Tolles Spiel mit einigen Schwächen

Story:   Ohne zuviel zur Story zu verraten, ist sie doch eher 0815 und zum Teil arg konstruiert, damit sie in das Hacker-Milieu passt. Die Charaktere...

von RatteFalke43 am: 05.02.2018

Story:

 

Ohne zuviel zur Story zu verraten, ist sie doch eher 0815 und zum Teil arg konstruiert, damit sie in das Hacker-Milieu passt. Die Charaktere kommen mit Ausnahme von Aiden Pearce, der zumindest im Laufe der Story immer unsympatischer wird, eigentlich sehr gut rüber. Während die Familie von Aiden und speziell zu seinem Neffen und seiner Schwester fast schon zu arg rührselig, sind Damien Brenks, Jordi Chin, Lucky Quinn und T-Bone passen wiederum sehr gut zur Story. Speziell Lucky Quinn erinnert an die Unterweltbosse zu Zeiten der Prohibition.

Schade ist ebenfalls, dass Chicago als Location durchaus interessant ist, aber die Schauplätze in  und außerhalb der Chicago fast wie ausgestorben wirken bzw. so als ob man selbst der Fremdkörper darin ist. Dieses Gefühl nimmt zwar mit zunehmender Spieldauer ab, das Gefühl verschwindet aber nie komplett.

Die Vertonung der einzelnen Charaktere ist gut, aber mehr eben auch nicht. Während Aidens Schwester für mich fast übertrieben gesprochen wird, ist vor allem Aiden an Gleichgültigkeit zum Teil schwer zu überbieten. Lucky Quinn, Jordi und T-Bone sind dagegen hervorragend vertont. Hier hätte man ebenfalls mehr Atmosphäre aus den einzelnen Charakteren rausholen können.

 

Gameplay:

 

Ich habe das Spiel komplett mit Tastatur gespielt und muss sagen, dass Ubisoft hier einen tollen Job gemacht hat. Steuerung und Gameplay fügen sich hervorragend zusammen. Dabei wird mir als Spieler immer die Wahl gelassen, ob ich reinstürmen will wie ein wildgewordener Stier oder leise, bedächtig und mit feiner Klinge schleiche. Die Flexibilität habe ich nicht erwartet, da ich ehrlich gesagt eher von Schleich-Passagen ausgegangen bin. Auch die Steuerung der Fahrzeuge ist auch mit Tastatur butterweich (ich bevorzuge hier eher das Gamepad). Die Hacker-Mechanik ist gut in das Spiel integriert, wobei auch hier Luft nach oben ist. Durch die Hacker-Fähigkeiten wirkt man in der Stadt wie ein Held ohne Cape.

 

Störend im eigenen Spielablauf war der Einschub der Online-Missionen, bzw. der Invasion. Das habe ich zum größten Teil über mich ergehen lassen, da diese aufgepropfte Art einen Online-Modus zu integrieren fast schon lächerlich wirkte. Auch war man rein auf Invasion beschränkt, was auf Dauer entweder Frust brachte oder "Ich bin der beste von allen" - je nach Spielweise.

 

Grafik und Sound:

Die Grafik ist für ein Spiel aus 2014 mehr als sehenswert. Auf Ultra sieht Chicago einfach unheimlich gut aus, auch die Texturen der Autos und des Mantels von Aiden sind eine Augenweide. Dafür wird aber auch seitens der Hardware ein bisschen was abverlangt, aber die Immersion war einfach gigantisch. Im Vergleich zum Nachfolger muss sich Watchdogs nicht verstecken (nur die Location ist im zweiten Teil deutlich besser gewählt :-))

Der Sound ist ein kleiner Knackpunkt: Das Song-Sneaking geht einem irgendwann einfach nur noch auf den Geist, speziell wenn man hinter den Erfolgen her ist, kann es Stunden dauern bis man alle Songs gesammelt hat. Die Auswahl wiederum ist sehr ausgewogen und sehr schön, nur ohne Song-Sneaking kommt man gar nicht in den Genuss dieser Songs, was ein bisschen schade ist.

 

Fazit:

Das Spiel ist durchweg, wenn man über die Schwächen der Story hinwegsehen kann. Manchen Nebenaufgaben sind einfach nervtötend (ctOS-Hacks - Türme sammeln), andere wiederum sehr unterhaltsam. Die spielerische Freiheit in den Haupt- und Nebenaufgaben machen das Spiel so interessant - Planen, Ausführen, Erfolg abholen oder Rein, alles tot, raus. Beides lässt das Spiel zu, wobei natürlich die angenehmere und auch spielspassbringende Variante, die des Schleichens ist.

 

Warum dann aber keine 80er Wertung? Ganz einfach: Das verschenkte Potenzial speziell ab Mitte des Spiels wird das deutlich, dellt die Spielspasskurve ein, da man außer Neben- und Hauptaufgaben eigentlich nichts machen kann. Hier hätte ich mir auch außerhalb der Missionen mehr Möglichkeiten der spielerischen Entfaltung gewünscht.

Weiterer Kritikpunkt ist das fehlende Fingerspitzengefühl bei der Thematik um Whitehats, Blackhats, Hacken usw. Eine relativ durchschaubare Handlung, die die sensible Thematik im besten Fall streift.

Ein weiterer, aber sehr kleiner Kritikpunkt war die spielerische Erziehung: Durch die positiv oder negativ-Skala, wurde man als Spieler zum Teil ganz schön an die Kette gelegt. Das hat mir weniger gefallen, da es die Entscheidungfreiheit als Spieler nicht direkt beschneidet, ihn aber zum "Guten" spielen erziehen will.


Wertung
Pro und Kontra
  • - sehr gute Steuerung auch mit Tastatur
  • - spielerische Flexibilität bei Erledigung der Missionen
  • - gut integrierte Hacker-Mechanik
  • - gute Grafik, trotz 2014er Erscheinungsjahr
  • - z.T. schlechte, deutsche Synchro
  • - leblose Schauplätze
  • - Sammelmissionen nerven

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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