Taktik-Shooter für Profis

Den ersten Ghost Recon-Teil den ich gezockt habe, war der zweite, der damals für die XBox erschien. Dieses Spiel hinterließ den eindeutigen Eindruck, dass die...

von - Gast - am: 31.03.2008

Den ersten Ghost Recon-Teil den ich gezockt habe, war der zweite, der damals für die XBox erschien. Dieses Spiel hinterließ den eindeutigen Eindruck, dass die Ghost Recon-Reihe hervorragende Taktik-Shooter sind, die in die Kategorie -für Profis- gehören. So zugänglich wie die Rainbow Six-Reihe, beides von UbiSofts Tom Clancy-Label, ist Ghost Recon nicht. Über die XBox 360 Version des Nachfolgers Ghost Recon: Advanced Warfighter hatte ich im Vorfeld viel positives gehört. Die PC-Version des Spiels war inzwischen für sehr günstig zu kriegen, da griff ich spontan zu.



Ghost Recon: Advanced Warfighter versetzt den Spieler wieder in die Rolle von Captain Mitchell, der sein Ghost-Team in einem fiktiven Konflikt durch 11 knifflige Missionen führen muss. Dieses mal geht es darum den Putschversuch von mexikanischen Guerillieros zu vereiteln und den dabei entführten amerikanischen und mexikanischen Präsidenten zu befreien. Außerdem haben die Terroristen ein Kommunikationsgerät gestohlen, dass die Amerikaner unbedingt wieder haben wollen. Es ist also wieder brenzlig und die Ghosts stellen die einzige Rettung für die Situation dar.



Der Titel ist wie gesagt ein Taktik-Shooter. Ihr müsst ein Team von vier Leuten durch die Levels dirigieren und dabei verschiedene Missionsziele abarbeiten. Ihr als Captain habt noch einen Sniper, einen MG-Schützen und einen Infanteristen bei euch. Vor jeder Mission könnt ihr die entsprechende Ausrüstung für jeden der Teammitglieder festlegen. Meist reicht es aber die Standardausrüstung so zu belassen, für sich selbst aber zu überlegen, ob man nicht noch einen Raketenwerfer mitführen sollte, der effektiv gegen Panzer oder Hubschrauber eingesetzt werden kann.



Die Mitstreiter befehligt ihr über ein auf Knopfdruck eingeblendetes Menü, in dem ihr den Befehl festlegt. Ihr visiert etwas an, blendet das Menü ein und sagt den Ghosts ob sie sich dorthin bewegen, angreifen, Deckung geben oder einfach die Stellung halten sollen. Ich hab das Taktik-Menü auf eine der Maustasten gelegt und die Befehle mit dem Mausrad ausgewählt. Diese Variante ist erst mal ungewohnt und manchmal durch das Mausrad etwas unpräzise, nach kurzer Eingewöhnung funktioniert das aber doch sehr gut. Alternativ gibt es eine jederzeit aufrufbare Karte, auf der man die Befehle wie in einem Echtzeitstrategie planen und vollziehen lassen kann. So lässt sich die Gruppe auch mal in zwei Teile splitten um dem Gegner in den Rücken zu fallen. Im späteren Verlauf des Spiels bekommt man auch mal Panzer zur Seite gestellt, oder, in Missionen wo man als Mitchel allein unterwegs ist, eine Drohne die das Gebiet vor euch ausspäht und Gegner für euch markiert.

Das Befehlen des Teams funktioniert über weite Strecken einwandfrei. Manchmal marschiert die KI aber merkwürdige Umwege und damit häufig ins gegnerische Feuer. Wer aber langsam vorgeht, die Karte zur Vorausschau nutzt, das Team immer nah bei sich oder hinter entsprechenden Deckungsmöglichkeiten positioniert, der schafft es auch die Mission zu meistern.



Das Missionsdesign ist genretypisch. Räumt Luftabwehr aus dem Weg, nehmt Terroristennester hoch, beseitigt Strassensperren, erreicht einen abgestürzten Heli, rettet die Crew usw. Hier wird nicht viel neues geboten. Aber man hat es insofern nett verpackt, das man erst mit einem bestimmten Missionsziel loszieht, kurz vor Erfüllung ergibt sich eine Wendung, womit weitere Ziele hinzukommen. So wird man immer wieder überrascht und muss sich schnell auf eine neue Situation einstellen. Die Levels sind leider etwas einseitig, zwar entfernt man sich nach den ersten Levels aus den Stadtgebieten Mexikos, kehrt aber am Ende wieder dorthin zurück und bekommt dann noch recycelte Levels geboten. Das sich die Stadtlevels nicht groß voneinander unterscheiden ist einerseits schade, andererseits irgendwo auch realistisch.



Realismus ist etwas das bei Ghost Recon groß geschrieben wird. Die Explosionen sind an einer Hand abzuzählen, sind dann zwar auch ein Eyecatcher, aber nicht die spektakulärsten. Der Grafikstil wirkt ebenfalls realistisch, aber auch etwas steril. Die Strassenzüge Mexikos sind blitzblank, da liegt kein Müll, kein Dreck - an dieser Stelle leider nicht wirklich dem realen Vorbild empfunden. Die Grafik punktet sonst noch bei detaillierten Charaktermodellen und einer teilweisen phänomenalen Weitsicht. Die Physik ist nur dezent eingestzt. Autos können als Deckung zusammengeschossen werden, bei Explosionen fliegen Teile realistisch durch die Luft.



Der zweite Teil der Reihe war sehr schwer, daher erwartete ich von Advanced Warfighter nicht viel anderes. Und damit lag ich sehr richtig. Trotz der Karte, die auch Gegner zeigt und der meist soliden KI der Mitstreiter sieht man häufig den Ladebildschirm. Wer zu schnell vorprescht, dabei seine Kollegen vergisst und glaubt in Rambo-Manier durch die Levels marschieren zu können, wird schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Gegner sind nicht die schlausten, aber sie treffen verdammt gut und einstecken kann Mitchell nur bedingt. Das gilt auch für sein Team. Wer die Jungs zu unbedarft vorschickt, wird sie im Kugelhagel untergehen sehen. Manchmal ist man schockiert wie blöd die KI der Kollegen agiert, im nächsten Moment schaltet der eigene Sniper Gegner auf Entfernungen aus, die man noch gar nicht realisiert hat. Manchmal ballert der MG-Schütze wild auf einen in Deckung liegenden Feind ohne zu treffen, im nächsten Augenblick legt er eine Gruppe Gegner quasi im Alleingang um. Man mag hier KI-Patzer dafür verantwortlich machen, ich selber sah es immer als Ergebnis klugen oder misslungenen Stellungsspiels, ob meine Kameraden mir eine Hilfe waren oder nicht.



Im Spiel schlummern einige wirklich schwierige Stellen, die gekonnt gemeistert werden wollen. Als PCler ist man es gewöhnt jederzeit speichern zu können, Advanced Warfighter besinnt sich hier leider auf seine Konsolen-Wurzeln und speichert nur an bestimmten Checkpunkten ab. Meist beim Erfüllen eines Missionsziels. Man wird also häufig lange Wege in Kauf nehmen um dann zu Scheitern und wieder von vorne beginnen zu dürfen. Das ist vor allem dann nervig, wenn man vorsichtig vorgeht, sich Zeit nimmt, wirklich taktisch agiert und dann plötzlich in den Lauf einer AK blickt, weil der Gegner unter einem Balkon oder Palme auf der Karte nicht zu sehen war. Trotzdem bleibt das Spiel jederzeit spannend und auch motivierend. Ich hab einige Male mit Alt F4 frustriert geschlossen um dann mit: Nur einen Versuch noch! wieder von vorne anzufangen. Das unterscheidet gute von schlechten Spielen.



Ghost Recon: Advanced Warfighter ist ein toller Taktik-Shooter der zwar einige Macken besitzt, Fans des Genres aber doch hervorragend unterhalten sollte. Anfänger sollten von diesem Titel aber die Finger lassen, da werden die Frustmomente sicherlich zu groß werden. Spielt lieber was aus der Rainbow Six-Reihe. So wie ich, der jetzt Vegas in Angriff nimmt.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(2)
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