Physiker stellen Gold aus Blei her – dabei wollten sie eigentlich etwas ganz anderes

Auf der Suche nach dem Stein der Weisen: Im Teilchenbeschleuniger des CERN ist die Goldsynthese aus Blei gelungen. Dabei wollten die Forscher eigentlich etwas ganz anderes.

Aus weniger wertvollen Metallen Gold herstellen – ein lang gehegter Menschheitstraum (Bildquelle: Michael Evans, Adobe Stock) Aus weniger wertvollen Metallen Gold herstellen – ein lang gehegter Menschheitstraum (Bildquelle: Michael Evans, Adobe Stock)

Blei zu Gold: Seit dem Mittelalter versuchten Menschen aus unedlen Metallen Gold herzustellen. Jetzt ist es Wissenschaftlern genau das gelungen, nämlich aus Blei.

Dabei wollten die eigentlich etwas ganz anderes – und auch bei einem derzeitigen Goldpreis von gut 2.900 Euro pro Unze, wird wohl niemand reich davon.

Aber von Anfang...

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Ein Traum der mittelalterlichen Alchemie

Die Alchemie war eine frühe Form der Forschung, die versuchte, Philosophie, Magie und andere Wissensbereiche miteinander zu verbinden. Laut dem Science History Institute wird ihre Bedeutung für unsere moderne Forschung heute immer mehr anerkannt.

Allerdings bleiben uns die Alchemisten – nicht zuletzt wohl wegen Harry Potter – für eine ganz bestimmte Forschung im Gedächtnis: Die Suche nach dem Stein der Weisen, um mit seiner Hilfe aus allen möglichen Metallen Gold herzustellen.

Während die ganzen Versuche aus einem einfachen Metall Gold herzustellen bis ins späte 19. Jahrhundert hinein zum Scheitern verurteilt waren, ist genau das nun passiert.

Und es waren nicht einmal Chemiker am Werk.

Ein kurzer Traum

Die Physiker am Large Hadron Collider (LHC) des CERN verfolgten in ihren Experimenten eigentlich ein noch viel älteres und ambitionierteres Ziel als die Gold-Herstellung:
Sie wollten Bedingungen simulieren, die kurz nach dem Urknall vor über 13 Milliarden Jahren herrschten.

Dafür beschleunigten sie Bleikerne auf nahezu Lichtgeschwindigkeit und ließen sie miteinander kollidieren. Das dadurch angestrebte Produkt war kein Gold, sondern Quark-Gluon-Plasma. Dieser extrem heiße und dichte Zustand der Materie soll das Universum in den ersten Mikrosekunden nach dem Urknall gefüllt haben.

Doch dann konnten die Wissenschaftler mithilfe des ALICE-Detektors folgendes beobachten:

  • Bei den häufigen Beinahe-Kollisionen der Bleikerne traten starke elektromagnetische Felder auf.
  • Die intensiven Felder konnten einzelne Protonen aus den Atomkernen der Blei-Ionen herausschlagen.
  • Da Goldatome genau drei Protonen weniger besitzen als Blei, verwandelten sich einige Bleikerne, die exakt drei Protonen verloren, in Goldkerne.

Doch der Traum vom Gold aus dem Labor zerfiel innerhalb von Mikrosekunden wieder, als die Goldkerne mit den Edelstahlwänden des Teilchenbeschleunigers kollidierten und zerfielen.

Der ALICE-Detektor am CERN ist auf die Untersuchung von Schwerionenkollisionen spezialisiert. (Bildquelle: CERN) Der ALICE-Detektor am CERN ist auf die Untersuchung von Schwerionenkollisionen spezialisiert. (Bildquelle: CERN)

Teures Gold

Die aktuelle Beobachtung von Goldsynthese am LHC ist tatsächlich nicht die erste ihrer Art. Laut chemie.de ist es bekannt, dass sie grundsätzlich in Teilchenbeschleunigern und Kernreaktoren möglich ist. Neu ist hier, dass sie dieses Mal aus dem unedlen Blei gelang.

Doch egal, ob aus dem Teilchenbeschleuniger oder Kernreaktor, bei jeder Methode gilt: Die Herstellungskosten der Goldpartikel übersteigt immer den Preis des hypothetisch zu gewinnenden Goldes.

Nach dem Stein der Weisen darf also getrost weitergesucht werden.

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