Die Schauplätze: Historisch und glaubwürdig
Paradox indes: Je mehr Schauplätze ich im Laufe der Geschichte freischalte, desto weniger stören mich die Suchereien. Das liegt zum einem am zwar sterilen, aber originalgetreu eingefangenen Oxford, dessen historische Bauten ich voller Ehrfurcht und mit der Neugier eines Touristen erkunde.
Zum anderen kann ich viele Gegenstände nicht nur betrachten und kombinieren, sondern auch manipulieren, was die Spielwelt erstaunlich glaubwürdig macht. So scanne ich am Computer Fotos ein, durchforste das Archiv der Uni-Bibliothek nach (komplett lesbaren) Zeitungsartikeln über Dr. Styles und kann sogar auf meinem Handy das altehrwürdige Snake spielen. All das nutzt Gray Matter immer mal wieder für pfiffige Rätsel abseits der üblichen Gegenstands-Kombiniererei, etwa wenn ich einen Zufallsgenerator mathematisch korrekt konfigurieren muss.
Die Rätsel: Ein wenig Zauberei, aber keine Magie
Neben solch gelungenen Puzzles gibt’s aber auch den einen oder anderen derben Logik-Patzer. So klappt ein wichtiger Telefonanruf nicht, obwohl ich die richtige Nummer ins Handy eintippe. Erst als ich den gewünschten Gesprächspartner durch ein Kombinationsrätsel in mein Handy-Adressbuch aufnehme, werde ich auf einmal durchgestellt.
Die innovativste Rätsel-Idee von Gray Matter: Regelmäßig kann ich Probleme nur mit Samanthas Zauberkünsten überwinden. Dazu muss ich zunächst in ihrem Zauberbuch den passenden Trick wählen und anschließend in einem separaten Menü die Handgriffe in der richtigen Reihenfolge zusammenfügen. Was anfangs noch recht amüsant ist, entpuppt sich jedoch schnell als anspruchslose Fleißaufgabe, weil ich im Prinzip nur die Zauberbuch-Vorgaben nachklicken muss.
Die Handlung: Jane Jensen in Bestform
Die Rätselqualität ist also bestenfalls gehobener Durchschnitt, die regelmäßige Suche nach dem nächsten handlungsrelevanten Klick nervt. Und dennoch merke ich, wie ich immer tiefer in der Spielwelt versinke und mich kaum noch vom Bildschirm lösen kann. Denn nach rund zwei Spielstunden nimmt die Handlung urplötzlich gewaltig an Fahrt auf. Virtuos vermischt die Autorin Jane Jensen das Beste aus Mystery-Thriller, Wissenschafts-Krimi und herzzerreißender Liebesgeschichte.
Wer sich ein wenig mit Geschichte, Kultur und klassischer Literatur auskennt, entdeckt dabei zahlreiche intelligente Anspielungen und Querverweise. Und wie in der Gabriel Knight-Serie weiß ich dabei nie so genau, was nun Fiktion ist und was tatsächlich auf historischen oder wissenschaftlichen Fakten basiert. So schafft Gray Matter ganz Erstaunliches: Es wirft Fragen auf, die ich mir zuvor noch nie gestellt habe, weckt mein Interesse an der Psychokinese-Forschung, und nach langer Zeit bekomme ich beim Spielen mal wieder eine Gänsehaut. Nicht schlecht für einen Flirt-Versager!
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