Würdiger Nachfolger mit mehr Action und weniger Horror

Ein düsterer Gang, flackernde Lichter und seltsame Geräusche...vorsichtig setzt man einen Fuß vor den anderen, zögerlich aus Angst, um die nächste Ecke zu...

von EchnaTron am: 07.06.2009

Ein düsterer Gang, flackernde Lichter und seltsame Geräusche...vorsichtig setzt man einen Fuß vor den anderen, zögerlich aus Angst, um die nächste Ecke zu blicken. Die Nerven zum Zerreißen gespannt geht man auf eine halb geöffnete Tür zu. Da! Plötzlich sieht man schemenhaft eine Person durch den Spalt der Tür und zuckt ob des erschreckenden Soundeffekts zusammen...und das ist erst der moderate Anfang!

So oder so ähnlich wird es vielen Spielern gegangen sein als sie die ersten Schritte im Ego-Shooter F.E.A.R. machten, der 2005 erschien. Selten bis nie wurden subtile Grusel- und Horrorelemente so gekonnt in einem Spiel eingesetzt und ließ die Action gegen eine sehr clevere KI dabei keinesfalls vermissen.
Nun ist der Nachfolger mit dem Untertitel 'Project Origin' Anfang des Jahres erschienen und setzt die Story des ersten Teils eine halbe Stunde vor der finalen Explosion im Armacham-Komplex fort. Nun stellt sich die Frage: 'Kann der zweite Teil das Niveau des ersten halten oder sogar erhöhen?'

The Dark Side

Das grafische Gerüst von Project Origin basiert wieder auf der Lithtech Engine des ersten Teils. Dieser sah zu seiner Zeit in puncto Effekte, Models und Animationen fantastisch aus, ließ aber bei den Texturen ab und an Wünsche offen. Das hat Monolith im zweiten Teil stark verbessert. Obwohl die Veränderungen in der Grafik nicht riesengroß ausfallen, sieht das Spiel um einiges besser aus als sein Vorgänger, bleibt aber dabei auch immer performant. Bei Feuergefechten fliegen Partikel zu Hauf, Feuer leuchten hell und stimmungsvoll und generell sind wesentlich mehr Details an sämtlichen Modellen zu sehen.

Apropos sehen: Diverse Horrorspiele versuchen ihre Stimmung mit viel Dunkelheit zu verdichten, was natürlich eine sinnvolle Überlegung ist. Allerdings gibt es Spiele wie Doom 3 oder auch den ersten F.E.A.R.-Teil, die es dann gerne einmal übertreiben mit der Dunkelheit, so dass es weniger Atmosphäre schafft als mehr das Spielen erschwert und vielleicht sogar Details eher untergehen. Project Origin findet da einen guten Mittelweg aus stimmungsvoller Dunkelheit und ausreichendem Überblick.

Scht! Hast du das gehört?

...war der Satz, den man beim Spielen des ersten Teils immer wieder sagen wollte, selbst wenn niemand anderes im Raum war. Die Soundqualität hält auch im Nachfolger ein sehr hohes Niveau. Subtiles musikalisches Hintergrundraunen erzeugt eine beklemmende Atmosphäre, plötzlich klappert irgendwo etwas nebenan und sofort zuckt man mit der Maus nach links und rechts um festzustellen, dass dort doch nichts ist.
Einen großen Schub an Atmosphäre geben auch die Sprecher, die ihren Job in der Tat sehr gut machen. Allerdings sind die Texte, die man ihnen vorgesetzt hat, oft alles andere als gut übersetzt und erzeugen dadurch in einigen Situationen Verwirrung oder auch unfreiwillige Komik, was wiederum die Stimmung etwas zerreißt. Ein schönes Beispiel ist die weibliche KI-Begleiterin, die in der englischen Version wohl ruft: 'Son of a bitch! He's dead!' Was auf deutsch ungefähr heißen würde: 'Verdammte Scheiße! Er ist tot!' Hier entschied man sich jedoch für: '*********! Er ist tot!'
Sowas bringt den sprachkundigen Spieler dann eher zum Grinsen und den weniger versierten zum Stirnrunzeln ob der vermeintlichen Beleidigung durch die junge Dame.

Allgemein beeindruckt das Spiel aber diesmal noch mehr durch seine Schusswechsel inklusive Zeitlupenfunktion mit Soldaten und Mutanten. Allerdings wurden die Bluteffekte über die Maßen nach oben geschraubt, was nicht nur selbstzweckhaft sondern auch unrealistisch aussieht. Die Gefechte machen aber viel Spaß und die Bullet Time ist wie im ersten Teil auch nötig zum Überleben wenn der Spieler mal von mehreren Gegner angegriffen wird.

Wow! Hast du das gesehen?

Im ersten Teil gab es immer wieder Schockmomente, in denen man immer wieder vor Schreck die Maus verriss als man sich umdrehte und plötzlich Paxton Fettel oder Alma vor einem standen. Solche Momenten begegnet man im Nachfolger allerdings seltener. Zwar gibt es immer noch Momente, in denen man sich erschreckt und in denen Alma plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und diesmal sogar auf Körperkontakt geht, allerdings sind diese diesmal weniger schaurig inszeniert.
Klasse inszeniert sind aber die Script- und Zwischensequenzen, die einem immer wieder begegnen, teilweise als Erinnerungsfetzen und Visionen des Protagonisten, teils auch als sehr eindrucksvoll gestaltete Actionsequenzen, in denen Alma ihr wahres Wesen zeigt. Diese sind durchweg brilliant und künstlerisch in Szene gesetzt und treiben die Story spannend voran.

Fear Alma again

Die Story setzt kurze Zeit vor der Explosion am Finale des esten Teils an und ist diesmal noch mehr um Alma selbst herum aufgebaut und vor allem um ihre Vergangenheit und ihre Beziehung zum Protagonisten. Zwar bleibt am Ende immer noch vieles im Dunkeln oder der Spieler wird dazu aufgefordert, seine Fantasie ein wenig zu benutzen, allerdings passt das sehr gut in die Erzählweise von F.E.A.R.
Mehr soll an dieser Stelle nicht gesagt werden, denn um es zu erfahren, muss man es spielen. Dennoch kann man sagen, dass die Story allein schon durch die vielen Zwischensequenzen viel besser vorangetragen wird als im ersten Teil. Die Tagebucheinträge oder Emails, die der Spieler immer wieder findet, die hier quasi die Anrufbeantworter aus Teil eins ersetzen, tragen aber kaum etwas zur Geschichte bei und können eigentlich getrost ignoriert werden.

Die Büros sind weg

Der große Kritikpunkt von F.E.A.R. war das Leveldesign, denn viel zu lang lief man durch immer gleiche Bürogänge. Dieser Punkt wurde vo Monolith vorbildlich verbessert, denn in Teil zwei gibt es die Büros zwar auch, aber nur ganz kurz. Überwiegend bewegt man sich durch sehr schön und vor allem detailverliebte Levels wie eine Grundschule, in deren Klassenräumen bekritzelte Tafeln stehen, Forschungslabore und sogar Außenlevels in der zerstörten Stadt, die wirklich Eindruck machen.

Fazit

F.E.A.R. 2: Project Origin ist ein würdiger Nachfolger für F.E.A.R. geworden. Die Optik überzeugt auf ganzer Linie, vor allem da die Levels nun um ein vielfaches besser gebaut sind als im ersten Teil und eine Menge Abwechslung bieten. In puncto Horroratmosphäre reicht es zwar nicht an den Vorgänger heran, ist aber immer noch sehr spannend und wartet mit einem verstörenden Finale auf. Ich habe es gern durchgespielt und kann es jedem ans Herz legen, der entweder den ersten Teil gespielt hat oder etwas für spannende Grusel-Shooter übrig hat.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Spektakuläre Effekte und stimmungsvolle Farben
  • Sound: Packende Soundkulisse, gute Sprecher
  • Balance: nie zu leicht und nie zu schwer
  • Atmosphäre: Teils packender Grusel
  • Bedienung: -
  • Umfang: akzeptable Länge
  • Leveldesign: detaillierte, sehr abwechslungsreiche Szenerien
  • KI: Gegner suchen Deckung, versuchen Spieler zu umgehe
  • Waffen & Extras: Nailgun
  • Handlung: Spannend inszeniert, gutes Ende
  • Grafik: -
  • Sound: -
  • Balance: -
  • Atmosphäre: weniger angsteinflößend als der Vorgänger
  • Bedienung: -
  • Umfang: zu wenige Gegnertypen
  • Leveldesign: -
  • KI: -
  • Waffen & Extras: zu wenige und zu ähnliche Waffen
  • Handlung: zwiespältiges Ende

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(3)
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