Seite 3: Rust - Tagebuch des Scheiterns

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Tag 12 - Gefährliches Fotoshooting

Wir haben es geschafft! Wir haben die gefährliche Zeit als Anfänger überstanden. Wie ein Löwenjunges, das sich in seinen ersten Lebensmonaten selbst vor den kleinsten Räubern in Acht nehmen muss, haben wir im Verborgenen gelebt und uns mühsam durchgeschlagen. Doch jetzt streifen wir als Könige der Savanne mit Schrotflinte und Sturmgewehr über Rust Island. Okay zugegeben, ganz alleine wären wir wohl nie so weit gekommen, aber hey, ein Löwenbaby braucht ja auch sein Rudel.

Unsere Helfer in der Not waren der Let's Player Sebastian alias »Minyas« (siehe Kasten) und sein Freund Benny, die uns aufgepäppelt und durch die Welt von Rust begleitet haben. Eingemummelt in einen vorteilhaft geschnittenen Kevlar-Anzug fühlen wir uns unbesiegbar. Doch Sebastian und Benny mahnen zur Vorsicht: Wer wild rumballert, erregt Aufmerksamkeit, und aus dem Hinterhalt kann uns selbst eine einfache Pistole schnell den Garaus machen.

Besuch beim Nachbarn: Begleiter Zusammen mit unseren Begleitern machen wir uns auf den Weg, um unseren Nachbarn zu besuchen.

Schutzwall Schon der Schutzwall der Behausung ist beeindruckend. Hoffentlich nimmt uns niemand von dort oben ins Visier.

Arbeitsplatz Glück gehabt. Der nette Bewohner bittet uns hinein und zeigt uns seinen Arbeitsplatz mit Werkbank und Schmelzofen.

Ausblick Der Ausblick von der Dachterrasse ist fantastisch. Doch plötzlich hören wir unten Schüsse.

Wie schnell das gehen kann, merken wir bei einem eigentlich ganz harmlosen »Nachbarschaftsbesuch«. In der Hoffnung, Screenshots von einer fortgeschrittenen Spielerbehausung machen zu können, nähert unsere Gruppe sich der Festung eines bekannten Spielers. Schon von weitem kündigen wir uns und unsere friedlichen Absichten über den Voicechat an. Auf Minuten der Anspannung folgt Erleichterung. Statt uns über den Haufen zu schießen, lässt uns der freundliche Bewohner in sein Heim.

Doch während wir drinnen unser Fotoshooting absolvieren, fliegen dem wachestehenden Benny plötzlich Kugeln um die Ohren. Zwei fremde Spieler haben sich in der Hoffnung auf leichte Beute angeschlichen und das Feuer eröffnet. Schnell stürzen wir nach draußen und überwältigen die Angreifer. Obwohl wir diesmal ungeschoren davonkommen, beweist dieses Erlebnis: In Rust lauert der plötzliche Spieltod wirklich hinter jeder Ecke.

Wie auch wir hat diese Sau nur wenig zu lachen. Wie auch wir hat diese Sau nur wenig zu lachen.

Und da dämmert es uns: Dieses ständige Gefühl der Bedrohung macht Rust zu etwas Besonderem. Und dafür braucht's noch nicht mal computergesteuerte Zombies, Drachen oder sonstiges Getier, sondern wie in DayZ unberechenbare Mitspieler. Unberechenbare Mitspieler, die mordende Sadisten sein können oder einfach nur Spinner, die andere Abenteurer unter Waffengewalt zwingen, ihre Hosen auszuziehen - ja, das ist tatsächlich passiert. Vielleicht sind unsere Zufallsbekanntschaften aber auch barmherzige Samariter, die uns mit Waffen und Nahrung versorgen, uns Starthilfe geben in einer Umwelt, die keinerlei Fehler verzeiht.

Natürlich ist diese Unberechenbarkeit mit viel Frust verbunden; Einsteiger werden oft ohne Erbarmen niedergeknüppelt, Einzelgänger überleben nur im Verborgenen. Dafür können sich selbst erfahrene Spieler niemals sicher fühlen, sie erleben Tag für Tag Nervenkitzel vom Feinsten und immer wieder neue, gerne mal skurrile Geschichten. Und genau das ist die »Faszination Rust«.

Minyas vom Kanal »Hirnsturz zockt!« Minyas vom Kanal »Hirnsturz zockt!«

Was denkt der Experte?
Um das Phänomen Rust besser zu verstehen, haben wir Sebastian, bekannt als Minyas, gebeten uns zu schildern, was ihn an Rust so fasziniert. Er befasst sich auf seinem Youtube-Kanal »Hirnsturz zockt!« ausgiebig mit Survival-Spielen und hat schon viele Spielstunden in Rust verbracht.

»Als ich vor einigen Monaten mit Rust angefangen habe, war auch ich schnell ziemlich genervt. Was in Gameplay-Videos nach einem tollen Spiel ausgesehen hatte, entpuppte sich als Frustfalle, in der man als Anfänger nur ein Opfer für seine Umwelt ist. Trotz allen Ärgers übte Rust aber auch einen gewissen Reiz auf mich aus: Ich wollte wissen, wie es ist, selbst einmal in voller Kevlar-Montur mit dem Sturmgewehr in der Hand über die Karte zu streifen. Deshalb bin ich dran geblieben.

Wenn man die ersten Spielstunden überlebt, sich eine Hütte gezimmert und einen Schlafsack genäht hat und am Lagerfeuer sitzend leckere Hähnchensteaks brutzelt, sieht die Welt schon gar nicht mehr so schlecht aus. Von jetzt an kann man gezielte Erkundungstouren starten und muss nicht immer wieder bei null anfangen, wenn einem mal wieder eine Schrotladung aus dem Hinterhalt den Rücken massiert hat. Mit der Zeit lernt man, sich in der kargen Landschaft zu orientieren - und schon fühlt man sich deutlich weniger hilflos als zuvor. Im späteren Spiel entwickelt Rust eine regelrechte Suchtspirale: Ich gehe auf die Suche nach neuen Gegenständen, verbessere mein Lager sowie meine Waffen und kann damit noch gefährlichere Gebiete wie die radioaktiven Zonen plündern - oder andere Spielergruppen angreifen.

Nach Möglichkeit sollte man in Rust nie alleine losziehen, denn alleine stellt mich schon ein wilder Bär vor eine Herausforderung, ganz zu schweigen von anderen Spielern. Ich hatte das Glück, relativ früh auf Benny alias »JackFleischhammer« zu treffen, der nicht gleich mit der Axt auf mich losgegangen ist. Seitdem spielen wir zusammen und haben das Spiel gemeinsam entdeckt. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn Rust ist eben ein schonungsloser Kampf ums Überleben und gerade das macht die Faszination des Spiels für mich aus.«

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