Wieso feiert ihr ein Feature, das die Bildqualität verschlechtert? Selbst ihr seid euch nicht einig

Viele wünschen sich 3D im Heimkino zurück und ich frage mich: warum?

3D? Ich dachte, das sei ne Sonnenbrille. (Bild: Philips) 3D? Ich dachte, das sei 'ne Sonnenbrille. (Bild: Philips)

Update vom 20. September 2023, 14.00 Uhr: Ich fand 3D noch nie so prall, aber ich wollte von euch wissen: Wünscht ihr euch 3D fürs Heimkino zurück?

Zum Zeitpunkt des Updates haben 3.768 Teilnehmer abgestimmt, vielen Dank. Und die Antworten sind recht ausgeglichen: 52 Prozent brauchen 3D nicht wieder zurück. Dagegen stehen 48 Prozent, die gerne wieder Filme zuhause in der dritten Dimension sehen wollen. Spannend!

Seit ich als Tech-Redakteur arbeite, stelle ich immer wieder fest, wie tief die Liebe der deutschen TV-Fans zu 3D verwurzelt ist. In Foren oder auf Events unter Kollegen wird kollektiv den 3D-Fernsehern nachgeweint.

Ich verstehe nicht, wieso. Für mich bietet dieses Feature keinerlei Vorteile.

Es gab eine Zeit, da wurde die 3D-Sau samt Brille durchs Dorf getrieben, als gäbe es Filme künftig nicht mehr ohne.

Erst waren es die Hollywoodstudios, die ihre Kinofilme dadurch verbessert haben. Dann sind die Kinos dankend auf den Zug aufgesprungen, weil man für einen 3D-Film schließlich mehr Geld verlangen konnte (und teilweise immer noch kann, ausgestorben sind sie ja nicht).

Der Trend schwappte auch ins Heimkino über. Aber schätzt doch mal: Wann kam der 3D-Trend für Zuhause auf und wie lange dauerte er an? 

2007? 2015? 10 Jahre? 12 Jahre?

Der Aufstieg der 3D-TVs

Der erste 3D-Fernseher, der in den Verkauf ging, war der Samsung 3D-Ready oder UE46C7700 im Jahre 2010. Er sattelte auf einen Meilenstein der Kinogeschichte auf.

Schuld am Hype war niemand Geringeres als James Cameron. Der hat 2009 mit seinem Blockbuster Avatar - Aufbruch nach Pandora fast im Alleingang einen 3D-Hype ausgelöst - sowohl im Kino als auch Wohnzimmer.

Auch mit dem zweiten Teil setzte der Regisseur neue Maßstäbe.

Wie es mit Trends so ist: Andere springen auf den Zug auf, ob es Sinn ergibt oder nicht. Man denke nur daran, wie man mit RGB alles für Gamer brandmarken kann.

Sony, LG, Panasonic und Toshiba zogen also nach und schoben ihrerseits 3D-Fernseher auf den Markt.

Allerdings war der Boom nach gerade mal drei Jahren wieder vorbei. 2013 flaute die Nachfrage stark ab und 2016 rollten schließlich die letzten 3D-Fernseher vom Band.

Warum 3D nicht gut ist

Der Fall der 3D-Fernseher kam so schnell wie ihr Aufstieg. Dafür gibt es eine Vielzahl an Gründen, einer davon ist das Aufkommen der UHD-Auflösung, die einen signifikanten Sprung nach der Bildqualität nach vorne bedeutete. Das war wichtiger als eine Spielerei wie 3D.

Darum war 3D zum Scheitern verurteilt.

Zu niedrige Auflösung

Bilder in 3D waren auf den Fernsehern dank Full-HD-Auflösung nicht knackig genug. Full-HD selbst sollte ja nur wenige Jahre später nach dem Release des ersten 3D-Fernsehers abgelöst werden. Durch die Matschigkeit des Effekts zogen die 3D-Fernseher den Kürzeren.

3D-Brillen

O Junge, 3D-Brillen gäben ihren ganz eigenen Artikel ab. Ich versuche, mich kurz zu halten. 

Erinnert ihr euch noch an aktive 3D-Brillen? Um einen 3D-Effekt zu erzielen, haben die eine Blende, die sich schnell öffnet und schließt und 120 Mal pro Sekunde zwischen dem linken und dem rechten Auge wechselt, um dem Gehirn vorzugaukeln, dass man 3D sieht.

Cheap Sunglasses? Nein, ZZ Top, Shutter-Brillen haben locker 100 Euro gekostet. (Bild: Panasonic) Cheap Sunglasses? Nein, ZZ Top, Shutter-Brillen haben locker 100 Euro gekostet. (Bild: Panasonic)

Ja, das Bild war mit aktiven Brillen schärfer, aber die Nasenfahrräder waren schwer, unbequem und brauchten Batterien. Mir persönlich war’s das nicht wert. Außerdem waren sie sackteuer in der Anschaffung: 100 Euro für müde Augen? Die krieg' ich mit Blaulicht günstiger.

Passive 3D-Brillen wie die, die ich im Aufmacherbild auf der Nase habe, waren viel angenehmer, wobei das für mich immer noch die Wahl zwischen Pest oder Cholera war. Einen tollen Effekt haben die nämlich auch nicht erzielt.

Nachgerenderte 3D-Filme

Avatar hat uns deswegen im Kino so weggescheppert, weil er in 3D gedreht wurde. Viele 3D-Filme auf Blu-ray haben die dritte Dimension in der Post-Produktion bekommen, was bei Weitem nicht so gut aussieht. Richtig geraten: Flachere Bilder, schlechtere Qualität.

3D ist nur Show

Hand aufs Herz: 3D ist nicht wirklich 3D. Wenn ich in die Versuchung komme, heute noch einen 3D-Film im Kino zu sehen, dann tut die dritte Dimension für mich gar nix. Null. 

Dabei gehe ich meistens ins Nürnberger Cinemagnum mit einer der größten Leinwände in Deutschland, sodass ich viel mehr Bild im Blick habe. Und trotzdem ist die Immersion meist nicht da. Eine einsame Ausnahme unter hunderten bietet da nur der Film Gravity mit Sandra Bullock.

27 Meter in der Diagonale misst die Leinwand des Cinemagnum. (Bild: Cinécitta) 27 Meter in der Diagonale misst die Leinwand des Cinemagnum. (Bild: Cinécitta)

Ja, innerhalb der Leinwand entsteht eine Tiefe im Bild. Doch die macht im Grunde nichts, denn alles spielt sich nur im Rahmen der Leinwand ab. Der Effekt trägt nicht zum Film bei, er macht das Erlebnis nicht besser. Stattdessen hab ich ne Brille mit Kratzern auf der Nase. Tolle Wurst.

Kommt 3D wieder? Und wenn ja: Was muss sich ändern?

In meinem Ausblick in die Zukunft der Fernseher habe ich 3D am Rande erwähnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen zweiten Frühling des Heimkino-3Ds sehen, halte ich für gering. Nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.

Klar: Es hat sich technisch seither sehr viel getan. Allein die höhere Auflösung rechtfertigt eigentlich einen zweiten Versuch. Hinzu kommen im Vergleich zu 2010 die vielfach hellere Hintergrundbeleuchtung und HDR der TVs. 3D-Filme waren grundsätzlich zu dunkel (und dann kommt noch die Brille hinzu).

Der Kampfplatz für 3D-Fernseher war nie besser eingehaselt als heute. Und dennoch muss sich einiges tun.

Weg mit den Brillen

Dass 3D ohne Brille irgendwie geht, haben Tech-Riesen bereits bewiesen. Nintendos 3Ds funktionierte ohne Brille und auf der IFA 23 hat Lenovo einen Monitor mit derselben Technik gezeigt.

Das brachte aber ein anderes Problem auf den Tisch. Es war schlichtweg nicht angenehm, auf längere Zeit in den Bildschirm zu schauen. Wenn man keine zehn Minuten aushält, wie soll das auf zwei Stunden funktionieren?

Höhere Bildraten

Der für mich größte Schwachpunkt der Film- und Fernseherindustrie sind immer noch die veralteten 24 Bilder pro Sekunde.

Das gilt doppelt für 3D-Inhalte. Die Bildqualität war schon immer schlechter als die herkömmlicher Blu-rays. Klar, das fängt die Auflösung zum Teil auf, aber sobald Bewegung oder Kamerafahrten ins Spiel kommen, gibt’s wieder Matschepampe aufs Auge.

Mit höheren FPS wäre auch 3D knackiger - und vor allem immersiver. Das könnte dann wirklich die Illusion erzeugen, man befände sich mit im Geschehen, weil die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit überwunden wird. Sprich: Es würde so real wirken, dass wir vergessen, gerade einen Film zu schauen.

Die Rückkehr zu 3D ist nicht unmöglich, aber momentan sehe ich dafür keinen Markt. Weder von meiner persönlichen Warte aus, noch auf Basis der Fakten.

Ich sage es nur ungern, aber vermutlich werdet ihr euch von euren 3D-TV-Träumen verabschieden und die alten Full-HD-Dinger einmotten müssen. Ich weiß aber eine Alternative: Hologramme! Das wäre richtiges 3D!

Oder wir ziehen uns gleich Brillen mit Displays auf. Apple hat da was in petto. Und eine bezahlbare Variante hatte ich bei Lenovo im Rahmen der IFA auf der Nase.

Wenn ihr einen neuen Fernseher fürs Wohnzimmer sucht, werft gerne einen Blick in die TV-Kaufberatung.

Sollte 3D ein Comeback feiern?

Das würde ich gerne von euch hören. Ich weiß, die 3D-Fans sind stark, aber wie viele seid ihr wirklich?

3D wurde vor rund 15 Jahren als der nächste Hit im Kino gehandelt, spätestens seit James Camerons Avatar. Im Heimkino jedoch war das Stelldichein sehr kurzlebig. Habt ihr noch einen 3D-Fernseher zuhause? Oder seid ihr wie ich nie wirklich damit warm geworden? Glaubt ihr an eine Wiederbelebung des Features? Schreibt es mir in die Kommentare.

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