Amazon Luna im Praxis-Test: Ist das endlich ernsthafte Konkurrenz für den Xbox Game Pass?

Amazon Luna gibt es jetzt auch in Deutschland. Der Versandriese hat seinen Spiele-Streamingdienst auch hierzulande gestartet. Kann der neue Mitbewerber mit dem Platzhirsch Game Pass mithalten?

Der Xbox Game Pass ist einsamer Spitzenreiter. Nach ihm kommt auf dem Streaming-Markt für Spiele lange nichts. Denn während Microsofts Streaming-Dienst mit einem breiten Angebot bei überschaubaren Kosten in die Vollen geht, lassen sich Angebote der Konkurrenz hier in Deutschland bisher oft maximal als halbgar bezeichnen.

Amazon will das ändern und ist mit der hauseigenen Plattform Luna nun auch hierzulande gestartet. In den USA war Amazon Luna bereits seit 2020 im Early Access verfügbar - und wurde von der dortigen Fachpresse meist als etwas nischig, dafür aber als technisch ausgereift und günstig bewertet.

Schafft der Streaming-Dienst des Versandriesen also, dem Game Pass hierzulande gefährlich zu werden? In unserem Test zeigt sich: Technisch lässt sich Luna nichts vorwerfen, hat dem Game Pass sogar ein paar Features voraus. Aber wie so oft hapert es am wichtigsten Element in Form eines breiten und spannenden Spiele-Angebots.

Amazon Luna: Eine Nischen-Bibliothek

Adressieren wir den Elefanten im Raum: Für das Standard-Abo bekommt ihr bei Amazon Luna zum Start gerade einmal Zugriff auf knapp über 100 Spiele. Das wäre vertretbar, wenn es sich bei jedem um ein Kleinod der Videospielgeschichte handeln würde. Ein großer Teil des Angebots muss aber leider als Shovelware bezeichnet werden.

Ganz ohne Highlights ist die Bibliothek von Amazon Luna jedoch nicht. Im Abonnement enthalten sind immerhin ein paar Perlen wie Control, Alien: Isolation, Citizen Sleeper, Chicken Police oder Yakuza Kiwami 1 und 2.

Prime-Kunden dürfen vier der enthaltenen Spiele sogar ohne Abo streamen. Zum Start sind das die Titel The Legend of Heroes: Trails from Zero, Megaman 11, Sail Forth und Get Packed: Couch Chaos. Die Spiele sollen regelmäßig wechseln.

Eine vollständige Liste aller im Abo enthaltenen Titel findet ihr auf der Übersichtsseite von Amazon.

Die Oberfläche der Luna-App von Amazon. Die Oberfläche der Luna-App von Amazon.

Zusätzlich kann die Luna-Mitgliedschaft um ein Abo bei Ubisoft+ oder der Jackbox Games Collection erweitert werden. Das kostet dann natürlich noch einmal extra. 

Dafür bekommt ihr bei ersterem Highlights des Publishers wie Assassins Creed: Valhalla, Far Cry 6 oder The Division 2. Außerdem können auch ohne Zusatz-Abo bereits gekaufte Ubisoft-Titel gestreamt werden, wenn man ein bestehendes Konto mit Amazon Luna verknüpft.

Die Jackbox Games Collection richtet sich vor allem an Couch-Koop und Partyspieler. Hier finden sich verschiedene Trivia- und Ratespiele sowie Minigames à la Mario Party.

Damit kann uns das Spiele-Angebot zum aktuellen Zeitpunkt nicht aus den Socken hauen. Es fehlen sowohl echte AAA-Highlights der jüngeren Vergangenheit als auch ein breites Angebot an Indie-Schätzen, das zum Stöbern einlädt.

Dass wir dennoch vorsichtig optimistisch gestimmt sind, was die Zukunft von Amazon Luna angeht, hat mit der technischen Umsetzung zu tun.

Amazon Luna: Die Technik überzeugt durchwegs

Gleich beim Start des ersten Spiels fällt auf, wie schnell die gestreamten Titel laden. Längere Wartezeiten gab es bei uns nicht. Und auch das Spielerlebnis kann sich sehen lassen.

Zwar fielen uns bei Assassins Creed: Odyssey (aus der eigenen Ubisoft-Bibliothek) in Full-HD kleinere Mikroruckler und Nachlader auf, aber unseren Spielspaß trübte das nicht. Weniger anspruchsvolle Titel wie Megaman 11 oder Chicken Police liefen bei unseren 50 Mbit sogar völlig flüssig.

Auch die Plattform selbst ist übersichtlich gestaltet und lässt sich intuitiv bedienen. Dabei finden sich sogar einige Features, die Amazon Luna selbst dem Platzhirsch Game Pass voraus hat.

So lassen sich Titel über den Couch-Modus im lokalen Multiplayer spielen, ohne dass weitere Partien ein zusätzliches Luna-Abo abschließen müssen. Wer mag, kann seine Spielesessions zudem direkt aus der Luna-Oberfläche auf Twitch streamen. Und wer gerne stöbert, findet direkt in der App den Metacritic-Score der einzelnen Titel.

Rund 70 Euro kostet Amazons hauseigener Luna-Controller. Rund 70 Euro kostet Amazons hauseigener Luna-Controller.

Amazon Luna: Ein bisschen Hardware braucht es auch

Neben der Software bietet Amazon zudem eine eigene Hardware an: den Luna Controller. Den konnten wir bisher aber noch nicht selbst testen. Im Netz erhält der Controller ein durchaus positives Echo.

Beliebte Alternativen wie der Xbox-Controller, Dualshock und Dualsense oder der Stadia Controller werden neben Maus und Tastatur unterstützt. Lästiges Remapping war in den von uns getesteten Fällen (Xbox Series-Controller und Dualsense) nicht notwendig - alles funktionierte per Plug-and-play.

Amazon Luna: Das kostet das Abo im Monat

Mit einem Standard-Preis von 10 Euro pro Monat ist das Angebot von Luna+ vergleichsweise günstig. Allerdings fällt das Spiele-Angebot auch noch eher dünn aus. Wer bereits ein Prime-Abo besitzt, kann sich aber immerhin jeden Monat die vier kostenlosen Spiele ansehen.

Ein Upgrade auf Ubisoft+ schlägt mit rund 18 Euro pro Monat zu Buche. Für die Jackbox Collection sind es lediglich etwa 5 Euro.

Fazit der Redaktion

Alana Friedrichs
@_alanani_

Wie so oft fehlt es auch Amazons Streaming-Dienst aktuell noch am wichtigsten: den Spielen, die als System Seller dienen. Klar gibt es ein paar Perlen, und bei einem Preis von lediglich 10 Euro im Monat ist auch die Erwartungshaltung nicht zu hoch. Dennoch richtet sich das Angebot momentan vor allem an alle mit einem Herz für Partyspiele, Retrotitel und Casual Games.

Ebenfalls lohnen könnte sich der Dienst für alle, die eine große Bibliothek bei Ubisoft besitzen und auf der Suche sind nach einer Möglichkeit, ihre Sammlung auch aus der Cloud zu spielen.

Damit besetzt Amazon Luna zum Deutschlandstart vor allem zwei kleine Nischenmärkte im Streaming-Segment - und ist noch keine vollwertige Konkurrenz für den Game Pass.

Aber immerhin zeigt Amazon auf technischer Seite, dass man es ernst meint. Innovative Features und offenbar ordentliche eigene Hardware sind eine Ansage.

Wenn Amazon also am Ball bleibt und den Spielekatalog in den kommenden Monaten sinnvoll erweitert, könnte sich hier tatsächlich ein neuer Mitbewerber bereit machen, den Microsoft nicht unterschätzen sollte.

Was meint ihr? Hat Amazon mit Luna einen Spiele-Streamingdienst nach Deutschland gebracht, der in naher Zukunft selbst dem Game Pass Konkurrenz machen könnte? Oder wird Luna wie Stadia von der Bildfläche verschwinden? Und ist das Spiele-Angebot oder eines der technischen Features für euch schon jetzt ein Kaufargument? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!

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