Garantie, Rückgabe, Fake Shops: So umgeht ihr Fallstricke am Prime Day

Damit der Prime Day nicht zum Fail Day wird, haben wir Tipps zu sicheren Shops und welche Rechte ihr bei Problemen mit frisch gekaufter Hardware habt.

Update 11.07.2022: Es ist wieder Prime Day und dieser Artikel ist aktueller denn je. Passt besser auf, wenn ihr eine RTX 4090 für 5 Euro seht. Könnte eine Falle sein.

Ursprünglicher Artikel:

Prime Day, Black Friday oder Cyberweek: Egal ob ihr euch selbst oder andere beschenken wollt oder einfach dringend benötigte Hardware mit hoffentlich spürbarem Rabatt kaufen wollt: Nicht immer läuft der Kauf (oder das Produkt) so reibungslos wie es sein sollte. Auch wenn Probleme mit Fake Shops nur eine Minderheit betreffen, ist es sinnvoll, sich für derartige Abzocken zu sensibilisieren.

Und auch wenn beim Kauf alles perfekt läuft, wie übrigens in der überwiegenden Mehrheit der Fälle - wie läuft es, wenn das Produkt nicht den Wünschen entspricht und welche Rechte gibt es im Falle eines Defektes? In diesem Artikel frischen wir euer Wissen um Garantie und Gewährleistung, Rücknahmeregelungen und Internet-Betrugsmaschen auf. Wie sind eure Erfahrungen im Onlineshopping und mit den Servicebedingungen der Shops und Hersteller?

Deal oder kein Deal?

Zuallererst kommt natürlich das Finden des richtigen Angebotes, auch am Prime Day ist nicht jedes beworbene Produkt ein echtes Schnäppchen. Da die Angebote aber in hoher Konzentration kommen und teilweise aufgrund begrenzter Stückzahlen oder Zeitlimits ein hoher Kaufdruck aufgebaut wird, bleibt oft wenig Zeit für Recherche.

Hier kann es helfen, sich im Voraus bereits zu überlegen, welche Produkte tatsächlich benötigt werden. Das verhindert übrigens auch mitunter sinnlose Affektkäufe. Zu den benötigten Produkten sucht ihr euch vorab die marktüblichen Preise heraus. Übersichten mit praktischen Graphen zur Preisentwicklung liefert beispielsweise Geizhals. So erkennt ihr auf Anhieb, wenn ein Preis besonders herausragt und vergeudet keine Zeit.

Dienste wie Geizhals zeigen nicht nur aktuelle Angebote sondern auch die Preisentwicklung vieler Produkte mit praktischer Grafik. Perfekt zur Recherche der Preise. Dienste wie Geizhals zeigen nicht nur aktuelle Angebote sondern auch die Preisentwicklung vieler Produkte mit praktischer Grafik. Perfekt zur Recherche der Preise.

Nach Möglichkeit wird aber natürlich auch die Gamestar-Dealsredaktion die besten Angebote in Form von News vorstellen. Diese redaktionell ausgewählten Angebote haben den Preis-Check durch echte Menschen bereits hinter sich und sind direkt im Shop verlinkt.

Vorsicht ist geboten, wenn ein Preis viel zu niedrig erscheint. Natürlich sind bei den Angebotsaktionen wie der Cyberweek oder dem Prime Day auch sehr hohe Rabatte möglich. Wenn ein begehrtes Produkt wie beispielsweise eine Nvidia Geforce RTX 3080 Ti plötzlich problemlos für 599 Euro gekauft werden kann, sollte das bereits ein Warnsignal sein. Dazu mehr beim nächsten Themenkomplex.

Zu gut um wahr zu sein: Fake-Shops

In der Vergangenheit gab es immer wieder Betrugsmaschen beispielsweise über Amazon Marktplatzhändler. Prinzipiell ist aber jeder Shop mit einem solchen Fremdanbietermarktplatz anfällig dafür. Betrüger kapern beispielsweise die Logindaten bestehender Marktplatzhändler und tauschen das eigentliche Sortiment gegen ein erlesenes Angebot besonders begehrter Produkte zu unwiderstehlichen Preisen aus.

Dass ein "Badezubehörhandel" nun plötzlich Gamer-Grafikkarten oder iPhones verkauft - nun, vielleicht hat er ein neues Geschäftsfeld entdeckt oder einen Container aus Shenzen geerbt? Die Kundenbewertungen sind dabei natürlich fast durchgehend positiv. Der Shop liefert Schwämme, Duftöle und Bürsten in annehmbarer Geschwindigkeit und die Qualität der Körperlotionen wird mehrfach gelobt. Kein Wort von Grafikkarten? Ach, 4,5 Sterne reichen um überzeugend zu wirken, der Preis ist doch so gut!

Keine Fakeshop aber dafür preislich jenseits von Gut und Böse: Hier verkauft nicht Kaufland selbst sondern ein Händler, der den Kaufland-Marktplatz nutzt. Beschwerden hier durchzusetzen könnte schwierig werden. Keine Fakeshop aber dafür preislich jenseits von Gut und Böse: Hier verkauft nicht Kaufland selbst sondern ein Händler, der den Kaufland-Marktplatz nutzt. Beschwerden hier durchzusetzen könnte schwierig werden.

Bei Amazon zumindest folgt bei vielen Betrügern vor dem Bezahlvorgang aber üblicherweise die Bitte, die Kaufsumme doch bitte auf ein Konto, gerne auch im Ausland, zu überweisen, weil es Probleme mit der Amazon Zahlungsabwicklung gebe. Die Überweisung wäre dann der Zeitpunkt, an dem der arglose Käufer seinem Geld auf Wiedersehen sagen kann. Um die Überweisung von der Bank zurückbuchen zu lassen braucht es schon Glück, rechtliche Grundlagen gibt es keine. Und Ware gibt es natürlich ebenfalls nicht.

Besonders perfide: Durch die guten Preise und oft mit den Amazon Top-Angeboten identischen Produkten gelangen diese Shops teilweise sogar in die Kaufempfehlungen von Amazon selbst - und nicht die eigenen, bereits reduzierten Angebote.

In Zeiten knapper Hardware sind 625 Euro für eine PS5 fast schon vertretbar - die Versandkosten hingegen sind es absolut nicht. In Zeiten knapper Hardware sind 625 Euro für eine PS5 fast schon vertretbar - die Versandkosten hingegen sind es absolut nicht.

Eine andere Masche erfordert eine gewisse Sorglosigkeit beim Drücken des Bestellbuttons: In letzter Zeit finden sich oft Angebote begehrter Produkte wie der Playstation 5 zu nicht einmal unbedingt niedrigen Preisen von beispielsweise 600 Euro - aber sofort lieferbar. Der Haken sind die Versandkosten in Höhe von noch einmal fast 500 Euro. Natürlich werden diese auch bei der Expresskauf-Variante explizit angezeigt - wer in diesem Moment aber vor Freude nicht ausreichend aufpasst, könnte eine böse Überraschung erleben. Fällt der Fehler bis zum Versand nicht auf, könnt ihr im Anschluss zwar die Konsole zurückgehen lassen, um die Rückzahlung der Versandkosten dürftet ihr aber ernsthaft kämpfen müssen.

Falsch gekauft, und dann?

Beim Kauf in Onlineshops habt ihr ein generelles Rückgaberecht ohne Angabe weiterer Gründe von zwei Wochen nach Lieferung der Bestellung (beziehungsweise Kenntnisnahme der Widerspruchsregeln).

Einige Shops bieten verlängerte Rücksendezeiten an, was vor allem bei frühzeitig gekauften Weihnachtsgeschenken praktisch ist. Einige Shops bieten verlängerte Rücksendezeiten an, was vor allem bei frühzeitig gekauften Weihnachtsgeschenken praktisch ist.

Die Rücksendekosten liegen übrigens pauschal beim Käufer, viele Versandhändler übernehmen sie aber aus Kulanz. Ein Recht darauf habt ihr nicht.

Vorsicht ist geboten, wenn ihr zwar online einkauft, das Produkt dann aber in einer Filiale abholt. Hier entscheidet der Bezahlvorgang: Reserviert ihr das Produkt online, nur um es dann im Laden zu bezahlen, gilt kein 14-tägiges Rückgaberecht. Bezahlt ihr es Online und holt es im Laden nur ab, gilt das Rückgaberecht.

Achtet für den Rückversand darauf, dass die Originalverpackung möglichst nicht beschädigt ist, allzu forsches Aufreißen oder auch Beschädigungen am Produkt können dafür sorgen, dass ihr Teile des Kaufpreises tragen müsst oder die Rücknahme verweigert wird. Schließlich wirft der Händler die retournierten Produkte üblicherweise nicht weg sondern ist darauf angewiesen, sie weiterverkaufen zu können.

Garantie oder Gewährleistung?

Auch die hochwertigsten Produkte können Defekte aufweisen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit in den niedrigeren Preisklassen sicher oft höher ausfällt. Glücklicherweise seid ihr in Deutschland recht gut geschützt, sollte ein Defekt auftreten.

Unterschieden werden muss allerdings die Art des Fehlers: Wenn ihr das Gerät durch eine Fehlbedienung oder einen Wutanfall selbst zerstört haben solltet, ersetzt euch das natürlich niemand (und im Zweifel ist der Versuch auch noch Betrug). Handelt es sich aber um einen nicht selbstverschuldeten Defekt, könnt ihr entweder im Rahmen der Herstellergarantie oder der gesetzlichen Gewährleistung Ansprüche an Händler oder Hersteller anmelden.

Wenn die frisch gekaufte Hardware nicht funktioniert, ist der Händler nicht verpflichtet, den Kaufpreis zu erstatten - er kann sich auch für eine Mängelbeseitigung durch Reparatur oder Austausch entscheiden. Wenn die frisch gekaufte Hardware nicht funktioniert, ist der Händler nicht verpflichtet, den Kaufpreis zu erstatten - er kann sich auch für eine Mängelbeseitigung durch Reparatur oder Austausch entscheiden.

Bei der Garantie handelt es sich um eine freiwillig vom Hersteller des Produktes gebotene Leistung, über deren Inhalt eben dieser allerdings auch recht frei bestimmen kann. So muss eine Herstellergarantie beispielsweise keine zwei Jahre gelten, meistens handelt es sich sogar nur um ein Jahr. Verschleißobjekte wie Akkus unterliegen zudem fast immer einer eingeschränkten Garantiezeit von üblicherweise nur sechs Monaten. Nach dieser Zeit könnt ihr zumindest im Rahmen der Herstellergarantie keine Ansprüche mehr geltend machen.

Aber es gibt ja noch die oft mit der Garantie verwechselte Gewährleistung. Diese gilt gesetzlich garantiert immer zwei Jahre bei Neuware (und ein Jahr bei von professionellen Händlern angebotener Gebrauchtware wie beim Amazon Warehouse) und wird nicht gegenüber dem Hersteller sondern gegenüber dem Händler geltend gemacht.

Interessant sind bislang die ersten sechs Monate des Gewährleistungszeitraumes gewesen, seit 01. Januar 2022 die ersten 12 Monate: In dieser Zeit liegt die Beweislast für den Defekt nicht bei euch sondern beim Händler. Dieser kann euch also nicht einfach mit Vorwänden abspeisen sondern muss im Zweifel ein Gutachten einholen, dass ihr den Fehler nicht selbst verursacht habt. In diesen mittlerweile 12 Monaten braucht ihr euch bei einem Defekt keine großen Sorgen zu machen. Die Gesetzesänderung zum Jahresanfang ist da sehr kundenfreundlich, verdoppelt sie doch die Zeit ohne Beweislast.

Wenn ihr einen PC, ein Smartphone oder Notebook zurücksendet: Achtet darauf, eure persönlichen Daten nach Möglichkeit zu löschen, damit sie nicht in falsche Hände geraten. Wenn ihr einen PC, ein Smartphone oder Notebook zurücksendet: Achtet darauf, eure persönlichen Daten nach Möglichkeit zu löschen, damit sie nicht in falsche Hände geraten.

Allerdings bedeutet Gewährleistung nicht, dass ihr auf jeden Fall euer Geld zurückbekommt. Primär muss der Händler dafür sorgen, dass ihr in einem angemessenen Zeitraum (nicht mehr als ein paar Wochen) ein funktionsfähiges (im Zweifel auch gleichwertiges oder höherwertigeres) Produkt erhaltet. Ob das in Form einer Reparatur, einer Rücknahme oder eines 1:1-Tausches stattfindet ist dem Händler überlassen, ihr dürft aber natürlich gerne Vorschläge machen.

Nach diesen ersten 12 Monaten liegt die Beweislast für die Fehlerursache hingegen bei euch. Einige Händler sind kulant und zahlen auch nach fast zwei Jahren ohne Probleme die volle Kaufsumme (ein Recht darauf habt ihr aber nicht), andere fordern mitunter aber Gutachten oder überprüfen die zurückgeschickten Produkte selbst besonders kritisch.

Mitunter ist es trotzdem sinnvoller, schneller oder einfach nur bequemer, die Herstellergarantie in Anspruch zu nehmen. Dafür haben größere Hersteller üblicherweise Kontaktformulare oder einen Support per Telefon oder Mail. Kann ein Händler ein defektes Produkt nicht 1:1 austauschen weil es zum Beispiel nicht mehr verfügbar ist, würde er das defekte Gerät auch nur selbst zum Hersteller einschicken, der Reparaturprozess würde sich also unter Umständen verzögern.

Vor allem bei hochpreisigen Artikeln oder im Falle von Garantieerweiterungen durch den Hersteller gibt es mitunter auch der Gewährleistung überlegene Serviceoptionen wie einen Austausch- oder Vor-Ort-Service. Geht also im Zweifel die Garantiebedingungen durch um selbst die beste Option zu wählen. Vor allem bei Noname-Produkten braucht ihr aber in vielen Fällen nicht auf sehr zuvorkommende Hersteller hoffen - Service kostet Geld.

Von den oft zusätzlich angebotenen Garantieverlängerungen durch den Händler oder ein Partnerunternehmen des Verkäufers raten wir hingegen ab. Wo Herstellergarantien gegen Aufpreis oft wirklich besseren Service bieten, dienen die Händler-Garantieverlängerungen oft nur als zusätzliche Einnahmequelle ohne größere Vorteile für den Kunden.

Wir wünschen euch auf jeden Fall ein entspanntes Shoppen, egal ob zum Prime Day, Black Friday oder einer der weiteren Schnäppchenfeiertage, und dass ihr keinen der Tipps aus diesem Artikel wirklich benötigt.


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