Seite 5: Wie man den perfekten Schurken schreibt - Hinter den Kulissen bei The Witcher, BioWare und Co

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Der Spieler will ihn bekehren

Björn Pankratz, Game Director, Piranha Bytes
(Elex, Gothic)

Bösewichter bedrohen die Welt und wollen alles in Schutt und Asche legen. Der Held rettet die Welt mit seiner schillernden Rüstung vor dem Antagonisten.

Ist das wirklich so einfach...? Nicht ganz. Es bedarf schon einer Menge mehr, um einen guten Schurken zu designen und für den Spieler interessant zu gestalten.

Niemand ist einfach nur böse. Gute Schurken haben ganz klare Intentionen, fernab von reiner Macht- oder Habgier. Der Spieler muss das Handeln und die Intention des Schurken verstehen und im besten Falle auch gut nachvollziehen können. Irgendein Ereignis in der Vergangenheit des Schurken sollte seinen Charakter glasklar erklären. Sobald man den Schurken handeln sieht oder reden hört, muss dem Spieler klar sein, warum der Schurke diese Dinge sagt und warum er so verbittert geworden ist.

Elex - Interview mit Piranha Bytes Video starten 4:25 Elex - Interview mit Piranha Bytes

Je mehr ich über den Schurken in Erfahrung bringe im Verlauf der Geschichte, desto mehr Sympathie entwickle ich für ihn. Richtig gut wird es dann, wenn der Spieler das Gefühl entwickelt, den Bösewicht bekehren zu wollen. Irgendwann fängt man an, ihn zu mögen und will nicht, dass er weiter so verbissen gegen den Spieler und seine Welt um ihn hetzt. Gut ist es auch, dem Spieler viele Möglichkeiten im Verlauf der Geschichte zu präsentieren, wie ein Bekehren des Oberschurken klappen könnte.

Nicht jede davon muss funktionieren, doch sie sollen den Spieler zum Nachdenken anregen, wie er diesem Mistkerl am Ende am liebsten den Kopf waschen würde. Ein missglückter Bekehrungsversuch muss dann aber auch immer von Seiten des Schurken glasklar nachvollziehbar und logisch sein. Ansonsten versinkt ein Schurke in der Bedeutungslosigkeit und die emotionale Bindung zum Spieler reißt ab.

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Eine gemeinsame Vergangenheit, die der Schurke mit dem Helden teilt, ist auch sehr von Vorteil. Als Spieler ist es das wichtigste, immer zu wissen, warum man die Dinge tut, die einem ein Game abverlangt. So entwickelt sich der Spaß am Spiel und der erzählten Geschichte.

Der Hass auf den Endgegner ist dann am größten, wenn alle Versuche, diesem Schurken das Handwerk zu legen scheitern und man sich am Ende an diesem Mistkerl einfach nur noch abreagieren will. Gibt es dann noch einen alternativen Weg nach all der Rangelei, so dass man es trotz allem noch schaffen könnte, den Oberschurken zu bekehren, dann ist es nahezu perfekt. Vor allem, wenn man am Ende weiß, man hätte ihn leben lassen können, wenn man gewollt hätte.

Elex gespielt - Gameplay und Fazit zur Preview-Version Video starten 3:17 Elex gespielt - Gameplay und Fazit zur Preview-Version

Er ist der Held seiner eigenen Geschichte

Jan Theysen, Gründer von King Art Games
(Iron Harvest, Die Zwerge)

Aus Storysicht gibt es in Sachen Bösewichte keinen wichtigeren Satz als: "Der Bösewicht ist der Held seiner eigenen Geschichte". Will heißen, ein Bösewicht ist nicht da, weil der Held einen Bösewicht braucht. Er ist da, weil er eigene Ziele verfolgt und dafür gute Gründe hat. Wenn der Spieler die Motivation des Bösewichts nachvollziehen kann und schließlich vielleicht sogar mit ihm mitfiebert, ist das extrem spannend.

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Man denke an Jamie Lannister aus Game of Thrones. Zu Anfang der Geschichte ist er ein arroganter Snob mit schlechtem Ruf, der mit seiner Schwester schläft und versucht, ein Kind umzubringen. Ein echter Bösewicht. Aber dann lernt man ihn immer besser kennen und irgendwann ertappt man sich dabei, wie man auf seiner Seite steht.

Die zweite Qualität, die ein wirklich guter Bösewicht braucht: Er muss dem Helden mindestens ebenbürtig sein, vielleicht sogar überlegen. Er muss die Schwächen des Helden ausnutzen können, um ihn in seinem Kern zu treffen. Der Joker ist ein großartiger Bösewicht, weil niemand anderes Batman dazu bringen kann, seine Ideale zu verraten. Er weiß, welche Knöpfe er drücken muss und ist der perfekte Bösewicht für die Fledermaus.

Die Zwerge - Ein Spiel wie ein gutes Buch Video starten 5:49 Die Zwerge - Ein Spiel wie ein gutes Buch

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