Bundeswehr ist »der beste Multiplayer« - Scharfe Kritik für Gamescom-Werbung

Die Gamescom-Plakate der Bundeswehr lassen Krieg wie ein Spiel klingen, klagen viele Twitter-Nutzer an. So heißt es da etwa: »Mehr Open World geht nicht.«

Mit diesem Plaket wirbt die Bundeswehr auf der Gamescom und erntet dafür Kritik. (Bildquelle: https://twitter.com/bundeswehrInfo) Mit diesem Plaket wirbt die Bundeswehr auf der Gamescom und erntet dafür Kritik. (Bildquelle: https://twitter.com/bundeswehrInfo)

Jedes Jahr ist die Bundeswehr auf der Gamescom, um unter den Besuchern neue Bewerber zu finden - aber auf der Gamescom 2018 ernteten ihre Werbeplakate heftige Kritik. Sie klingen wie Werbeslogans für einen neuen Shooter: »Multiplayer at its best!« verkündet eines, »Mehr Open World geht nicht!« das andere.

Erst im Kleingedruckten wird klar, worum es wirklich geht. »Echte Kameradschaft statt Singleplayer-Modus? Mach, was wirklich zählt. Lerne Teamwork kennen und bewirb dich für eine Karriere bei der Bundeswehr.«

»Ist Krieg ein Spiel für euch?«

Auf Twitter prangerte der User MOK an, die Plakate verharmlosten Krieg und lebensgefährliche Einsätze, indem sie sie mit Spielen gleichsetzten.

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Zahlreiche andere Nutzer griffen seine Kritik auf und teilten sie. Derlei Werbung hätte auf einer Spielemesse mit weitgehend minderjährigem Publikum nichts zu suchen, so der Tenor vieler Tweets.

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Andere wiederum hatten kein Problem mit der Werbung. Die Bundeswehr müsse eben junge Leute begeistern, und da erfüllten diese Plakate ihren Zweck.

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»Wir wollen zum Nachdenken anregen«

Der offizielle Bundeswehr-Twitteraccount betonte, die Plakate hätten eine ehrbare Absicht.

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Der Pressesprecher der Bundeswehr erklärte gegenüber Bento das Konzept hinter den Plakaten:

"Die Kampagne bedient sich der Signale einer Spiele-Werbung und stellt dann die Sinnfrage: 'Echte Kameradschaft statt Singleplayer-Modus?' oder 'An deine Grenzen gehen, statt in deinem Level festhängen?'. Die Headlines 'Multiplayer at its best!' und 'Mehr Open World geht nicht!' lesen sich dabei zunächst wie Rezensionen für ein neues Game. Auf den zweiten Blick erkennt man darin jedoch die Werte der Bundeswehr - Kameradschaft und der Einsatz für eine freie Welt."

Man bediene sich dabei bewusst eines Eye-Catchers, um zu provozieren und wahrgenommen zu werden. Die Bundeswehr wolle auf der Messe mit »IT-affinen jungen Menschen ins Gespräch kommen und ihnen die beruflichen Chancen bei der Bundeswehr nahebringen«. Das würden andere Arbeitgeber ganz genauso machen.

Im Gespräch mit der Süddeutschen sagte Standleiter Nils Feldhoff, die Plakate seien »eine Einladung, um darüber zu diskutieren.« Bislang hätte es auf der Messe selbst aber noch keine Beschwerden gegeben.

Dennoch fällt auf, dass die Bundeswehr augenscheinlich ihre Strategie geändert hat. 2017 hatte Feldhoff in einem Interview des Blogs Fried Phoenix noch erklärt, man wolle eine klare Trennung zwischen Ego-Shootern und der Bundeswehr herstellen.

Die Bundeswehr stand bereits häufiger für ihre Werbung in der Kritik. Die Internet-Konferenz re.publica verwies uniformierte Soldaten im Mai etwa des Hauses, weil »wir keinen Rekrutierungsstand für ihre Cyberarmee haben möchten.«

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