Kommt 3D wieder? Das erwarten wir von Fernsehern in den kommenden Jahren

Die IFA gab uns bereits eine erste Prognose.

Düstere Prognose oder strahlende Zukunft für Fernseher? Düstere Prognose oder strahlende Zukunft für Fernseher?

Als ich letzte Woche über die IFA in Berlin lief, fiel mir als Tech-Redakteur und Fernseher-affine Person vor allem eines auf: Abgesehen von Samsung, war bei den bekannten großen Herstellern nicht viel mit TV.

Dafür waren Techriesen aus einem Land besonders präsent: China.

Zugegeben: Die IFA fokussiert sich mehr auf den Endkunden. Es geht um das Anfassen und Erleben von Technik. Die Neuheiten gibt es wie immer auf der CES in Las Vegas Anfang Januar nächstes Jahr.

Trotzdem war ich überrascht und ich stellte mir eine Frage: Sind Fernseher technologisch ausgereizt? Die Antwort ist schwieriger als man glaubt.

Maxe Schwind
Maxe Schwind

Maxe beschäftigt sich seit Jahren mit Fernsehern. 2016 begann er als der TV-Hoschi für ein mittlerweile eingestelltes Technikmagazin, davor hat er sich als TV-Programm-Redakteur mit dem Content beschäftigt.

Mit seiner ersten IFA 2016 und CES 2017 steckte er im Auge des Sturms und hat seitdem sämtliche Marketing-Akronyme für Fernseher der Hersteller mitgemacht. Stets haben sich TVs und Content verbessert, aber zum ersten Mal hat er das Gefühl, dass der Markt stagniert.

Ob’s stimmt?

Was hat sich in den letzten 10 Jahren getan?

Technik entwickelt sich rasant weiter, das gilt nicht nur für Fernseher. Wagt man einen Blick zurück, dann haben wir heute eine bedeutend bessere Qualität auf dem Phonoschrank und mehr Komfortfunktionen.

  • Auflösung: Vor einem Jahrzehnt war Full HD (1.920 × 1.080 Pixel) der Standard, nun sind wir bei UHD (3.840 × 2.160). Selbst 8K-Fernseher haben ihren Markt gefunden.
  • HDR: High Dynamic Range verbessert Helligkeit und Kontraste. Die Funktion findet sich mittlerweile in nahezu jedem Fernseher.
  • OLED und verbessertes LCD: Die fortschrittlichen Bildschirmtechnologien, die bessere Farbgenauigkeit, tiefere Schwarzwerte und schnellere Reaktionszeiten bieten, sind Standard.
  • Smart-TVs: Fernseher sind mittlerweile richtige Computer geworden mit allerlei Funktionen.
  • Bessere Technik: Starke Prozessoren, Sprachsteuerung, KI, mehr Anschlussmöglichkeiten und Gaming-Funktionen haben Fernseher zu richtigen Kraftpaketen gemacht.
  • Größere Bildschirme: Die Standardgröße liegt mittlerweile bei 55 Zoll und bewegt sich in Richtung 65 Zoll. TVs wurden nicht nur qualitativ hochwertiger, sondern auch größer.

Ein Fernseher mit 100 Zoll auf dem Hisense-Stand der IFA 23. Ein Fernseher mit 100 Zoll auf dem Hisense-Stand der IFA 23.

Fernseher sind in nahezu allen Belangen besser geworden - und trotzdem erscheinen jährlich neue Modelle. Wo kann man sie da überhaupt noch verbessern?

Wo ist noch Luft nach oben?

In der Retrospektive könnte man meinen, dass wir bei der Fernsehertechnik alles erreicht haben. Natürlich ist das nicht so, denn es gibt etliche sinnvolle (und nicht sinnvolle) Verbesserungen, die Hersteller angehen könnten.

OLED

Fernseher mit organischen, selbstleuchtenden Pixeln sind zwar nicht neu, waren bisher aber sehr teuer. Nachdem mehr und mehr Hersteller auf den Zug aufgesprungen, kann man bei dieser Panel-Technik noch einiges rausholen.

In Sachen Spitzenhelligkeit hinkt OLED hinterher. LCDs und MiniLEDs protzen mit höherer Leuchtkraft.

Ich habe meinen QLED erst neulich gegen einen OLED getauscht. Meine Erfahrung damit:

Micro-LED

OLED hat einen gewaltigen Nachteil: hohen Energieverbrauch. Das hervorragende Bild schluckt viel Saft und darüber hinaus ist die Lebensdauer der Pixel endlich.

Der Gegenentwurf ist Micro-LED. Winzige, selbstleuchtende Dioden erreichen das, was OLED kann: Perfektes Schwarz, aber mit bedeutend mehr Helligkeit. Der Unterschied: Sie sind nicht organisch.

Micro-LED-Fernseher kann man kaufen, doch erstens ist die Technologie noch nicht ausgereift, und zweitens sauteuer. Langfristig könnte das aber der Gegenentwurf zu OLED werden.

Micro-LED nicht mit Mini-LED verwechseln! Letzteres sind LCDs - also mit Hintergrundbeleuchtung - mit kleineren Dioden.

8K-Auflösung

Wie bei Micro-LED treibt vor allem Samsung 8K-Fernseher voran. Ob eine Auflösung von 7.680 x 4.320 Pixeln sinnvoll ist, darf durchaus bezweifelt werden. Es gibt nämlich zwei Baustellen:

  • Fehlender Content: Ja, es gibt 8K-Inhalte, das sind meistens aber nur Beweisstudien. Filme oder Serien werden in dieser Auflösung nicht angeboten, da es keinen Markt gibt oder die Dateien für Streaming schlichtweg zu groß sind. 4K wird dann interpoliert.
  • Geringe Bildschirmgröße: 8K auf einem 55-Zoll-Fernseher sieht aus wie 4K. Große Zahlen sind schön, aber 8K kommt erst jenseits der 100 Zoll wirklich zum Tragen.

Auf lange Sicht könnte sich 8K lohnen, doch dazu muss sich auch die Wohnsituation der Menschen verändern, ansonsten ist der Aufwand verschenkt.

Einen Selbstversuch mit 8K hat Nils übrigens gemacht.

Mehr als 24 Bilder pro Sekunde

Wir schauen Filme immer noch wie vor 100 Jahren mit 24 Bildern pro Sekunden, einfach, weil wir es gewohnt sind. Zugegeben: Das ist ein Henne-Ei-Problem, denn einer - Hersteller oder Filmstudios - müsste anfangen und entsprechenden Content anbieten.

LG hat mit HFR (High Frame Rate) den Versuch gewagt und den Filmstudios die Hand gereicht. Bis auf ein paar Exoten wie Gemini Man mit Will Smith sind aber bisher keine Filme mit mehr als 24 FPS entstanden.

In diesem Artikel habe ich die Begebenheit aufgearbeitet:

Kabellose Fernseher

Diesen Zahn ziehe ich euch gleich: Komplett autarke Fernseher wird es in der Masse auch in zehn Jahren nicht geben. Niemand will einen teuren Akku in seiner Mattscheibe austauschen, nur weil der TV frei stehen soll.

One-Connect-Boxen gibt es allerdings schon seit Jahren. Bei hochpreisigen Samsung-TVs laufen nämlich alle Anschlüsse in eine separate Box (die mein Philips-Fernseher nicht hat, was ich bedauere). Von dieser geht nur ein Lichtleiterkabel zum Display.

LG versucht es sogar drahtlos, sodass der Fernseher nur noch mit einem Stromkabel läuft. Was und ob’s das bringt, lest ihr im entsprechenden Artikel.

Energieeffizienz

Fernseher haben zu recht einen schlechten Energiewert. Sie verbrauchen im Betrieb viel Strom, entweder durch eine energiehungrige Hintergrundbeleuchtung oder weil die Farbschicht im OLED-Panel einen Großteil des Lichts schluckt.

Energieeffizienz ist also etwas, woran die großen Hersteller noch arbeiten müssen, in den letzten Jahren stand vor allem höher, schneller, weiter auf dem Plan.

Modulare Fernseher

Es war anno 2017 zur CES  im Garten des Mandalay Bay in Las Vegas, als ich bei einem exklusiven Termin mit einem Samsung-Verantwortlichen über deren The Wall sprach, einen modularen TV. Der Samsungianer hielt den Ball damals flach, denn das war ein Prototyp - und rückblickend betrachtet tat er gut daran.

Modulare Screens kommen derzeit, wenn überhaupt, nur mit kommerziellem Zweck zum Einsatz, zum Beispiel auf Messen oder Einkaufszentren.

Samsungs The Wall auf der CES. (Bild: Samsung) Samsungs The Wall auf der CES. (Bild: Samsung)

Die Vorteile von modularen Fernsehern liegen klar auf der Hand: Es gäbe viel mehr und besser abstufbare Größen für jedes Wohnzimmer und Heimkino. Außerdem ließen sie sich spielend erweitern, ohne gleich einen neuen TV kaufen zu müssen.

Was nicht ist, könnte noch werden. Mit Mini-LED ist die passende Technologie nämlich schon da.

Zweiter Frühling für 3D

3D war vor über zehn Jahren bei Konsumenten sehr beliebt und ist es immer noch, wenn man in dedizierten Foren oder in unseren Kommentarspalten schaut. Das Problem mit 3D-Inhalten war vor allem die verwaschene Bildqualität, ganz besonders bei Kamerafahrten.

Es ist allerdings nicht undenkbar, dass Fernsehhersteller den Trend wieder aufgreifen. Lenovo zeigte im Rahmen der IFA einen Profi-Monitor mit 3D ohne Brille. Wieso also nicht auch einen TV?

Dieser Punkt ist allerdings rein spekulativ und es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass Hersteller wirklich an 3D arbeiten (von Apple im iPhone mal abgesehen).

Fazit des Redakteurs

Maxe Schwind

Retrospektiv war die Weiterentwicklung der Fernseher in den letzten Jahren rasant. Vor einer Dekade war OLED ein Unikum, heute ist die Technik auf Augenhöhe mit LCD. Auch Prozessoren, Bildschirme, Anschlüsse und Betriebssystem wurden besser und besser.

Auch wenn die IFA nicht für ihre TV-Neuheiten bekannt ist: Ich kam nicht umhin zu bemerken, wie wenig Fernseher auf dem Plan der Hersteller standen. 

Sony hatte einen hochwertigen (und teuren) High-End-Fernseher gezeigt, bei Samsung gab es dahingehend sogar am meisten zu sehen. Bei LG musste man den kabellosen M3 erst mal suchen und an Philips’ Stand gab es gerade mal vier TVs zu bestauenen.

Die OLED-Sau wird auch nicht mehr so sehr durchs Dorf getrieben und überhaupt gibt es kein Wow-Feature, das zum Stehenbleiben verleitet hat. Dafür protzten vor allem die chinesischen Hersteller wie Hisense oder Changhong mit beeindruckenden Auftritten.

Geht den großen Fünf die Puste aus? Noch nicht, aber ich habe das Gefühl, der Abstand zur Konkurrenz aus dem Reich der Mitte geringer wird. Wir warten ab, was es auf der CES 2024 zu sehen geben wird.

Unsere Highlights der IFA 23:

Was die Technik angeht, scheint der Motor der Fernsehtechnik dieses Jahr ein wenig zu stottern. Wünscht ihr euch eigentlich einen solchen Ausblick auch bezüglich Filme, Serien und anderen Content? Wo und was schauen wir in den kommenden Jahren auf unseren TVs? Disk oder Streaming? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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