30 Tage mit einem Gaming-Handheld: Was ihr vor dem Kauf des Legion Go unbedingt wissen müsst

Die guten und schlechten Seiten: Diese Dinge solltet ihr über den Lenovo Legion Go wissen, bevor ihr ihn kauft.

Der Lenovo Legion Go ist ein Riese unter der Handhelds. Der Lenovo Legion Go ist ein Riese unter der Handhelds.

Nachdem ich letztes Jahr den Lenovo Legion Go über zwei Wochen für euch testen konnte, habe ich ihn mir selbst gekauft und nun seit 30 Tagen im Einsatz gehabt. In diesem Zeitraum habe ich nicht nur Spiele gespielt, sondern auch Tablet und PC ersetzt. 

Die Honeymoon-Phase ist inzwischen vorbei und obwohl ich den Legion Go immer noch für einen der besten Handheld-PCs halte, gibt es Schattenseiten, von denen ich euch unbedingt berichten muss, bevor ihr ihn euch holt. 


Die Kurzfassung in 90 Sekunden

Lenovo Legion Go nach 30 Tagen in 90 Sekunden Video starten 1:31 Lenovo Legion Go nach 30 Tagen in 90 Sekunden


Die guten Seiten

Fangen wir mit dem an, was mir nach 30 Tagen Nutzung besonders gut am Legion Go gefallen hat. 

Das große Display

Der Bildschirm des Lenovo Legion Go ist bis heute ein absolutes Highlight bei Handhelds und beweist für mich, dass Bildschirme auch ohne OLED verdammt gut aussehen können. Bilder und Texte sind knackscharf und die hohe Bildschirmwiederholrate macht die Bedienung und das Browsen butterweich. 

Aufgrund seiner Größe von fast neun Zoll ist die Navigierung durch Windows 11 nicht so umständlich, wie zum Beispiel beim Asus ROG Ally.

Zudem ist der Legion Go nicht nur ein Gaming-Handheld, sondern auch ein Windows-Tablet - man muss nur die Controller abnehmen. Ich persönlich verwende ihn deswegen auch gerne für das Lesen von Mangas. 

Das Display vom Lenovo Legion Go ist sehr scharf. Das Display vom Lenovo Legion Go ist sehr scharf.

Die Performance

Der Ryzen Z1 Extreme ist überraschend performant. In vielen Tests wird bemängelt, dass ein 2K-Bildschirm mit 144 Hz viel zu übertrieben für diesen Chip sei, aber ich stimme dem nicht zu. Es gibt durchaus Spiele, bei denen man entweder mit einer hohen Framerate oder mit hoher Auflösung spielen kann. Zugegeben, beides gleichzeitig geht nur bei Spielen mit niedrigen Systemanforderungen. Trotzdem schätze ich, dass die Option dafür besteht. 

Besonders überrascht hat mich die Leistung bei Monster Hunter Rise. Das Spiel läuft mit nativer 4K-Auflösung und niedrigen Einstellungen mit ziemlich festen 60 Bildern pro Sekunde. Ansonsten habe ich noch Monster Hunter World, Tekken 8, Hell Let Loose, Apex Legends und Remnant 2 gespielt. Alle Spiele sind mit den richtigen Einstellungen mit mindestens 60 FPS spielbar. Abstriche bei der Grafik müssen dennoch gemacht werden.

Auch am großen Fernseher macht der Legion Go eine gute Figur. Auch am großen Fernseher macht der Legion Go eine gute Figur.

Und weil der Legion Go mit Windows 11 läuft, kann ich abseits von Spielen auch problemlos in Davinci Resolve Videos schneiden (oder andere Windows-Apps verwenden). Insgesamt hat mich die Leistung des Ryzen Z1 Extreme nicht enttäuscht - sogar eher sehr positiv überrascht. 

In Zukunft möchte ich dennoch eine eGPU ausprobieren - denn im Gegensatz zu Steam Deck und ROG Ally verfügt der Legion Go über zwei USB-4-Anschlüsse. Somit ist noch genügend Spielraum nach oben frei. 

Die True-Strike-Controller

Die Bedienelemente auf den abnehmbaren Controllern fühlen sich richtig gut an. Die Tasten erinnern an die des Xbox Wireless Controllers. Die Hall-Effekt-Joysticks sind richtig geschmeidig in der Bedienung und dank der minimalen Deadzones sehr präzise. Wegen des guten Displays und dieser Controller spiele ich sehr gerne im Handheld-Modus. 

Der rechte True-Strike-Controller kann in eine vertikale Maus verwandelt werden. Der rechte True-Strike-Controller kann in eine vertikale Maus verwandelt werden.

Weil der rechte Controller ein Touchpad besitzt, kann Windows auch im Handheld-Modus gut genug bedient werden. 

Der Tabletop-Modus ist super für lokale Multiplayer-Spiele

Wie auch bei der Nintendo Switch (OLED) gibt es beim Lenovo Legion Go einen Kickstand, mit dem ihr den Handheld in verschiedenen Winkeln aufstellen könnt. Weil das Display so groß ist, ist der Tabletop-Modus deutlich nutzwertiger als bei kleineren Geräten. Ich persönlich fand die Nintendo Switch immer zu klein, um sie für Multiplayer-Spiele aufzustellen - das war mehr eine Notlösung. 

Früher habe ich für lokale Tekken-Sessions meine Xbox Series S in den Rucksack stecken müssen. Zugegeben, für den Legion Go verwende ich auch einen Rucksack, jedoch muss kein Fernseher oder Bildschirm aufgesucht werden. Ich kann den Handheld einfach aufstellen, einen USB-Hub für die Controller anschließen und schon kann es losgehen. 

Der transparente Support von Lenovo

Wöchentlich informiert Lenovo darüber, an welchen Verbesserungen und Fixes für den Lenovo Legion Go gearbeitet wird. Besonders lobenswert ist die Transparenz von BenM, einem Produkt-Manager bei Lenovo. Jede Woche teilt er dem LegionGo-Subreddit mit, wie der aktuelle Status bei erwarteten Updates ist und was noch für die Zukunft geplant ist. 

Dabei geht der Lenovo-Mitarbeiter auf Fragen ein und nimmt aktiv an Diskussionen teil. Kundenwünsche leitet er an das Entwicklerteam weiter und einige wurden deswegen schon in die Tat umgesetzt (wie zum Beispiel benutzerdefinierbare Lüfterkurven oder Framerate-Begrenzungen von 36, 48, 60, 72 und 90)

ASUS ROG Ally - 7 Zoll<br>120 Hz Full-HD+ (LCD)
ASUS ROG Ally - 7 Zoll
120 Hz Full-HD+ (LCD)
AMD Ryzen Z1 Extreme
Lenovo Legion Go - 8,8 Zoll<br>QHD+ 144 Hz (LCD)
Lenovo Legion Go - 8,8 Zoll
QHD+ 144 Hz (LCD)
AMD Ryzen Z1 Extreme
MSI Claw - 7 Zoll<br>120 Hz Full-HD (LCD)
MSI Claw - 7 Zoll
120 Hz Full-HD (LCD)
Intel Core Ultra 5 135H
Steam Deck - 7,4 Zoll<br>90 Hz WXGA (OLED)
Steam Deck - 7,4 Zoll
90 Hz WXGA (OLED)
Custom AMD Zen 2-APU von Valve

Die Schattenseiten

Kommen wir zu den Nachteilen und Problemen, die mir nach dieser Zeit aufgefallen sind. Einige von ihnen könnten potenzielle Deal-Breaker für einige sein.

Die Lautsprecher sind out-of-the-box falsch eingestellt

Der Legion Go hat zwei Lautsprecher, die sich auf der Oberseite des Gerätes befinden. Sie klingen absolut furchtbar, blechig und haben keinen einzigen Hauch von Bass. 

Der schlechte Sound ist allerdings nicht gänzlich der verbauten Hardware geschuldet ist, sondern auch eines falsch eingestellten Equalizers. Nachdem ich die Einstellungen dort angepasst habe, klangen die Lautsprecher wie ausgetauscht. 

Gebt in die Suchleiste von Windows Realtek Audio Console ein und ändert dort die EQ-Einstellungen. Hier seht ihr meine Settings. Meinem Gehör nach zu urteilen, klingen die Lautsprecher damit wie ausgewechselt. Gebt in die Suchleiste von Windows "Realtek Audio Console" ein und ändert dort die EQ-Einstellungen. Hier seht ihr meine Settings. Meinem Gehör nach zu urteilen, klingen die Lautsprecher damit wie ausgewechselt.

Der Bass ist deutlich besser, oder immerhin existent, und der Sound klingt klarer und weniger blechig. Trotzdem sind die Lautsprecher nichts, was einen von den Socken haut. 

Kein Staubfilter

Auf der Rückseite befinden sich zwei große Gitter für den Lüfter. Kühle Luft wird von dort angesaugt und heiße Luft nach oben abgegeben. Das Problem dabei: es gibt keine installierten Staubfilter auf der Rückseite. 

Nach nur etwa 3 Wochen Nutzung hat sich schon sichtbarer Staub auf dem Lüfter abgesetzt. Ich habe deswegen einen Staubfilter für PC-Lüfter zurechtgeschnitten und hinter die Gitter geklebt. 

Die DIY-Staubgitter sind etwas schief, aber das sieht ja niemand. Die DIY-Staubgitter sind etwas schief, aber das sieht ja niemand.

Wenn ihr euch den Lenovo Legion Go holen wollt, dann solltet ihr daran denken ihn öfters zu öffnen und von Staub zu befreien oder eben wie ich einen Staubfilter hinterher zu installieren. 

Die Temperaturen sind übrigens trotz der Staubfilter, die den Luftstrom immerhin etwas verringern, nahezu unverändert. 

Kein Quick-Resume

Im Gegensatz zur Nintendo Switch oder zum Steam Deck, kann man den Legion Go während Spielen nicht einfach ausschalten und dann später an dieser Stelle weiterspielen. Okay, das ist nicht ganz wahr: es gibt den Ruhezustand von Windows 11. Dabei wird der Inhalt des RAM-Speichers gesichert und beim nächsten Einschalten wieder geladen. 

Aktuell schaltet der Ruhezustand-Modus allerdings den Lüfter des Legion Gos nicht ab, weshalb ich ihn nicht gerne nutze. Deswegen schalte ich den Handheld-PC nach jeder Verwendung einfach komplett ab. 

Etwas technisches Know-How ist von Vorteil

Anders als bei Steam Deck, Nintendo Switch oder anderen Konsolen, ist es beim Legion Go ab und zu notwendig, Einstellungen von Hand vorzunehmen, Updates selbst zu suchen oder jedes Spiel individuell auf die Hardware anzupassen. 

Für bestmögliche Ergebnisse sollte man jedes Spiel individuell einstellen. Für Spieler, die sich nicht mit PC-Einstellungen auskennen, könnte das anfangs etwas verwirrend sein. Für bestmögliche Ergebnisse sollte man jedes Spiel individuell einstellen. Für Spieler, die sich nicht mit PC-Einstellungen auskennen, könnte das anfangs etwas verwirrend sein.

Zum Beispiel kann man im BIOS einstellen, wie viel vom Arbeitsspeicher als Videospeicher verwendet werden kann. Als Standard sind hier drei Gigabyte eingestellt, was nicht viel ist. Ich habe das auf sechs Gigabyte abgeändert und konnte einen Leistungsgewinn beim Spielen im gedockten Modus feststellen. 

Allerdings würden viele Nutzer diese Option gar nicht kennen - immerhin muss dafür ins BIOS gehen. 

Der Lüfter ist laut - sehr laut

Für bestmögliche Leistung kann man die TDP des Gerätes auf 30 Watt einstellen. Damit der Legion Go dabei ausreichend kühl bleibt, muss der Lüfter eine ordentliche Menge heiße Luft aus dem Gehäuse befördern - und das hört man.

Der Lüfter befördert eine ordentliche Menge warme Luft nach draußen - ist aber bei Volllast sehr laut. Der Lüfter befördert eine ordentliche Menge warme Luft nach draußen - ist aber bei Volllast sehr laut.

Wenn dieser ganz aufdreht, bleibt der Handheld-PC zwar schön kühl, hört sich aber wie ein lauter Gaming-Laptop.

Inzwischen ist es möglich, benutzerdefinierte Lüfterkurven einzustellen - das ging zum Release des Legion Gos noch nicht. Jedoch muss man dann eben einen Kompromiss zwischen Temperatur und Lärm treffen. Ich habe bei mir eingestellt, dass der Lüfter auf 100 Prozent Drehgeschwindigkeit erhöht, sobald 80 Grad erreicht wird - und das ist oft der Fall. 

Spiele auf der microSD-Karte ruckeln aktuell

Beim Lenovo Legion Go werden Kartenlesegeräte von zwei verschiedenen Herstellern verbaut: Realtek und Genesys.

Nutzer mit dem Realtek-Kartenlesegerät (identifizierbar über den Gerätemanager in Windows 11), klagen über stotternde Spiele, die auf der mircoSD-Karte installiert wurden - und ich gehöre auch dazu.

In vielen Spielen, die auf der SD-Karte installiert wurden, bleibt das Bild für zwei bis drei Sekunden stehen. Das passiert oft, wenn im Hintergrund etwas geladen wird. Aus diesem Grund kann ich aktuell keine Action-Spiele auf der SD-Karte installieren. 

Inzwischen ist ein Update veröffentlicht worden, das das Stottern zwar nicht eliminiert, aber auf kurze Ruckler reduziert. Lenovo glaubt, dass das Problem mit der Modern Standby-Funktion von Windows zusammenhängt und nur bei UHS-I-Karten auftritt. UHS-II-SD-Karten sind wohl weniger betroffen. 

Aktuell wird noch weiter an diesem Problem gearbeitet. Lenovo kann es noch nicht zuverlässig reproduzieren, um eine genaue Ursache zu identifizieren. Sehr viele Nutzer haben keine Probleme mit ihren SD-Karten - obwohl sie UHS-I-Karten mit dem Realtek-Kartenlesegerät verwenden. 

USB-C-Anschluss verliert ständig die Verbindung

Auch das ist ein Problem, das immer wieder im Subreddit vom Legion Go auftaucht: Geräte, die über den USB-C-Anschluss verbunden sind, verlieren ständig die Verbindung und verbinden sich dann neu. Man hört wiederholend den Windows-Benachrichtigungston, wenn ein Gerät verbunden oder entfernt wurde. 

Leider habe ich dieses Problem auch. Ich verwende den Legion Go gerne gedockt an meinen Fernseher und nutze dafür die Docking-Station von UGREEN. Diese ist eigentlich für das Steam Deck gedacht, funktioniert aber nach einer kleinen Modifikation von mir auch für den Legion Go. 

Während hoher Belastung, wie zum Beispiel beim Spielen oder Schneiden von Videos, verliert das Dock immer wieder die USB-Verbindung - aber nicht die HDMI-Bildübertragung. Andere, die eine eGPU verwenden, klagen über ähnliche Probleme. 

In meinem Fall konnte ich das Problem lösen, indem ich das USB-Kabel vom Dock in den unteren USB-C-Anschluss steckte - was total unelegant ist, aber immerhin funktioniert es.

Lenovo ist das Problem bekannt und sie arbeiten an einem Fix, der allerdings schon Monate auf sich warten lässt. Wie auch hier gilt: Nicht jeder hat das Problem, aber es taucht in den Support-Foren und im Subreddit immer wieder auf. 

Der FPS-Modus

Der rechte Controller kann in eine vertikale Maus verwandelt werden. Leider ist der Maussensor nicht besonders präzise und es ist trotzdem besser, zu einer dedizierten Maus zu greifen. Für Singleplayer-Spiele sollte die Präzision jedoch ausreichen. 

Meine Empfehlung

Empfohlen für euch, wenn: 

  • … ihr ein All-In-One-Gerät sucht, das Tablet, PC und Konsole ersetzen kann
  • … euch die Bildschirme der anderen Handhelds zu klein sind
  • … wenn ihr anspruchsvolle PC-Spiele auf einem Handheld spielen wollt
  • … wenn ihr einen Handheld mit Windows sucht
  • … wenn ihr später eine eGPU verwenden wollt

Nicht empfohlen für euch, wenn:

  • … euch gute interne Lautsprecher wichtig sind
  • … ihr ein Gerät haben wollt, bei dem ihr nicht Soft- und Hardware herumwerkeln müsst
  • … euch das Installieren von Spielen auf SD-Karte besonders wichtig ist (aktuell gibt es hier Probleme)
  • … euch das Gerät zu groß und klobig ist

Trotz dieser Nachteile, bleibt der Lenovo Legion Go einer der besten Handheld-PCs, die aktuell verfügbar sind. Ich hoffe sehr, dass zukünftige Updates das Problem mit den SD-Karten und der USB-C-Verbindung in den Griff bekommen. Bis dahin muss man Kompromisse in Kauf nehmen. 

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