Diablo 3 nach Patch 1.0.3 - Frustschutzmittel, bitte!

Petra Schmitz schmettert einen Abgesang aufs »alte« Diablo 3 und legt alle ihre Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte aufs »neue«.

Patch 1.0.3, da bist du ja endlich! Und ich hoffe, du schenkst meiner armen Seele Frieden. Oder zumindest ein Diablo 3, das mir wieder Spaß macht. Den hatte ich tatsächlich mal, auch wenn ich mich fast nicht mehr daran erinnern kann. Aber mein Meinungskasten im Test beweist es. Ich hatte Spaß! Genau bis zu dem Punkt, als mir klar wurde, wie dreist Blizzard das ganze Spiel auf das (Echtgeld-)Auktionshaus ausgelegt hat.

Göttliche Komödie

Klar, auch in Diablo 2haben wir monatelang auf Hölle nach cooler Ausrüstung gefarmt und das Spiel so manches Mal für seine Knauserigkeit verflucht. Aber da stimmte die Gegnerbalance auch noch und ich konnte mich auf Duriel und Andariel und so weiter stürzen und berechtigterweise hoffen, dass über kurz oder lang (eher lang) was Cooles für meinen Charakter abfallen würde.

Petra Schmitz

Für Diablo 3 auf »Inferno« galten schon fast die berühmten Worte, die in Dantes göttlicher Komödie über dem Eingang zur Hölle prangen »Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!« Oder besser: »Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung auf coole Beute für euren Helden fahren!« So stimmte es. Zumindest für mich. Zumindest vor 1.0.3.

Na gut, das mögen andere anders sehen und auch schon anders erlebt haben. Mein roher Neid sei ihnen gewiss. Es wäre ja auch alles nicht so tragisch, wenn Diablo 3 mir die Chance gegeben hätte, mich gezielt auf Auseinandersetzungen vorzubereiten.

Aber dadurch, dass das Spiel mir auf »Inferno« Champion-Gruppen, seltene oder einmalige Gegner um die Ohren gehauen hat, die durch ihre lächerlichen Fähigkeiten-Kombos teilweise derart hart waren, dass das Oberste Übel selbst dagegen wie ein Kindergeburtstags-Clown wirkte, machte mich fuchsig und das Spielerlebnis zu einer Farce, in der bläulich glänzende Ziegenmenschen die echten Bosse waren und nicht etwa der Herrscher der Hölle und seine Brüder und Schwestern.

In Kombination mit dem Nephalem-Buff, für den ich mich eben jenen fast unbesiegbaren Zwischengegnern stellen musste, und der dann noch nicht mal garantierte, dass der Schlächter, Belial, Azmodan oder Diablo wenigstens was halb- oder meinetwegen auch nur viertelwegs Nettes fallen ließen, wurde es frustig, und ich kann’s niemandem verdenken, wenn der Weg über kurz oder lang (eher kurz) ins Auktionshaus führte.
Wahrscheinlich wird das erste Mal gewesen sein, nachdem man im ersten Akt auf Inferno schon in den alten Ruinen öfter gestorben ist, als man Schläge ausgeteilt hatte.

Von hier bis zum Mars

Der Sprung zwischen »Hölle« und dem neuen höchsten Schwierigkeitsgrad »Inferno«? Ungefähr so weit wie von hier bis zum Mond. Der Sprung zwischen Akt 1 und Akt 2 auf »Inferno«? Ungefähr so weit wie von hier bis zum Mars. Balance? Nachvollziehbarer Anstieg? Nicht in diesem Diablo, tapferer Recke. Nicht bis 1.0.3. Weglaufen, tapferer Recke, war kein Zeichen deiner Feigheit, sondern eine Überlebensstrategie. Also bist du gelaufen, tapferer Recke, ins Auktionshaus!

250 Euro für eine Knüppel?! Alles klar ... 250 Euro für eine Knüppel?! Alles klar ...

Am besten in die Echtgeld-Variante, denn dort lag und liegt nach wie vor der wirklich coole Kram. Der coole Kram, den andere tapfere Recken mit ein bisschen mehr Glück in tagelanger Farmarbeit ernteten. Kram, den sie nicht nutzen können, weil sie eine andere Klasse spielen. Oder Kram, den sie lieber für 250 Euro pro Stück verkaufen, weil Blizzard es ihnen erlaubt. Völlig uneigennützig natürlich, mit nur 15 Prozent Transfergebühr für PayPal. Und nur einem Euro, wenn man das Geld auf seinem Battle.net-Account schlummern lässt.

Wer’s noch nicht gemerkt hat: Das ist eine versteckte Variante des altbekannten Free2play-Prinzips: Wer keine Lust darauf hat, monatelang zu farmen und damit sehr viel Zeit in Diablo 3 zu investieren, steckt eben echtes Geld in bessere Ausrüstung – und Blizzard verdient daran mit. Daran gäbe es wenig auszusetzen, wenn Diablo 3 denn ein Free2Play-Titel wäre. Aber es kostet 60 Euro. Da darf man dann auch ein frustfreies Spielerlebnis erwarten.

Aber hey, 1.0.3, da bist ja endlich und vielleicht, vielleicht wird nun alles gut und Diablo 3 wird mir wieder Spaß machen und mir das Gefühl geben, dass sogar ich irgendwann mal das Oberste Übel auf Inferno besiegen kann, ohne Job, Freunde und restliches Leben wochenlang ad acta legen oder ein Monatsgehalt in Ausrüstung investieren zu müssen. Meine ersten Heldenausflüge nach dem Patch haben schon mal gezeigt, dass es ein bisschen einfacher geworden ist. Aber ob mir Belial und Azmodan auch was viertelwegs Nettes schenken oder ob die Drops nach wie vor ein Grund bleiben, Blizzard in die Hölle zu wünschen, das werde ich wohl erst über kurz oder lang (eher lang) herausfinden. Der Schlächter ist jedenfalls bisher nach wie vor knauserig.

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