Nach fast 5 Jahren wird Google Podcast abgeschafft, obwohl Spotify noch so viel von dir lernen könnte

Mit Google Podcasts wird eine weitere App des Suchmaschinen-Weltmarkführers abgesägt. Dabei könnten Spotify und Konsorten einiges von Google lernen.

Wenn Google Podcasts nächstes Jahr abtritt, sollte Spotify sich noch schnell eine Scheibe abschneiden. (The Best StockerAdobe Stock; yousafbhuttaPixabay) Wenn Google Podcasts nächstes Jahr abtritt, sollte Spotify sich noch schnell eine Scheibe abschneiden. (The Best Stocker/Adobe Stock; yousafbhutta/Pixabay)

Schmerzvolle Beichte eines Redakteurs: Ich habe mich entsetzlich von dir entliebt, du mein Spotify Premium.

Was ich noch vor knapp einem halben Jahr für unmöglich gehalten habe, ist längst eingetroffen: Ich fühle nichts mehr für dich, betrüge dich jetzt schon seit Wochen mit YouTube Music (zusammen mit dem kostenpflichtigen YouTube Premium).

Ich bin dir kein treuer User, du hast jemanden Besseren verdient als mich.

Und noch was: Neulich, als mir Abends langweilig war, habe ich mir Amazon Music heruntergeladen und an den Wochenenden höre ich mit Deezer – und es wird noch schlimmer: Aktuell habe ich was mit Tidal am Laufen (aber erst seit einer Woche).

Okay, Stopp! Dieser Artikel ist natürlich nicht die Beichte eines untreuen Liebhabers, sondern eine (konstruktiv gemeinte) Kritik an Spotify und der Benutzeroberfläche seiner Mobile App.

Aber egal, ob augenzwinkernd oder nüchtern formuliert: Meine Spotify-Tage sind endgültig gezählt, oder?

Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Bei längerem Nachdenken hat sich ein für mich wichtiger Kritikpunkt an Spotifys Mobile-App aufgetan. Und mal ehrlich: Über die Mobile Apps nutze ich die Musik-Streamer meistens, weniger über die Desktop-App.

Wichtige Info vorab: Meine hier vorgetragenen Argumente sind selbstredend die meinen, sind stark durch meine persönlichen Vorlieben geprägt.

Deshalb gilt wie immer: Bildet euch gerne eine eigene Meinung, aber fühlt euch eingeladen, meinen Artikel als gedankliche Vorlage für eigene Überlegungen zu nutzen.

Das Interface von Google Podcasts ist hui, das von Spotify pfui!

Es ist richtig: A) Google Podcasts beschreitet nächstes Jahr die Rente und geht in YouTube Music auf und B) Google Podcasts ist ausschließlich für, nun ja, Podcasts gedacht - und nicht wie Spotify & Co. zusätzlich für Musik.

Trotzdem kann sich Spotify in Sachen Benutzeroberfläche einiges von Google Podcast abschauen, will ich meinen. Um zu erklären, woher ich diese hanebüchene Behauptung hernehme, lege ich mal die Benutzeroberflächen der beiden Mobile Apps nebeneinander.

➡️ Das Interface der Mobile App von Spotify: Wenn ich dieser Tage auf Spotifys Mobile-App unterwegs bin, kommt es mir fast so vor, als befände ich mich auf TikTok oder Instagram (sage ich als mittelalter Mann, der die jungen Leute nicht mehr versteht). Das ist erstmal nicht gut oder schlecht, sondern vermutlich irgendwas dazwischen, aber meinem persönlichen Anspruch von Übersichtlichkeit läuft dieses Scroll-jetzt-sofort-runter-für-neuen-Content zuwider.

Ich tippe mal im Interface ganz oben auf die Pille »Alle«. Jetzt öffnen sich von oben bis unten verschiedene Blöcke, die für mich durchaus sinnig sein, und die ich trotzdem meistens ignoriere. Insgesamt ergeben sie für mich ein Übersichtlichkeit missendes Kuddelmuddel.

Aber schauen wir uns das mal im Schnellverfahren an.

Sechser-Kachel: Ganz oben befindet sich ein Block, versehen mit sechs Kacheln. Diese sind befüllt mit den von mir zuletzt gehörten Inhalten. Finde ich großartig, denn so finde ich schnell zu den von mir bevorzugten Podcasts. So gefällst du mir, liebes Spotify.

Im Bild unten links: Bei Deine Shows scrolle ich in der Horizontalen durch meine Lieblings-Shows. Gerade in Verbindung mit den Sechser-Kacheln von oben ist das nach meiner Meinung nach ein wenig überflüssig. Trotzdem gucke ich hin und wieder durch diese Ansicht.

Neue Folgen: Eine zweireihige Ansicht, jeweils mit neuen Episoden zu von mir gefolgten Podcasts bestückt. Diese Ansicht ist sinnvoll, aber ehrlich gesagt nutze ich sie nie.

Im Bild unten rechts: Zuletzt gehört listet wieder in der Horizontalen auf, was ich, tja, zuletzt gehört habe. Kann sicherlich nützlich sein, um das eigene Hörverhalten zurückzuverfolgen. Könnte auch eine erfreuliche Ansicht sein, wenn ihr mal einen Podcast gehört habt, dessen Name euch entfallen ist. Stichwort Wiederauffindbarkeit.

Folgen für dich Führt mir schon wieder Podcasts auf, die ich sowieso höre. Der Nutzwert dieses Blocks erschließt sich mir leider nicht. Spätestens ab hier doppeln sich nach meinem Gefühl viele Informationen.

Mein Haupt-Kritikpunkt: Darunter kommen dann noch Blöcke wie »Top Podcasts 2023«, »Bleib auf dem Laufenden« oder »Shows, die dir gefallen könnten«. Sicher, für viele mögen diese Blöcke zu anderen, bisher unbekannte Inhalten führen - ich persönlich bin irgendwann bei Lanz & Precht bruchgelandet, und habe bis heute einen Schock davon.

Ich fürchte den Tag, an dem ich bei »Die Supernasen – mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger« havariere. Nichts gegen herbstblonde Showmaster mit Charakternase, aber bevor Tommy »gar nichts mehr sagen darf«, komme ich lieber zu meinem hauptsächlichen Kritikpunkt: die Insta-Optik bei Spotify.

Die findet ihr, wenn ihr entweder ganz nach unten scrollt, oder direkt oben auf die Pille »Podcasts« tippt. Komme ich hier an, sieht das aus und fühlt sich das an wie TikTok oder Instagram - oder Doom Scrolling hinab nimmer endender Podcasting-Gefilde (siehe rechten Screenshot im Bild unten).

Links: Der Block »Beliebt bei Hörer*innen von« wird mir gleich mehrfach angezeigt. Recht: In der Insta-artigen Ansicht drängen schon die Kaulitz-Brüder nach oben. Links: Der Block »Beliebt bei Hörer*innen von« wird mir gleich mehrfach angezeigt. Recht: In der Insta-artigen Ansicht drängen schon die Kaulitz-Brüder nach oben.

Schön, sauber und aufgeräumt: Google Podcasts

Ganz schön viel Drunter und drüber bei Spotify, oder?

Und, ja, mir ist bewusst, dass die cleveren Mädels und Jungs von Spotify diese Instagram-artige Ansicht aus guten Gründen verbaut haben. Klar, es geht darum, uns möglichst lange auf der App zu halten und das funktioniert halt mit dem immerwährenden Runter-Scrollen und dabei ausgestoßenen Glückshormonen in unserem Gehirn am besten.

Allerdings bin ich es leid, zum Pawlow’schen Hund abgerichtet zu werden.

➡️ Das Interface der Mobile App von Google Podcasts: Zum Vergleich Google Podcasts ist sauber, aufgeräumt und – ums Neudeutsch zu sagen – absolut clean.

Es gibt auf der Mobile App von Google Podcast für nur zwei Ansichten, die von Relevanz sind.

Die Start-Seite: Besteht aus ganz oben aus einem waagrechten Menü mit meinen Podcast-Abos. Darunter befindet sich der über 2/3 des Bildschirms einnehmende Hauptblock, wo schlicht die neuesten Podcast-Folgen aus meinen Abos gelistet werden. Fertig.

Die Mediathek: Suche ich nach einem bestimmten Podcast, gehe ich einfach in die Mediathek (der Button befindet sich in der Menüleiste unten rechts). Hier werden übersichtlich alle meine Abos aufgeführt. Bei der übersichtlichen Anzahl von mir abonnierten Abos reicht mir das völlig aus.

Sauber, sauberer, ... Google Podcasts. So einfach und schlicht wünsche ich mir auch ein Interface bei Spotify. Sauber, sauberer, ... Google Podcasts. So einfach und schlicht wünsche ich mir auch ein Interface bei Spotify.

Fazit: Wie könnte mich Spotify doch noch überzeugen?

Also, liebes Spotify, dieser Vergleich hat zwar nichts damit zu tun, dass ich jetzt - total polyamorös - mit YouTube Musik (zusammen mit YouTube Premium) zusammen bin. Aber erkennst du jetzt, wieso ich mich ein Stückchen entliebt habe?

Spass beiseite: Meine Vorliebe, ist nicht ohne Kritik, kostet YouTube Premium mit 12,99 Euro monatlich doch ein bis zwei Euro mehr, verglichen mit der Konkurrenz (Deezer Premium: 11,99 Euro; Spotify Premium Individual: 10,99 Euro; Amazon Music Premium: 9,99 Euro ohne Amazon-Premium-Mitgliedschaft).

Trotzdem nutze ich bis heute Spotify Free und Google Podcasts, um eine Handvoll Podcasts zu hören. Dabei sind mir die Unterschiede im Interface überdeutlich ins Auge gesprungen.

Mal sehen, wie sich Spotify & Co. zukünftig weiter wandeln werden.

Deutsche Entwickler über Spiele-Flatrates - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« Video starten PLUS 31:53 Deutsche Entwickler über Spiele-Flatrates - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« - »Wann kommt das Spotify für Gamer?«

Geht ihr mit meiner Meinung zum Spotify’schen Interface d’accord, oder könnt ihr meiner Sichtweise wenig abgewinnen? Welcher Musik-Streamer mit Podcast-Angebot hat nach eurem Dafürhalten die beste Benutzeroberfläche – und weswegen? Würdet ihr euch eine eigene Podcast-App zusammenbauen, wie würdet ihr einen Nutzer durch die Menüs schleusen? Schreibt eure Ideen hierzu gerne in die Kommentare.

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