Selbst für eine Beta-Version nicht besonders

Gekauft habe ich Carmageddon in der Pre-Alpha über Steam. Das Spiel ist eng an dieHandlung des Carmageddon-Urspieles angeleht, die Akteure auch. Die...

von Sympath am: 23.05.2015

Gekauft habe ich Carmageddon in der Pre-Alpha über Steam.

Das Spiel ist eng an dieHandlung des Carmageddon-Urspieles angeleht, die Akteure auch. Die Streckenauswahl war im ersten Teil von 1997 größer und die Strecken waren wesentlich besser designt. Die Fahrzeuge reichen von krass bis schrill, sind aber unausgewogen ausbalanciert, so ist es nicht möglich, in fortgeschrittenem Spielverlauf sowohl die Fahrzeuge als auch die Polizei zu zerlegen. Streckenmäßig ist es die Standardkost.
Die Stadt ist einfach langweilig.
Das Land ist das zynische Highligt, die (Fantasie)Industrieanlage nahezu unspielbar. Der Flughafen geht gar nicht, da jeder Absturz eine teure Bergung bedeutet. Der wird sicher auch nicht mehr vorhanden sein.

Der Spieleablauf ist etwas verschlimmbessert zu der 18 Jahre alten Vorgängerversion. Das Gute ist, die Rennmodi sind etwas abwechslungsreicher. Das Schlechte ist, dass diese teils unfair sind. Ein Deathrace ist auch mit Vollgas am Gamepad und einem guten Auto nicht zu gewinnen.
Punkte gibts trotzdem, die man erreichen muss, um ein Level aufzusteigen.
Im Free2Play-Spiel habe ich bisher nur einmal losgelegt, es war einfach langweilig, da unausgegoren und ohne Ziele.

Richtig gut ist der Charme, der Zynismus, die Bösartigkeit im Menschen - alles wird schonungslos angesprochen. Das Spiel ist eigentlich schon 1997 gut gewesen, ist jetzt allerdings noch um ein paar Punkte interessanter geworden.
Das bezieht sich mehr oder minder auf die zusätzlichen Modi und die grafischen Verbesserungen, die nach 18 Jahren logisch sind.
Wenn man einem Gegner in die Karre fährt, dann sieht das auch fast überzeugend aus! Dann verzieht sich das Blech, dann reißen Reifen ab, ganze Räder brechen weg und dann? Auch mit einer rausgerissenen Hinterachse fährt das Auto noch weiter, wenn auch wie ein betrunken torkelnder Rentner ohne Rollator aber es fährt!
Mit etwas Übung geht auch mal ein präziser Drift - auch mit dem Gamepad.
Wenn die Blutspuren hinter dem Auto auftauchen, ist das in Deutschland schon mal keine Selbstverständlichkeit, dann ist das bemerkenswert.

Aber der Charme und die Begeisterung über den Anflug von Atmosphäre vergeht schnell, wenn man dann alle Strecken spätestens nach dem 8. Level durch hat, alles erkundet ist und nichts neues mehr kommt von den Gegnern mal abgesehen, die mit dem entsprechenden fahrbaren Untersatz zu leichten Opfern werden, wenn sie nicht ständig ausweichen. Das Phänomen ist, dass die erst auf Frontalangriff gehen, um dann auszuweichen und entweder kracht man dann in eine Wand, unbeabsichtigt in einen Abgrund oder gerät in eine Karambolage, die man gar nicht beabsichtigte und noch schlimmer, in der man am Ende noch geschrottet wird. Wobei Schrotten? Im ersten Teil war der eigene Charakter Max Damage unzerstörbar. Langweilig! Im Teil 2 war man nicht mehr unzerstörbar, allerdings "tot". Und in Reincarnation wird die Reparaturtaste gedrückt und alles ist wieder OK.
Die Reparatur ist eine sinnvolle Funktion, allerdings ist die sinnlose Teilerückholfunktion, die schon mehrere Minuten dauern kann, eher schlecht.
Die Upgrade-Tokens sind schon sinnvoll, wenn auch ungünstig verteilt.

Alles in Allem ist Carmageddon Reincarnation eigentlich ein tolles Spiel mit wesentlichem Verbesserungspotezial. Ich habe noch Hoffnung, da die Entwicklung hoffentlich noch nicht abgeschlossen ist.
Das Besondere an dem Spiel im grauen Einheitsshooterzeitalter ist, dass es eine gehörige Portion Humor hat... haben will. Es fehlt einfach die Pointe. Es ist keine Simulation, keine detailgetreue Rennsimulation, das sollte einem bewusst sein!

Technische Probleme sind mit diversen Flash-Playern festzustellen, die das Spiel zum Absturz bringen. Das bedeutet, dass das Spiel unvermittelt beendet wird und zurück zum Desktop zurückkehrt.
Weitere Probleme sind die grottenschlechte Performance, die ewigen Wartezeiten, die gelegentlichen Aussetzer beim Sound und die zickigen Kameras. Es gibt die Außenansicht und die von der vorderen Stoßstange, die ziemlich steif wirkt und das schlechte Fahrgefühl noch vollständig vernichtet. Wer eine Innenansicht erwartet, wird maßlos enttäuscht werden. Die gibt es nicht. Die Force-Feedbackeffekte sind schwach und nicht immer nachvollziehbar.
Der Online-Modus ist zäh.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das Spiel wieder kaufen würde. Einerseits ist es eine digitale Parodie auf alles, was ernste Simulationen angeht, es ist das digitale Remake auf den damals schon trashigen Film "Death-Race" und hat auch für einen Senior unter den Spielen eine enorme Energie.
Andererseits stören mich die miese Performance, die auch auf besseren Rechnern als meinem (AMD FX8150, 8 GB DDR3, GTX660OC, Einstellungen unteres Medium) und die teils zu lauten Menüsounds.

Also ein klares Jein. Für einen kurzweiligen Überbrücker ganz in Ordnung, für mehr nicht geeignet. Ein zweites mal durchspielen würde ich es nicht. Schon das erste mal ist schwierig. Die Langzeitmotivation...


Wertung
Pro und Kontra
  • Retro-Charme
  • skurrile Charaktere
  • keine Ware von der Stange, sehr individuell
  • ...aber leider auch das einzige auf dem Markt
  • Performance-Probleme
  • Soundprobleme

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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