Weltenrettung in sechs Stunden

Der Kampf Gut gegen Böse ist auch heute noch allgegenwärtig: USA gegen den Rest der Welt, Twinnie gegen Conetto und Politiker oder doch ein ehrbarer...

von Tsabotavoc am: 29.03.2014

Der Kampf Gut gegen Böse ist auch heute noch allgegenwärtig: USA gegen den Rest der Welt, Twinnie gegen Conetto und Politiker oder doch ein ehrbarer Job als Knochenbrecher bei der italienischen Mafia?


Auch Reaper of Souls löst einen Kampf in mir aus. Weniger als Spieler als vielmehr als Tester. Meistens war mir nach Durchsicht meiner Checkliste über ein Spiel ziemlich klar welche Wertung ich dem Spiel gebe. Hier ist das nicht so. Warum? Und ist das Spiel nun einen Kauf wert? Das versuche ich in diesem Test zu zeigen.

 

Der hat die Weisheit aber auch nicht mit dem Löffel gefressen

Das Kernstück des Addons ist ohne jeden Zweifel der fünfte Akt von Diablo 3. Malthael, einstmals Engel der Weisheit, hat die Schnauze voll vom ewigen Konflikt Gut gegen Böse. Dafür hat er eine endgültige Lösung gefunden. Das diese endgültige Lösung den Dämonen genausowenig schmeckt wie den Menschen braucht man wohl kaum zu erwähnen. Also müssen wir ins Feld.

Es ist schwierig die größte Stärke des Addons anzupreisen ohne zu spoilern. Im Verlauf der nächsten fünf bis sechs Stunden werdet ihr jedenfalls soviel Abwechslung erleben wie in den vier Akten davor nicht.

Die von Rebellion und Dämonen verheerten Straßenzüge gehen über in Sumpflandschaften um wiederum überzugehen in die Vorhöfe der Hölle die wiederum übergehen... aber seht selbst.

Jedes Gebiet ist vollgestopft mit kurzen, knackigen Mini-Dungeons. Ein großer Anteil der detaillierten Umgebung ist zerstörbar. Das war ein Feature von Diablo 3 das ja eigentlich nur in Akt 1 wirklich genutzt wurde und dann brachlag.

Das Monsterrecycling hält sich angenehm zurück: Den Großteil der Spielzeit habt ihr es mit komplett neuen Antagonisten zu tun. Während ihr gegen Monsterhorden anschnetzelt wird euch nebenbei noch eine interessante Geschichte erzählt.

Klingt perfekt? Fast. Der Spaß ist eben nach rund fünf bis sechs Stunden vorbei. Der Wiederspielwert ist zwar gegeben da der zweite Durchlauf - zumindest bei mir - sehr viel Neues aufbot, dennoch ist das eben nicht besonders lang.

Vor allem da das Ende alles Andere als überzeugend ist. Man muss Blizzard hier zugute halten: Sie hätten diese Fülle an Stoff problemlos auf 10 Stunden auswalzen können und niemand hätte sich beschwert. Aber sie entschieden sich für einen kurzen, fulminanten, vorrübergehenden Abschluss der Serie. Das respektiere und honoriere ich. Das ist auch mit einer der Punkte die es mir schwermacht das Spiel zu bewerten.

Die meiste Zeit konnte ich das Addon auf Meister spielen und wurde angenehm gefordert. Erst zum etwas enttäuschenden Endkampf musste ich den Schwierigkeitsgrad reduzieren. So oder so ist für jeden der Diablo 3 durchgeschafft hat ein passender Schwierigkeitsgrad dabei. Dieser kann während dem Spiel auch jederzeit reduziert aber leider nicht erhöht werden. Ein in meinen Augen vermeidbarer Fauxpaus. Ein weiteres Problem: Wer Diablo 3 schon in der Basisversion nie durchhatte steht nun vor der Hürde das ihm der Kerncontent verwehrt bleibt. Vorgefertigte, und für Akt V geeignete, Charaktere gibt es nicht.

 

Mit dir hat man auch sein Kreuz!

Die zweite große Neuerung des Addons ist der Kreuzritter. Wie auch die anderen Klassen im Spiel kann der Kreuzritter nun auf Stufe 70 geprügelt werden und kommt mit einem komplett neuen Skillset daher.

Die Rolle zwischen offensivem Tank und defensiv angehauchtem Nahkämpfer sind dabei fließend. Besonders flink ist die neue Klasse jedenfalls nicht. Dafür glänzt sie durch jede Menge Licht- und Leuchteffekte und einigen extrem coolen Cooldowns.

Die Ressource des fanatischen Zarakum-Vorkämpfer ist Zorn. Das ist im Prinzip eine Mischung aus Geisteskraft und Arkankraft. Die Ressource lädt sich automatisch und durch Attacken auf. Für die meisten eurer Fähigkeiten ist eine gewisse Menge Zorn oder ein Schild erforderlich.

Das Problem daran ist das die Ressource eigentlich nicht greift. Die meisten Fähigkeiten des Heldenneuzugangs haben eine Abklingzeit wodurch man eigentlich immer genug Zorn hat. Man wartet die meiste Zeit darauf bis die Abklingzeit vorbei ist. Unabhängig davon macht die Klasse Spaß. Vor allem der Schwungangriff und Akkarats Champion haben mir im Test viel Freude gemacht.

Der Fairness halber muss erwähnt werden das ich den Kreuzritter noch nicht auf Höchststufe habe.

 

Endlich 61!

Im echten Leben wohl kaum Grund zur Freude. Im Gegensatz zu der von unseren Regierungen vorgesehen Altersarmut mit Ernährung aus Hundefutterdosen werden wir in Diablo 3 mit einem funkelnagelneuen Spruch belohnt.

Die meisten Klassen haben in ihren aktuellen Builds die neue Fähigkeit in die eine oder andere Weise eingebaut. Sei es das schwarze Loch der Zauberin oder der Piranhapool des Hexendoktors: Die neuen Fähigkeiten sind stimmig und stark. Eventuell sogar zu stark.

So oder so: Die Fähigkeiten sind mit teils sehr amüsanten Effekt versehen und fügen sich gut ins Spielgeschehen ein.

 

Handwerk hat goldenen Boden

Zusätzlich wurden wir mit einer neuen Handwerkerin beschert: Der Mystikerin. Neben orakelnden Hinweisen kann diese unsere Ausrüstung optisch verändern oder unerwünschte Werte an Gegenständen gegen hoffentlich prakischere austauschen. Wie vieles in D3 ist auch das glücksabhängig. Zumindest bei mir kam noch nicht viel dabei rum. Während ich also bald unter der digitalen Brücke wohne putzen sich meine Handwerker die Zähne nach dem Verzehr des Hummers mit diamantenen Einwegzahnstochern.

Oder anders gesagt: Handwerk kann der Ausrüstung den perfekten Feinschliff geben. Aber bis es soweit ist hat man ordentlich Zeit und Gold verpulvert.

 

Low hanging fruits

Als Low hanging fruits bezeichnet man gemeinhin Dinge die mit wenig Arbeitszeit umzusetzen sind und viel Effekt beim Kunden erzielen. Und damit sind wir schon bei der letzten großen Neuerung: Dem Abenteuer- und Kopfgeldmodus.

Blizzard verzeiht mir aber diesen Inhalt kann ein Praktikant in einer Arbeitswoche entwerfen.

Im Abenteuermodus kann man ganz Sanktuario bereisen und vordefinierte Aufgaben erledigen. Diese sind ungefähr so einfallsreich wie "Töte 100 Monster" oder "Mach die ganze Hütte kalt"

Wenn man davon genug erledigt hat erhält man noch eine Zusatzbelohnung. Im Prinzip ist das Grinden um des Grindens Willen. Es ist wahrscheinlich der Kern von Diablo aber selten wurde es einem so bewusst ins Gesicht geknallt.

 

Patch 2.0

Es ist unmöglich das Addon zu testen ohne den Patch zu erwähnen. Der Patch brachte eine Vielzahl von Änderungen. Z.b wurde das Auktionshaus dichtgemacht und das Paragonsystem überarbeitet.

In letzterem könnt ihr nun nach Erreichen der Höchststufe euren Charakter durch Erhöhung von Attributen oder Spezialwerten weiter verbessern. Mehr AE-Schaden? Schneller laufen? Oder mehr Leben? Alles kein Problem. Und wie bei Diablo 3 üblich jederzeit rücksetzbar.

Die größte Änderung gab es aber im Lootsystem: Da Blizzard sich von dem Gedanken Geld aus dem Auktionshaus zu ziehen verabschiedet hat erhält man nun auch brauchbare Beute. Einziger Wehrmutstropfen: Handel wurde praktisch komplett abgeschafft.

Durch Einführung der neuen Schwierigkeitsgrade wird Diablo 3 insgesamt zu einem wesentlich runderen Spielerlebnis. Selbst Spieler die sich das Addon nicht zulegen wollen können als ruhig reinschaun.

 

Fazit

Schwierig. Selten hat mich ein Addon so hin- und hergerissen. Die Qualität des Gebotenen ist mehr als in Ordnung. Mich hat das Addon mehr als zufrieden gestellt.

Ich prangere öfters an das Computerspiele zu günstig sind für den gebotenen Spielinhalt und eigentlich teurer sein sollten. Der Preis von Reapers of Soul ist meiner Meinung nach daher zwar marktunüblich aber mehr als angemessen.

Ich hatte meine Spaß mit Reapers of Soul und bereue den Kaufpreis nicht. Für das Preis/Leistungsverhältnis ziehe ich dennoch - mit Widerwillen - 10 Punkte von der Wertung ab. Denn aktuell ist dieses Preis/Leistungsverhältnis absolut unangemessen und meine subjektive Meinung darf hier keinen Einfluss haben. Viele Dinge die dem Spielspaß dienen sind auch Spielern ohne Addon zugänglich und dürfen daher die Bewertung nicht beeinflussen.

Für Spieler die ein kurzes, spektakuläres und abwechslungsreiches Abenteuer für ein paar Feierabende wünschen kann ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben. Wer sich vom Addon hunderte Stunden neuen Spielspaß erwartet wird aber eventuell enttäuscht werden.

Ich jedenfalls freue mich schon auf das nächste Addon. Denn ich will wissen wie die Story nun weitergeht. Und das sie weitergeht ist offensichtlich.


Wertung
Pro und Kontra
  • Tolles neue Gebiete
  • Einfallsreiche neue Monster
  • Einer der besten Bosskämpfe in D3 erwartet euch
  • Begleiterquests
  • Unzählige Minidungeons
  • Etwas einfallsloser Abenteuermodus
  • Recht kurze Spielzeit
  • Nach wie vor kein Äquivalent zum Horadrimwürfel

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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