Seit geschlagenen 13 Jahren steht Chrome an der weltweiten Browser-Spitze. Der Abstand zum heutigen Zweitplatzierten ist dabei enorm: Chrome hat rund 65 Prozent Markteinteil, während Edge bei knapp 14 Prozent steht.
Nun will ein KI-Unternehmen die Führung übernehmen: Perplexity hat den Comet-Browser angekündigt und ich habe die Hoffnung, dass Chrome hiermit einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommt. Die Grundlage dafür haben sie längst gelegt.
Comet: Was steckt dahinter?
Bis zum jetzigen Zeitpunkt (04. März 2025) ist nicht viel über den Browser von Perplexity bekannt. Nur zwei Dinge:
- Er wird kommen.
- Es wird ein Browser für
Agentic Search
.
Was ist Agentic Search? Kurz gesagt: Es geht wahrscheinlich um eine Art digitaler Assistent, der besteimmteAufgaben für euch erledigt. Dazu gleich mehr.
Wann der Browser erscheinen soll, oder was er genau bieten wird, ist nicht bekannt.
Jetzt stellt ihr euch zurecht die Frage: Warum sollte er dann Chrome vom Thron stürzen? Wegen eines entscheidenden Vorteils des KI-Start-Ups.
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Die Grundlage steht: Perplexity als Ersatz für Google
Ich gehe davon aus, dass die grundlegende Funktion, für die Perplexity bekannt ist, direkt mit im Browser enthalten sein wird: die Suchfunktion, die womöglich Google ersetzen kann.
Ich habe euch bereits davon berichtet, dass Perplexity eine hervorragende Alternative für Google ist. Und ja, damit meine ich die Suchmaschine. Auf Perplexity.ai könnt ihr euch mit einem Chatbot unterhalten (wie bei ChatGPT), der für euch verschiedenen Themen recherchieren kann.
Was ist daran so toll? Perplexity fasst die Antworten auf eure Fragen meiner Erfahrung nach kurz und knackig zusammen und liefert zu jeder neuen Aussage mindestens eine Quelle, aus dem Netz. Das ist eine extrem praktische Funktion, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Suchergebnisse von Google seit einiger Zeit in der Kritik stehen.
Außerdem spart euch Perplexity in den meisten Fällen die Suche nach den direkten Ergebnissen. Bei Google bekommt ihr oftmals nur Webseiten angezeigt, auf denen dann (hoffentlich) die Information steht, die ihr sucht. Perplexity liefert euch die Information in nur wenigen Sekunden, fein säuberlich zusammengefasst in seiner Antwort.
Zusätzlich könnt ihr die Quellen mit nur einem Klick überprüfen. Das würde ich euch ohnehin ans Herz legen, da sich auch Perplexity mal fragwürdige Quellen aussucht. Meiner Erfahrung nach kommt das allerdings selten vor.
Das wäre schon mal eine solide Grundlage für einen KI-Browser, doch dann gibt es da ja noch die Agentic Search
und andere Funktionen, die ein Browser braucht.
Comet: Funktionen, die ich mir wünschen würde
Das Motto von Perplexitys Comet-Browser ist wohl Browse with Intelligence
. Was sie genau darunter verstehen, werden wir wohl erst noch erfahren. Für mich könnte das so aussehen:
Persönliche Assistenten: Agents
Agents (zu Deutsch: Agenten) sind Programme und Systeme im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Sie können semi-eigenständig handeln, indem sie ihre (digitale) Umgebungen wahrnehmen und eigene Entscheidungen treffen, die dabei helfen, den Prompts der Nutzer zu beantworten. KI-Agenten könnten etwa auf euren Befehl hin bei einem Taxi-Service anrufen oder einen Arzttermin per App ausmachen.
Ihr könnt sie euch also als eine Art Assistent für bestimmte Aufgabenbereiche vorstellen.
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Wie der Search-Agent von Perplexity aussehen wird, wissen wir bisher nicht, doch ich gehe davon aus, dass es eine verbesserte oder erweiterte Funktionsweise der herkömmlichen Such-/Recherchefunktion werden wird. Womöglich könnte man Agents auch für Browser-interne Funktionen nutzen, was uns zum nächsten Punkt bringt:
Menüführung der Zukunft
Stellt euch vor wie praktisch es wäre, wenn man einfach einem Chatbot schreibt, welche Einstellungen er vornehmen soll und dieser dann tatsächlich diese Einstellungen vornimmt, ohne dass man selbst 20 Untermenüs durchsuchen muss. Zum Beispiel könnte man den Bot anweisen, vom dunklen in das helle Design zu wechseln oder die Buttons der Erweiterungen ein- und auszublenden.
Ein Traum, der zumindest für Samsung-Nutzer schon Realität ist, warum also nicht auch für zukünftige Nutzer von Comet? Mehr zur Funktion von Samsung berichtet euch Patrick:
Hohe Individualisierbarkeit
Als ich euch von meinem bisherigen Browser-Favoriten Vivaldi berichtet habe, war einer der größten Vorzüge, dass er sich in diversen Bereichen anpassen lässt - sowohl optisch als auch funktionell.
Man kann also diverse Funktionen ein- und ausschalten, verschiedene Bedienelemente nach Belieben positionieren und einiges mehr. Da ist Chrome nicht mal Ansatzwiese ein Vergleich.
Das Gleiche würde ich mir für Comet wünschen, denn ich liebe es, jede Kleinigkeit in meinem Browser anzupassen. In Kombination mit einem Agenten, der meine Einstellungen anpasst, wäre das natürlich der ultimative Traum, denn so schön die vielen Einstellungsmöglichkeiten auch sind, so unübersichtlich sind sie auch. Soll der Bot für mich durch die Optionen wühlen.
Bessere Oberfläche
Bisher ist die Suchfunktion von Perplexity zwar enorm praktisch, doch die Übersicht und Präsentation könnten meiner Meinung nach durchaus verbessert werden.
Wie wäre es mit einem Bereich in dieser Übersicht, die einem mehr über die genannten Quellen verrät: Wie vertrauenswürdig sind sie und warum? Die klaffenden Lücken links und rechts auf dem Screen würden sich dafür gut anbieten. Am besten zum ein- und ausblenden, um es nicht noch weniger übersichtlich zu machen, doch ich schweife ab.
In einem dedizierten Browser hätte Perplexity alle Möglichkeiten, eine moderne grafische Oberfläche zu gestalten, die weniger nach Powerpoint-Präsentation in der achten Klasse aussieht.
Chromium: Ja oder nein?
Wird Comet mit Chromium daherkommen oder seine eigene Engine nutzen? Dazu ist bisher noch nichts bekannt. Was wir wissen, ist das die beliebtesten Browser heutzutage auf Chromium basieren. Mit Ausnahme von Firefox. Doch was hat es mit Chromium auf sich?
Die alte Leiher: Viele Nutzer mögen es nicht, wenn Browser auf Chromium basieren. Doch heutzutage basieren die meisten Browser auf dem Open-Source-Projekt von Google, wie zum Beispiel Edge, Opera und natürlich Chrome.
Was ist Chromium und warum die Bedenken? Chromium ist ein Open-Source-Browser-Projekt, das die Basis für viele andere Browser wie Google Chrome, Microsoft Edge oder Opera bildet. Da Chromium frei verfügbar ist, können andere Unternehmen oder Entwickler darauf aufbauen und eigene Browser mit zusätzlichen Funktionen oder Anpassungen erstellen.
Doch der Datenschutz macht einigen Nutzern bei Chromium Sorgen.
Das liegt unter anderem daran, dass Google für die Entwicklung verantwortlich ist. Viele befürchten, dass der Tech-Gigant über Chromium Nutzerdaten sammelt, ähnlich wie es bei Google Chrome der Fall ist.
Allerdings enthält die Open-Source-Version von Chromium selbst keine Tracking-Funktionen oder automatische Datenübertragung an Google. Doch Browser, die auf Chromium basieren (z. B. Chrome, Edge), fügen oft eigene Funktionen hinzu, die Daten an ihre Entwickler senden können.
Ob die Bedenken berechtigt sind, hängt also vom konkreten Browser ab:
- Reines Chromium: Keine direkten Google-Tracker, aber möglicherweise weniger Schutz vor Fingerprinting.
- Google Chrome & Co.: Enthalten oft zusätzliche Funktionen, die Daten an Google oder andere Unternehmen senden.
In den Kommentaren meiner Vivaldi-Kolumne, wünschen sich viele Browser- und vor allem Firefox-Nutzer einen Browser, der auf Chromium verzichtet, auch wenn Google mittlerweile einiges unternommen hat, um diesen Sorgen entgegenzuwirken.
So schrieb Ian Graeme beispielsweise:
Mir kommt kein Chromium Browser ins Haus.
Die Sache mit den Erweiterungen: Ein Browser kann vermutlich nur dann zur wahren Konkurrenz für Google Chrome werden, wenn auch ähnlich viele und ähnlich hochwertige Erweiterungen für den Browser zur Verfügung stehen. Das ist auf die schnelle wahrscheinlich nur mit Chromium machbar.
Ich gebe es zu: Auch ich möchte ungern einen Browser nutzen, in dem ich meine ganzen Erweiterungen erst mal verwerfen muss. Chromium kann also kommen, auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, dass Perplexity sein eigenes Ding durchzieht. Wir werden sehen.
Fazit
Am Ende bin ich davon überzeugt, dass Perplexity die Chance hat, einen wirklich guten Browser zu veröffentlichen, der mit dem richtigen Design und natürlich den richtigen Funktionen zu einer ernsthaften Konkurrenz für Google Chrome werden kann.
Dennoch gibt es einige Hürden, die Comet überwinden muss. Zumal der Grad zwischen zu komplex für die breite Masse
und neu und spannend genug, um Chrome vom Thron stoßen
schmal ist. Doch ich bin zuversichtlich.
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