Und wie du wieder aussiehst!

Ein Leben ohne jegliche Luxusgüter. Kein Fernsehen, kein Computer, kein Internet, kein Telefon. Ach, wie wäre das schön! Auf einer abgelegenen Insel in Ruhe...

von Silvershadow am: 18.04.2008

Ein Leben ohne jegliche Luxusgüter. Kein Fernsehen, kein Computer, kein Internet, kein Telefon. Ach, wie wäre das schön! Auf einer abgelegenen Insel in Ruhe leben. Wovon ich nur träumen kann, davon kann Sunny Blonde bereits ein Lied singen. Eigentlich wollte sie ja mit ihren wohlhabenden Eltern eine luxuriöse Kreuzfahrt über den Atlantik genießen – doch als sie an den berühmt berüchtigten Bermuda-Inseln vorbeikamen, geriet das Schiff in Seenot und die 17-jährige fand sich später allein auf der Küste einer einsamen Insel wieder. Dieser Umstand bereitet ihr natürlich Kopfschmerzen. Allerdings nicht, weil sie – wie normalerweise anzunehmen ist – nicht weiß, wie sie wieder nach Hause kommt oder was aus Mutter und Vater geworden ist, sondern vielmehr weil es ihr an Schminke und ähnlichem Kram mangelt. Na, das klingt doch nach einem sehr lustigen Abenteuer..

Als wäre das allein nicht schon tragisch genug, ist sie irgendwie in einem längst vergangenen Jahrhundert gelandet: Jene Zeit, in der Piraten die Weltmeere beherrschten. Selbige werden ihr natürlich auch hin und wieder über die Quere laufen und das sonst so ruhige Inselleben erschweren.

---> Und wie du wieder aussiehst!

Die obligatorische Anfangssequenz erinnert ein wenig an eine Mischung aus stumpfsinniger Teenie-Komödie und Titanic: Auf einem riesigen Kreuzer beschwert sich Sunny bei einem Mitreisenden jungen Mann namens Brad über ihre Eltern, die die unglaubliche Frechheit besaßen, sie mit auf ihre Kreuzfahrt anlässlich ihres Hochzeitstages zu nehmen, anstatt sie auf die Fahrt nach Cancún mit ihren Freundinnen zu lassen. Freilich interessiert das Brad herzlich wenig, und so entsteht folgender Sinnlos-Dialog:

Sunny: »Ehrlich, Brad! Irgendwie scheinen mir meine Eltern nicht zu trauen. Sie behandeln mich, als wäre ich noch ein Kind.«
Brad: »Sunny, das ist so ziemlich das Letzte, was mir vorschwebt, das ich gern mit dir tun würde.«

Ihre sichtlich tiefsinnige Konversation wird durch eine schwere Erschütterung unterbrochen und wir finden uns einige Augenblicke später an einer Küste wieder – weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Einziger Hinweis, wie Sunny hier her gekommen ist, liefert ein rotes Rettungsboot. Um nicht tatenlos herumzustehen, machen wir uns also auf die Suche nach verwendbaren Objekten. Dabei finden wir eine Schwimmweste, die Madame jedoch schlicht und ergreifend nicht benutzen möchte, da diese farblich nicht zu ihrem restlichen Outfit passt. Auch eine Muschel findet ihr, die sie sich spontan ans Ohr hält und überrascht feststellt, dass das Rauschen des Meeres aus ihr zu vernehmen ist. Nachdem sie das kostbare Stück Natur wieder auf den Boden gelegt hat, hört sie das Meeresrauschen noch immer und ist beeindruckt – ob sie weiß, dass sich der Atlantik direkt vor ihren Füßen befindet? Jedenfalls steckt ihr eine Kokosnuss sowie einen Plastikschlauch ein und bewegt euch zu einer sich auf einem Stein befindenden Pfütze, die eines der vielen Mini-Games darstellt. Aufgabe ist es, mittels der halben Kokosnuss das tropfende Wasser aufzufangen. Wer keine Nerven dafür hat, kann einfach auf -Gewinnen- klicken und erhält die Flüssigkeit ohne das Spiel bestreiten zu müssen. Habt ihr diese Aufgabe bewältigt, lauft ihr ein Stückchen weiter und seht einen kleinen Jungen.

Sunny möchte jedoch nicht mit ihm sprechen, schließlich ist ihr Make-Up verschmiert und so kann sie unmöglich jemandem unter die Augen treten. Da es in der näheren Umgebung keine Läden und somit keine Einkaufsmöglichkeiten für frische Gesichtsfarbe gibt, müsst ihr euch umsehen und findet im Rettungsboot eine Notfallration (worüber selbstverständlich auch gemeckert wird, da das keinem 3-Sterne-Menü entspricht) und ein kleines Tierchen, welches Sunnys Tasche im Maul hat und auf eines der Palmen springt. Diese Situation stellt sogleich das erste Rätsel dar: Wie bekommt ihr die Handtasche zurück? Dazu müsst ihr die mit Wasser gefüllte Kokosnuss mit der Notfallration kombinieren und schlussendlich ein paar Früchte hinzufügen. Voilá: Der Vierbeiner, der mich an einen großgeratenes Eichhörnchen erinnert, lässt zum Dank das Täschchen fallen und isst brav auf. Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft! Sunny gibt ihm den Namen Max und nimmt ihn fortan überallhin mit.

Zurück zur Schminkaktion: Die Pfütze, aus der ihr vorhin das Wasser entnommen habt, dient nun als Spiegel, mithilfe sich die Protagonistin wieder herrichten kann. Danach geht es unmittelbar zu dem kleinen Jungen, der sie mit -alte Lady- anspricht, worauf sie ihm mit Prügel droht und er sie über seine Schwester informiert, die Meisterin im Gewichteheben ist. Ferner berichtet er, dass es weder Hotels, Telefone, Einkaufszentrum noch sonstige Veranstaltungen auf der Insel gibt. Ausgenommen der Hennenrennen, die früher mit Haien veranstaltet wurden. Doch als die menschlichen Teilnehmer aufgefressen wurden, entschied man sich vernünftigerweise für Hennen, die bekanntlich weniger gefrässig sind.

Da euch Enrico, der 12-jährige Bursche, nichts mehr zu sagen hat, könnt ihr mit eurer Erkundungstour fortfahren und macht auf einem Bootssteg Bekanntschaft mit dem verträumten Schriftsteller Juan machen, der Sunny schöne Augen macht und ihr ebenfalls versichert, dass es sich bei der Insel keinesfalls um einen Urlaubsort handelt. Des weiteren trefft ihr Pablo, den Maler, der etwas von einem böswilligen Piraten namens One-Eye (der Name ist Programm!) berichtet, der vor nichts zurückschreckt und von dem ihr euch in Acht nehmen müsst. One-Eye ist nicht nur das klischeehafte Abbild eines Piraten – Holzbein, Augenklappe -, er hat einen Fluch über die Inselbewohner ausgesprochen und hält sie so in seiner Hand. Unser Blondchen soll die Menschen natürlich befreien und retten.

---> Blondinenwitze und Rätsel

Die Geschichte bietet sehr viel Freiraum für ein aberwitziges und intelligentes Adventure. Leider ist genau das Füllen des Raumes gewaltig auf der Strecke geblieben. Sunny Blonde stellt quasi ein Gesamtpaket sämtlicher Blondinenklischees dar: Weltfremd hüpft sie, mit Handy, Schminke und Kreditkarte bewaffnet, auf der Pirateninsel umher und bezeichnet jeden als dumm, der nicht weiß, was ein Telefon ist – quasi die Videospielausgabe von Paris Hilton. Sie selbst begreift erst relativ spät, dass sie im 18. und nicht im 21. Jahrhundert gelandet ist. Bis dahin – und auch danach – wird fleißig genörgelt. Denn wer an puren Luxus gewöhnt war und bisher alles bekam, was gewünscht wurde, der ist auf so einer Insel in so einer Zeit natürlich aufgeschmissen. Nur kann sie nicht einfach verschwinden. Juan, der Dichter, verrät ihr, dass bisher noch niemand von der Insel gekommen ist – zumindest nicht lebend. Und selbst wenn es ihr gelingen würde: Das 18. Jahrhundert herrscht weltweit, nicht auf dem einen Fleck. Es bleibt ihr somit nichts anderes ürbrig, als das Beste daraus zu machen und One-Eye das Handwerk zu legen. Dazwischen betont sie immer wieder, wie schön so ein luxuriöses Dasein ist, was nach einer Weile ein bisschen zu nerven beginnt. Ich verlange ja keine großartig philosophischen Aussagen oder gar Dialoge, aber eine eine etwas höhere Bandbreite an Aussagen hätte es schon sein dürfen.

Ungemein viele klassische Point&Click-Rätsel stehen euch während des Spielverlaufs gegenüber. Sie alle sind ausgesprochen einfach gestrickt, so dass ihr nie wirklich lange nachdenken müsst – entweder, ihr müsst bei einem Dialog etwas aushandeln, das auch Vorteile verschafft, oder aber ihr dürft verschiedene Objekte zusammentragen, miteinander kombinieren und anschließend verwenden (wie beim oben geschilderten Rätsel mit Max) – darum ist die Altersfreigabe ab 12 wohl oder übel auch angemessen, denn anspruchsvoll ist keines der Rätselstellungen wirklich. Nicht einmal die Mini-Games, die ihr zum Glück immer überspringen könnt (durch den „Gewinnen“-Button), gleichen dies aus. Ihr seid in jedem Fall beschäftigt, nur gestaltet sich -So Blonde- als Ganzes etwas flach und linear. Zu letzterem trägt die Tatsache bei, dass es nie mehrere Lösungswege gibt. Um ein Ziel zu erreichen, dürft ihr immer nur einen Weg benutzten – andere werden nicht einmal angedeutet. Schade eigentlich.

---> Grafik, Sound, Steuerung

Grafisch wirkt die Comic-Darstellung von -So Blonde- recht steril und einfältig. Es mangelt konstant an Überraschungen bei der 2D-Grafik. Sunny Blonde passt optisch zwar gut hinein, allerdings begegnen und sowohl Piraten als auch deren Schiffe (wie auch alles andere, was wir so finden), ausgesprochen gepflegt und wollen dadurch schlicht nicht böse oder gar authentisch wirken. Hinsichtlich der Freigabe ab 12 scheint das Spiel auch für diese Altersgruppe besonders geeignet zu sein – eine paradiesische, monotone und spießige Gestaltung, die alles, aber nicht brutal oder angsteinflößend wirkt und dadurch wohl bestens für Kinder geeignet ist. Für Erwachsene wohl nur ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch. Übrigen sind die vielen Ladebildschirme ärgerlich. Allein bei dem oben genannten Rätsel, um an die Handtasche zu kommen, muss man diesen Bildschirm ganze dreimal über sich ergehen lassen.

Die Soundumgebung zeigt sich von zwei Seiten: Einerseits wirken die Stimmen der Personen recht professionell und glaubhaft. Andererseits ist da diese störende Hintergrundmusik, die sich immer und immer wieder zu wiederholen vermag. Positiv anzumerken sind die naturbedingten Geräusche, wie das Meer.

Gesteuert wird Sunny mit der Maus, ein konventionelles Point&Click-Adventure eben. Wohin ihr mit der linken Maustaste klickt, dahin bewegt sie sich. Aktionen werden mit der rechten Taste ausgeführt.

---> Systemvoraussetzungen

Betriebssystem: Windows 2000/XP/Vista
Prozessor: 2 Ghz (oder vergleichbarer AMD)
Arbeitsspeicher: 512MB
Festplattenspeicher: 3GB

---> Zusammengefasst

Pro:
+ Nette Story
+ Synchronisierung
+ Leichte Rätsel
+ Mini-Games (die umgehbar sind)

Kontra:
- Linearer Spielablauf
- Sterile Grafik
- Viele Ladebildschirme
- Magere Umsetzung der Story
- Zu viele Dialoge/Aussagen über Luxus wirken einfallslos

---> Fazit

Sie ist blond, jung, reich und sie nervt: Sunny Blonde. Mit ihr in der Hauptrolle erschien ein nettes Adventure für zwischendurch, hinter der sich zwar eine nette und ausbaufähige Geschichte verbirgt, die jedoch nur befriedigend umgesetzt wurde. Spannung fehlt gänzlich, anspruchsvolle Rätsel sucht man durchgehend vergebens (was nun nicht unbedingt negativ sein muss) und die Comic-Darstellung wirkt zu steril. Doch es gibt auch positives: Die durch und durch gelungene Sprachausgabe zum Beispiel. Insgesamt dürfte das Spiel gerade Kinder vollends begeistern – zumal es völlig ohne böse Gewaltdarstellungen auskommt -, für die älteren Gamer wird So Blonde wohl nur ein nebensächlicher Zeitvertreib bleiben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Detailliert
  • Sound: Stimmen recht profesionell
  • Balance: Für Einsteiger geeignet
  • Atmosphäre: Stimmig
  • Bedienung: Klassisches Point&Klick
  • Umfang: Mittel
  • Handlung: Gut für Kinder und
  • Charaktere: Blondine
  • Dialoge: ...
  • Rätsel: -
  • Grafik: Steril
  • Sound: Wiederholende Musik
  • Balance: Zu einfach
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: -
  • Umfang: -
  • Handlung: Klischeehaft
  • Charaktere: ...die etwas lächerlich wirkt
  • Dialoge: nicht besonders ausgefeilt
  • Rätsel: Flach und linear

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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