Unerwartet unterhaltsamer Free2Play-Shooter

Rezension: „Call of Duty: Warzone“ – Plattform: Battle.net

von ModuGames am: 25.03.2021

Was?! ICH bespreche ein halbwegs aktuelles Spiel? Skandal! Tatsächlich war es überhaupt nicht meine Idee, mit Call of Duty: Warzone anzufangen. Zwei meiner Freunde (PS4-Spieler) haben mich dazu überredet, damit wir es über Crossplay zusammen spielen können. Da Warzone kostenlos ist, habe ich es schnell ausprobiert und für überraschend gut befunden.

Story? Pah!

Eingangs rede ich meist über die Geschichte eines Spiels – und dieser Punkt ist heute schnell abgehakt. Warzone bietet keine Einzelspielerkampagne, der Mehrspielermodus wird jedoch von einer sehr, sehr (sehr!) kargen Story begleitet. Warzone funktioniert – wie viele andere Service Games auch – über Seasons, die jeweils gewisse Veränderungen mit sich bringen. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft gerade ein Zombie-Event, was die üblichen Vorgehensweisen aufgebrochen hat. Meistens bemerkt man den Beginn einer Season aber nur daran, dass ein neues Renderfilmchen läuft, sobald Warzone startet. Ich erwarte nicht, dass ein kostenloses Spiel eine aufwändige Kampagne besitzt, aber ich verstehe den Gedanken hinter dem aktuellen System nicht ganz.

Die Seasons bringen oft neue kosmetische Gegenstände mit sich.

Doch widmen wir uns dem eigentlichen Spiel. Warzone spielt sich an einigen Stellen anders als übliche Call of Dutys, allerdings ähneln sich die Grundlagen. Wir dürfen eine Primär- sowie eine Sekundärwaffe mit uns führen und drei Perks (dt.: Extras) auswählen. Außerdem gibt es noch Slots für eine Primärgranate und eine zusätzliche Taktikgranate. So weit, so bekannt. Eines der wichtigsten Gameplayelemente von Warzone besteht jedoch in den Panzerplatten. Diese bieten uns zusätzlichen Schutz neben unserer regulären Gesundheit, welche sich automatisch regeneriert. Wir können drei Panzerplatten ausrüsten, aber noch weitere mitnehmen. Dadurch hält ein Gegner in der Regel viel aus. Gute Schützen zielen auf die Köpfe ihrer Feinde, um den Schaden zu maximieren. Wird die eigene Rüstung beschädigt, muss man abwägen, ob man neue Panzerplatten verwendet (was einen kurzzeitig wehrlos macht) oder ob man ohne vollen Schutz den Kampf fortführt. Das ist durchaus spannend.

Gedanken eines Battle-Royale-Neulings

Auch an anderen Stellen bricht Warzone mit der bekannten CoD-Formel. Das fängt schon bei der schieren Größe des Spiels an. Wo wir sonst schnelle Gefechte auf sehr engem Raum bestreiten, fährt Warzone die Karte „Verdansk“ auf, welche mehrere Quadratkilometer groß ist. Diese gewaltigen Dimensionen sind auch nötig, denn die Karte ist primär für den Battle-Royale-Modus mit mehr als 100 Spielern ausgelegt. Dazu muss ich sagen, dass ich quasi keine Erfahrung mit dieser Art Spiel habe. Vor Jahr und Tag habe ich zwar mal kurz in Playerunknown's Battlegrounds reingespielt, was mich aber nicht fesseln konnte. Bedenken Sie also, dass ich auf diesem Gebiet nicht einmal ansatzweise ein Experte bin.

Zu Beginn einer Runde springt man per Fallschirm ab. Dabei zieht man einen roten Schweif hinter sich her, den andere Spieler leicht erkennen können.

Schon vor Spielbeginn kann man auswählen, ob man das Battle Royale alleine oder mit einem Trupp mit bis zu vier Leuten bestreiten möchte. Damit ist dieser Modus der einzige, der wirklich für Solospieler ausgelegt ist. In allen anderen sieht man ohne Team meistens kein Land. Generell halte ich Warzone auch für deutlich unterhaltsamer, wenn man es zusammen mit Freunden spielt. Alleine ist die Luft schon nach ein paar Runden raus (jedenfalls bei mir). Ein Battle Royale beginnt, indem man aus einem Flugzeug abspringt. Bereits jetzt muss man überlegen, wo man landen möchte. Verdansk bietet viele unterschiedliche Gebiete: Eine Stadt, eine Militärbasis, einen Steinbruch und noch einige mehr. Manche sind aber mehr frequentiert als andere. Dies liegt vor allem an der Verteilung der Kisten. In diesen befinden sich Waffen, Ausrüstung und Geld – das will man natürlich haben. Dummerweise kommen Kisten nur in Häusern vor, welche natürlich in einer Stadt deutlich häufiger zu finden sind als irgendwo in der Walachei. Das wissen die Spieler aber auch, weshalb man abwägen muss, ob man lieber in die städtische Gegend möchte oder sich doch besser außerhalb positioniert.

Von Gulags und Campern

Man landet also per Fallschirm und stirbt hoffentlich nicht durch Fallschaden. Da man nur mit einer mickrigen Pistole startet, sucht man möglichst schnell die besagten Kisten. Doch es gibt einen Haken an dem Spielmodus: Eine Gaswolke verkleinert die Karte nach und nach, sodass Konflikte zwischen den Spielern unausweichlich sind. Gewinnt man einen Kampf, ist alles soweit gut und man kann sich an der Ausrüstung des Gegners bedienen. Verliert man, geht es in den sogenannten „Gulag“, wo man sich auf einer sehr kleinen Karte ein Duell mit einem anderen bereits toten Spieler liefern muss. Der Verlierer ist dann endgültig eliminiert, wohingegen der Gewinner erneut auf die reguläre Karte geschickt wird (allerdings ohne Ausrüstung). Das funktioniert aber nur einmal – beim zweiten Tod ist man raus.

Im Gulag geht es rau zu. Wer zuerst schießt, gewinnt meistens.

Um ehrlich zu sein: Ich bin kein Fan dieses Spielprinzips. Um hier zu gewinnen, muss man extrem defensiv vorgehen. Wer hier wie Rambo spielt, wird vielleicht zwei oder drei Kämpfe gewinnen, aber wie ein sehr weiser Jedi einst sagte: „There is always a bigger fish“. Mein bestes Ergebnis bisher war der 10. Platz, welchen ich durch, nennen wir es einmal, „taktisches Warten“ erreicht habe, was allerdings überhaupt nicht meiner Natur als Spieler entspricht. Wenn Duelle aber zustande kommen, sind diese umso intensiver. Wer also Nervenkitzel sucht, könnte hier durchaus fündig werden.

Mehr als nur Battle Royale

Auf zum nächsten Modus! „Wiederbelebung“ ist dem regulären Battle Royale nicht unähnlich: Mehrere Teams kämpfen darum, als letzte Mannschaft am Leben zu sein. Die Karte (welche passenderweise „Rebirth Island“ heißt) ist hierbei allerdings viel kleiner, weshalb Gefechte deutlich öfter vorkommen. Man kann zwar theoretisch auch alleine antreten, allerdings verpasst man damit die wichtigste Gameplaymechanik. Wenn ein Teamkamerad stirbt, wird er nicht in den Gulag geschickt, sondern muss eine gewisse Zeit abwarten, bis er wieder einsteigen kann. Grob könnte man sagen: Solange jemand aus dem Trupp noch lebt, kann man respawnen (funktioniert solo natürlich nicht). Dies ändert die Dynamik des Spiels enorm, weil man etwas sorgloser vorgehen kann. „Wiederbelebung“ ist insgesamt ein netter Modus, aber er wirkt gleichzeitig wie eine Dreingabe.

Mit Fahrzeugen kommt man viel besser voran (und sie eignen sich gut zum Umfahren von Gegnern). Die Physik des Spiels ist übrigens extrem lustig.

Kommen wir also zum letzten Modus: „Beutegeld“. Wir sind zurück auf Verdansk und diesmal auch ganz ohne Gas. Das Ziel besteht darin, möglichst viel Geld anzuhäufen, welches man hauptsächlich in den Kisten findet. Alternativ kann man auch Aufträge erfüllen, um seinen Kontostand zu erhöhen. Natürlich muss man sich auch mit konkurrierenden Spielern herumschlagen, die sich gerne das Geld anderer Leute unter den Nagel reißen würden. Wer nach Ablauf der Zeit am meisten Geld hat, gewinnt. Prinzipiell recht simpel. Dieser Modus ist der Favorit meines Trupps. Dies liegt wohl unter anderem auch daran, dass die Konsequenzen beim Tod relativ gering sind. Man verliert zwar Geld, kann aber unendlich oft respawnen. Noch ein paar Worte zum Teamspiel: Wird man erschossen, stirbt man in vielen Fällen nicht direkt, sondern liegt auf dem Boden. Dann kann man von einem Teamkameraden wiederbelebt werden. Ebenso kann man untereinander Ausrüstungsgegenstände austauschen. Außerdem kann man zusammen Fahrzeuge wie Trucks oder Helikopter benutzen, was schon extrem cool ist. Das sind einige der Gründe, warum Warzone mit einem Team mehr Spaß macht.

Nur Schein statt Sein?

Wir müssen an dieser Stelle allerdings noch über den Umfang des Spiels reden. Damit beziehe ich mich vor allem auf die Karte Verdansk. Ich finde sie prinzipiell gut – sonst hätte ich das Spiel auch nicht so lange gespielt. Dennoch ist es leicht, sich von der Größe und dem vermeintlichen Abwechslungsreichtum von Verdansk blenden zu lassen. Im Grunde ist die Karte aus relativ wenigen Versatzstücken aufgebaut, was man mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr bemerkt. Was Warzone bräuchte, wäre eine zweite oder gar dritte Karte, um das Spiel frisch zu halten. Aktuell gibt es Gerüchte, dass Verdansk gegen eine neue Umgebung ausgetauscht werden soll, aber ich fände es besser, wenn Warzone insgesamt mehr Karten böte anstatt immer nur eine.

Die Karte sieht auf den ersten Blick sehr abwechslungsreich aus, aber viele Häuser wurden einfach nur kopiert.

Ansonsten sind die Waffen eines der größten Aushängeschilder des Spiels. Es gibt wirklich enorm viele Schießeisen, was unter anderem auch daran liegt, dass Warzone Inhalte aus Modern Warfare und Cold War übernimmt. Dadurch kann es vorkommen, dass dieselbe Waffe sogar in mehreren Ausführungen existiert. Hat man sich zwischen Sturmgewehren, DMRs, Schrotflinten, Scharfschützengewehren etc. pp. einmal zurechtgefunden, muss man sich mit dem Aufrüsten der Bleispritzen befassen. Spielt man eine Waffe, levelt man sie auf und erhält Modifikationen. In den meisten Fällen kann man bis zu fünf Modifikationen an einer Waffe anbringen, allerdings gibt es oft deutlich mehr Möglichkeiten, weshalb man hier kluge Entscheidungen treffen muss. Das Upgraden von Waffen ist hierbei zeitweise sehr motivierend, allerdings war hier bei mir auch irgendwann die Luft raus. Bei den Waffen zeigt sich auch die Free2Play-Natur von Warzone: Man kann sich Baupläne für besondere Gewehre kaufen. Tatsächlich fand ich diese Option aber sehr unaufdringlich und hatte auch nie das Gefühl, dass pay to win ein Problem in Warzone ist.

Durchwachsene Präsentation

Problematisch sind da eher schon andere Dinge, etwa die Technik. Dazu muss ich sagen, dass mein PC (GTX 980, i7-6700k, 16 GB DDR4) mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist. Interessanterweise konnte ich das Spiel anfangs mit relativ hohen Einstellungen flüssig spielen. Das alles hat sich nach einem sonderbaren Update geändert. Nun muss ich mich mit niedrigen Einstellungen begnügen. Wie das passiert ist? Keine Ahnung! Jedenfalls ist Warzone teilweise sehr hardwarehungrig. Wer keine Grafikkarte mit mehr als 4 GB VRAM besitzt, schaut in die Röhre. Dabei ist das Spiel bestimmt sehr hübsch, ich kann nur nicht viel davon sehen. Auch der Soundtrack ist so eine Sache: Musikalisch wird uns hier nicht viel geboten und die wenigen Stücke des Spiels fangen schnell an zu nerven, was für jemanden wie mich, der gute Soundtracks zu schätzen weiß, natürlich eine Tragödie ist. Das Sounddesign insgesamt halte ich für solide.

Fazit

Das letzte CoD, das ich mir gekauft habe, war Modern Warfare 3 (2011). Danach hatte ich das Interesse an der Reihe verloren, wurde aber nun von Warzone positiv überrascht. Natürlich kann man jetzt anmerken, dass der Umfang in einigen Bereichen etwas dürftig ist (keine Geschichte, nur eine Map), aber insgesamt haben wir es hier mit einem guten Spiel zu tun: Das Zusammenspiel mit den Truppkameraden ist nicht nur extrem wichtig, sondern auch noch sehr unterhaltsam. Das Gameplay an sich ist etwas entschleunigt und strategischer, da ein Tod viel kostspieliger ist als in den normalen CoD-Teilen. Die Auswahl an Waffen ist groß und das Modifizieren der Bleispritzen motivierend. Die Modi wiederum sind zwar nicht perfekt, können aber auch über einen längeren Zeitraum hinweg unterhalten. Für ein Free2Play-Spiel halten sich die Mikrotransaktionen auch noch sehr im Rahmen. Wenn die Entwickler jetzt noch an den richtigen Stellschrauben drehen, hat Warzone massiv Potenzial.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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