Die CES 2024 liegt hinter uns und hatte einige spannende Neuheiten auf Lager. Eine der Ankündigungen birgt aber ordentlich Zündstoff: MSI präsentierte auf der Messe den MEG-321URX, der zunächst wie ein normaler, wenngleich technisch hochwertiger QD-OLED-Monitor daherkommt.
Der Clou steckt im Inneren, genauer: In der KI-Assistenz, die MSI »AI Skysight« getauft hat und vorerst nur für mein geliebt-gehasstes League of Legends aktiviert werden kann.
Diese Künstliche Intelligenz soll dazu in der Lage sein, die Minimap im laufenden Spiel zu analysieren und mich per deutlich sichtbarem Warnsignal am Rand zu alarmieren, wenn gegnerische Helden auf mich zulaufen. Wie das Ganze in Aktion aussieht, seht ihr im Video der Kollegen von PCGamesHardware:
Link zum YouTube-Inhalt
Und genau hier liegt die Krux der gesamten Geschichte, denn ist der MSI MEG-321URX mit dieser KI-Erkennung ein »Hardware-Cheat«? Oder handelt es sich hierbei nur um eine clevere Assistenz, die auf einer Stufe mit bekannten League-Apps steht?
Ich bin zumindest hin- und hergerissen, was ich mit dem für dieses Jahr angekündigten Monitor anfangen soll.
Was für und gegen den MSI-Monitor als Cheat spricht
Die erste Frage, die in diesem Kontext gestellt werden muss: Worin unterscheidet sich der MSI-Monitor im Grundsatz von den in der League-Community weitverbreiteten Software-Tools?
In meinem Fall kenne und nutze ich aktiv Programme wie Mobalytics oder iTero, die mir etwa vor dem Spiel eine Analyse geben, welcher Held, welche Runen, welche Items am besten zur Runde passen.
Insbesondere iTero ist hier als Vergleichswert hervorzuheben, schließlich bewirbt sich die Software als KI-gestützter Assistent für die Heldenauswahl
.
Aber genau das ist der Punkt: »Für die Heldenauswahl«. »Vor dem Spiel«. Hilfreich, keine Frage, aber das eigentliche Spielen muss ich schon selbst machen.
Die KI-Assistenz im MSI-Monitor wirkt hingegen im Ersteindruck wie eine deutlich signifikantere Unterstützung; ein nicht zu übersehendes Warnsignal in den teils hektischen Gefechten.
Auch etablierte Software hilft im Spiel
Nun lässt sich gewissermaßen argumentieren, dass sich die KI nur frei verfügbare Informationen zieht und diese angenehmer für den Spieler verpackt. Auf die Minimap könnte man ja selbst immer wieder schauen und reagieren.
Das erwähnte Mobalytics erledigt das bereits auf einer ähnlichen Ebene, wenn es etwa um die Respawn-Timer von den Monstern im Jungle geht. Auch die lassen sich theoretisch händisch kalkulieren und zeitlich korrekt abmessen, doch solche Apps machen das Ganze eben ein Stück einfacher.
Das Feature wurde übrigens so beliebt, dass Entwicklerstudio Riot Games mittlerweile für bestimmte Ziele wie die beiden wichtigen Buffs einen eigenen Timer eingebaut hat.
Ja, in den Anfangsjahren von League of Legends hatten wir solche Timer nicht im Spiel integriert, wir mussten das tatsächlich selbst nachrechnen – oder eben auf Apps zurückgreifen. Diese Historie ist wohl mit ein Grund, wieso Riot Games nicht aktiv gegen solche Software vorgeht.
MSI selbst argumentiert hierzu im Übrigen inhaltlich nicht viel; einzig der Satz »Noch ist es kein Cheaten, wie man es dann verwendet, muss jeder selbst für sich entscheiden« fällt hier.
Solange Riot Games also nicht mit dem berüchtigten »Vanguard«-Anti-Cheat interveniert, wird der Monitor wohl als legitim gesehen.
Allerdings könnte die ganze Thematik zukünftig noch brenzliger und schwieriger einzustufen werden, denn das Skysight-Feature soll auch auf andere Spiele trainierbar sein. Eine Runde Counter-Strike mit Warnsignalen, wo sich Gegner befinden, ist in Shooter bedenklich nahe dran an klassischen Wallhacks.
Spannend ist auch die Frage, ob der MSI-Monitor das Potenzial hat, die kompetitive Meta in League of Legends an sich zu verändern. Zumindest kann ich mir bei weitläufiger Verbreitung des KI-Features vorstellen, dass Champions, die auf Unsichtbarkeit setzen, es deutlich schwerer haben könnten.
Nehmt zum Beispiel Twitch - die Ratte, nicht das Streamingportal -, dessen Spielerfolg mit der Möglichkeit steht und fällt, aus dem Nichts in anderen Lanes aufzutauchen. Wenn mich der Monitor vor so einem Überraschungsbesuch warnen kann, wäre Twitch zumindest in dieser Hinsicht nutzlos und könnte deshalb seltener gespielt werden.
Ist der MSI-Monitor jetzt ein Cheat oder nicht?
Momentan muss ich es mit der MSI-Aussage halten – solange es von Riot Games nicht verboten wird, ist der Monitor für mich kein Cheat im herkömmlichen Sinne. Solange es »nur« eine Aufbereitung der frei verfügbaren Informationen ist, ist der Monitor eine Assistenz wie jede andere legitime League-Software auch.
Der MEG-321URX ist in meinen Augen aber bis zu einer eindeutigen Aussage seitens der League-Entwickler definitiv einer der Grenzfälle. Wenn schon nicht im legitimen, dann wenigstens im moralischen Sinne.
Schließlich ist der Monitor nur gegen happige Bezahlung verfügbar: 1.200 US-Dollar verlangt MSI für den MEG-321URX, ein Europreis steht bisher nicht fest. Die Software-Apps lassen sich für alle kostenlos herunterladen.
Vor diesem Hintergrund rutschen wir aber in eine gänzlich andere Diskussion – macht das den MSI-Monitor weniger zum Cheat als vielmehr zu einer Pay-to-Win (more) Mechanik? Das mulmige Gefühl beim Anblick des Bildschirms werde ich auf absehbare Zeit also so oder so nicht los.
Das restliche Line-up an Monitoren auf der CES 2024 konnte sich indes mehr als nur sehen lassen und kommt grundsätzlich ohne KI-Kontroversen aus.
Warum ich dieses Jahr als womöglich bestes für Gaming-Monitore einstufe, erfahrt ihr im folgenden Text:
Jetzt ist eure Meinung gefragt: Ist der MSI MEG-321URX ein Hardware-Cheat? Oder seht ihr den kommenden Monitor auf einer Ebene mit den gängigen Software-Tools, mit denen Spieler in League of Legends sich zumindest keine verbotenen Vorteile verschaffen können? Gibt es bestimmte Apps, die ihr in League nutzt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.