Handheld statt Gaming-PC: Ich habe vor zwei Monaten den Wechsel gemacht - mein Fazit

Desktop-Rechner adé; willkommen Handheld: Ich habe meinen Gaming-PC durch einen Handheld ersetzt. Mein Fazit nach 60 Tagen.

Ein Handheld war zwei Monate lang mein Ersatz für PC, Tablet und Konsole. Ein Handheld war zwei Monate lang mein Ersatz für PC, Tablet und Konsole.

Ich habe vor zwei Monaten meinen Gaming-PC mit einem Windows-Handheld ersetzt. Das war eine Entscheidung, die mir schon seit der Enthüllung des Steam Decks durch den Kopf schwirrte.

Mit dem Erscheinen der Windows-Handhelds (und durch meinen Job) wurde mir die Entscheidung deutlich leichter gemacht. Also habe ich Anfang Februar die Tagträumerei für beendet erklärt und den Lenovo Legion Go in den Warenkorb gelegt. 

Inzwischen verwende ich das Gerät als PC, Wohnzimmer-Konsole, Handheld und sogar als Tablet - und blicke nicht zurück. 

Duy Linh Dinh
Duy Linh Dinh

Linh baut sehr gerne PCs, ist aber auch ein großer Fan von Handheld-Konsolen. Mit dem Aufkommen der Windows-Handheld-Konsolen fand er sich in einem Dilemma wieder: »Bleibe ich bei Selbstbau-Desktop-PCs oder mache ich den Wechsel zu einem Handheld?«. Wie sich Linh entschieden hat, seht ihr offensichtlich am Titel von diesem Artikel. Warum er seine Entscheidung nicht bereut und auf welche Herausforderungen er gestoßen ist, erklärt er euch hier. 

Warum ich diesen Schritt gegangen bin

Ich bin ein großer Fan von Handheld-Konsolen. Meine erste war der Gameboy Pocket, aber so richtig verliebt habe ich mich in die Geräte mit der PSP. 

Meine erste PSP war die Slim and Lite. Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich sie mir gekauft habe. Mein erstes Spiel war »Monster Hunter Freedom«. (Bild: Evan Amos über Wikipedia) Meine erste PSP war die Slim and Lite. Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich sie mir gekauft habe. Mein erstes Spiel war »Monster Hunter Freedom«. (Bild: Evan Amos über Wikipedia)

Seitdem besaß ich alle Sony Handhelds (bis auf PSP Street und Portal), alle DS-Konsolen und drei Nintendo Switch-Konsolen (Classic, Lite und OLED). Abseits davon habe ich auch ein großes Interesse an Retro-Handhelds wie denen von Anbernic und Retroid. 

Als nächster logischer Schritt stand für mich die Beschaffung eines PC-Handhelds im Raum. Auf der Nintendo Switch habe ich gefühlt alle Spiele gespielt, für die ich mich interessiert habe und die Vorstellung, PC-Spiele in einem Handheld-Formfaktor spielen zu können, wirkte auf mich wie ein wahr gewordener Kindheitstraum. 

Weil Stromverbrauch für mich als Home-Office-Nutzer ein wichtiges Thema ist, habe ich schon länger mit dem Gedanken gespielt, meinen PC gegen einen Laptop zu tauschen. Mit dem Aufkommen der PC-Handhelds hat sich dieser Plan geringfügig geändert. 

Wie bei der Nintendo Switch kann man beim Lenovo Legion Go die Controller abnehmen. Der rechte kann sogar als vertikale Maus verwendet werden. Der Sensor ist allerdings nicht besonders präzise. Wie bei der Nintendo Switch kann man beim Lenovo Legion Go die Controller abnehmen. Der rechte kann sogar als vertikale Maus verwendet werden. Der Sensor ist allerdings nicht besonders präzise.

Wie habe ich das richtige Gerät ausgesucht?

Der neue Handheld sollte keine Ergänzung zu meinem Gaming PC werden, sondern ein Ersatz. Das heißt, dass für mich persönlich nur ein Gerät mit Windows in Frage kam. Es sollte als Handheld, Wohnzimmer-Konsole, PC und Mediencenter dienen. 

Das Linux-Betriebssystem vom Steam Deck wäre für die alltägliche Nutzung zu einschränkend. Natürlich gibt es für die meisten Probleme einen Workaround, ich wollte mir diese Arbeit aber lieber ersparen. 

Hätte ich nach einem PC-Handheld gesucht, der meinen Gaming PC ergänzt, dann hätte ich ohne zu zögern zum Steam Deck OLED gegriffen. 

Vor zwei Monaten existierte der MSI Claw noch nicht, also gab es für mich nur zwei plausible Optionen:

Ich habe mich für das Lenovo aus folgenden Gründen entschieden:

  • Zwei USB-4-Anschlüsse für die zukünftige Verbindung von eGPUs 
  • Größeres und höher auflösendes Display 
  • Integriertes Trackpad 
  • Hall-Joysticks 

Beim Asus-Gerät kann man zwar auch externe Grafikkarten anschließen, jedoch müsste ich dafür speziell zu den von Asus gefertigten eGPUs greifen, da der ROG Ally hierfür einen proprietären Anschluss verwendet - und die sind nicht billig. 

Die USB-4-Anschlüsse beim Legion Go erlauben es mir, jedes eGPU-Gehäuse mit jeder beliebigen Grafikkarte zu verwenden. Außerdem bieten das größere Display und das integrierte Trackpad eine bessere Bedienung für Windows. 

Geräte von Ayaneo, GPD und Co. sind für meinen Geschmack zu teuer und müssen oft importiert werden.

Die ersten Tage

Der Anschluss am Fernseher: Weil ich meinen Gaming-PC am Fernseher im Wohnzimmer wie eine Konsole verwendet habe, sollte der neue Handheld denselben Zweck erfüllen. Dabei stieß ich direkt auf die erste Herausforderung: Soll ich mir eine Docking-Station oder einen USB-Hub kaufen?

Ich habe mich letztendlich für das USB-Dock von UGREEN entschieden. Leider ist dieses nicht wirklich für den Lenovo Legion Go gedacht. Das USB-C-Kabel reicht nur zum oberen Anschluss wenn ich das den Handheld im Dock weit nach rechts schiebe und damit er überhaupt sicher aufgestellt werden kann, mussste ich ein dickes Stück Stoff in den Dock kleben. 

Macht also nicht denselben Fehler wie ich und sucht euch ein Dock aus, das für euer Gerät entworfen wurde oder kauft gleich lieber einen USB-Hub.

Die Einrichtung: Wer schon einmal einen Windows-PC eingerichtet hat, wird auch einen dieser Windows-Handhelds einrichten können - es ist genau dasselbe. Auch nachdem ich den Desktop-Bildschirm das erste Mal erblickte, gab es keine Überraschungen. Im gedockten Modus verhält sich der Handheld genau wie jeder andere Windows-PC. Hier gibt es keine nennenswerten Unterschiede. 

Das Wichtigste: Spiele spielen

Aktuell verwende ich keine eGPU und verlasse mich auf die Leistung der verbauten Hardware im Lenovo Legion Go.

Die gute Nachricht: Es gab bisher kein Spiel, das ich aufgrund mangelnder Leistung nicht spielen konnte. Selbst Spiele mit hohen Systemanforderungen wie Remnant 2 oder Jedi Survivor sind absolut spielbar. Remnant 2 kann sehr gut 60 FPS halten, während das Star Wars-Spiel sich zwischen 40 und 60 FPS einpendelt. Hier habe ich die Framerate für mehr Konsistenz auf 48 FPS begrenzt. 

Meine aktuellen Lieblingsspiele Tekken 8 und Monster Hunter World: Iceborne laufen butterweich und können Frameraten von 60 FPS und mehr locker halten. 

Weil ich mich für einen Windows-Handheld entschieden habe, gibt es außerdem Zugriff auf andere Game-Launcher ohne Umwege. 

Lenovo Legion Go nach 30 Tagen in 90 Sekunden Video starten 1:31 Lenovo Legion Go nach 30 Tagen in 90 Sekunden

Die schlechte Nachricht: Das »Niedrig«-Grafik-Preset bei Spielen ist aktuell mein bester Freund. Für Blockbuster-Titel muss ich Kompromisse beim Aussehen der Spiele eingehen. Für das eben genannte Jedi Survivor spiele ich in 800p-Auflösung und habe dennoch FSR-Upscaling mit dem Leistungs-Preset aktiviert. Dadurch wird das Spiel zwar spielbar, aber schon sehr unscharf. 

Wenn ihr euch also auch einen PC-Handheld holen wollt und nicht vorhabt eine externe Grafikkarte anzuschließen, müsst ihr euch auf Abstriche bei der Grafik gefasst machen. 

Als Fan von Nintendo-Handhelds habe ich mich schnell daran gewöhnt. Es fällt allerdings schon stark auf, wenn man direkt von einem Gaming-PC wechselt. 

ASUS ROG Ally - 7 Zoll<br>120 Hz Full-HD+ (LCD)
ASUS ROG Ally - 7 Zoll
120 Hz Full-HD+ (LCD)
AMD Ryzen Z1 Extreme
Lenovo Legion Go - 8,8 Zoll<br>QHD+ 144 Hz (LCD)
Lenovo Legion Go - 8,8 Zoll
QHD+ 144 Hz (LCD)
AMD Ryzen Z1 Extreme
MSI Claw - 7 Zoll<br>120 Hz Full-HD (LCD)
MSI Claw - 7 Zoll
120 Hz Full-HD (LCD)
Intel Core Ultra 5 135H
Steam Deck - 7,4 Zoll<br>90 Hz WXGA (OLED)
Steam Deck - 7,4 Zoll
90 Hz WXGA (OLED)
Custom AMD Zen 2-APU von Valve

Die bessere Nachricht: Langfristig lässt sich die Leistung von einigen PC-Handhelds mit einer externen Grafikkarte verbessern. Der MSI Claw hat einen USB-4-Anschluss, der Legion Go zwei. Der Asus ROG Ally hat einen proprietären Anschluss für externe Asus-Grafikkarten. 

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Konsolen bieten PC-Handhelds also trotzdem einen Upgradepfad - zumindest bei der Grafikkarte und dem Speicher.

Mein Geheimtipp: Mit der App »Lossless Scaling«, die man bei Steam für sieben Euro kaufen kann, könnt ihr Upscaling und sogar Frame-Generation für jedes Spiel nachrüsten. Damit wird zwischen jedem Frame ein weiteres per KI generiert und somit die FPS-Zahl verdoppelt. Es funktioniert also ähnlich wie DLSS Frame Generation und AMD Fluid Motion Frames. 

Ohne Lossless Scaling Ohne Lossless Scaling
Mit Lossless Scaling Mit Lossless Scaling

Ohne Lossless Scaling kommt Monster Hunter World schon auf sehr spielbare 90 FPS. Mit Lossless Scaling kann ich die 144 Hz des Bildschirms ausreizen.

Mit niedrigen Einstellungen und einer 800p-Auflösung kommt Monster Hunter World auf durchschnittlich etwa 90 FPS. Wenn ich das Frame-Generation-Feature aktiviere und dann die FPS-Zahl auf 72 begrenze, verdoppelt die Lossless-Scaling-App die Bildwiederholrate auf stabile 144 FPS. Damit es richtig funktioniert, müssen Spiele im randlosen Fenstermodus laufen und es dürfen keine Overlays aktiviert sein. 

Je nach Spiel können allerdings auch störende Artefakte auftauchen. Außerdem verursacht das zusätzliche Generieren von Frames eine gewisse Eingabeverzögerung. Trotzdem kann ich das Tool weiterempfehlen, um etwas mehr FPS aus den Handheld-PCs zu kitzeln.

Bleibe ich bei Handheld-PCs?

Auf dem Schreibtisch nimmt ein Handheld deutlich weniger Platz ein, als ein Tower-PC. Das etwas seltsam anmutende Eingabegerät auf der linken Seite ist der Move Master. Den Test dafür habe ich euch unten verlinkt. Auf dem Schreibtisch nimmt ein Handheld deutlich weniger Platz ein, als ein Tower-PC. Das etwas seltsam anmutende Eingabegerät auf der linken Seite ist der Move Master. Den Test dafür habe ich euch unten verlinkt.

Auf jeden Fall! Im Prinzip hat der Legion Go genau das erreicht, was ich erreichen wollte: Ein Gaming-PC, der mir eine ähnliche Flexibilität bietet wie die Nintendo Switch.

  • Zuhause gedockt am großen Fernseher
  • Unterwegs, auf dem Sofa oder im Bett als Handheld
  • Im Tabletop-Modus für lokale Multiplayer-Spiele
  • Am Monitor als Windows-PC
  • Mit abgenommenen Controllern als 9-Zoll Windows-Tablet

Sollte es in Zukunft Spiele geben, die eine schnellere Hardware benötigen, steht mir die Option offen eine externe Grafikkarte anzuschließen. Ich denke, das ist für mich das Zukunftsszenario. So gerne ich an PCs schraube und tüftle, die große Flexibilität eines dockbaren Handhelds mit Windows-Betriebssystem ist mir wichtiger.

Aber Sorgen habe ich dennoch: Spiele wie Dragon's Dogma 2 zeigen, dass Games der Zukunft mehr von CPU und Arbeitsspeicher abverlangen - beides Hardwarekomponenten, die man bei PC-Handhelds nicht aufrüsten kann. 

Der Lenovo Legion Go hat beispielsweise nur 16 GByte RAM, was schon heute für viele Spiele etwas knapp bemessen ist. Ich habe außerdem im BIOS eingestellt, dass 6 GByte dafür als Videospeicher verwendet werden sollen (die Standardeinstellung ist 4 GByte) - also habe ich effektiv nur 10 GByte RAM bei Spielen. 

Ich habe Dragon’s Dogma 2 noch nicht ausprobiert, allerdings soll es laut ersten Berichten nicht besonders gut auf dem Legion Go laufen. 

Dragons Dogma 2 ist ein gewaltiges Open-World-Highlight - und trotzdem manchmal mühsam Video starten 16:20 Dragon's Dogma 2 ist ein gewaltiges Open-World-Highlight - und trotzdem manchmal mühsam

Meine Empfehlung

Wenn ihr euch selbst überlegt einen Gaming-Handheld als Ersatz für Konsole und Gaming-PC zu kaufen, dann solltet ihr vorher einige Fragen geklärt haben, um euch die Entscheidung einfacher zu machen:

Spielt ihr viele AAA-Titel? Dann ist ein Gaming-Handheld womöglich nicht die richtige Wahl, es sei denn ihr könnt auf gute Grafik verzichten oder kauft euch noch eine externe Grafikkarte dazu. 

Wollt ihr zukünftig eine eGPU verbinden? In diesem Fall empfehle ich euch den Griff zum Lenovo Legion Go oder sogar zum MSI Claw. Die eGPUs für den Asus ROG Ally sind einfach zu teuer. Das Steam Deck unterstützt leider keine externen Grafikkarten (jedenfalls nicht ohne Modifikation). 

Braucht ihr Windows oder reicht SteamOS? Wenn der Handheld grundsätzlich nur für Spiele gedacht sein soll, könnte es sich sehr lohnen, auf das Steam Deck zu setzen. Spiele werden dafür optimiert und die Benutzererfahrung ist der auf Konsolen sehr ähnlich. Wenn das Gerät ein richtiger Ersatz für euren PC sein soll, dann ist Windows die bessere Wahl. 

Ist euch eine lange Akkulaufzeit wichtig? Die beste Option hierfür ist das Steam Deck OLED. Alle anderen PC-Handhelds können in diesem Aspekt nicht überzeugen. Ich persönlich spiele am Legion Go immer mit angeschlossenem Stromkabel. Der MSI Claw hat einen besonders großen Akku, jedoch konnten wir diesen bisher noch nicht testen. 

Wie werdet ihr das Gerät primär verwenden? Wenn ihr den Handheld größtenteils als tragbare Konsole verwenden wollt, solltet ihr nicht außer Acht lassen, wie ergonomisch und leicht das Gerät sein soll. Obwohl ich mich für den Legion Go entschieden habe, finde ich den Asus ROG Ally und das Steam Deck deutlich ergonomischer und angenehmer zu halten. Der Legion Go ist richtig schwer und etwas kantig. 

Ich bin sehr gespannt darauf, ob ich nach einigen Monaten immer noch derselben Meinung sein werde oder ob ich meine Entscheidung bitter bereuen werde. Ich hoffe, dass meine Tipps euch weiterhelfen, solltet ihr mit demselben Gedanken spielen. An alle, die selbst einen Handheld als PC-Ersatz verwenden: Teilt mit uns eure Erfahrungen in den Kommentaren! 

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