HMD Fusion im Test: Reparierbar, nachhaltig und vielseitig – aber nicht ohne Kompromisse

Das HMD Fusion zeigt sich im Test als solides Einsteigerhandy. Das Konzept aus Nachhaltigkeit und Modularität ist interessant, doch es gibt auch deutliche Schwächen.

Das HMD Fusion soll durch Reparierbarkeit und modulares Zubehör punkten. Kann das gelingen? Das HMD Fusion soll durch Reparierbarkeit und modulares Zubehör punkten. Kann das gelingen?

HMD orientiert sich beim Fusion an Herstellern wie Fairphone und Motorola. Das Budget-Smartphone ist einerseits relativ einfach zu reparieren und bietet andererseits eine Reihe von modular ansteckbarem Zubehör (die sogenannten »Outfits«), wie zum Beispiel einen Gaming-Controller.

Auf den ersten Blick wirken die 108-Megapixel-Kamera, der große Akku mit einer Kapazität von 5.000 mAh und das 90-Hertz-Display verlockend – besonders im Hinblick auf den Preis.

Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass der Hersteller ein solides Alltagsgerät liefert, das zwar mit frischen Ideen aufwartet, aber auch einige Schwächen aufweist.

Ich habe das Fusion nun eine Woche im Alltag getestet und schildere euch meine Eindrücke des nachhaltigen, modularen HMD-Handys.

Transparenzhinweis: HMD hat mir das Fusion für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Artikelinhalt und bekam keine Einsicht vor dem Erscheinen des Tests. Es bestand keine Verpflichtung zu einem Testbericht.

HMD Fusion
HMD Fusion
Das HMD Fusion überzeugt mich in erster Linie durch sein Konzept: Es kann selbst repariert werden und setzt auf modulares Zubehör in Form sogenannter »Outfits«. Die Akkulaufzeit ist phänomenal, die Kamera liefert tagsüber schöne Aufnahmen. Dafür gibt es aber auch deutliche Schwächen: Das Display ist ziemlich dunkel, die Performance mittelmäßig und mir fehlt ein zweiter Lautsprecher für Stereosound. Der Update-Support könnte im Zeichen der Nachhaltigkeit zudem etwas länger sein. Zu einem Preis von weit unter 300 Euro sehe ich das Fusion dennoch als solides Einsteigerhandy.
  • Sehr lange Akkulaufzeit
  • Gute Kameraqualität bei Tageslicht
  • Nachhaltig dank Reparierbarkeit
  • Modulares Zubehör in Form von Outfits
  • eSIM-fähig
  • Display ist recht dunkel, die Farbdarstellung nicht optimal
  • Mittelmäßige Performance
  • Kein zweiter Lautsprecher für Stereosound
  • Update-Support könnte länger ausfallen
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Lieferumfang

Wie inzwischen herstellerübergreifend üblich, fällt auch der Lieferumfang des HMD Fusion überschaubar aus. Ein Netzteil liegt nicht bei, immerhin aber ein USB-C-auf-USB-C-Ladekabel mit einer Länge von einem Meter.

Zusätzlich gibt es ein SIM-Eject-Tool, eine Schnellstartanleitung und eine Schutzhülle aus Silikon. Eine Displayschutzfolie ist nicht aufgebracht, weshalb ich euch empfehle, beim Kauf direkt ein passendes Schutzglas mitzubestellen.


Design und Verarbeitung

Das Fusion wiegt 202,5 Gramm und misst 164,15 x 75,5 x 8,32 Millimeter (Höhe x Breite x Tiefe). Damit ist es fast genauso groß wie das von mir zuletzt getestete Nubia 70 Ultra, dabei aber rund 26 Gramm leichter. Im direkten Vergleich bemerke ich den Unterschied aber kaum.

Die Kamerainsel ragt beim Fusion leicht aus dem Gehäuse hervor. An der dicksten Stelle, der Linse der Hauptkamera, messe ich 11,6 Millimeter.

HMD setzt beim Gehäuse auf Kunststoff. Das ist in diesem Preisbereich nicht unüblich und stört mich persönlich überhaupt nicht. Kunststoff bietet gegenüber der Glasrückseite anderer Smartphones sogar den Vorteil, dass es mitunter robuster als Glas ist und etwa kleine Stürze besser wegstecken kann. Dafür ist es aber anfälliger für Kratzer.

Was mir auffällt: Die Rückseite ist sehr anfällig für Fingerabdrücke und Staub. Auch wenn ich mit einem Blasebalg und einem Mikrofasertuch versucht habe, den Staub zu entfernen, bleibt er förmlich am Handy haften.

Die allgemeine Verarbeitungsqualität des Gerätes macht jedoch einen guten Eindruck. Das Display ist sauber ins Gehäuse eingelassen, es gibt keine Spalten oder scharfen Kanten. Außerdem ist das Gehäuse sehr steif und lässt sich nicht verformen.

Das HMD Fusion besitzt lediglich zwei physische Schaltflächen, eine Lautstärkewippe sowie den Ein- und Ausschalter. Beide Knöpfe haben einen guten Druckpunkt und bieten kein Spiel. So robust das Handy auch anmutet, beim Wasserschutz gibt es nur eine IP54-Zertifizierung.

Damit ist das Gerät zwar gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Unter fließendem Wasser abspülen oder gar untertauchen solltet ihr das Fusion aber nicht. Ein höherer Wasserschutz wäre hier aus meiner Sicht schön gewesen. Immerhin bietet beispielsweise schon das günstige Samsung A25 eine IP68-Zertifizierung gegen dauerhaftes Untertauchen.

In der Hand liegt das Fusion trotz der ähnlichen Größe deutlich besser als das Nubia Z70 Ultra. Das liegt daran, dass sowohl die Ecken als auch die Seiten des Gehäuses leicht abgerundet sind. Dennoch bleibt das Smartphone für große Hände schwer im Einhandmodus zu bedienen – insbesondere im Vergleich mit meinem deutlich kleineren iPhone 13 Pro.

Im Vergleich mit dem iPhone 13 Pro ist das HMD Fusion viel größer. Im Vergleich mit dem iPhone 13 Pro ist das HMD Fusion viel größer.

Das Design des HMD Fusion gefällt mir insgesamt sehr gut. Bei den Displayrändern zeigt sich zwar ein deutlicher Unterschied zu aktuellen Top-Modellen (dazu später mehr), die Rückseitengestaltung finde ich aber klasse.

Der Hersteller setzt hier auf ein industrielles Design. Es wirkt fast so, als hätte HMD die Rückabdeckung vergessen. Überall sitzen kleine Schrauben und punktuelle Vertiefungen, was dem Gerät einen rustikalen Look verleiht.

Im unteren Bereich sitzt prominent der PIN-Anschluss, der für die »Outfits« benötigt wird. Da HMD das Fusion mit eben diesen Outfits bewirbt, werden die meisten Nutzer die Rückseite aber wohl ohnehin nur selten zu Gesicht bekommen, zumal in aller Regel auch eine Schutzhülle zum Einsatz kommt, die der Hersteller dem Handy ja ohnehin schon beilegt.

Schauen wir uns noch die Anschlüsse an:

  • An der Unterseite des Fusion befindet sich der USB-C-Anschluss. Dieser unterstützt nur den USB 2.0-Standard, was die Datenübertragung im Vergleich zu USB 3.2 Gen 2 langsamer macht. 
  • Ebenfalls am unteren Gehäuserahmen findet sich eine 3,5-Millimeter-Kopfhörerbuchse. Damit könnt ihr kabelgebundene Kopfhörer anschließen und so auch FM-Radio empfangen – ein Feature, das heutzutage nahezu ausgestorben ist.
  • Auf der linken Seite des Gerätes befindet sich der SIM-Karten-Steckplatz, der Platz für zwei Nano-SIM-Karten oder alternativ eine SIM-Karte und eine microSD-Speicherkarte bietet. Ein DualSIM-Betrieb mit zusätzlicher Speicherkarte ist nicht möglich. Allerdings lässt sich eine eSIM einrichten.
  • Der Fingerabdrucksensor sitzt auf der rechten Seite im Ein- und Ausschalter. Er reagiert schnell und zuverlässig, auch bei leicht feuchter Haut.

Neben dem Fingerabdrucksensor hat das Fusion zwei Mikrofone (eins zur Geräuschunterdrückung bei Anrufen) und zwei Lautsprecher. Leider kann der Lautsprecher in der Hörmuschel nicht für Videos oder Musik verwendet werden. Das bedeutet, es gibt keinen Stereoklang – der Sound kommt ausschließlich aus einer Richtung.

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Prozessor und Speicher

Im HMD Fusion arbeitet der Qualcomm Snapdragon 4 Gen 2 mit acht Kernen und einer Adreno 613-Grafikeinheit. Die Leistung ordnet sich im Einsteigerbereich ein, daher darf man keine hohen Erwartungen an die Performance haben.

Mein Testgerät kommt mit 256 GByte Speicher und 8 GByte RAM. Es ist auch in einer Version mit 128 GByte Speicher und 6 GByte RAM erhältlich.

So teste ich die Performance

Ich teste die Leistungsfähigkeit von Smartphones einerseits mit Apps und Spielen im Alltag. Gleichzeitig messe ich die CPU- sowie Gesamtperformance mit den Benchmark-Apps »Geekbench 6« sowie »AnTuTu Benchmark«, um eine objektive Vergleichbarkeit zwischen Smartphones herzustellen. Geekbench prüft die Single- und Multi-Core-Performance des Gerätes, AnTuTu die Gesamtleistung. Beide Programme geben am Ende eine Punktzahl aus und bieten auf ihrer Webseite zudem ein Ranking mit vielen anderen Geräten an.

Im Alltag empfinde ich die Leistung des Fusion als ausreichend. Apps wie YouTube, Chrome oder Gmail öffnen schnell, der Wechsel zwischen Anwendungen läuft flüssig. Durch das 90-Hertz-Display werden Bewegungen beim Scrollen oder innerhalb von Spielen außerdem ruckelfrei dargestellt.

Bei leistungshungrigen Applikationen merke ich jedoch, dass der Snapdragon 4 Gen 2 etwas schwach auf der Brust ist. So sehen etwa anspruchsvollere Games wie Genshin Impact oder Asphalt Legends grafisch deutlich schlechter aus als auf meinem iPhone oder dem Nubia Z70 Ultra.

HMD Fusion Nubia Z70 Ultra HMD Fusion Nubia Z70 Ultra

Grafikvergleich zwischen HMD Fusion und Nubia Z70 Ultra im Spiel »Genshin Impact«. Das Nubia zeigt deutlich mehr Details, zu sehen unter anderem beim Schatten des Charakters.

Sie laufen zwar ruckelfrei, dafür wird die gesamte Grafik auf dem Fusion aber stark heruntergeschraubt. Zudem sind die Ladezeiten zu Spielbeginn mitunter recht lang.

Nichtsdestotrotz: Wer nur gelegentlich auf dem Handy ein Spiel anwirft, kann das problemlos auch auf diesem Smartphone tun. Im Hinblick auf das angebotene Gaming-Outfit ist das dennoch schade - aber dazu gleich noch ein Tipp.

Für anspruchsvolle Anwendungen à la Videoschnitt oder Grafikbearbeitung ist das Fusion nichts. Hier solltet ihr zu einem leistungsfähigeren Modell greifen.

Im Geekbench 6-Benchmark zeigt sich: Das Fusion ist etwa auf dem Niveau des Galaxy A25. Zu Top-Modellen gibt es allerdings einen deutlichen Performance-Unterschied. Im Geekbench 6-Benchmark zeigt sich: Das Fusion ist etwa auf dem Niveau des Galaxy A25. Zu Top-Modellen gibt es allerdings einen deutlichen Performance-Unterschied.

Bei den Benchmark-Tests von Geekbench und AnTuTu schneidet das Fusion durchschnittlich ab, zumindest in seinem Preisbereich. Bei Geekbench erreicht es 922 Punkte im Single Core und 2.226 Punkte im Multi Core. Die Gesamtpunktzahl bei AnTuTu liegt bei 444.558.

In beiden Benchmarks ist das Handy weder auffällig gut, noch auffällig schlecht. Im Vergleich zu Top-Geräten zeigt sich jedoch ein himmelweiter Unterschied bei der Performance.

AnTuTu Benchmark: Das Fusion im Vergleich zu direkten Konkurenz- sowie aktuellen Top-Modellen. AnTuTu Benchmark: Das Fusion im Vergleich zu direkten Konkurenz- sowie aktuellen Top-Modellen.

Tipp für Gamer: HMD bietet für das Fusion ein Gaming-Outfit an. Dabei handelt es sich um einen Controller, in dessen Mitte das Handy eingeklemmt wird. Mit diesem lässt es sich natürlich deutlich besser spielen als auf dem Touchscreen.

Da aber gerade anspruchsvolle Games nicht besonders schön aussehen, wäre Cloud-Gaming eine Alternative für euch. Der Hersteller arbeitet in diesem Bereich mit der Plattform »Blacknut« zusammen – vermutlich ist aus der Kooperation auch das Gaming-Outfit entstanden.

Hot Wheels Unleashed auf dem HMD Fusion mit Gaming Outfit und über den Cloud-Gaming-Dienst »Blacknut«. Hot Wheels Unleashed auf dem HMD Fusion mit Gaming Outfit und über den Cloud-Gaming-Dienst »Blacknut«.

Der kostenpflichtige Service bietet Zugriff auf über 500 Titel, darunter Games wie Metro Exodus oder Hot Wheels Unleashed. Durch das Cloud-Gaming ist die Spielegrafik auf dem Handy besser, ihr benötigt lediglich eine gute Internetverbindung.

Monatlich kostet der Service je nach Tarif zwischen 7,50 und 21 Euro. Beim Kauf des Fusion könnt ihr Blacknut zwei Monate kostenlos testen. Alternativ lässt sich natürlich auch ein anderer Cloud-Gaming-Dienst nutzen.

Ich habe Blacknut ausprobiert und einige Titel angespielt. Das Cloud-Gaming funktioniert einwandfrei und die Grafik ist viel besser als bei den installierten Mobile Games. Mit dem Controller macht es außerdem mehr Spaß als über den Touchscreen.


Display

Das 6,56 Zoll große LC-Display des Fusion hat eine Auflösung von 1.612 x 720 Pixeln (HD) und eine Pixeldichte von 269 ppi. Die Bildwiederholrate liegt bei 90 Hertz, die Spitzenhelligkeit bei 600 Nits.

Insgesamt ist das Display ganz in Ordnung, bei der Auflösung habe ich nichts zu beanstanden. Sie ist für mich persönlich hoch genug, sodass alles ausreichend scharf dargestellt wird.

Allerdings stören mich zwei Dinge:

  • Die Farbwiedergabe ist nicht optimal.
  • Die maximale Helligkeit ist viel zu gering. Jetzt im Winter ist das noch kein Problem, in der gleißenden Sommersonne dürfte es aber schwer werden, auf dem Bildschirm noch Inhalte gut erkennen zu können.

Das Display des Fusion ist deutlich dunkler als das des iPhone 13 Pro und des nochmals deutlich helleren Nubia Z70 Ultra. Das Display des Fusion ist deutlich dunkler als das des iPhone 13 Pro und des nochmals deutlich helleren Nubia Z70 Ultra.

Im Vergleich mit dem Nubia Z70 oder dem iPhone 13 Pro (zwei Top-Modelle) fällt der Unterschied bei der Displayqualität deutlich auf. Das Display des Fusion ist merklich dunkler und hat zudem ab Werk eine kältere Farbabstimmung. Ich habe die Farbtemperatur in den Einstellungen daher auf eine wärmere Einstellung angepasst, was die Darstellung für mich angenehmer macht.

Im Vergleich mit Konkurrenzmodellen im gleichen Preissegment gewinnt das Fusion ebenfalls keinen Blumentopf. Das Galaxy A25 bietet unter anderem ein AMOLED-Panel mit höherer Auflösung (Full HD) und Helligkeit (1.000 Nits).

Abseits der technischen Daten fallen noch drei Dinge beim Display auf:

  • Die Displayränder sind breiter als bei aktuellen, hochpreisigen Modellen (etwa 2,5 Millimeter).
  • Das untere Kinn ist nochmals merklich breiter (rund 6 Millimeter).
  • Die Frontkamera sitzt in einem Punch-Hole in der oberen Mitte des Displays.

Entsperren lässt sich das Handy übrigens nicht nur via Fingerabdrucksensor oder PIN, sondern auch per Gesichtserkennung. 

Das funktioniert zuverlässig, so sicher wie Apples Face ID ist die Entsperrmethode auf dem Fusion mangels fehlender Infrarot-Technik jedoch nicht. Im Zweifel kann eine sehr ähnlich aussehende Person wie euer Kind das Telefon entsperren, gibt HMD in den Einstellungen an.


Akkulaufzeit

Der verbaute Akku im Fusion besitzt eine Kapazität von 5.000 mAh. Das Gerät unterstützt die Schnellaufladung mit maximal 33 Watt, drahtloses Aufladen mit Qi-Ladegeräten ist jedoch nicht möglich beziehungsweise nur mit einem Zubehör-Outfit.

Und die Akkulaufzeit? Die ist wirklich spitze!

So teste ich die Akkulaufzeit

Ich verwende die Android-Software »PCMark«, um einen Akkubenchmark durchzuführen und eine Vergleichbarkeit mit anderen Smartphones zu schaffen. Die App erledigt dabei Alltagsaufgaben wie Web-Browsing, Video-Wiedergabe, Textverarbeitung und Bildbearbeitung, bis der vollständig aufgeladene Akku unter 20 Prozent fällt. Am Ende gibt das Programm eine Zeitdauer als Gesamtergebnis aus.

Im Benchmark von PCMark erreicht das HMD Fusion stolze 26 Stunden und 15 Minuten. Das ist wirklich phänomenal.

Zum Vergleich: Das Nubia Z70 Ultra kam mit seinem 6.150-mAh-Akku auf gerade einmal 9 Stunden und 47 Minuten. Andere Top-Geräte wie das Pixel 9 oder Galaxy S24+ landen bei rund 15 bis 16 Stunden.

Im Benchmark von PCMark erzielt das Fusion Bestwerte, selbst im Vergleich zu Top-Geräten. Im Benchmark von PCMark erzielt das Fusion Bestwerte, selbst im Vergleich zu Top-Geräten.

Das Fusion dürfte euch somit locker durch zwei Tage bringen, wenn ihr es »normal« nutzt und nicht stundenlang Videos anseht.


Kamera

Die Hauptkamera des Fusion bietet zwei Linsen, wobei die Zwei-Megapixel-Optik lediglich der Tiefenschärfe dient. Somit bleibt nur eine Kameralinse für Fotos.

Hier setzt HMD auf einen Weitwinkel mit einer Blende von ƒ/1.8 und einen Sensor mit einer Auflösung von 108 Megapixeln – nähere Angaben macht der Hersteller nicht.

Innerhalb der Foto-App stehen verschiedene Modi zur Verfügung, unter anderem für Aufnahmen bei Nacht, für Porträts oder Videos. Zudem gibt es einen »Pro«-Modus, bei dem sämtliche Parameter manuell eingestellt werden können.

Die meisten von euch werden sicherlich den Automatikmodus verwenden, der schlicht »Foto« heißt. Hier bietet der Hersteller neben der regulären Weitwinkel-Brennweite auch einen dreifachen Zoom an.

Da dieser mangels einer weiteren Linse nicht optisch stattfindet, könnte es sich um einen Digitalzoom handeln oder aber HMD nutzt nur einen Teil des Sensors, um so einen kleineren Bildausschnitt zu erzeugen. Das kennen wir aus dem Kamerabereich, wenn APS-C-Objektive an einer Vollformatkamera mit größerem Sensor betrieben werden.

Der Vorteil der Ausschnitt-Methode wäre gegenüber einem Digitalzoom eine bessere Bildqualität. Aber genug der Theorie.

Wie schlägt sich die Kamera des Fusion?

Bei Tageslicht entstehen mit dem Smartphone richtig schöne Fotos. Sie sind kontrastreich und scharf. Der Hersteller verzichtet auf eine starke Übersättigung oder zu starke Nachschärfung, wodurch natürliche Aufnahmen herauskommen.

Beim dreifachen Zoom sind die Ergebnisse ähnlich gut, allerdings büßt die Kamera hier schon deutlich an Schärfe ein.

Anders sieht es in den Abendstunden aus, wenn das Tageslicht verschwunden ist. Wenn noch Lichtquellen wie Straßenlampen vorhanden sind, entstehen mit dem Weitwinkel noch durchaus annehmbare Aufnahmen.

Im Zoombereich ist das jedoch nicht mehr der Fall. Hier fehlen Schärfe und Details und Fotos wirken, wie einmal durch den Weichzeichner gedreht.

Bei richtiger Dunkelheit und nur entfernten, punktuellen Lichtern, hat das Fusion keine Chance mehr. Hier versagt das Handy mehr oder minder seinen Dienst und gibt unbrauchbare Fotos aus. Einen deutlichen Unterschied sieht man am Beispiel der folgenden Aufnahme, die ich einmal mit dem Fusion und einmal mit meinem iPhone 13 Pro angefertigt habe.

Apple iPhone 13 Pro HMD Fusion Apple iPhone 13 Pro HMD Fusion

Apple iPhone 13 Pro und HMD Fusion im Low-Light-Vergleich

Also: Bei Tageslicht top, bei Nacht leider ein Flop!

Ich finde zudem, dass das Handy die Tiefenschärfenkamera nicht gebraucht hätte. Zumindest ich nehme kaum Porträts auf, bei denen mir ein Bokeh wichtig wäre. Als sinnvoller würde ich einen Ultraweitwinkel oder aber ein Teleobjektiv erachten.

Die Selfiekamera mit 50 Megapixeln Auflösung ist nicht gut. Selbst bei gutem Licht wirken Aufnahmen stark weichgezeichnet, ihnen fehlt es an Schärfe und Details. Ansehnliche Selfies gelingen somit nicht, für Videochats oder Snapchat-Clips ist sie in Ordnung.

Selbstporträts wirken stark weichgezeichnet. Sie sehen insgesamt einfach nicht gut aus. Selbstporträts wirken stark weichgezeichnet. Sie sehen insgesamt einfach nicht gut aus.

Hier kann ich noch kurz einen Schwenk hinüber zum Flashy-Outfit machen. Die Schutzfülle mit klappbarem LED-Ring kann in Situationen mit wenig Licht durchaus nützlich sein. Die LED-Farbe kann in der Kamera-App verändert werden, ebenso die Helligkeit der Beleuchtung. Wenn wenig Licht zur Verfügung steht, macht das einen deutlichen Unterschied, wie ihr folgend erkennen könnt.

Ohne Flashy-Outfit Mit Flashy Outfit Ohne Flashy-Outfit Mit Flashy Outfit

Bei schlechten Lichtverhältnissen kann die LED-Beleuchtung des Flash-Outfits helfen, die Bildqualität zu verbessern.

Aber, wie ihr seht: Richtig gut sehen die Aufnahmen trotzdem nicht aus.

Lautsprecher

Zu den verbauten Lautsprechern muss ich nicht viel sagen. Leider kann der Lautsprecher in der Hörmuschel im regulären Audiobetrieb nicht genutzt werden, was für mich ein echter Nachteil ist. Ich empfinde den fehlenden Stereosound beim Hören von Musik oder Anschauen von Videos als störend, weil der Klang aus nur einer Richtung kommt und eine Räumlichkeit fehlt.

Die Soundqualität selbst ist ebenfalls kaum nennenswert. Der Klang ist flach und wirkt gequetscht. Die maximale Lautstärke ist »OK«, aber nicht besonders hoch – immerhin übersteuert der Sound nicht.


Konnektivität

Bei der Konnektivität sehe ich das Fusion als gut aufgestellt. Ihr bekommt 5G, WiFi 6, NFC (für mobiles Bezahlen beispielsweise), GPS und Bluetooth 5.1. Letzterer Standard ist inzwischen zwar etwas angestaubt (mittlerweile ist Bluetooth 5.4 aktuell), reicht jedoch aus, wenn ihr keinen besonders hohen Anspruch an die Audioqualität via Bluetooth habt.

Im Hinblick auf die Codecs steht nämlich kein LDAC oder aptX Lossless bereit, immerhin aber aptX Adaptive mit einer Bitrate von bis zu 420 Kilobit pro Sekunde. Zum Vergleich: Eine standardmäßige Audio-CD hat eine Bitrate von 1.411 Kilobit pro Sekunde. Wir liegen also deutlich darunter.

Ansonsten hatte ich ja schon die eSIM-Kompatibilität und den veralteten USB-Standard (2.0) angesprochen. Letzterer ist im Alltag allerdings zu vernachlässigen, wenn ihr nicht gerade häufig Daten aufs Handy kopiert oder ein externes Display anschließen möchtet. MicroSD-Speicherkarten unterstützt das Fusion im Übrigen bis zu einer Größe von einem Terabyte.


Betriebssystem und Updates

Das HMD Fusion kommt mit Android 14. Der Roll-Out für Android 15 hat bereits begonnen, auf meinem Testgerät steht das Update zum Testzeitpunkt (Anfang Januar 2025) aber bisher nicht zur Verfügung. 

Die Herstelleroberfläche bei Android 14 ist sehr nah am regulären Android gehalten, nur bei den App-Symbolen auf dem Homebildschirm geht HMD seinen eigenen Weg und bildet diese in Schwarzweiß ab.

Bezüglich Bloatware gibt es beim Fusion keinen Grund für Kritik. Es sind zwar einige Nicht-Google-Apps vorinstalliert (unter anderem Booking.com, LinkedIn und Kindred). Insgesamt sind es jedoch nur wenige Programme, die sich bei Bedarf auch schnell löschen lassen.

Schließt ihr kabelgebundene Kopfhörer ans Fusion an, könnt ihr mit dem Handy auch Radio hören – ohne Internetverbindung über UKW. Schließt ihr kabelgebundene Kopfhörer ans Fusion an, könnt ihr mit dem Handy auch Radio hören – ohne Internetverbindung über UKW.

Ein fast vergessenes Feature gibt es beim Fusion auch: Steckt ihr kabelgebundene Kopfhörer an, dienen diese zeitgleich als Radio-Antenne. Über die vorinstallierte »FM-Radio»-App könnt ihr dann UKW-Sender empfangen – dieses Relikt hat HMD wohl noch aus Nokia-Zeiten übernommen. Mir gefällt das, denn so lässt sich auch unabhängig vom mobilen Internet Musik hören.

Bei der Updatepolitik siedelt sich HMD im Durchschnitt an. Der Hersteller verspricht zwei große OS-Updates für das Fusion sowie drei Jahre Sicherheitsupdates. Für ein Gerät in diesem Preissegment ist das aus meiner Sicht zwar in Ordnung.

Allerdings hätte HMD den Software-Support ruhig noch etwas verlängern können, schließlich wird das Handy auch mit einer besonders guten Reparierbarkeit beworben, wodurch es lange nutzbar sein soll.


Reparierbarkeit

HMD arbeitet beim Fusion mit der Reparaturplattform iFixit zusammen. Hier werden künftig auch Ersatzteile erhältlich sein. Tauschen lassen sich dann Akku, Display, Ladeplatine und die Rückabdeckung. Entsprechende Reparaturanleitungen sind bereits online einsehbar.

Die Reparaturanleitungen zeigen, dass die Selbstreparatur zwar möglich und deutlich einfacher als bei anderen Smartphones ist, jedoch komplizierter als beim Fairphone. Der Service richtet sich eher an Hobbybastler, die bereits Erfahrung mit dem Reparieren von Smartphones haben.

Wer noch nie ein Smartphone geöffnet hat oder nie einen Feinmechaniker-Schraubendreher in der Hand hatte, wird es aus meiner Sicht auch beim Fusion schwer haben, die Reparatur selbst durchführen zu können.

Dennoch finde ich die Möglichkeit sehr löblich und meine, dass mehr Hersteller diesen Weg beschreiten sollten.


Outfits

Zu Beginn dieses Tests habe ich Motorola erwähnt. 2016 brachte der Hersteller das Moto Z auf den Markt, ein modulares Smartphone, das mit verschiedenen Zubehörteilen wie einem Kameraaufsatz, einem Projektor und einem Lautsprecher erweitert werden konnte.

Durchgesetzt hatte sich das nicht, vermutlich weil das Zubehör auch kostspielig war. Inzwischen gehen einige Hersteller einen etwas anderen Weg: Apple setzt auf MagSafe und bietet hier unter anderem eine Powerbank mit magnetischer Halterung an. CMF setzt beim Phone 1 auf Gadget-Mods und stellt Daten für eigene 3D-Drucke zur Verfügung.

HMD macht es ähnlich: Der Hersteller bietet aktuell neben dem Gaming-Controller (70 Euro) auch ein »Flashy Outfit« mit klappbarem LED-Ringlicht für 50 Euro an, das sich für Fotos und Videos eignet.

Das LED-Licht des Flashy-Outfits lässt sich umklappen und so auch für Selfies nutzen. Das LED-Licht des Flashy-Outfits lässt sich umklappen und so auch für Selfies nutzen.

Daneben gibt es ein robustes »Rugged Outfit« (94 Euro) mit Wireless-Charging-Funktion sowie ein reines Wireless-Charging-Outfit ab 44 Euro.

Wie CMF stellt auch HMD ein Entwicklungs-Toolkit bereit, über das ihr eigene Zubehörteile für das Fusion entwickeln könnt. Ein interessanter Ansatz, bei dem sicherlich interessante Projekte herauskommen können.


Wissenswertes zum Test
So habe ich getestet

Ich habe das HMD Fusion rund eine Woche im Alltag genutzt und dabei versucht, so viel wie möglich an diesem Gerät zu machen. Ganz ersetzen kann ich mein Hauptgerät (iPhone) nicht, da meine Kommunikation größtenteils über iMessage läuft und ich zudem verschiedene Geräte über Apple HomeKit steuere.

Spezifikationen

Technische Daten des HMD Fusion
DisplayIPS LCD, 90 Hertz, 600 Nits Spitzenhelligkeit, 720 x 1.612 Pixel, 269 ppi, 6,56 Zoll
Abmessungen164,2 x 75,5 x 8,3 mm Milimeter
Gewicht202,05 Gramm
OS-VersionAndroid 14
Geplante Updates3 Jahre Software-Updates, 2 OS-Updates
KameraHauptkamera: 108 Megapixel, Samsung ISOCELL HM6 sensor

Tiefenschärfekamera: 2 Megapixel
Prozessor / GPUQualcomm Snapdragon 4 Gen 2, Adreno 613
RAM / Speicher128GB+6GB RAM, 256GB+8GB RAM
Akku5.000 mAh
Display-EntsperrmethodeFingerabrucksensor, Gesicht, PIN
AnschlussUSB-C 2
IP-ZertifizierungIP54
KonnektivitätWiFi 6, Bluetooth 5.1, NFC, 5G, GPS + 3 weitere Satellitenortungssysteme, Kopfhörerbuchse
FarbenSchwarz
Preis (UVP)230 Euro / 250 Euro

Preis und Verfügbarkeit

Das HMD Fusion Ultra kam im September für 270 beziehungsweise 300 Euro in den Handel. Inzwischen sind die Preise schon deutlich gefallen. Beim Hersteller selbst gibt es das Smartphone mittlerweile ab 230 Euro, andere Händler verlangen ähnlich viel. Außerdem erhältlich sind Pakete bestehend aus Smartphone und einem Outfit.

Solltet ihr euch das HMD Fusion kaufen?

Das HMD Fusion lohnt sich für euch, wenn …

  • … ihr ein nachhaltiges Handy sucht, das günstig ist und selbst repariert werden kann.
  • … euch das Konzept mit den Outfits gefällt und ihr das erhältliche Zubehör als nützlich erachtet oder aber selbst welches designen möchtet.

Mögliche Alternativen zum HMD Fusion

Samsung Galaxy A25 5G: Das Samsung-Smartphone ist ab 180 Euro erhältlich. Es bietet ein besseres Display (AMOLED, heller, höher aufgelöst) und erhält länger Updates. Zudem besitzt es Stereo-Lautsprecher und zwei zusätzliche Kameralinsen (Ultraweitwinkel und Makro).

CMF Phone 1: Wenn euch das Konzept mit den Outfits gefällt, könnte auch das CMF Phone 1 interessant für euch sein. Auch für das Phone 1 gibt es inzwischen einiges an funktionalem Zubehör. Daneben besitzt dieses Handy ein deutlich helleres AMOLED-Display und einen etwas schnelleren Prozessor. Preislich ist das CMF Phone 1 ab 212 Euro erhältlich.

Am Ende meiner Testwoche kann ich über das HMD Fusion sagen: Es ist ein solides Einsteiger-Handy mit interessantem Ansatz. Das Konzept mit der Reparierbarkeit und den Outfits gefällt mir gut, die Akkulaufzeit ist spitze. Einen großen Punktabzug gibt es beim Display. Außerdem empfinde ich den fehlenden zweiten Lautsprecher als sehr nervig, da ich häufiger ein Video auf dem Handy anwerfe und mich der Mono-Sound dann stört.

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