Für Jahrzehnte stand fest: Unsere Galaxie steuert auf einen gigantischen Crash zu – jetzt sind wir uns nicht mehr so sicher

Die Andromeda und die Milchstraße sind die Giganten in unserer winzigen Ecke des Universums. Lange dachten wir, ihre Kollision ist unvermeidlich, doch das Bild ist komplexer.

Ungefähr so lässt sich der Blick von Andromeda-Galaxie auf unsere Milchstraße als künstlerische Vision darstellen. Trotz der Distanz wird das größere Ausmaß unseres Riesennachbarn deutlich. (Bild: Adobe Stock – Muratart) Ungefähr so lässt sich der Blick von Andromeda-Galaxie auf unsere Milchstraße als künstlerische Vision darstellen. Trotz der Distanz wird das größere Ausmaß unseres Riesennachbarn deutlich. (Bild: Adobe Stock – Muratart)

Er galt lange als der gigantischste berechenbare Unfall in unserer Ecke des Universums: In 4 bis 5 Milliarden Jahren werden Milchstraße sowie die Andromeda-Galaxie kollidieren.

Doch eine Studie meldet nun Zweifel an, denn die Gravitation kann das kosmische Rendezvous mit Wucht doch noch vereiteln. Wir erklären euch, wie die Chancen für verschiedene Szenarien der Zukunft unserer Heimat stehen.

Chancen wie beim Münzwurf

Mittels Computersimulationen untersuchen Wissenschaftler die Zukunft der Milchstraße. Gespeist wurden die Rechner mit den neuesten und bis dato genauesten Vermessungsdaten der Lokalen Gruppe. Dabei handelt es sich quasi um unsere Nachbarschaft im Universum – einige Millionen Lichtjahre im Durchmesser.

Die neuen Berechnungen zeichnen allerdings ein differenziertes Bild. Denn sie nehmen auch die vergleichsweise kleinen und massearmen Satellitengalaxien mit in den Fokus, am wichtigsten hierbei: M33 (Dreiecksnebel) und Große Magellansche Wolke. Sie beeinflussen ihre in Relation gigantischen Eltern entscheidend – sie zerren und schubsen an ihnen herum.

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Letzten Endes geben die Forscher der Kollision eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit. In der Hälfte aller Fälle kam es – wie seit Langem prognostiziert – zu dem Zusammenstoß. Doch andererseits schlitterten Milchstraße und Andromeda-Galaxie auch in etwa genauso oft in den Simulationen aneinander vorbei.

Hauptverantwortlich wäre die Große Magellansche Wolke. Sie ist etwa 150.000 Lichtjahre entfernt und wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Milchstraße zuvor kollidieren. Wie beim Galaxien-Billard werden ihre 15 Milliarden Sterne der Milchstraße einen Stoß geben. Dieser würde uns quasi aus der Flugbahn der Andromeda-Galaxie wegdrücken. Stattfinden wird das wohl in den kommenden zwei bis drei Milliarden Jahren, also auf alle Fälle bevor es zum Treffen der Riesen in der Lokalen Gruppe kommen kann.

Kerndaten: Milchstraße versus Andromeda (auch Messier-31 oder NGC 224 genannt)

  • Durchmesser: ungefähr 100.000 Lichtjahre bei der Milchstraße, etwa 200.000 Lichtjahre bei Andromeda
  • Anzahl der Sterne: 1.000 Milliarden in der Andromeda, 300 Milliarden in der Milchstraße
  • Form: Andromeda ist eine Spiralgalaxie, die Milchstraße eine Balkenspiralgalaxie

Mehr zu Andromeda und Milchstraße lest ihr zum Beispiel vom Max-Planck-Institut.

In gewisser Weise hat die Verschmelzung von Andromeda und Milchstraße aber bereits begonnen: Heute sind beide etwa 2,5 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt und doch streicheln sich ihre entferntesten Ausläufer längst. Denn ihre galaktischen Halos, bestehend aus Nebeln und vereinzelten Sternen, verzweigen sich schon. Das kann das gravimetrische Chaos nicht mehr unterbinden.

Wie würde eine Galaxien-Kollision aussehen?

Auch wenn es von der Definition her ein Zusammenstoß wäre, täuscht uns unser Bild davon. Denn auch wenn es um mehr als 1,3 Milliarden Sternen, noch mehr Planeten, Monde, schwarze Löcher und wer weiß, was noch alles geht, sind Galaxien vor allem eines: leer.

Der Abstand zwischen den Sternen misst selbst in den dicht gepackten Zentren noch immense Distanzen. Selbst die größten Sterne und sogar etliche Sonnensysteme passen gleich vielfach als Ganzes in die winzigste Lücke. Die meisten Objekte würden sich höchstens ablenken, aber nicht kollidieren.

Also handelt es sich beim Zusammenstoß von Galaxien mehr um eine Vermischung und Verwirbelung von gewaltigen Mengen an Materie. Das Prinzip gilt sowohl für Andromeda und Milchstraße als auch für das Aufeinandertreffen mit der Großen Magellanschen Wolke.

Es würde zwar vereinzelt zu Crashes kommen, aber so gut wie alle Ereignisse fielen weniger dramatisch aus. Nach einigen weiteren Milliarden Jahren wäre dann eine neue elliptische Galaxie entstanden.

Die Erde würde dieses galaktische Ereignis noch miterleben – allerdings wäre es ihre Endzeit. Denn alsbald stünde das Aufblähen der Sonne zum Roten Riesen und damit ihre Röstung unter nimmer endenden Wellen von Plasmawolken und extremer Hitze an.

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