Hirn benutzen, um Hirn zu kochen
Während seiner besten Quest-Momente lassen wir Elex links liegen und laufen grübelnd in unserem Zock-Räumchen auf und ab, weil wir entscheiden müssen, wie wir einen Auftrag abschließen. Ein Beispiel: In der Kuppelstadt von Abessa haben die Kleriker alle Hände voll zu tun, für Ordnung zu sorgen. Outlaws gefährden den brüchigen Frieden der Einwohner durch gefälschte IDs.
Die Gesetzlosen beauftragen uns, einem Kollegen so eine Fake-ID zukommen zu lassen, damit er aus der Stadt fliehen kann. Wir wollen uns aber eigentlich mit den Klerikern gut stellen, also müssen wir eine Wahl treffen.
Geben wir dem Outlaw die ID, verspielen wir Sympathien bei den Klerikern. Geben wir sie hingegen der Obrigkeit, dann schicken die einen Kollegen zum armen Outlaw, der ihm per Gedankenkraft das Hirn weichkocht: Ab diesem Punkt verschwindet der Kerl in der Natur, um sich künftig von Käfern zu ernähren.
Wir haben seine Persönlichkeit geopfert. In Abessa spielt alles, was wir tun, irgendeiner Fraktion in die Hände - und schadet einer anderen.
Zig Wege führen nach Rom
Das Beispiel war allerdings noch eine harmlose Mission aus dem Anfang des Spiels. Später werden die Aufträge verwinkelter und schwieriger. Man entscheidet über das Schicksal diverser Personen: Eine Gruppe von Albs sucht Asyl; wenn wir den falschen Personen vertrauen, dann endet es für die Flüchtlinge tödlich.
Viele Quests lassen sich am besten mit Grips und Kreativität lösen. An einer Stelle verfolgen uns drei starke Schläger, weil wir eine Bar-Besitzerin ausgeraubt haben. Statt zu kämpfen, locken wir die drei mitten in ein Rudel Schakale. Problem gelöst.
Fast immer gibt es drei, vier oder fünf Wege, einen Auftrag zu absolvieren. Wenn man sich dann noch entscheidet, einen Gefährten mitzunehmen (es gibt eine Handvoll charismatische Kandidaten), verändern sich die Dialoge zusätzlich. Apropos Buddys: Man kann sogar eine eigene Fraktion übernehmen und ausbauen. Wenn man sie denn in der Spielwelt findet. Ist uns erst nach 15 Stunden passiert.
Wo der Hauptstory von Elex häufig der Fokus fehlt, helfen die Nebenaufgaben aus: Die kleinen Geschichten verleihen der Welt Leben und eine unglaublich dichte Atmosphäre. In Magalan haben fast nur Drecksäcke und Schlitzohren die Apokalypse überdauert.
Alle Fraktionen haben Leichen im Keller, jeder Schritt nach vorne ist eine moralische Entscheidung. Piranha Bytes spielt die eigene Stärke raubeiniger Charaktere hier besser denn je aus. Rein spielerisch treten dabei aber auch die Probleme von Elex zutage.
Die Probleme von Elex
Dass wir bis zu diesem Punkt ausführlich auf die Spielwelt, die Quests und die Stärken der Erzählung eingegangen sind, hat einen Grund: Wer diese Bereiche an Rollenspielen liebt, kann bei Elex guten Gewissens zugreifen. Spielerisch gestaltet sich die Kaufempfehlung ein bisschen kniffliger, denn Elex entpuppt sich als recht sperriges Gameplay-Paket, das nicht jedem zusagen wird.
Problemzone Nummer Eins sind die Kämpfe: Das Verkloppen von Gegnern macht in Elex lange nicht so viel Spaß wie in vergleichbaren Rollenspielen. Das Abenteuer bietet uns freilich eine große Auswahl verfügbarer Waffen, die sich allesamt unterschiedlich spielen: Wir können uns auf klassischen Nahkampf mit Schwert und Schild spezialisieren, alternativ das Blaster-Gewehr meistern, auf Magie setzen, uns mit Drogen-Stimulanzien vollpumpen, Granatwerfer auspacken oder ein Kettensägenschwert upgraden.
Es gibt Crafting-Mechaniken, Sockel-Upgrades, diverse Waffen und Rüstungen - Elex fährt tiefe und vielseitige Mechaniken auf, mit denen wir eigene Schwerpunkte setzen können. Auch der Gegner-Pool aus bizarren Mutanten, Zombies, Albs und Mechas kann sich sehen lassen.
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