Stern: Einer der Kernpunkte in der Verbotsdebatte war die Frage nach dem Zusammenhang von "Killerspiel"-Konsum und Gewaltbereitschaft. In einem Papier schreiben Sie: "[Es] existieren klare Belege für Zusammenhänge zwischen intensivem Konsum bestimmter Spielgenres und der Erhöhung der Gewaltbereitschaft." Konkret: Was für "klare Belege" sind das?
Prof. Dr. Christian Pfeiffer: Dazu gleich. Aber viel wichtiger ist für uns der Befund, den wir selbst erarbeiten konnten, dass solche Spiele eine destruktive Wucht auf die Schulnoten entfalten. Je mehr Zeit Kinder und Jugendliche mit solchen Spielen verbringen und je brutaler die Inhalte sind, umso schlechter fallen die Schulnoten aus. Das interessiert die Eltern am meisten. Und dass dann noch eine kleine Gruppe von ohnehin gefährdeten Jugendlichen dazu animiert wird, noch tiefer in ihre Machokultur einzutauchen und diese Gewaltmuster zum Vorbild zu nehmen, das ist für die meisten Eltern irrelevant, weil sie keine gefährdeten Kinder haben. Der sorgsam gehütete Jüngste ist dann etwa kaum in Gefahr, ein Gewalttäter zu werden, wohl aber in Mathe einen Fünfer zu schreiben. Die Wirkung auf die Schulnoten ist viel entscheidender. Wir können klar belegen, dass die Leistungskrise der Jungen in einem beachtlichen Ausmaß damit zusammenhängt, dass sie zu viel Zeit verdaddeln und zu wenig Zeit aufs Mathe- und Vokabelnlernen verwenden.
Stern: Klar, zu viel Zeit vor dem Rechner ist schlecht. Aber spielt es eine Rolle, ob in den Spielen mit Wattebäuschen geworfen oder mit Handgranaten gefeuert wird?
Prof. Dr. Christian Pfeiffer: Wir können zeigen, dass die "Killerspiele" eine viel schlimmere Wirkung haben als harmlosere Spiele. Vier Stunden SIMS spielen ist für die Schule auch nicht förderlich, aber es belastet psychisch nicht so wie ein zweistündiger Konsum von "Der Pate" oder "GTA". Das können Psychologen nachweisen.
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