Warum FIFA 21 einfach kein gutes Spiel ist

Bereits in meiner Review zu FIFA 20 habe ich fehlende Innovation bemängelt. Jedoch macht FIFA 21 im Gegensatz zu seinem Vorreiter in grundlegenden Aspekten...

von MALI3U am: 20.01.2021

Karriere: In FIFA scheiden sich oft die Geister. Es gibt Spieler, welche das Spiel nur wegen seines Managermodus spielen und es gibt solche die es überwiegend wegen UltimateTeam spielen. Dabei dürfte klar sein, dass UltimateTeam weitaus häufiger gespielt wird als der Managermodus. Trotzdem stellt dieser einen nicht weniger essenziellen Pfeiler des Spiels dar. So auch für mich. Jemand der UltimateTeam aufgrund seines Systems (hierzu später mehr) boykottiert. Der Managermodus hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur wenig verändert. Die langweiligen Interviews sind geblieben und es wurde nicht mal daran gedacht neue Texte zu schreiben. Im Vergleich zu FIFA 20 sind es genau die gleichen Aussagen und genau die gleichen Fragen. Hier wurde einfach mit Copy und Paste gearbeitet, was so ziemlich die Liebe darstellen dürfte, mit der noch an diesem Modus gearbeitet wird. Als neu angepriesen aber gar nicht so neu ist dann die Möglichkeit in eine simulierte Partie einzuspringen und dort bei unbefriedigenden Ausgang diesen zu ändern. Ich verstehe nicht wie Entwickler tatsächlich die Dreistigkeit besitzen, ein System aus FIFA 08 oder so zu nehmen und uns dann als neu zu verkaufen. Genau dieses Features besaßen schon alte Mangermodi (Bei denen sich noch Mühe gegeben wurde). Einzig und allein die Möglichkeit dann wieder in die Simulation zu springen ist tatsächlich neu. Als weitere Neuerung ist das neue Bissigkeit-System und das Entwicklungssystem zu nennen. Spieler haben jetzt einen Bissigkeitswert, welcher sich erhöht wenn diese trainieren oder Spielpraxis sammeln. Der Wert erhöht dann den Gesamtstatus der Spieler und lässt diese dann besser spielen. Glücklicherweise hat man mindestens daran gedacht hier einen maximalen Wert von +5 einzulegen, sodass hier aus einem Jugendspieler nicht sofort Messi werden kann. Durch das neue Entwicklungssystem kann ich Spielern jetzt noch zusätzlich eine neue Position zuteilen und deren Spielstil anpassen, was dann wiederum Auswirkung  auf die Entwicklung der Stats der Spieler hat. Also kann ich quasi dafür sorgen, dass Florian Wirtz von Leverkusen statt einer Mittelfeldposition auf eine Stürmerposition wechselt. Zusätzlich könnte ich ihn dann noch in eine Richtung trainieren lassen, dass er vor allem in den Punkten Schnelligkeit und Abschluss vermehrt zulegt. Da Spieler jetzt an Bissigkeitswert verlieren, wenn man diese auf eine unbeliebte Position schiebt, macht das Umstellen tatsächlich sogar teilweise sinn. Das Training jedoch überhaupt nicht. In 99% der Fälle ist man gut beraten die Spieler auf den Standardeinstellungen zu belassen, sodass diese sich in allen Werten sehr gut verbessern. Auch das neue Training ist mehr schein als sein. Uns ist es jetzt möglich die Woche durchzuplanen, was das Einlegen oder Weglassen von Trainingseinheiten zur Folge hat. Hier können wir 3 Optionen auswählen. Die Trainingseinheit erhöht den Bissigkeitswert aber senkt natürlich die Fitness, der Ruhetag senkt dabei leicht den Bissigkeitswert und erhöht leicht die Fitness und der trainingsfreie Tag senkt den Bissigkeitswert viel und erhöht dabei aber auch die Fitness mehr. Klingt im Prinzip mal endlich nach Tiefe. Ist es aber tatsächlich nicht. Es nervt mehr als es hilft. Auch hier sind die Standardeinstellung so gewählt, dass diese eigentlich am besten passen und zu keinem Zeitpunkt geändert werden müssen. Nur pausiert die Tagessimulation jedes mal an einem Trainingstag. Das hat zur Folge, dass wir viel länger brauchen um an einen Spieltag zu kommen, womit das Simulieren der Tage noch mehr zur Geduldsprobe wird. Wirklich managen können wir hier also wieder nichts. Abschließend kann ich eigentlich nur von Trauer bei diesem Modus sprechen. Bereits nach wenigen Stunden spielt sich der Modus genau, aber wirklich genau wie seine Vorgänger und die wenigen Unterschiede die gemacht wurden, haben einfach kein Impact auf das tatsächliche Spiel. Ich werde es auch nicht Leid die tausend möglichen Chancen anzusprechen, die dieser Modus einfach bieten könnte, in der Vergangenheit sogar geboten hat und die er auch verdient hätte. Eine noch größere Frechheit ist die Implementierung eines Features, welches sich viele Mangermodus-Spieler gewünscht haben, in UltimateTeam. So ist es in FUT möglich sein eigenes Stadion zu kreieren und zu gestalten. Ein Schlag ins Gesicht für jeden Spieler des Managermodus, da dieses Feature hier sogar Sinn gemacht hätte und tatsächlich was am Spiel ändern könnte. 

 

UltimateTeam: Wie bereits angesprochen Boykottiere ich diesen Modus. Ich halte es ebenfalls für eine Frechheit der Entwickler, in einem Vollpreistitel pay to win Mechanismen zu implementieren. Denn genau das ist UltimateTeam. Mit normalen Spielen, kann ich mir meine Wunschspieler teilweise garnicht erspielen. Wenn ich überlege, dass ich für ein Goldpack ca. 5 Spiele machen muss und dann die Chance auf einen guten Spieler (Wertung über 83) bei 3,2% liegt, dann kann man sich vorstellen wie viele Spiele man machen muss, um einen entsprechend starken Kader aufzubauen. Da ist es natürlich für viele Spieler einfacher Geld auszugeben, bevor man sich die Mühe macht so viele Spiele zu bewältigen. Und genau hier stoßen dann zwei Welten aufeinander. Der eine Spieler, welcher sich das Spiel gekauft hat (für 70 EUR !!) und es nicht einsieht hier noch mehr Geld auszugeben und der andere Spieler, welcher zusätzlich zu den 70 EUR nochmal 100 EUR in Packs investiert hat. Ratet mal wer das bessere Team hat und ratet mal welcher dieser Spieler wahrscheinlich gewinnen wird, obwohl Spieler A aufgrund seiner Erfahrung eigentlich deutlich besser ist. Ich hoffe, dass irgendwann diese Odyssee endet und jeder mal verstanden haben sollte, wie wenig Sinn es macht so viel  Geld in einen Modus zu stecken, welcher jährlich „neu“ rauskommt. Mein Vorschlag an EA: Macht UltimateTeam doch bitte free to play. Dann würden die pay to win Mechanismen auch in das Spiel passen. CoD hat ja auch schon einen ähnlichen Ansatz gewählt mit dem kostenfreien Warzone, welches dann aber auch immer auf das Hauptspiel verweist. Dann könnt ihr euch vllt. auch mal wieder den grundlegenden Sachen widmen, wie dem Gameplay und dem Mangermodus.  

 

Gameplay: Wo wir beim Punkto Gameplay sind. Im Vorgänger hatte ich beschrieben, dass das Gameplay grundsolide ist und es sich anfühlt wie es sich anfühlen sollte. Das kann ich von FIFA 21 tatsächlich nicht behaupten. Es sollte Veränderungen in dem taktischen Verständnis geben. Die gab es auch. Leider nicht zum guten. Positiv ist, dass Stürmer tatsächlich ein besseres Verständnis für Freiräume haben und Läufe nicht direkt abbrechen, sobald man diese anspielen will. Der Nachteil ist, dass die Abwehr nicht ein solches Verständnis aufweist. Die Abwehr spielt sich absolut überfordert mit den kleinsten Angriffen und sobald ein Verteidiger ausrückt, ist die komplette Grundordnung der Abwehr dahin, was das Bespielen der Schnittstellen für den Gegner umso leichter macht. Zusätzlich ist es ein absoluter Glücksakt den Ball vom Fuß des Angreifers zu trennen. Die Abwehrspieler stellen sich teilweise so dämlich an, den Ball zu erobern, dass der Angreifer in den meisten Fällen einfach unbehindert durchlaufen kann. Das liegt auch nicht an meiner Inkompetenz sondern einfach am Spiel. Ich merke es, wenn ich angreife und ich merke es wenn ich verteidige. Abgesehen davon ist es auch schon mehreren meiner Kollegen aufgefallen. Was ist davon die Folge? Spiele enden teilweise mit 7:5 oder ähnlichen hohen Ergebnissen. Das kann ja mal passieren, aber ich habe in meiner Karriere nach 13 Spielen über 50 Tore geschossen und ca. 20 Tore gefangen. Ich spiele dabei auch auf Legende (zweithöchster Schwierigkeitsgrad) also sollte es nicht zu leicht gewesen sein. Das Spiel macht also in diesen Momenten überhaupt keinen Spaß. Zusätzlich kommen die richtigen FIFA-Momente hinzu, in denen man merkt, dass das Spiel jetzt einfach ein Tor schießen möchte. Egal wie oft ich den Ball kläre oder dieser schon eigentlich geklärt war. Irgendwie nimmt der Ball eine komische Flugkurve zum Gegner, welcher diesen dann reinschiebt, irgendwie stellen sich meine eigenen Spieler noch bescheuerter an, als sie eh schon sind, irgendwie bekommt der Gegner den Ball schon in mein Netz. Diese Momente fühlen sich einfach so extrem schlecht an, da man hier klar das Gefühl eines Kontrollverlustes hat. Ich habe nicht das Gefühl, ich hätte jetzt durch spielerisches Können dieses Tor verhindern können. Und genau das nervt einfach. Es nervt seit Jahren und es nervt auch extrem in diesem Spiel.

 

Fazit: Ich denke FIFA 21 ist genau aus der Summe dieser Gründe einfach kein gutes Spiel. Es gibt seit Jahren keine wirklich Innovation, das Gameplay ist wirklich grausig und bietet teilweise mehr denn je die so geliebten FIFA-Momente und UltimateTeam ist und bleibt ein absoluter pay to win Modus. Das wird wahrscheinlich auch der Grund sein, weshalb FIFA so schlecht angekommen ist bei der Community. Das Spiel war bereits wenige Wochen nach Release auf 30€ reduziert und ist es heute noch. Man merkt, dass die Entwickler was tun müssen. Obwohl ich ProEvo nie wirklich gespielt habe, finde ich den Ansatz eines Kaderupdates mit neuen Trikots etc. für 20-30 EUR viel besser. In der gleichen Zeit könnte man sich um wirklich spielverändernde Mechaniken bemühen, die dann auch wieder einen Preis von 70 EUR rechtfertigen würden. Aber da EA eben meist den Profit im Ziel hat und noch genügend Spieler das Spiel spielen, wird sich an der bisherigen Situation wohl kaum was ändern. Schade. 


Wertung
Pro und Kontra
  • - hübsche Präsentation (Grafik - zumindest auf Series X)
  • - bietet manchmal die richtigen Ansätze
  • - läuft Stabil
  • - Ultimate Team
  • - fehlende Innovation
  • - Gameplay teilweise sehr schlecht

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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