Gaming-Chromebooks sind eine günstige Alternative zum Laptop - aber nur unter 4 Bedingungen

Laptops sind teuer, Chromebooks sind günstig. Klar ist das vereinfacht, grob gilt es aber auch für Gaming-Produkte. Warum die neuen Gaming-Chromebooks trotzdem erstmal ein Nischenprodukt bleiben.

Gaming-PCs sind kein günstiges Hobby. Und Gaming-Notebooks sind noch einmal teurer, gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Wenn es da doch nur eine günstigere Alternative gäbe!

Auf dem Office-Markt gibt es die ja in Form von Chromebooks schon seit ein paar Jahren - an Spieler richtete man sich mit den abgespeckten Browser-Notebooks aber bisher nicht. Das hat sich zum Jahresende geändert.

Gleich mehrere Hersteller kündigten spezielle Gaming-Chromebooks an, die unser liebstes Hobby im mobilen Formfaktor auch für den kleinen Geldbeutel möglich machen sollen.

Wir haben uns zwei dieser Chromebooks zuschicken lassen und für euch getestet, ob Gaming-Chromebooks tatsächlich eine sinnvolle Alternative zum teuren Notebook mit schneller Grafikkarte darstellen können.

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Alana Friedrichs
Alana Friedrichs

Alana findet, dass die Gaming-Chromebooks ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sind. Denn Gaming sollte gerade für Neueinsteiger nicht nur barrierearm, sondern auch nicht zu teuer sein.

Trotzdem bleiben die Geräte erst einmal Nischen-Produkte. Denn ohne schnelles, stabiles Internet und ein Abo bei Game Pass oder Geforce Now hält sich die Menge spielbarer Titel leider sehr in Grenzen.

Was habe ich getestet?

Insgesamt wurden mir für den Test zwei Gaming-Chromebooks von den jeweiligen Herstellern zur Verfügung gestellt. Dabei handelte es sich um diese beiden Modelle:

  • Acer Chromebook 516 GE (ab 20. April verfügbar, UVP: 899 Euro)
  • Lenovo IdeaPad 5 Gaming Chromebook (noch nicht verfügbar, UVP: 899 Euro)

Zudem hat uns Lenovo für den Test eine dreimonatige Mitgliedschaft bei Geforce Now bereitgestellt.

Was lässt sich auf Chromebooks spielen?

Bevor wir uns der Hardware selbst widmen, gilt es eine wichtige Frage vorneweg zu klären: Was könnt ihr auf einem Chromebook überhaupt spielen?

Da wären zum einen Titel, die ihr im Google Play Store findet. Das sind vor allem Casual-Titel, aber hier finden sich auch ein paar Perlen wie Stardew Valley, Florence oder Streets of Rage 4.

Dann gibt es noch den Chrome Web Store. Der ist aber eher eine Resterampe für Mini-Games, die an alte Flash-Titel erinnern. Neben etwas angestaubter Nostalgie habe ich dort nichts wirklich Interessantes finden können.

Erinnert an Flash-Webseiten von früher: der Chrome Web Store. Erinnert an Flash-Webseiten von früher: der Chrome Web Store.

Wer es sich zutraut, kann seit Herbst 2022 zudem auf die Beta von Steam zugreifen und einige ausgewählte, Chrome-OS-kompatible Titel aus der eigenen Bibliothek spielen. Dazu muss euer Chromebook jedoch erst in den Entwicklermodus überführt werden. Wie das geht, verrät euch neben einer Liste kompatibler Titel die Webseite The Chromium Projects.

Wirklich spannend wird die Spieleauswahl auf dem Chromebook aber erst, wenn ihr einen Streaming-Dienst nutzt. Vor allem Nvidias Geforce Now und der Game Pass von Microsoft stechen hier hervor. Über beide spielt ihr auch aktuellere AAA-Titel wie A Plague Tale: Requiem, Halo Infinite oder den Microsoft Flight Simulator - oder streamt kompatible Spiele aus euren Spiele-Bibliotheken.

Voraussetzung dafür ist aber, dass eure Internetverbindung entsprechend schnell und stabil ist. Einen ausführlichen Test zur neuen Geforce-Now-Variante mit RTX 4080-GPU findet ihr unter diesem Link:

Viele Spieler verderben den Internet-Brei

In meinem Fall kommt eine 50 MBit Glasfaser-Anbindung zum Einsatz. Mit der hatte ich beim Spielen auf dem Chromebook per Geforce Now in den meisten Fällen keine Probleme.

Sowohl Singleplayer-Titel wie The Witcher 3: Wild Hunt und Battle Brothers als auch kompetitive Spiele wie League of Legends und Counter Strike spielte ich ruckelfrei. Von Ranglisten-Spielen habe ich in letzteren beiden aufgrund der kabellosen Verbindung trotzdem abgesehen.

Schwierig wurde es, wenn mein Freund gleichzeitig online spielen wollte. Gemeinsame Mehrspieler-Partien brachten meine Leitung an ihre Grenzen - und die Frames auf dem Chromebook in den an einer Hand abzählbaren Bereich.

LAN-Party-geeignet sind eure Chromebooks damit also nur sehr bedingt. Außerdem solltet ihr euch vorher schlaumachen, welche Internet-Bandbreite bei euch vorliegt. Microsoft etwa empfiehlt für mobile Geräte und Tablets eine Mindestbandbreite von 7 MBit/s, bei Desktops und Laptops hingegen 20 MBit/s. Nvidia dröselt es für Geforce Now noch genauer auf:

  • 15 MBit/s für 720p und 60 FPS
  • 25 MBit/s für 1080p und 60 FPS
  • 35 MBit/s für 1440p und 120 FPS

Die Chromebook-Erfahrung: Macht das Spielen Spaß?

Wenn ihr eine entsprechend gute Internetanbindung und eines der Spiele-Abos besitzt, unterscheidet sich die Spiel-Erfahrung tatsächlich nicht mehr groß von einem gewöhnlichen Notebook - mit allen entsprechenden Vor- und Nachteilen.

Vor allem das recht leichte Gewicht der Chromebooks, die ohne dedizierte Grafikkarte auskommen, macht sie für den mobilen Einsatz gut geeignet. An einem sonnigen Tag habe ich so auch einfach mal auf meiner Balkoncouch gespielt (in dicker Jacke und Schal, es ist schließlich immer noch Winter).

Unterwegs verliert das Chromebook dann aber einen großen Teil dieses Mehrwerts. Denn ohne ausreichend Internet gibt es keine Streaming-Dienste, und ohne Streaming-Dienste gibt es vor allem Casual-Spiele und Flash-Game-Imitate. Für den Besuch bei Freunden und Verwandtschaft ist das Chromebook hingegen klasse - wenn dort das Netz stimmt.

Wer keine externe Peripherie ansteckt, muss zudem mit den weiteren Einschränkungen von Notebooks leben: schlechtere Ergonomie, der Verzicht auf eine hochwertige Tastatur und Trackpad statt Maus - vor allem letzteres ist beim Spielen nervig. Zumindest eine kleine To-go-Maus solltet ihr also stets dabei haben.

Was ist das Besondere an Gaming-Chromebooks?

Bisher haben wir vor allem über die allgemeine Chromebook-Erfahrung gesprochen. In diesem Fall haben wir aber ja explizit Gaming-Chromebooks getestet. Was unterscheidet die von ihren gewöhnlichen Geschwistern?

Zuerst einmal natürlich die RGB-Beleuchtung!

Scherz beiseite: Ja, beide Modelle nutzen eine dezente RGB-Beleuchtung für ihre Tastaturen. Ihr Äußeres schreit aber nicht Gaming-Gear, sodass man die Chromebooks auch ohne schlechtes Gewissen in Schule, Uni oder Büro verwenden kann.

Ein bisschen RGB muss sein. Beim IdeaPad 5 fällt die Beleuchtung aber dezent aus. Ein bisschen RGB muss sein. Beim IdeaPad 5 fällt die Beleuchtung aber dezent aus.

Was die Chromebooks tatsächlich zu Gaming-Modellen macht, ist die Hardware. So sind beide 16-Zöller mit einem 120 Hz WQXGA-Display ausgestattet. Bedeutet in der Praxis: 2.560 x 1.536 Pixel - und damit eine sehr ähnliche Auflösung wie WQHD (2560x1440). In der Preisklasse ist das eine echte Seltenheit und in Verbindung mit einer dedizierten Grafikkarte gar nicht zu finden.

Zudem sind beide Modelle mit schnellem Wi-Fi 6E ausgestattet und bieten für Chromebooks einen erstaunlich satten Klang, wenn auch der Bass in beiden Fällen hätte etwas satter ausfallen dürfen.

Die Tastatur soll mit Anti-Ghosting verhindern, dass versehentlich die falsche Taste aktiviert wird und die Latenz der Chromebooks mit maximal 85 ms auf Konsolenniveau liegen, so Google.

Unter der Haube steckt für Chromebook-Verhältnisse ordentliche Hardware: jeweils 8,0 GByte LPDDR4-RAM, 256 GByte (Acer) beziehungsweise 512 GByte (Lenovo) SSD-Speicher und ein Core i5 von Intel (Acer: Intel Core i5-1240P; Lenovo: i5-1235U). Beide sind mit einer integrierten Iris-Xe-Grafikeinheit ausgestattet.

Der Sound des Acer-Gerätes ist für ein Chromebook wirklich überzeugend. Der Sound des Acer-Gerätes ist für ein Chromebook wirklich überzeugend.

Für wen eignen sich Gaming-Chromebooks?

Nach dem Test sind Gaming-Chromebooks für mich ganz klar ein Nischen-Produkt. Aber immerhin füllen sie diese Nische auch ordentlich aus.

Bevor ihr euch für den Kauf eines Gaming-Chromebooks entscheidet, sollte meiner Meinung nach JEDER der folgenden Punkte erfüllt sein:

  1. Ihr sucht eine günstigere Alternative zu einem Gaming-Notebook, ohne auf hohe Auflösung verzichten zu wollen.
  2. Ihr spielt vor allem dort, wo es gute Internetverbindungen jenseits der 15-20 MBit/s gibt, die ihr euch mit niemandem teilen müsst.
  3. Ihr wollt eure Spiele vor allem über Streaming-Dienste wie Geforce Now oder Game Pass zocken.
  4. Ihr könnt besondere Features der Gaming-Chromebooks wie 120 Hz oder niedrigere Latenz wertschätzen.

Habt ihr einen der obigen Punkte mit Nein beantwortet, seid ihr bei einem anderen Produkt vermutlich besser aufgehoben.

  • Wer nicht so stark auf den Preis schauen muss, schafft sich besser direkt einen richtigen Gaming-Laptop an, ebenso wie alle, die viel unterwegs oder lokal installierte Spiele spielen wollen.
  • Wer Gaming-Features wie 120 Hz nicht braucht, schaut sich lieber nach einem günstigeren Chromebook mit Office-Fokus um und spart so noch einmal zusätzlich Geld bei der Anschaffung. Denn gerade die aufs Gaming ausgelegten Displays sorgen für höhere Preise bei den Gaming-Chromebooks.

Der größte Knackpunkt ist aber: Für ähnliche Preise gibt es eine ganze Reihe von Windows-Geräten mit Nvidias RTX 3050. Für gleiches Geld bekommt ihr also durchaus auch einen richtigen Gaming-Laptop. Der dürfte immer dann eine bessere Wahl sein, wenn euch hohe 2K-Auflösung nicht so wichtig ist und ihr vor allem ältere Titel spielt.

Fazit der Redaktion

Alana Friedrichs
@_alanani_

Gaming-Chromebooks sind ein Nischending. Das ist für mich nach dem Test der beiden Modelle glasklar. Trotzdem konnte ich beiden Chromebooks während unserer gemeinsamen Zeit viel abgewinnen.

Mit entsprechend guter Leitung und einem Spiele-Abo wie Geforce Now unterscheiden sich die beiden nämlich gar nicht so stark von regulären Gaming-Notebooks - außer beim Preis. Denn beide Geräte sind für unter 1.000 Euro zu haben.

Bei einem klassischen Laptop bekommt man für das Geld in den meisten Fällen eine RTX 3050 und Full-HD-Auflösung. Damit seid ihr nicht den Einschränkungen eines Chromebooks unterworfen, verzichtet aber auch auf Spiele in höheren Qualitätseinstellungen. Die Abwägung, was euch wichtiger ist, kann ich euch leider nicht abnehmen.

Wer genau in die Nische passt, die von Lenovo und Acer mit den Chromebooks ausgefüllt werden, wird ohne Frage glücklich. Und alle anderen finden besser passende Alternativen bei vollwertigen Notebooks oder noch günstigeren Chromebooks.

Wie seht ihr das? Sind Gaming-Chromebooks genau das richtige Produkt für eine spitze Zielgruppe? Oder eine billige Geld-Abzocke der Hersteller, um mehr zu verlangen als für ein normales Produkt? Wäre ein Gaming-Chromebook wie die hier vorgestellten für euch interessant? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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