Tiny Glade ist für mich der neue König eines noch jungen Aufbauspiele-Trends

Nach Jahren des Wartens konnte ich endlich Tiny Glade spielen und bin bereits von der Demo vollständig verzückt. Darum solltet ihr ihm eine Chance geben.

Fabianos Herz wird derzeit von Tiny Glade beflügelt. Fabianos Herz wird derzeit von Tiny Glade beflügelt.

Das Spielejahr 2024 wird für Fans von Aufbauspielen zweifelsfrei vor allem von zwei ganz großen neuen Spielen dominiert. Manor Lords und Frostpunk 2. Ersteres ist zwar ebenfalls ein vergleichsweise kleines Projekt, das aber nun mal riesige Wellen geschlagen hat und das andere ... nun, das ist ja nur der Nachfolger zu einem der besten Aufbauspiele aller Zeiten.

Allein das macht das Jahr für Fans dieses wundervollen Bastelgenres bereits lohnenswert - selbst wenn wir auf gigantische Produktionen wie etwa ein neues Anno voraussichtlich verzichten müssen. Doch zwischen diesen zwei richtig wichtigen Veröffentlichungen schleichen sich das ganze Jahr über immer auch wieder kleine vielversprechende Highlights auf die Releaselisten. Spiele wie Nova Roma, Fabledom oder eben auch Tiny Glade.

Die Burgbau-Simulation Tiny Glade wirkt wie die perfekte Entspannung für Mittlelater-Fans Video starten 1:16 Die Burgbau-Simulation Tiny Glade wirkt wie die perfekte Entspannung für Mittlelater-Fans

Über Tiny Glade haben wir hier und da schon berichtet. Vor zwei Jahren schrieb ich bereits einmal über meine Faszination für dieses wirklich winzige Aufbauspiel, damals hatte das Projekt nicht einmal einen Namen.

Am 30. Mai 2024 wollen die beiden kreativen Köpfe dahinter erstmals eine spielbare Demo veröffentlichen. Ich konnte diese Demo bereits seit einigen Wochen austesten und bin ganz und gar verliebt.

Fabiano Uslenghi
Fabiano Uslenghi

Fabiano fühlt sich in mittelalterlichen Aufbauspielen zu Hause, seitdem er in Stronghold seine erste Burg gebaut hat. Seitdem ist er immer auf der Suche nach neuen Spielen, in denen er Wälle, Bergfriede und Zinnen platzieren darf. Allerdings liebt er auch viele, viele andere Aufbauspiele und hat etwa hunderte Stunden in Anno 1800 zugebracht. Wichtig ist ihm dabei nur, dass es nicht zu futuristisch wird.

Anders als der Rest

Auch ich freue mich dieses Jahr ungemein über Manor Lords und Frostpunk 2. Ich schätze diese Spiele für ihren tollen Look, aber auch ihre Spieltiefe. Tiny Glade hingegen ... dieses Spiel sieht ebenfalls verzückend wundervoll aus, hat ehrlich gesagt allerdings keinerlei Spieltiefe.

Tiny Glade ist gerade so noch überhaupt ein Spiel, denn in Tiny Glade gibt es für euch keine Herausforderung. Es wartet kein gemeiner Lord am Rande der Karte, der eure Ländereien stiehlt und eure Burg einreißt. Es droht kein verhängnisvoller Winter, der eure Bevölkerung dahinrafft. In Tiny Glade geht es um das, was jedes Aufbauspiel im Kern auszeichnet - ums Bauen.

In Tiny Glade ziehe und drehe ich Gebäude so, wie ich sie gerne haben will. Ressourcen gibt es dafür keine. In Tiny Glade ziehe und drehe ich Gebäude so, wie ich sie gerne haben will. Ressourcen gibt es dafür keine.

Eine Tugend, die nicht in jedem Aufbauspiel im Fokus steht. Viele Aufbauspiele sind eher Wirtschaftssimulationen, die den Wunsch zum grenzenlosen Optimieren immer weiter vorantreiben. Doch das kommt meistens später. Was uns initial fast immer zu einem Aufbauspiel lockt, ist das Versprechen vom Errichten unseres eigenen kleinen Reiches.

Und in keinem Spiel wird dieser Wunsch so offenherzig zelebriert wie in Tiny Glade. Das hebt Tiny Glade gerade dieses Jahr von den großen Konkurrenten ab und ist damit für mich exakt die Ausnahme von der Regel, die ich dringend gebraucht habe. Ein Spiel, in dem mir die Wirtschaft hinter meiner Burg herzlich egal sein kann.

Besonnen Burgen bauen

Natürlich könnte ich auch einfach ein Anno 1800 im Kreativmodus starten. Oder mich im Map-Editor von Stronghold austoben. Auch das kann Spaß machen, aber für meinen Geschmack fehlt Aufbauspielen häufig etwas, wenn sie eigentlich nicht als rein kreatives Ventil gedacht sind. Anno 1800 fühlt sich ohne Warendruck hohl an, selbst wenn ich auch hier wunderschöne Städte bauen kann.

Tiny Glade hingegen ist vollständig aufs entspannte Bauen ausgelegt. Ich lande direkt in einem malerischen Wald und kann frei Gebäude, Mauern oder Wege quasi aufs grüne Gras malen. Die ganze Steuerung ist vollständig darauf geeicht, sehr intuitiv die eigene Vision wahr werden zu lassen. Oder auch einfach mal ein wenig zu experimentieren und sich überraschen zu lassen, was für eine Burg am Ende auf meiner kleinen Lichtung steht.

Wachturm Ein kleiner Wachturm auf einer Lichtung, der auf einem winzigen Berg steht.

Burg Eine klassische Burg, mit Haupthaus und kleinem Nebengebäude.

Anwesen Wäre ich ein Graf, wäre das sicher meine Sommerresidenz.

Denn in Tiny Glade sind mittlerweile wirklich richtige Burgen denkbar. Als ich das Spiel entdeckt habe, wurden noch verwitterte Ruinen in die Wildnis gesetzt - was auch einen gewissen Charme hat. Jetzt kann ich aber vom wackeren, ummauerten Bergfried bis hin zum romantischen kleinen Anwesen ganz unterschiedliche Anlagen in die Landschaft zaubern.

Gerade in der Demo sind die so erschaffenen Szenerien zwar immer sehr klein, Screenshots der Vollversion versprechen aber durchaus noch weitläufigere Prachtbauten. Da kann auch mal ein düsteres Schloss am Horizont aufragen, das übersät ist mit kleinen und großen Türmen.

In der Demo gibt es bislang zudem nur einen Kartentyp . Weitere Settings sind geplant. Darunter die fünf ganz typischen Jahreszeiten: Sommer, Herbst, Winter, Blumen und äh ... Alt.

Olden hüllt die Karte in einen verwaschenen Look und setzt auf verfallene Gebäude. Olden hüllt die Karte in einen verwaschenen Look und setzt auf verfallene Gebäude.

Kein Stillleben

Ich weiß, dass man grundsätzlich für ein derartiges Spiel in der Stimmung sein muss und dass Tiny Glade kein Spiel wird, mit dem ihr euch endlos beschäftigen könnt. Doch solltet ihr auch nicht denken, dass Tiny Glade in etwa so viel Leben versprüht wie ein putziges Naturmalbuch. Tiny Glade ist immer noch ein Videospiel und weiß, davon zu profitieren.

Die bebaubare Lichtung zeigt immer wieder, dass hier Leben drinsteckt. Einerseits natürlich, da ein Wind weht, der Bäume und Gräser zum Rascheln bringt und auch, da gelegentlich ein paar Schafe umher trotten, die ich sogar streicheln und in die Luft katapultieren darf. Es gibt allerdings auch wirklich süße kleine Details, wie das Efeu, das sich auf Mauern und Wänden ausbreitet. Bricht die Nacht herein, gehen zudem in den Fenstern nach und nach die Lichter an.

Tag Nacht Tag Nacht

Ich kann selbst entscheiden, ob die Tageszeit wechseln soll und direkt bestimmen, wie hell ich es gerade haben will.

Am lebendigsten ist aber eure Burg selbst. Ich sprach bereits vom Experimentieren und diese Probierfreude hievt Tiny Glade vom schicken Bildgenerator zu einer wirklich unterhaltsamen, interaktiven Beschäftigung. Auf den ersten Blick steckt etwa in den Bauoptionen nur eine sehr kleine Auswahl an Werkzeugen. Rundes Gebäude, eckiges Gebäude, Straßen, Fenster. Viel mehr gibt es nicht.

Doch wie ihre diese Dinge miteinander kombiniert, ist entscheidend. Je länger ihr baut, umso häufiger fallen euch neue Details auf. Ich will hier gar nicht zu viel vorwegnehmen, damit ihr noch selbst rumprobieren könnt. Aber es können oft schon kleine Versuche sein, die am Ende ganz neue Wege öffnen. Wortwörtlich.

Straßen können Torbögen oder Türen erschaffen. Fenster auf dem Dach sehen anders aus, als Fenster an einer Wand. Das sorgt für Abwechslung und motiviert auch nach einiger Zeit noch zum Ideenspinnen.

Tiny Glade ist nicht das erste Aufbauspiel seiner Art. Schon Townscaper sorgte vor ein paar Jahren für Aufsehen. Hier baue ich farbenfrohe Küstenstädte, ebenfalls ohne Spielziel. Das Konzept war offenbar ansteckend, denn immer mehr Aufbauspiele entsagen dem knallharten Survivaltrend der letzten Jahre und schlagen ins Gegenteil um.

Townscaper Townscaper ist das bekannteste Beispiel eines Cozy-Builders, in dem es keine Niederlagen gibt.

Atlas Architect Atlas Architect legt den Fokus eher auf gewaltige Reiche und Traumschlösser.

Islanders Islanders hat schon mehr Spielmechanik und erinnert wie Dorfromantik an ein Puzzle, lädt aber eben auch zum entspannten Bauen ein.

Auch Dorfromantik zählt hier rein, wenn auch nur in Ansätzen. Es gibt aber eben noch mehr Spiele, die eindeutig eher der entspannten Beschäftigung dienen als dem eisernen Ausharren. Spiele wie Islanders, Cloud Gardens oder Atlas Architect.

Tiny Glade ist für mich aber das bisherige Highlight dieses kleinen Trends. In erster Linie, weil ich Burgen mag. Aber auch, da hier alles zusammenkommt. Die wirklich grandiose Optik lässt famose Screenshots zu, die prozedurale Anpassung kann mich immer wieder überraschen. Hierher kehre ich gerne zurück und sei es nur für ein paar Minuten. Gerade dann, wenn der Verstand ein wenig Ruhe sucht oder die kreativen Gehirnzellen mal wieder einen Schubser brauchen.

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