Lohnt sich Internet zuhause mit Mobilfunk statt DSL? Härtetest im Home-Office

Was spricht eigentlich dagegen, Mobilfunk für den heimischen Internetzugang zu verwenden? Ich habe es ausprobiert und verrate es euch in diesem Artikel.

Weil ich erst vor kurzem umgezogen bin, stand ich vor einer entscheidenden Frage: Sollte ich meinen bisherigen DSL-Vertrag mitnehmen oder mich nach etwas Neuem umsehen?

Da ich das Internet für meine Arbeit benötige und eine Neuinstallation oder Umzug von DSL oft zeitaufwendig ist, war es mir äußerst wichtig, eine möglichst nahtlose Übergangslösung zu finden.

Während meiner Recherche stieß ich auf eine vielversprechende Alternative - einen Homespot-Router. Das 4G-Internet auf meinem Handy hatte sich bisher als sehr stabil und schnell erwiesen und ich fragte mich, warum ich dieses nicht auch im Heimnetz nutzen sollte.

Wie sich herausgestellt hat, gibt es dafür einige gute Gründe.

Duy Linh Dinh
Duy Linh Dinh

Wenn es darum geht, neue Technologien auszuprobieren, ist Linh vorne mit dabei - so sinnvoll oder sinnlos sie auch sein mögen. Er ist der Meinung, dass nicht alles perfekt und gut sein muss. Hauptsache man probiert es aus und macht sich dann selbst ein Bild daraus. 

Eine magere Auswahl

Vor dem Kauf musste ich mich für einen Anbieter und einen Tarif entscheiden. Schnell fand ich heraus, dass die Auswahl bisher eher dürftig ist. Aktuell gibt es fünf Anbieter, die Homespot-Internet im Angebot haben:

  • Vodafone
  • Telekom
  • O2-Telefonica 
  • Congstar
  • Freenet

Davon bieten nur Vodafone und o2 Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen an, was für mich sehr wichtig ist. Schließlich soll der Homespot als Heimnetzwerk verwendet werden, wobei ich mir keine Sorgen um Drosselungen machen.

Kleiner Nachtrag 14.04.2023 21:50: Auch Telekom bietet mit MagentaMobil Speedbox XL einen Tarif an, der unbegrenztes Datenvolumen enthält und den Router inkludiert hat. Leider ist dieser nicht auf meinem Schirm gewesen, da ich mir zum Zeitpunkt, an dem ich den Artikel hier geschrieben habe, nur die Telekom Speedbox gesehen habe. Mit dieser gibt es nur einen Tarif mit maximal 100 Gigabyte Volumen. Unbegrenzt geht bei Telekom nur mit den 5G-Routern von Xiaomi und ZTE. Und jetzt weiter im Programm.

Freenet bietet zwar einen Tarif an mit 1.000 Gigabyte Volumen, was für meine Nutzung eigentlich mit unendlich gleichzusetzen wäre, aber es am Ende eben doch nicht ist. 

Also musste ich mich zwischen o2 und Vodafone entscheiden. Hier sind die zwei jeweils günstigsten Tarife mit unbegrenzten Datenvolumen, zwischen denen ich mich entscheiden konnte:

Vodafone GigaCube 4Go2 my Home S
Datenvolumenunbegrenztunbegrenzt
Internet-GeschwindigkeitBis zu 500 Mbit/sBis zu 50 Mbit/s
Maximale Anzahl an gleichzeitigen Benutzern6464
OrtsgebundenNeinJa
Anschlusspreis49,99 Euro0,00 Euro
Hardware-Preis9,90 Euro29,99 Euro
Monatliche Gebühr64,99 Euro19,99 Euro ab dem 13. Monat 29,99 Euro
Mindestlaufzeit24 Monate24 Monate

Für mich persönlich kam der o2-Tarif eher infrage, alleine aufgrund des deutlich günstigeren Preises. Dass man mit dem Tarif nur eine maximale Geschwindigkeit von 50 Mbit/s erreichen kann, wäre für mich zwar grenzwertig, aber ausreichend gewesen.

Leider ergab der Verfügbarkeitscheck von o2, dass deren Homespot-Tarife an meiner neuen Adresse nicht verfügbar sind. Das hat mich sehr gewundert, da ich dachte, dass die 4G-Netzabdeckung in Deutschland inzwischen ziemlich gut ist.

Also verblieb nur noch eine einzige Option: Vodafone Gigacube 4G. Ich hoffe sehr, dass es bald in Deutschland mehr Optionen mit unbegrenztem Datenvolumen gibt, weil die bisherige Auswahl sehr zu wünschen übrig lässt.

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Der Kauf und die Einrichtung hätten nicht einfacher sein können

Ich entschied mich, den GigaCube in einem Vodafone-Shop vor Ort zu kaufen, um Lieferzeiten zu überbrücken. In nur ein paar Minuten bin ich mit dem Gerät, der aktivierten SIM-Karte und den Vertragsunterlagen nach Hause gegangen. 

Ich erinnere mich noch an die Zeiten, an denen man einen Termin vereinbaren musste, damit ein Techniker »das Internet anschließt«.

Mit dem LTE-Router reicht das Einlegen der Sim-Karte und Einstecken in die Steckdose und schon ist man online. Sehr viel einfacher geht es nicht. Kein Moden-Installationscode, kein lästiger Installationsprozess, der erst nach mehreren Versuchen funktioniert und kein Freischalttermin, auf den man warten muss. 

Bei der Einrichtung muss allerdings darauf geachtet werden, wo der Router platziert wird, damit er ein möglichst gutes Signal empfangen kann. Eine Stelle nah an einem Fenster ist meist empfehlenswert. 

Wie eine Pflanze: Stellt euren Homespot in die Nähe eines Fensters - erspart euch aber das Gießen. Wie eine Pflanze: Stellt euren Homespot in die Nähe eines Fensters - erspart euch aber das Gießen.

Von 500 Mbit absolut keine Spur

Vodafone vermarktet den GigaCube 4G mit einer erreichbaren Geschwindigkeit von 500 Mbit/s unter optimalen Bedingungen. Leider sind diese bei mir wohl nicht ganz so optimal.

In meiner Wohnung, die umgeben ist von dicken Betonwänden, kommen etwa 30 bis maximal 100 Mbit/s an, was zwar in Ordnung ist, aber eben weit von den 500 entfernt.

Zusätzlich ist die Geschwindigkeit davon abhängig, wie ausgelastet der nächstgelegene Funkturm ist. Je mehr Leute gerade mit diesem verbunden sind, desto weniger Bandbreite ist für einen selbst verfügbar. 

Also habe ich mich gefragt: Wird die Internet-Geschwindigkeit mit einer externen LTE-Antenne besser? Der GigaCube hat dafür zwei TS 9-Anschlüsse auf der Rückseite. Fix bestellte ich mir eine LTE-Antenne von Netgear, die praktischerweise mit Saugnäpfen ans Fenster geklebt wird.

Mit dieser ist die Geschwindigkeit nicht gestiegen, dafür deutlich konstanter. Ohne Antenne schwankte diese stark zwischen 30 und 100 MBit/s und sank manchmal sogar unter 10 Mbit/s. Nun ist sie recht konstant zwischen 40 und 50 Mbit/s. 

Eine externe Antenne ist empfehlenswert, wenn der Homespot als Heiminternet eingesetzt werden soll. Eine externe Antenne ist empfehlenswert, wenn der Homespot als Heiminternet eingesetzt werden soll.

Zockt ihr gerne online? Dann meidet besser Homespot 

Ja, es ist möglich, über das Mobilfunknetz Multiplayer-Spiele zu spielen. Mit etwas Glück und den richtigen Bedingungen ist dies in vielen Fällen sogar absolut problemlos.

Sind die Bedingungen allerdings nicht so ideal, ist die Verbindung instabil oder euer Ping schwankt stark hin und her. Das Problem wird größer, je stärker die Funkzelle, mit der ihr verbunden seid, ausgelastet ist. 

Dies ist allerdings nicht das eigentliche Problem. Mit einem Homespot-Tarif ist es in der Regel nicht möglich, eine öffentliche IP-Adresse für einzelne Geräte in eurem lokalen Netzwerk zu bekommen, was in vielen Online-Spielen zu Problemen führen kann.

Mobilfunkanbieter verwenden NAT (Network Adress Translation), um eine einzelne öffentliche IP-Adresse mehreren Geräten im lokalen Netzwerk bereitzustellen, die mit dem LTE-Router verbunden sind. Für reibungsloses Online-Gaming ist es notwendig, dass Konsolen und Gaming-PCs eine eigene IP-Adresse erhalten, damit die Geräte von außen angesprochen werden können. 

Auf meiner Xbox Series S habe ich nur den NAT-Typ »Strikt«. Leider bietet Vodafone auch keinen Service an, um gegen eine Gebühr eine öffentliche IP-Adresse zu erhalten. Anders sieht es da bei o2 aus. Hier kann man für 50 Euro eine solche erhalten, damit man auch Online-Gaming über ihren Homespot-Tarif betreiben kann. Vodafone-Kunden, wie ich, schauen da in die Röhre.

Eine etwas umständliche, aber mögliche Lösung wäre die Verwendung eines VPNs auf dem heimischen PC, der dann das Internet an die Geräte im lokalen Netzwerk freigibt und teilt. 

Mein Fazit: Das Spielen von Multiplayer-Titeln über einen Homespot ist nicht empfehlenswert und sollte nur eine Notlösung sein, wenn es für euch keine passenden Alternativen über DSL oder Kabel gibt. 

Der GigaCube von Vodafone besitzt zwei Gigabit-Ethernet-Ports, zwei TS-9 Anschlüsse und einen Telefonanschluss, der laut Tarif gar nicht nutzbar ist. Der GigaCube von Vodafone besitzt zwei Gigabit-Ethernet-Ports, zwei TS-9 Anschlüsse und einen Telefonanschluss, der laut Tarif gar nicht nutzbar ist.

Für wen eignet sich Homespot als DSL- und Kabelinternet-Ersatz?

In erster Linie könnte Homespot-Internet die Rettung für euch sein, wenn kein schneller DSL- oder Kabelinternet-Anschluss an eurer Adresse vorhanden ist. Ein LTE-Router könnte für viele, die in ländlichen Regionen leben, die einzige Option für schnelles Internet sein - und es ist keine schlechte.

Mit einer externen Antenne und dem richtigen Stellplatz in der Wohnung muss man wenig Kompromisse eingehen und kann das Internet größtenteils genauso nutzen, wie mit einem kabelgebundenen Anschluss. 

Zusätzlich kann sich ein Homespot für alle lohnen, die davon profitieren, den Router mitnehmen zu können oder eine hohe Flexibilität voraussetzen. Natürlich muss man dafür einen Tarif wählen, der nicht ortsgebunden ist. Ein Anwendungsfall wäre zum Beispiel der Anschluss in einem Wohnmobil. 

Wer größtenteils Singleplayer-Spiele spielt und mit Multiplayer nichts am Hut hat, wird auch mit einem Homespot-Tarif glücklich. Wenn ihr als Online-Spieler keine andere Wahl habt, dann solltet ihr euch für den Tarif von o2 entscheiden und eine öffentliche IP-Adresse dazubuchen. Lasst dann bloß die Finger vom Vodafone Gigacube. 

Habt ihr Erfahrung mit Homespot-Internet gemacht, wie zufrieden ward oder seid ihr damit und glaubt ihr, dass Mobilfunk-Internet irgendwann Kabelinternet ersetzen könnte oder zumindest eine vollwertige Alternative sein wird? Teilt uns die Erfahrungen, die ihr damit gemacht habt, welchen Problemen ihr begegnet seid und ob ihr Lösungen zu diesen gefunden habt, in den Kommentaren!

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