freizuschalten, wir plündern möglichst heimlich Lagerhäuser für Geld und Rohstoffe, gehen auf Tauchkurs um Pläne und noch mehr Schatztruhen zu finden, rauben Banditenverstecke aus, kloppen uns an Bars, finden Manuskripte und Stücke eines für die Story sehr interessanten Briefes,… es gibt wirklich viel zu sammeln und zu entdecken.

Hier gehen wir auf Tauchmission.

 

 

Hier gehen wir auf Tauchgang. 

 

 

 

 

 

 

Aber Vorsicht. Demjenigen, dem Assassin´s Creed bisher jedoch kein Spaß machte, oder dem das Gameplay mittlerweile zum Hals heraushängt, dem sei gesagt, dieser Teil stimmt nicht ins positive um. Denn leider kommt irgendwann der typische fade Ubisoft Beigeschmack auf, immer dasselbe zu tun. Perfektionisten wie ich, die die volle Synchronisation wollen, ertappen sich selbst schnell dabei die Karibik wie eine to-discover Liste Punkt für Punkt abzuhaken. Man verliert somit den Fokus auf die schöne Spielwelt und konzentriert sich nur noch darauf, möglichst alle abstrakten Sammelzeichen von der Karte zu entfernen. Ansonsten sei als einzig wirklich negativer Punkt im Bezug zum Gameplay die immer noch sehr unnützen und langweiligen Verfolgungsmissionen zu erwähnen. Die strecken unsere Missionen nur künstlich in die Länge und nerven.

Auch in Black Flag springen wir wieder gefühlt eine Millionen mal genau so vom Turm.

 

Gewohntes Bild: Wir synchronisieren und springen.

 

 

 

 

 

 

Schöne Grafik, klasse Atmosphäre, hirnlose KI

An Grafik und Atmosphäre gibt es nur sehr wenig auszusetzen. Das Wasser sieht toll aus, Städte und Inseln sind stimmig gestaltet und voller Leben. Die Seeschlachten sind bombastisch. Störend sind jedoch die platten Texturen der Wälder auf Inseln, die wir nicht betreten dürfen, sowie einige fehlerhafte oder unschöne Objekte, wenn Edward z.B. geisterhaft durch Seile hindurch läuft. Das fällt grade so negativ auf, da sonst alle Animationen im Spiel sehr ansehnlich sind. In Abstergo´s Büro´s wirken die Animationen unserer Kollegen hingegen eher steifer. Außerdem ist die Steuerung aus der Ego-Perspektive etwas fummelig und langsam. Ansonsten ist das Büro schön vollgestopft mit Details und lädt grade zu zum Erkunden ein.

Vor uns eine Riesenwelle. Und wir sehen nur noch Wasser.

 

 

Eine Riesenwelle: Wir sehen nur noch Wasser.

 

 

 

 

 Hier sitzt Edward IM Seil.

 

 

 

Hier sitzt Edward IM Seil. Einer der wenigen Grafik-patzer.

 

 

Cool: Durch unser Geballer nebelt sich die Umgebung auf See zu.

 

 

 

Durch unser Geballer zieht sich dichter Nebel um das Schiff.

 

 

 

 

 

 

Fürs Gameplay in der Karibik vielleicht eher vorteilhaft, für die Atmosphäre eher im Nachteil sind außerdem die Strunzdummen, anscheinend taubstummen Gegner. Wir werden nicht bemerkt, wenn wir hinter den Rücken der Wachen herumrennen. Wir tanzen im undichten Feld vor den Augen der Gegner hin und her und bekommen nicht mal einen Kommentar. Oder wir verstecken uns als schwer bewaffneter Pirat in schwarzer Kutte in der Mitte eines Kreises von 4 Tänzerinnen, um die Augen eines Verfolgers zu täuschen, die direkt auf uns gerichtet sind. Das zieht schnell aus der sonst sehr guten Atmosphäre hinaus und sorgt oft für eher witzige Situationen. Auch wenn man zugeben muss, dass das Gameplay sich somit als frustfreier gestaltet.

Diese Wache war grad noch auf der Suche nach uns... und entdeckt uns hier nicht!

 

Diese Wachte suchte uns grade noch, jetzt ist sie wohl blind.

 

 

 

 

Persönliches Fazit

Ich mache immer dasselbe, kenne das Gameplay schon seit etlichen Vorgängern, ärgere mich über die hirnlose KI oder über das Fehlen einer vernünftigen Schleichmechanik und habe trotzdem wieder viel Spaß an Assassin´s Creed. Die Geschichte ist sehr gut, mir gefällt die Rahmenhandlung in der Gegenwart, ich möchte ständig weitersammeln und erkunden, lese mir alle Hintergrundinfos und sammelbare Geheimnisse durch und bewundere die stimmungsvolle Grafische Darstellung des Titels. Nun, außerdem mag ich Piraten. Und diese Schiffsschlachten sind wirklich bombastisch und spaßig. Wer Spaß an den bisherigen AC Spielen hatte, oder ein Open World Piratenerlebnis sucht, der hat auch Spaß an Black Flag.

Ich gebe dem Spiel 85 Punkte, da ich mir noch mehr Fortschritt im Gameplay gewünscht hätte, mich immer noch einige Mechaniken wie etwa die langweiligen Verfolgungsmissionen nerven und das Spiel nach Logiklücken durch die dumme KI nahezu schreit.


Wertung
Pro und Kontra
  • große Spielwelt
  • gute Story
  • spaßige Schiffsschlachten
  • viel zu erkunden und zu sammeln
  • interessante Rahmenhandlung
  • tolle Grafik und Atmosphäre
  • größenteils gute deutsche Sprachausgabe
  • viele Hintergrundinformationen zum Nachlesen
  • störende Logiklücken durch dumme KI
  • einige wenige Grafikpatzer
  • viele Wiederholungen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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