The Witcher Adventure Game im Test - Geralts Vor(Brett)spiel

Die digitale Umsetzung des hervorragenden Witcher-Brettspiels lädt zum virtuellen Spieleabend – doch der Test zeigt: Die virtuelle Version schöpft das Potenzial der Pappvorlage nur ansatzweise aus.

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Die Zeiten sind hart für Witcher-Fans, denn erst im Mai schwingt der grimmige Hexer Geralt von Riva im Spiel The Witcher 3: Wild Hunt wieder seine Schwerter. Wie können wir also die Wartezeit weiter überbrücken, wenn wir als getreue Geralt-Gefolgsleute bereits die beiden Vorgänger rauf und runter gezockt haben und es uns brennend nach weiteren Hexer-Heldentaten gelüstet? Ganz einfach: Wir machen uns unsere eigenen Abenteuer in Geralts düsterer Welt!

Dazu müssen wir nicht einmal schwülstige Geralt-Fanfiction verfassen, sondern es genügt, wenn wir uns die digitale Version des The Witcher Adventure Games holen. Dabei handelt es sich um eine extrem detailgetreue Umsetzung des jüngst erschienenen, gleichnamigen Brettspiels. Doch wo wir bei der brettgebunden Version sowohl tief in die Tasche greifen müssen (das Ding kostet derzeit um die 60 Euro) als auch bis zu drei Mitspieler vor Ort benötigen, zocken wir die digitale Version für zehn Euro entweder im Hotseat-Modus - also abwechselnd am selben Rechner - oder gleich online.

Vier Halunken gegen den Rest der Welt

Doch egal wie wir das Witcher Adventure Game spielen, zuerst suchen wir uns einen von vier bekannten und liebgewonnen (Anti)Helden aus der Witcher-Welt aus. Zur Wahl stehen der Monsterjäger Geralt von Riva, die mächtige Zauberin Triss Merigold, der listige Barde Dandelion (deutsche Spieler kennen ihn unter dem Namen »Rittersporn«) sowie der bärbeißige Zwergensöldner Yarpen Zigrin.

Jeder Charakter hat dabei besondere Fähigkeiten und Schwerpunkte. Geralt ist ein extrem guter Kämpfer, Triss verfügt über taktisch sinnvolle Zauber, Dandelion kann schnell Ressourcen verdienen und damit Gefahren neutralisieren, und Yarpen hat seine vier Zwergenkumpels dabei, die ihn unterstützen.

Das virtuelle Spielbrett zeigt die nördlichen Königreiche der Witcher-Welt. Das virtuelle Spielbrett zeigt die nördlichen Königreiche der Witcher-Welt.

Mit unserem gewählten Charakter sollen wir dann im Spiel diverse Quests erfüllen. Dafür bekommen wir wiederum Siegespunkte. Wenn ein Spieler alle Quests erledigt, werden diese Punkte zusammenaddiert, und wer die meisten hat, ist der Sieger und größter Abenteurer der Hexer-Welt. Die Quests teilt uns das Spiel automatisch zu und sie sind stets auf unseren Charakter zugeschnitten.

Beispielsweise soll Geralt ein besonders fieses Biest erlegen, weil einer seiner Hexer-Kollegen die Aktion verbockt hat. Dandelion hingegen ist für solche groben Aufgaben wenig geeignet. Der Barde unterstützt viel lieber ein Bürgerbegehren in seiner Lieblingsstadt »Oxenfurt« und sucht auf seinen Reisen Unterstützung für das Projekt.

Hexer auf Schnitzeljagd

Um die Quests zu lösen, bewegen wir unsere Charaktere über eine bunte Landkarte und besuchen diverse Orte (beispielsweise Cintra, Riva, Wyzima oder den Brokilon-Wald), die wir aus den Witcher-Spielen oder den Hexer-Romanen von Andrzej Sapkowski kennen. Dort wiederum sammeln wir »Spuren«, eine Art Abenteuer-Ressource, die wir nach und nach in konkrete Questhinweise umwandeln.

Spuren gibt es in drei Kategorien: Diplomatie, Kampf und Magie. Welche und wie viele wir davon brauchen, hängt von unserer aktiven Quest ab. Erst wenn wir genug Hinweise gefunden haben, dürfen wir am Zielort unsere Aufgabe abschließen. Es bringt also nichts, gleich ins finale Questgebiet zu hetzen. Vielmehr führt das Spiel die verschiedenen Charaktere kreuz und quer durch die Spielwelt und simuliert so gut die tückischen Irrfahrten, welche die Helden in den Hexer-Romanen andauernd unternehmen.

Geralt von Riva Der stoische und grimmige Hexer Geralt von Riva ist der beste Kämpfer und hat auch ohne große Vorbereitung gute Chancen im Kampf. Dafür kann er sonst nicht viel und hat weniger starke Aufwertungen als die anderen Helden.

Triss Merigold Die umtriebige Zauberin Triss Merigold ist zwar anfangs recht schwach, kann sich aber nach längeren Vorbereitungen machtvolle Zauber vorbereiten. Damit ist die zierliche Zauberin dann eine wahre Naturgewalt!

Yarpen Zigrin Der derbe Zwergensöldner Yarpen Zigrin ist zwar nicht so stark wie Geralt, kann sich aber massiv mit Waffen und Rüstungen aufmotzen. Dadurch wird er taktisch sehr vielseitig. Außerdem hat er seine vier Kumpels dabei, die weitere Vorteile bringen.

Dandelion Der charismatische Nichtsnutz Dandelion ist der schwächste Kämpfer im Spiel. Doch der Barde muss zum Glück nicht selbst kämpfen. Durch Gesang verdient er schnell Gold und damit kauft er sich Freunde, die für ihn die Drecksarbeit erledigen.

Außerdem warten unterwegs noch zahlreiche Nebenquests auf uns, die wir zwar nicht erledigen müssen, aber für die wir wertvolle Siegespunkte erhalten. Dadurch haben auch weit zurückliegende Spieler noch eine Chance, Siegespunkte aufzuholen. Wir können unsere Mitspieler übrigens nicht aktiv angreifen, denn die vier Charaktere sind in der Witcher-Welt ja sowas wie Freunde. Stattdessen dürfen wir aber besonders garstige Viecher oder negative Effekte in Gebiete legen, wo sich gerade unsere Rivalen herumtreiben.

Wenn unser Held im Kampf übel zusammengefaltet wurde, müssen wir erstmal wertvolle Aktionen auf das Verarzten verwenden - einen permanenten Tod gibt es sinnvollerweise nicht. In dieser Zeit können wir aber keine Quests erledigen oder Vorteile generieren. Somit kann ein geschickt ausgelegtes Riesenmonster schnell den Siegeszug eines führenden Spielers ruinieren.

Wie bei Brettspielen üblich, führen wir unsere Aktionen rundenweise aus. Wenn wir am Zug sind, wählen wir zwei von sechs möglichen Tätigkeiten. Wir können uns also in eine benachbarte Region bewegen, nach weiteren Hinweisen für unsere Quests suchen (bringt im günstigsten Fall weitere Spuren, kann aber auch schiefgehen), unserem Charakter neue Fertigkeiten beibringen, bereits erlernte Fähigkeiten verstärken oder Wunden heilen.

Eilige Spieler können außerdem einen Gewaltmarsch durchführen und weiter vorrücken, doch dann erleiden ihre Charaktere ein »übles Schicksal«. Solche Missgeschicke - unter anderem eine Lebensmittelvergiftung oder schlechtes Wetter - behindern uns auf der Reise, beispielweise indem wir im folgenden Zug aussetzen müssen oder im nächsten Kampf weniger Würfel zur Verfügung haben.

Glücksunabhängiges Glücksspiel

Zum Kampf kommt es immer, wenn wir entweder bei Nachforschungen ungünstige Karten aufdecken oder unseren Zug in einem Gebiet beenden, in dem eine Monster-Karte liegt. Diese Karten sind entsprechend ihrer Gefährlichkeit entweder bronzen (einfach), silbern (herausfordernd) oder golden (sehr schwierig) gefärbt. Solch eine Karte wird erst aufgedeckt, wenn wir uns für den Kampf entscheiden.

The Witcher Adventure Game - Screenshots aus der Test-Version ansehen

Wir wissen also vorher nicht, welches Viech uns erwartet. Die Kämpfe selbst werden in bester Brettspieltradition mit sechsseitigen Würfeln ausgetragen. Diese zeigen entweder Schwerter, Schilde oder spezielle Magiesymbole.

Damit ein Gegner ins Gras beißt, brauchen wir möglichst viele Schwerter, doch wenn wir nicht genug Schilde werfen, erwischt uns das Vieh ebenfalls und wir erleiden Wunden, die uns in unseren Aktionen einschränken. Da uns das Glück nicht immer hold ist, dürfen wir dem Schicksal etwas nachhelfen und spezielle Fähigkeiten einsetzen. Geralt kann beispielsweise mit seinen magischen Hexer-Zeichen gewürfelte Magiesymbole in mehrere Schwerter oder Schilde umwandeln. Solche Fähigkeiten müssen wir uns aber erst beibringen, indem wir während unseres regulären Spielzuges Aktionen zur Charakterverbesserung aufwenden.

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