Sherlock Holmes: a story of tediousness

Chapter 1: Intro Nach fast zweijähriger Computerspiel-Abstinenz, aber schon längerem Grübeln endlich einmal wieder ein gutes neues Spiel...

von schludi am: 30.10.2014

Chapter 1: Intro


Nach fast zweijähriger Computerspiel-Abstinenz, aber schon längerem Grübeln endlich einmal wieder ein gutes neues Spiel auszuprobieren, hat mir nach dem Gamestar-Test von Sherlock Holmes: Crimes and Punishments der alte Zockerfinger wieder gejuckt. Die angeblich super Mischung aus guten Rätseln und abwechslungsreichen Missionen klang für mich wie schöne Abendentspannung nach meiner Arbeit. Ab ins Geschäft - und kurze Zeit später war das Spiel auf meiner Festplatte.

 

Chapter 2: The beginning

Und los gehts, die erste Mission führt einen, wie bereits im Gamestar-Test beschrieben, in ein Komplott um die grausame Ermordung von Black Peter. Stimmungsvoll und in schöner Graphik wird uns der Ort des Geschenens präsentiert. Das durchsuchen nach Indizien motiviert zu Beginn und lässt die eigene Neugiere aufleben. Ist es wirklich möglich, dass diese schmächtige Ehefrau des Ermordeten diesen mit einer Harpune so gewaltsam durchstoßen hat, dass dieser an die Wand gepinnt wurde? Können wir nicht glauben - Sherlock auch nicht - und so fahren wir zum Metzger und testen wieviel Kraft man braucht um mit der Harpune ein Schwein aufzuspießen. So suchen wir nach und nach alle Orte ab, reden mit den Zeugen und arbeiten uns so Schritt für Schritt langsam voran um Licht in diesen düsteren Fall zu bringen. Unsere immer mehr werdenden Indizien verknüpfen wir miteinander, bis das erste Puzzle letztendlich gelöst ist.

 

Chapter 3: Realisation

Ja genau wie soeben beschrieben laufen alle Fälle von Sherlock Holmes: Crimes and Punishments ab. Doch nachdem ich den ersten Fall gelöst hatte, wusste ich noch nicht, dass dieser leider sogar einer der besten des ganzen Spiels war. Zumindest was das spielerische und die Logik der Kriminalfälle angeht.

Hoch motiviert, wie ich im ersten Fall war, hat es mich dort nicht gestört, dass in den Schauplätzen ein paar unsichtbare Mauern waren. Wenn das Spiel nicht will, dass ich im Blumenbeet rumlauf, dann geh ich eben nicht rein. Doch spätestens im zweiten Fall, der in der freien Natur entlang einer Eisanbahnschiene spielt, fallen diese unsichtbaren Grenzen sehr negativ auf. Etwas kreatives Levendesign wie Hecken oder Zäune wären nicht schlecht gewesen - oder man hätte die verschiedenen Areale einfach großer gestaltet. Dies ist der nächste Punkt, die einzelnen Gebiete sind teilweise verdammt klein und die Handlung schickt einen schnurstracks gerdaswegs durch diese kleinen Schauplätze. Ich fühle mich fast wie in eine Zeitreise versetzt, in die gute alte Zeit der oldschool Egoshooter. Nur in den Shootern um die Jahrtausendwende hat dies einen gewissen Charme besessen. Hier muss ich mich durch Indizien klicken, wobei diese exakt der Reihe nach angeordnet sind. Ein Beispiel aus der letzten Mission: Ich muss verhindern, dass die Einbrecher, die in der Nacht einen Tresor plündern wollen, mit der Beute fliehen können. Also bereite ich Ihnen eine Falle. Für solche Aufgaben hätte ich in Escape of Monkey Island etliche Stunden die halbe Spielwelt absuchen, mich mit verschiedensten Leuten unterhalten und nebenbei noch weitere kleinere Rätsel absolvieren müssen. Bei Sherlock Holmes läuft das so ab, dass ich die Tür verrigle, indem ich den Stuhl, der direkt daneben steht, unter die Türklinke schiebe, den Schrank, der direkt neben dem Fenster steht vor das Fenster schiebe, die Perlenkette, die obehalb der Treppe liegt auf die Treppe verstreue und mit dem Teppich, der direkt neben dem Kellerloch liegt, den Kellereingang verdecke. Weiteres Beispiel, wir müssen 7 Reagenzgläser in einer bestimmten Reihenfolge zusammenkippen. Aber damit wir nicht irgenwie unseren Grips zuviel anstrengen müssen, gibt mir das Spiel anhand einer simplen Rechnung, die selbst ein Grundschüler nach dem bestehen der 4. Klasse problemlos lösen dürfte, die Lösung quasi geschenkt. Vielleicht sind die Rätsel in dem Spiel so einfach, weil der gute alte Sherlock einfach viel klüger ist, als Guybrush Threepwood?
Die viele Hilfestellungen nehmen dem Spiel die ganze Herausforderungen und den Knobelspaß weg. Anstatt selber zu überlegen, wann wir Sherlock´s 7. Sinn einschalten müssen, blendet ein Symbol am Bildschirmrand ein, wenn dieser von Nöten ist. Anstatt dass wir überlegen müssen, welchen Zeugen wir als nächstes Befragen sollten, steht das fett in unserem Fallbuch geschrieben und zu allem Überfluss kommentiert Sherlock soetwas auch noch in Selbstgesprächen wie: "I should next ask Mr. Hamisch".

 

Chapter 4: Continue the game?

Somit sipelt sich das Spiel eher wie ein interaktiver Film. Auch in den Dialogen kann man zwar die Fragen auswählen, aber letztendlich müssen wir nacheinander alle Fragen abklappern, so dass ich nicht entscheinden kann, welche Fragen ich stellen will, sondern nur in welcher Reihenfolge ich diese stelle.
Die im Gamestar-Test so gelobten Kreuzverhöre spielen sich ähnlich anspruchslos. Wenn ich dem Beschuldigten das falsche Argument vor die Nase knallen möchte, blendet mir das Spiel ein, dass dies falsch ist, und der Dialog wird automatisch so lange wiederholt, bis ich die richtige Antwort angeklickt habe.

Ein weiteres Manko neben dem anspruchslosen Leveldesign, in dem ich nur die Gegenstände anwählen kann, die auch für den Fall relevant sind, sind Logikfeler in den Schauplätzen ansich. Sherlock Holmes Liebhaber können vielleicht darüber hinwegsehen, dass in verlassenen Tempeln noch Kerzen lichterloh brennen. Auch ist es etwas unglaubwürdig, dass in dem Laden eines der Opfer zufällig Kletterausrüstng liegt und dessen Mörder mit Kletterausrüstung entkommen ist. Allerdings nicht mit der Kletterausrüstung der Opfers, sondern mit einer eigenen. In keinem anderen Levelabschnitt ist natürlich Kletterzeug zu finden. Dass die Entwickler dieses Spiels vom Klettern nicht den blassersten Schimmer haben ist leider auch nicht zu übersehen. Hat schonmal jemand von euch versucht mit Steigeisen und Eispickel eine Hauswand raufzuklettern?

 

Chapter 5: Questions?

Sobald ich alle Indizien der Reihe nach aufgesammelt habe, muss ich diese in meinem virtuellen Gehirn verbinden, so dass neue Synapsen und Neuronen entstehen. Soviel zur Theorie. In der Praxis sieht das ganz anders aus. Im 4. und 6. Fall des Spiels wird mir die richtige Lösung eigentlich aufgezwungen. Ich kann in diesen gar niemanden falschen Verurteilen, außer ich höre nach der Hälfte des Falles zum Ermitteln auf und verurteile einfach den Nächstbesten, der mir gerade über den Weg läuft. In den restlichen Fällen von Crimes and Punishments komme ich durch logische Überlegungen auf den richtigen Mörder. Hier ist außnahmsweise mal etwas überlegen angesagt, allerdings verhindern auch hier teilweise Logikfehler etwas mehr Spielspaß. Warum zum Beispiel in alle Welt ist in der Sauna Silber geschmolzen, wenn die richtige Tatwaffe ein Eisdolch war. Und wie zum Teufel kann ich mit einem Dolch aus Eis jemand in einer Sauna umbringen? Klar, der Dolch aus Eis wurde außerhalb hergestellt, aber bei 60-80° ist so ein Eisdolch schneller weg als ein Keks auf ner Kifferparty.

 

Chapter : The end

Zusammenfassend muss ich leider festetellen, dass ich den Gamestar-Test und den Test vieler anderen Spielemagazine nicht nachvollziehen kann. Jeder Mensch mit einem IQ von knapp über überlebensfähig, ist mit den meisten der sogenannten Rätseln unterfordert. Ein einstellbarar Schwierigkeitsgrad oder abschaltbare Hilfen werden hier sehnlich vermisst.

Entscheidungsfreiheiten oder unterhaltsame Wendungen gewährt einem der lineare Spielverlauf leider nicht. Jeder Schritt wird mir vom Spiel vorgegeben. Wenn man dieses Spiel politisieren würde, dann ist was Handlungsfreiheit angeht China im Vergleich zu Crimes and Punishment eine Demokratie.



In diesem Sinne werde ich mich in Zukunft auch wieder lieber meinen spannenden Abwechslungen des realen Lebens widmen. Vielleicht reizt mich in 2 Jahren mal wieder ein Spieletitel. Vielleicht hört Ihr dann wieder von mir :-)


Wertung
Pro und Kontra
  • Tolle Graphik
  • Unterhaltsame Story
  • Super (englische) Sprachausgabe
  • Lässt sich trotz übermüdung noch gut spielen :D
  • viel zu leicht
  • keine Handlungsfreiheit
  • lineare Levels, lineare Rätsel

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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