Hätte mir jemand diese Grafikkarten-Zahlen vor drei Jahren gezeigt, hätte ich ihn für verrückt erklärt

Aus heutiger Sicht sind die aktuellen Zahlen von Mindfactory nur die Bestätigung der traurigen Realität. Aus damaliger Sicht sind sie einfach nur verrückt, findet unser Autor.

Die jüngsten Daten von Mindfactory, die aktuell bei Reddit die Runde machen, sprechen eine klare Sprache: Bei AMD ist der durchschnittliche Verkaufspreis für Grafikkarten demnach seit Februar 2020 um 103 Prozent gestiegen, bei Nvidia um 93,5 Prozent. Wir sprechen also ungefähr von einer Verdoppelung. Autsch!

Beim ersten Blick auf diese Zahlen habe ich zunächst mit einer gewissen Gleichgültigkeit reagiert, frei nach dem Motto: Traurig, aber wahr - und vor allem längst nicht mehr überraschend. Im nächsten Moment war ich dann aber von meiner eigenen Gleichgültigkeit etwas schockiert und dachte mir: Das darf doch nicht wahr sein!.

Dieser persönliche Blick zurück ändert nichts an der teuren Realität, aber ein großes Ärgernis ist die nun schon über zwei Jahre andauernde Situation trotzdem. Und das Schlimmste daran: Besserung ist nicht in Sicht - von etwas Hoffnung auf Sales-Aktionen vielleicht mal abgesehen:

Wer mit dem Aufrüsten lange gewartet hat, könnte bald endlich belohnt werden

Nils Raettig
Nils Raettig

Nils ist mit seinem Einstieg im Jahr 2013 der dienstälteste Mitarbeiter im GameStar-Tech-Team, begonnen hat seine Arbeit als Tech-Redakteur aber nochmal drei Jahre früher bei der altehrwürdigen PC Praxis. Mit PC-Technik setzt er sich sogar schon seit Kindheitstagen auseinander, da sein Vater bereits früh den ersten 286er ins Haus geholt hat. Besonders viel Freude bereitet es ihm, möglichst schnelle, kompakte und dennoch leise Rechner zu bauen. Seitdem er Vater von Zwillingen ist, kommt er privat aber nur noch selten dazu - in Anbetracht der aktuellen GPU-Preise vielleicht nicht der schlechteste Umstand.

Wir ahnten nicht, was uns bevorstand

Gehen wir drei Jahre zurück, befinden wir uns in einer völlig anderen Situation. Viele inklusive mir blickten damals noch guter Hoffnung auf das 2020 anstehende Grafikkarten-Duell zwischen AMD RX 6000 und Nvidia RTX 3000. Insbesondere deshalb, weil RTX 2000 als überteuert galt und AMD mit RX 5000 nicht im Highend-Segment angreifen konnte, was sich mit den neuen GPUs endlich ändern sollte.

Die Corona-Pandemie begann außerdem gerade erst, sich anzukündigen und an Krieg in der Ukraine haben zu diesem Zeitpunkt wohl viele noch nicht gedacht.

Selbst als Anfang 2021 sowohl die neuen RTX-3000-Grafikkarten als auch die RX-6000-Modelle kaum zu bekommen und extrem teuer waren, konnte man noch Hoffnung haben. Schließlich schienen die Gründe dafür schienen recht klar und eher von begrenzter Dauer zu sein.

Einerseits war die Chip-Nachfrage bedingt durch die Corona-Pandemie und viele neue Hardware-Releases innerhalb kurzer Zeit sehr groß, was die Kapazitäten der Hersteller an ihre Grenzen brachte. Neben den neuen GPUs von AMD und Nvidia gab es da schließlich noch die PlayStation 5 und die Xbox Series X.

Andererseits war ein Mining-Boom in vollem Gange, wie wir ihn nicht zum ersten Mal haben kommen und wieder gehen sehen. Auch ich war deshalb zu der Zeit noch guter Hoffnung, dass sich die Situation früher oder später schon wieder beruhigen würde. Wie sehr ich doch falsch lag!

Was selbst Anfang 2021 noch nicht sicher absehbar war, schien Anfang 2020 für mich undenkbar. Hätte mir jedenfalls damals jemand gesagt, dass 2023 vierstellige Preise für neue Grafikkarten die Norm sind, hätte ich ihn ziemlich sicher für verrückt erklärt.

Auch Zahlen von Geizhals.de belegen den deutlichen Preisanstieg bei Grafikkarten. Auch Zahlen von Geizhals.de belegen den deutlichen Preisanstieg bei Grafikkarten.

Das nötige Kleingeld ist offenbar vorhanden

Die vergangenen zwei Jahre haben sowohl uns als auch die GPU-Hersteller eines klipp und klar gelehrt: Es gibt offensichtlich genug Menschen, die bereit sind, eine vierstellige Summe für eine Gaming-Grafikkarte auszugeben.

Versteht mich nicht falsch, ich fälle darüber kein Urteil. Schließlich muss jeder selbst wissen, wie viel Geld er für ein Hobby wie das PC-Gaming ausgibt. Außerdem habe ich als Vater von zwei Kindern, der zwischendurch meist nur noch für eine Runde League of Legends Zeit findet, leicht reden: Aufrüsten ist bei mir schlichtweg unnötig.

Auf den ersten Blick kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, eine derart hohe Summe für eine GPU auszugeben. Nur um mir auf den zweiten Blick einzugestehen, dass ich es vermutlich früher oder später doch tun würde, wenn ich mehr Zeit für PC-Spiele hätte. Eine zumindest etwas vernünftigere Wahl wäre aber eine Grafikkarte wie die RTX 3070, die im Preisbereich von etwa 500 Euro zu haben ist:

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Immerhin kann eine neue Grafikkarte meinem Eindruck nach heutzutage deutlich länger gute Dienste verrichten als es beispielsweise vor zehn Jahren noch der Fall war. Das gilt trotz neuer Techniken wie Raytracing, die man bei Bedarf ausschalten kann.

All das ändert aber nichts daran, dass ich mir die Zeit sehnlichst zurück wünsche, zu der vierstellige Preise für eine Grafikkarte die absolute Ausnahme waren und zu der man auch mit einer Investition von 200 bis 300 Euro eine neue, gute Mittelklassegrafikkarte der aktuellsten Generation kaufen konnte.

Hättet ihr vor drei Jahren damit gerechnet, dass die Situation auf dem Grafikkartenmarkt so schlimm wird, wie sie es mittlerweile seit über zwei Jahren ist? Und wie viel Geld habt ihr für eure aktuelle Grafikkarte ausgegeben? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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