CD Projekt Red - Chaos, Überstunden, Ausbeuterlohn? Witcher-Entwickler verteidigt sich gegen Vorwürfe von Ex-Angestellten

Auf dem Firmen-Bewertungsportal Glassdoor.com müssen die Macher von The Witcher 3 seit Monaten schlechte Bewertungen einstecken. Jetzt reagierten sie mit einem offenen Brief.

Ist Geralt ein Ausbeuter? CD Projekt Red verteidigt sich gegen scharfe Kritik. Ist Geralt ein Ausbeuter? CD Projekt Red verteidigt sich gegen scharfe Kritik.

Die Witcher-Spiele fahren eine Top-Wertung nach der anderen ein, das Entwickler-Studio dahinter hat weniger Glück: Auf Glassdoor steht CD Projekt Red aktuell bei drei von fünf Sternen. Die Website lässt Mitarbeiter und Ex-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz bewerten. CD Projekt musste sich dort Vorwürfe über chaotische Planung, schlechte Arbeitsbedingungen und abgehobene Manager gefallen lassen. Nun reagierten Mitbegründer Marcin Iwinski und Studioleiter Adam Badowski mit einem offenen Brief auf Twitter.

"Cyberpunk 2077 schreitet wie geplant voran"

Mit dem Brief wollen die Entwickler vor allem Sorgen beschwichtigen, dass sich die auf Glassdoor kritisierten chaotischen Arbeitsbedingungen negativ auf die Entwicklung von Cyberpunk 2077 auswirkten. Selbst wenn wichtige Entwickler das Studio verließen, hätte das keinen Einfluss auf das Projekt.

"Man müsste schon sehr mutig sein, die Zukunft eines so großen Triple-A-Rollenspiels auf einer Person (oder ein paar wenigen Personen) aufzubauen." Am Ende betonen sie: "Cyberpunk 2077 schreitet wie geplant voran, wir nehmen uns aber Zeit - in diesem Fall ist Schweigen der Preis, ein großartiges Spiel zu machen."

Natürlich verließen Leute das Studio, aber insgesamt sei CD Projekt seit dem Release von The Witcher 3: Wild Hunt enorm gewachsen. 2015 zählte man 200 Mann, inzwischen fast doppelt so viel. Iwinski und Badowski wünschen allen Abgängern nur das Beste und arbeiten nach eigenen Angaben stets daran, ihr Studio zu einem guten Arbeitsplatz für alle zu machen. Aber: "Wir haben auch Werte, die bestimmen, wer wir sind und wie wir Dinge angehen."

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"Nicht für jedermann"

Zwischen den Zeilen lässt sich die klare Botschaft herauslesen: Wer sich über zu viel Stress beschwert, der ist vielleicht einfach nicht hart oder gut genug für CD Projekt Red.

"Unser Weg, Spiele zu machen, ist nicht für jedermann. Er verlangt oft bewusste Absicht, das Rad neu zu erfinden - selbst wenn du persönlich denkst, es funktioniert bereits alles bestens. Aber weißt du was? Wir glauben, dass die besseren Spiele herauskommen, wenn man das Rad jedes verflixte Mal neu erfindet. [...] Wenn du Spiele mit der Einstellung machst, dass fast perfekt schon gut genug ist, verfällst du in Bequemlichkeit."

Jedes Rollenspiel von CD Projekt Red habe zunächst unmöglich gewirkt und war am Ende doch schaffbar - aber nur mit jeder Menge Zuversicht, Hingabe und Esprit.

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"Ein irrer König und abwesende Adelige"

Die Kritik auf Glassdoor richtet sich vor allem gegen die Führungsebene und ihren angeblich chaotischen Stil. "Ein Studio ohne Richtung", schreibt etwa ein ehemaliger Mitarbeiter. Das führe oft dazu, dass Entwickler unnötig viele Überstunden einlegen müssen, beklagt ein anderer. Die Chefs würden Spiele hassen, ihre Unterlinge mobben und dafür noch die dicksten Gehälter einstreichen. Ein dritter Reviewer spricht gar von einem "irren König und abwesenden Adeligen".

Selbst die Kritiker loben allerdings ihre talentierten Kollegen und die großartigen Spiele des Studios. Kurz vor Veröffentlichung des offenen Briefs tauchte auch eine Reihe positiver Bewertungen auf Glassdoor auf - möglicherweise Teil einer koordinierten Gegendarstellung von Seiten des Studios. Auch manche dieser positiven Bewertungen räumen ein, dass der Alltag bei CD Projekt Red "kein Spaziergang" sei, aber "du wirst stolz sein auf das, was du hier schaffst." Wer Initiative zeige, habe enorm viel Raum, sich kreativ zu entfalten und sich genau wie die Firma immer weiter zu verbessern.

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Ein früherer leitender Mitarbeiter geht gar soweit, Glassdoor als betrügerische Website zu bezeichnen und viele der (anonymen) Bewertungen als gefälscht. "Wir haben oft mit unseren Mitarbeitern geredet, um sicherzustellen, dass sie glücklich sind." Aber auch ihm war es letztlich zu hart: "Ich arbeite dort nicht mehr, weil es mir zu stressig wurde."

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