Überflüssiges Lizenzspiel mit vielen Macken

Ein häufiges Phänomen: Schlechte Lizenzspiele zu erfolgreichen Filmen. Nehmen wir mal an, dass der Film (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 heißt und das Spiel...

von - Gast - am: 05.09.2009

Ein häufiges Phänomen: Schlechte Lizenzspiele zu erfolgreichen Filmen. Nehmen wir mal an, dass der Film (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 heißt und das Spiel von den Machern der Moorhuhn-Spiele (Phenomedia) entwickelt wurde, dann könnte man vorschnell meinen, dass das Adventure nur eine Gurke werden kann. Ob das wohl wirklich zutrifft?

Im Jahr 2304 wird die Erde angegriffen. Nur die Crew eines einzigen Raumschiffes kann da noch helfen. Genau: Die drei schwulen Raumfahrer des (T)Raumschiffs Surprise, namentlich Käpt’n Kork, Mr. Spuck und Schrotty. Erstmal beruhigend: Phenomedia hält sich bei der Handlung strikt an den Film, lässt aber manche leider manche Hintergründe aus. Wer den Film also nicht kennt, versteht einige Szenen nicht (u. a. die aus den Trailern bekannte Szene aus dem Kerker).
Doch schon im Intro wird man negativ überrascht, denn das Filmchen ist sehr verpixelt. Schade: Die Grafik ist auch ansonsten auf einem ziemlich niedrigen Niveau, auch wenn das Spiel schon fünf Jahre auf dem Buckel hat. Das bedeutet, dass es nur eine einzige Auflösung gibt, dass die Animationen teilweise unpassend sind und sowohl Figuren als auch die Hintergründe allesamt detailarm ausfallen.

Zurück auf Anfang: Kork, Spuck und Schrotty befinden sich noch auf ihrem Raumschiff und ahnen von ihren Abenteuern noch nix, sondern bereiten sich erstmal auf die Miss-Waikiki-Wahlen vor. Dazu brauchen wir als Mr. Spuck als erstes unser Kostüm. Doch unglücklicherweise haben wir keine passende Strumpfhose und unsere Orangenkette ist kaputt. Nett sind die Kommentare der Charaktere zu einigen Gegenständen, aber leider erreichen diese nie den Humor von z. B. Sam & Max und das, obwohl Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian mitsprechen. Dafür sind die Nebencharaktere nicht von den Schauspielern aus dem Film synchronisiert worden, sondern „nur“ mit anderen Profisprechern.
Apropos Gegenstände: Das Spiel kennt keine Hilfsanzeigen wie z. B. in The Moment of Silence, sondern Sie müssen sich alle Sachen selber suchen. Das kann teilweise recht nervig sein, weil es bei kleinen Gegenständen auf Bildschirmabsuchen hinausläuft.

Wir gehen in einen Korridor der Surprise auf der Suche nach einer Strumpfhose und finden dort zwei Crewmitglieder. Diese können uns zwar keine geben, dafür können sie uns ein Kaugummi geben, wenn wir ein Epiliergerät besorgen. Das haben wir auch schon dabei und bekommen den Kaugummi. Als nächstes gehen wir zu Bora Bora (praktisch der Uhura-Ersatz), die uns eine Strumpfhose geben kann für ein Kaugummi … was für ein glücklicher Zufall. Solche einfachen, aber auch logischen Rätselketten gibt es des öfteren.
Manchmal gibt es aber auch etwas wenig Hinweise auf die Lösung eines Rätsels. An einer Stelle sollen wir etwa ein Bodengitter aufschrauben. Einen Schraubenzieher könnten wir an dieser Stelle gebrauchen, dieser liegt aber leider auf der anderen Seite des Gitters. Also probieren wir es zunächst mit einer Pinzette, was jedoch nicht funktioniert (generell kommentiert das Spiel Fehlversuche im Stile von „Das geht nicht.“). Lösung: Wir müssen erstmal den Talisman von Kork klauen und damit das Gitter öffnen. Dass das funktioniert, finden wir erst beim stumpfen Versuchen heraus.

Letztlich kriegen wir unser Kostüm zusammen. Dabei finden wir übrigens neben der Pinzette auch noch ein Stück Käse-Sahne-Torte und beide Gegenstände haben etwas gemeinsam: Sie sind zu nichts zu gebrauchen. Das erschwert teilweise die seltenen Kombinationsrätsel, vor allem wenn nicht ganz klar ist, was man machen soll.
Aber nun weiter. Wir haben also unser Kostüm und Musik für die Tanzprobe für die Miss-Waikiki-Wahl und damit beginnt eines der vier Minispielchen. Wie man schon ahnen kann: Ein Tanzspiel, in dem Sie im Takt die richtigen Tasten drücken sollen. Daneben gibt es auch noch einen Sideshooter mit dem Spacetaxi, Katapultweitschleudern und einen (haha) Moorhuhnklon. Wenigstens werden alle Spiele auf Wunsch in einem Text erklärt und wenn Sie es nicht schaffen, dürfen Sie es sofort wiederholen. Außerdem sind sie sowieso nicht besonders schwierig.

Wenn Sie das erste Minispiel geschafft haben, schlüpfen Sie von nun an in die Rolle von Käpt’n Kork, was aber spielerisch keinen Unterschied macht. Nun brauchen Sie eine bestimmte Chipkarte, die eigentlich der Käpt’n selbst haben sollte, die er aber „verloren“ hat. Dieses Rätsel führt Sie wieder über das gesamte Raumschiff, was im Übrigen ziemlich viele Schauplätze hat (Kabinen, Korridore, Brücke…), sodass die Laufwege ziemlich lang und nervig sind, da sich die Charaktere kaum mehr als mit Mopsgeschwindigkeit bewegen und sich die Wege durch einen Doppelklick nicht abkürzen lassen.
Ansonsten ist das Spiel aber gut bedienbar, da es sich sonst an die Genrestandards hält, also Point&Click-Steuerung, mit Linksklick bewegen und benutzen, mit Rechtsklick ansehen.

Kork, Mr. Spuck und Schrotty müssen auf die Erde und zwar per Spacetaxi. Schade: Hier hätte man schön Ausschnitte aus dem Film nehmen können um Tempo in die Handlung rein zu bringen, stattdessen gibt es aber nur das bereits genannte Minispiel. Auch etwas merkwürdig ist, dass selbst auf der Erde, die aus dem Weltall angegriffen wird und auf der es schließlich um jede Sekunde geht (zumindest nach der Handlung) die Musik überhaupt nicht dramatischer wird, sondern immer noch das gleiche Gedudel wie auf der Surprise zu hören ist, was zwar vielleicht zur generellen Stimmung des Films passt, aber nicht zu der konkreten Situation.
Da sich das Spiel stark an den Film hält, gibt es noch so einige Schwächen. Die Hauptcharaktere verhalten sich stereotypisch, der Böse ist einfach nur böse und blass und die Nebencharaktere haben kaum Charakter. Wirklich ausgefeilte Charaktere wie in Sam&Max kann man nicht erwarten.

Darüber hinaus sind die Dialoge zwar alle ganz nett und bieten Hinweise auf die meisten Rätsel, aber teilweise sind sie auch nur belanglos. Manche Dialoge muss man sich sogar doppelt anhören, nämlich einmal um zu erfahren, was man für einen Gegenstand dieser Person bringen muss und einmal, wenn man der Person diesen Gegenstand bringt.
Generell bewirken die ganzen Macken, dass man sich nur selten in die Situation hineingezogen fühlt. Für Bully-Fans mag das vielleicht noch leichter sein, dennoch bietet der Film deutlich mehr Humor als das Spiel.
Wie schon gesagt, hält sich das Spiel sehr stark an den Film. Das bedeutet auch, dass das Spiel mit gerade mal vier bis fünf Stunden unglaublich kurz ist. Zwar können Sie nach einmaligem Durchspielen noch die Minispiele separat anwählen, aber die werden nach kurzer Zeit extrem öde. Alternative Lösungswege gibt es in dem extrem linearen Titel nicht.

Fazit: (T)Raumschiff Surprise kommt einfach nicht aus dem unteren Durchschnitt raus. Wenn es nicht teilweise nervig wäre, hätte es durchaus ein solider Titel werden können, aber mit blöden Minispielen, etwa vier Stunden Spielzeit, einer Grafik von vor zehn Jahren und noch nicht mal allen Originalsprechern ist es ein überflüssiges Adventure, selbst für Fans des Films.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(8)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.