Der wichtigste Chiphersteller der Welt könnte bald ein Problem bekommen - und wir damit auch

Höher, schneller, weiter: So lautet das Motto bei Prozessoren und Grafikkarten seit Ewigkeiten. Gleiches gilt allerdings auch für den extremen Energiebedarf bei ihrer Herstellung.

Ein aktueller Bericht von Bloomberg zum weltweit größten Chiphersteller TSMC macht mit extremen Zahlen zum Energieverbrauch deutlich, wie aufwendig die Herstellung möglichst moderner und schneller Halbleiter für Prozessoren, Grafikkarten und Co. mittlerweile geworden ist. Das stellt auch die Stromversorgung vor große Herausforderungen, vielleicht bald sogar vor zu große.

Ein entscheidender Faktor dabei: Das vergleichsweise junge, aber auch energiehungrige Herstellungsverfahren über EUV-Lithografie (englisch extreme ultra violet lithography). Die passenden Maschinen stammen vom niederländischen Unternehmen ASML, mehr dazu erfahrt ihr hier:

Laut Bloomberg verbraucht jede dieser Maschinen mit etwa einem Megawatt zehn Mal so viel Energie wie vorherige Lösungen in diesem Bereich. Der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC, der unter anderem für AMD, Apple und Nvidia Chips herstellt, hat aktuell mehr als 80 davon im Einsatz.

Dieser extreme Energiebedarf könnte sich nicht nur für die Chip-Hersteller, sondern auch für die Länder, in denen sie angesiedelt sind, zunehmend zu einem Problem entwickeln und im schlimmsten Fall sowohl für einen Produktionsausfall als auch für die Menschen vor Ort für Energieprobleme sorgen.

Taiwan ist immer wieder in den Schlagzeilen wegen möglicher Energiekrisen. Erst Anfang 2022 sorgte eine große Wasserknappheit für Probleme, die auch TSMC betroffen haben (via Computerbase). Zu Produktionsausfällen kam es in diesem Zusammenhang zwar nicht, sollten sich die Schwierigkeiten aber verschärfen, ist durchaus denkbar, dass es auch bei Hardware-Produkten aus dem PC-Bereich wie etwa Grafikkarten von Nvidia oder Prozessoren und GPUs von AMD zu Lieferengpässen kommt.

Ein Unternehmen verbraucht so viel Strom wie Sri Lanka

Aufgrund des hohen Stromverbrauchs des EUV-Verfahrens wird davon ausgegangen, dass TSMC schon bald alleine mehr Strom verbraucht als die gesamte Bevölkerung Sri Lankas von über 21 Millionen Menschen. Mit Blick auf Taiwan liegt TSMC bei sechs Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Landes, bis 2025 soll dieser Wert auf 12,5 Prozent steigen.

Bloomberg gibt gleichzeitig an, dass der Großteil dieser Energie bisher aus fossilen Quellen stammt. Das Ziel Taiwans, bis 2025 zumindest 20 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen abzudecken, wurde aufgrund zu geringer Fortschritte kürzlich auf 15 Prozent gesenkt. Aktuell liegt der Anteil nur bei sechs Prozent.

Nicht zu vergessen ist auch, dass andere Chiphersteller wie Samsung, Intel und Micron ebenfalls immer größeren Bedarf an EUV-Hardware haben. Ein Analyst von Bloomberg schätzt dazu passend, dass Hersteller ASML die Verkäufe im Jahr 2023 um 30 Prozent steigern wird. Außerdem soll für das Jahr 2025 ein Verkauf von 90 EUV-Geräten statt wie bisher anvisiert 70 davon realisiert werden:

Die Zahl der von ASML ausgelieferten EUV-Geräte ist zuletzt bereits rasant gestiegen und es soll so weitergehen. Die Zahl der von ASML ausgelieferten EUV-Geräte ist zuletzt bereits rasant gestiegen und es soll so weitergehen.

Eigene Kraftwerke zur Entlastung der Länder?

Liang Chi-yuan, Management-Professor an der Nationalen Zentralen Universität in Taoyuan, gibt an, dass Chiphersteller in Zukunft eigene Stromkraftwerke errichten müssten, damit es bei der Versorgung des Landes im Falle von unvorhersehbaren Lastpitzen nicht zu Stromausfällen kommt.

Die Stromreserven von Taiwan nähern sich bereits der durch die Regierung mindestens anvisierten Marke von zehn Prozent. Laut Liang ist es wahrscheinlich, dass diese Marke im Laufe des Jahres noch durchbrochen wird und die Reserven auf unter zehn Prozent fallen.

In Zukunft könnte der Stromverbrauch bei der Chip-Herstellung auch in Deutschland verstärkt zum Thema werden. Intel hat Anfang 2022 angekündigt, in Magdeburg eine neue Chipfabrik zu errichten. Allerdings wird der Produktionsstart erst für 2027 erwartet. Die Bauarbeiten sollen Anfang 2023 beginnen.

Hohe Strompreise: Lohnt es sich, den PC über Nacht komplett vom Netz zu nehmen?

Wechseln wir die Perspektive vom großen Ganzen zu jedem einzelnen, könnte euch der oben verlinkte Artikel interessieren. Er thematisiert den Standby-Energieverbrauch eines Gaming-PCs.

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