Das 17. Jahrhundert, die Epoche von Mount & Blade: With Fire and Sword, zählt zu den ereignisreichsten und umwälzendsten Zeitaltern der europäischen Geschichte. Die Konfessionalisierung trieb einen Keil in Europa und gipfelte im verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), feudale Herrschaftsstrukturen erodierten und souveräne Nationalstaaten wie Frankreich oder Schweden erhoben sich zu Großmächten, während das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in Kleinstaaterei zerfiel. Erste periodische Zeitungen (seit 1605/1609) läuteten das Zeitalter der Massenmedien ein, der Barock brach sich in Kunst, Architektur und Lebensart bahn, und Vorderlader-Schusswaffen sowie Söldnerheere revolutionierten das Kriegshandwerk.
Trotzdem ist diese Epoche vielen weitgehend unbekannt, andere Zeitalter wie die römische Antike, der 2. Weltkrieg oder das Mittelalter rangieren in der öffentlichen Wahrnehmung wesentlich weiter oben. Wer kann schon auf Anhieb einen Hollywood-Historienschinken oder ein jüngeres Computerspiel nennen, das im 17. Jahrhundert spielt?
Diesem Aufmerksamkeitsdefizit wird sich auch Mount & Blade: With Fire and Sword stellen müssen, dem nach Warbandzweiten Ableger der Mount & Blade-Reihe des schwedischen Publishers Paradox Interactive. With Fire and Sword spielt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert im Grenzbereich zwischen den Königreich Schweden, dem russischen Zarenreich, der Adelsrepublik Polen-Litauen sowie der Ukraine. Weder die Epoche noch der osteuropäische Schauplatz sind bei uns besonders populär.
Das Prinzip Mount & Blade
Das Original-Mount & Bladesowie das aufpolierte Remake Warband spielten noch im Hochmittelalter, gemäß dem Titel zieht unser Held darin mit Pferd und (Schwert-)Klinge oder Lanze in die actionreichen Schlachten. Dabei steuern wir direkt über die Maus Angriffsschwünge oder -stöße sowie unterschiedliche Blockvarianten. Das System erfordert vor allem im Mehrspielermodus (seit Warband) einiges an Übung zur Perfektionierung, erlaubt aber spannende und fordernde Nahkampfduelle mit menschlichen Mitspielern.
Außerhalb der Schlachten zieht man in Mount & Blade auf einer schlichten Übersichtskarte durch die Welt. Dort stehen uns sämtlichen Wege offen, um Macht, Ruhm und Wohlstand zu erlangen Mit der Zeit scharen wir Gefährten (ähnlich einer Rollenspielparty) und Gefolgsleute (gegen Geld) um uns. Was wir dann anstellen, liegt allein am Spielertypus: Wir können Grund erwerben, um Handwerkstätten zu errichten, lukrative Handelskarawanen einrichten, gnadenlos Dörfer plündern, adelige Herrschaften für Lösegeldforderungen gefangen nehmen, Burgen belagern, Kurier- und Kopfgeldaufträge ausführen, für Könige Vasallendienste leisten und vieles mehr.
Für die völlige spielerische Freiheit und die vielschichtige Spielmechanik zahlen die Spieler einen Preis: Grafik und Präsentation wirken in den Mount & Blade-Spielen stark antiquiert, und so gut wie alles muss sich der Spieler selbst hart erarbeiten. Trotzdem entwickelte sich bald eine treue Fangemeinde um Mount & Blade, das einen ganz eigenen Retro-Charme versprüht und an 80er-Jahre-Titel wie Elite, das Ur-Pirates! oder Ghengis Khan erinnert (wie sogar einer der Entwickler selbst bestätigt). Schon damals bekam der Spieler nichts geschenkt, und eine durchgehende (gar inszenierte) Handlung gab es meist auch nicht.
Gentlemen, an die Gewehre!
An diesem bewährten Spielprinzip rüttelt With Fire and Sword nicht. Kein Wunder, entstand dieser Titel doch auf Basis einer polnischen Fan-Mod für das erste Mount & Blade, die der Entwickler TaleWorlds nun professionell mit der Warband-Engine aufpoliert. Stattdessen konzentriert sich das Spiel, das wir in einer zeitlich beschränkten Vorschauversion anspielen konnten, auf Verbesserungen und Veränderungen im Detail.
Das augenscheinlichste Unterscheidungsmerkmal ist bereits im Titel With Fire and Sword festgehalten: Schusswaffen halten Einzug auf dem Schlachtfeld. Mit Vorderlader-Musketen und -Büchsen nehmen wir in Kämpfen mit der bewährten Steuerung (ähnlich wie bei Bogen oder Armbrust im Vorgänger) Gegner aufs Korn.
Der Effekt ist gravierend, denn schon ein halbwegs platzierter Treffer streckt den Feind zu Boden, und auch wir halten nur wenige Treffer aus Schusswaffen aus. Später im Spiel können wir sogar auf handgezündete Handgranaten zurückgreifen oder bei Belagerungen ganze Mauerbollwerke in die Luft sprengen.
Wer die alten Vorderlader-Waffen aber kennt, der weiß, dass es ein Dutzend zeitraubender Handgriffe braucht, ehe die Waffe wieder schussbereit ist. Auch in With Fire and Sword brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit zum Nachladen. Das ist realistisch und wegen der massiven Wirkung auch wünschenswert. Allerdings macht das Spiel Abstriche beim Realismus, denn auch im Sprint oder in gestrecktem Galopp auf einem Pferderücken können wir nachladen.
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